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verschiedene: Die Gartenlaube (1890)


Reihe von Jahren geheim bleiben muß, so ist doch der schwere Bann von ihnen genommen, und in stillen Glück leben die Gatten fortan in den schönen Räumen des Ambraser Schlosses bei Innsbruck.

Der Maler hat den Augenblick dargestellt, in welchem der Kaiser, überwältigt von dem Anblick, der sich ihm bietet, und hingerissen von den Empfindungen, welche die holde Frau durch ihre Worte in ihm geweckt hat, tiefsinnend zurückgesunken ist auf seinen Stuhl. Scheu blicken die blühenden Enkelkinder empor zu dem erschütterten Manne, in welchem sie zum erstenmal den Großvater erschauen.

Erst 1654, nach dem Tode Kaiser Ferdinands I., wurde die Ehe auch öffentlich anerkannt und Philippine zur Markgräfin von Burgau ernannt, ein Name, der auch auf ihre Kinder überging.





Der älteste Blitzableiter. Das Jahr 1749 wird gewöhnlich als dasjenige angesehen, in welchem Benjamin Franklin den Blitzableiter erfunden hat. 1762 wurde dann der erste Blitzableiter in England, 1769 der erste in Deutschland zu Hamburg am Jakobithurm errichtet. Seltsamerweise wird aber schon im 14. Jahrhundert der Vorschlag gemacht, die angebliche schädliche Einwirkung des Blitzes auf die Hühnereier durch einen aufwärts gekehrten spitzigen eisernen Nagel – also einen Blitzableiter – abzuwehren. In dem zwischen 1346 und 1349 geschriebenen „Buch der Natur“ von Conrad von Megenberg findet sich nämlich folgende Stelle: „Ez verderbent auch die prutayer dicke (oftmals) von einen, gähen donr, oder von des habichs stimme. Jdoch hat man ein chunst dawider, daz in (ihnen) der donr iht (nicht) schad: der ainen spizzen, eysnen nagel nimmt, und legt in twehrs (quer) zwischen die ayr, oder inwendig (inmitten) setzet den nagel auf gerichtet: so schadet in (ihnen) der Toner nicht.“ Uebrigens sollen schon die alten Aegypter Kenntniß von Vorrichtungen zur Ableitung der Blitzgefahr gehabt haben.





Die ausstoßende Kraft des Gletschereises. Unter den Bergbewohnern besteht die Meinung, daß die Gletscher nichts Fremdes in sich dulden und alles Unreine ausstoßen. In der That ist es wahr, daß Gegenstände, die in Gletscherspalten gefallen oder absichtlich hineingeworfen worden waren, nach einiger Zeit an einer tieferen Stelle des Gletschers zum Vorschein kamen. Ein derartiger Fall erregte vor Jahren großes Aussehen. Im Jahre 1820 wollte der russische Naturforscher Dr. Hamel mit zwei englischen Forschern und vielen Führern und Trägern den Montblanc besteigen. Als sich die Gesellschaft nicht mehr weit von dem Gipfel befand, gerieth der auf dein Eise lose liegende Schnee ins Gleiten, stürzte als Lawine in die Tiefe und drei von den Leuten wurden verschüttet. Nach 41 Jahren gab der Bossongletscher an seinem unteren Ende einige Reste der Opfer wieder. Man fand hier Theile der Kleider der Verunglückten und den grünen Gletscherschleier des Dr. Hamel, der von den noch lebenden Führern wiedererkannt wurde. Ein Jahr darauf wurde eine Hand nebst anderen Resten gefunden. Man glaubte früher wirklich daran, daß dem Eise eine ausstoßende Kraft beiwohne. Der Vorgang erklärt sich jedoch anders. – Im Jahre 1827 war auf der Mittelmoräne des Aargletschers eine Steinhütte erbaut worden; drei Jahre darauf fand man, daß dieselbe um 100 m thalabwärts gewandert war. 1832 wurden auch die Reste einer Leiter gefunden, die Sauffure im Jahre 1788 auf dem „Mer de Glace“ (Eismeer) des Montblanc zurückgelassen hatte, und aus dem Fundorte wurde berechnet, daß jene Reste jährlich 114 m thalwärts zurückgelegt hatten. Seit jener Zeit wissen wir, daß die Gletscher langsam aber stetig zu Thal fließen. Infolgedessen gelangen sie in wärmere Regionen und schmelzen ab, so daß die Gegenstände, die in die Gletscherspalten gefallen sind, nunmehr auf der Oberfläche des Gletschers erscheinen.

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Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Aussagen werden nicht berücksichtigt.)


E. Sch. Bremen. Ohne Besuch einer Kriegsschule können zur Offiziersprüfung nur diejenigen zugelassen werden, welche im Besitz eines vollgültigen Abiturientenzeugnisses eines deutschen Gymnasiums oder Realgymnasiums sind und mindestens ein Jahr auf einer deutschen Universität, technischen Hochschule, Berg- oder Forstakademie studirt haben, sowie die Offiziere des Beurlaubtenstandes, welchen die Erlaubnis, zum Uebertritt in den Friedensstand des Heeres ertheilt worden ist.

D. K. in Wels, Oberösterreich. Wir müssen Sie auf den Abschnitt über den Barometer in irgend einem physikalischen Lehrbuch verweisen. Innerhalb des Rahmens einer Briefkastennotiz läßt sich Ihre Anfrage nicht beantworten.

F. L. in Bordeaux. Die Romane E. Werners sind, mit Ausnahme der neuesten, ins Französische übersetzt worden, „Vineta“ ist im Verlage von W. Hinrichsen in Paris erschienen.

C. Sch. Frankfurt a. M. Durch die neuesten Veröffentlichungen ist allerdings der Name „Behrends“ als der richtige nachgewiesen werden. Bis dahin aber herrschte ein Schwanken in der Schreibung des Namens. Wir haben uns an die von Anastasius Grün, dem nahen Freunde Lenaus, gehalten, welcher in seiner biographischen Einleitung zu Lenaus Werken „Behrend“ schreibt.

E. B. Hemmerde. Ihrem Wunsche dürfte das Werk von Kugler, „Geschichte Friedrichs des Grossen“ entgegenkommen. Was Dickens’ ausgewählte Romane betrifft, so sind dieselben gewiß eine vortreffliche Lektüre. Im übrigen übernimmt bekanntlich die Redaktion und Verlagshandlung der „Gartenlaube“ für den Inhalt der Inseratbeilagen keine Verantwortung.

I. E. in Stadtilm. Die Form „Offiziersaspirant“ ist die richtige.

Waldrose in G. bei P. „Bitte um Antwort in der nächsten Nummer!“ Haben Sie noch nie eine Notiz in der „Gartenlaube“ gelesen, daß eine Antwort wegen der langen Druckzeit, welche die hohe Auflage unseres Blattes erfordert, frühestens in vier Wochen erfolgen kann? Dann bitten wir Sie, es sich jetzt freundlich zu merken! Halten Sie übrigens Ihren Namen etwas leserlicher geschrieben, so hätten wir Ihnen gern längst brieflich geantwortet Also Malstudien, „hübsche Vorlagen für eine fleissige Dilettantin“ wünschen Sie. Da Sie nicht näher angeben, welcher Art dieselben sein sollen, nennen wir Ihnen: „Rehwild“, 8 Blatt Naturstudien, und „An der See“, vier Studien vom holländischen Strande (beides Verlag von Willner u. Pick, Teplitz in Böhmen). Wenn sie im Zeichnen geübt sind, können Sie nach diesen Vorlagen recht hübsche Aquarellen ausarbeiten.

J. A. S., Tucson Nicht geeignet. Sie wollen freundlichst über das Manuskript verfügen

J. B., Amsterdam Wenden Sie sich an den „Deutschen Hilfsverein“ in Amsterdam. Derselbe erhält für seinen menschenfreundliche Thätigkeit Beiträge von seiten des Deutschen Reiches und der Einzelstaaten und hat im Jahre 1889 1200 bedürftige Deutsche unterstützt.

Junge Frau in Pl..n. Ein sinniges Gedenkbuch für junge Mütter erschien unter dem Titel „Mein Kind von der Wiege bis zur Schule“ bei Brachvogel und Ranft in Berlin. Dasselbe enthält vier reizvolle Bilder des häuslichen Glücks von Alexander Zick und daneben hübsch umrahmte leere Blätter für handschriftliche Aufzeichnungen. Wünschen Sie aber ein mehr allgemein gehaltenes Buch, so bietet derselbe Verlag in seinem „Gedenkbuch fürs Haus“ in einfach gediegener Ausstattung eine Chronik, in welche Sie alle die kleinen und großen Ereignisse des Familienlebens eintragen können.




Warnung vor Geheimmitteln.

Die Geheimmittelschwindler sind unermüdlich in der Erfindung immer neuer Mittel zur Ausbeutung der wirklichen oder eingebildeten Leidenden, denen die Zuversicht zu einem tüchtigen praktischen Arzte mangelt, die aber kein Bedenken tragen, ihr Geld wie ihre Gesundheit dem ersten besten Kurpfuscher in der leichtfertigsten Weise anzuvertrauen. Soviel auch gegen den Geheimmittelschwindel gekämpft wird, immer wieder treibt er neue Blüthen, und so sicher und einträglich ist das Geschäft, daß ein kostspieliger Reklameapparat in Bewegung gesetzt werden kann, durch marktschreierische, oft spaltenlange Annoncen und besondere „Beilagen“ zu den Tageszeitungen die Opfer aus nah und fern heranzulocken. Mittel, welche einen Werth von wenigen Pfennigen besitzen, werden vielfach um doppelt so viele Mark abgegeben und als „Universalmittel“ gegen alle möglichen Krankheiten angepriesen, während sie in der That nicht gegen eine einzige helfen. Dabei wird kein Alter verschont, vom Säugling in der Wiege an bis zum altersgebeugten Greise jeder bedacht; und kein Leiden irgend welcher Art giebt es, gegen das die Kurpfuscher nicht angeblich durchaus sichere Mittel gefunden hätten.

Einen interessanten Beleg dafür, wie vielseitig sich der Geheimmittelschwindel entwickelt hat und mit welcher Erfindungsgabe er ins Werk gesetzt wird, bieten wieder die jüngsten Bekanntmachungen des unermüdlich gegen das Kurpfuscherunwesen kämpfenden Ortsgesundheitsrathes zu Karlsruhe in Baden, denen wir hiermit zur allgemeinen Warnung weitere Verbreitung geben wollen. Berlin, Hamburg und Dresden können als Hauptsitze des hier in Frage kommenden Geheimmittelschwindels gelten, doch werden auch von kleineren Orten aus und von großen Städten des Auslandes, namentlich London, Paris, Budapest, Wien, Leichtgläubige mit Anpreisungen aller Art beglückt.

Der Ortsgesundheitsrath schreibt in den von ihm versandten besonderen Flugblättern:

1. „Als ‚Beruhigungsmittel für zahnende Kinder’ empfiehlt Marie von Schack durch besondere Reklamen der Niederlage von Karl Hoffmann, Berlin 8, Brandenburgstraße 19, Kräuter-Zahnsäckchen, welche die Kinder auf der Herzgrube tragen sollen. Die kleinen Säckchen aus farbigen, Stoff enthalten etwa 2 Gramm eines gröblichen aromatischen Pflanzenpulvers, hauptsächlich Steinklee, das die angepriesene Wirkung nicht ausübt. Der Preis von 1 Mark für zwei derartige Säckchen ist viel zu hoch, da der Werth nur wenige Pfennige beträgt.“

2. „G.H.Braun in Hamburg preist in einer Broschüre verschiedene Mittel gegen Kopf- und Nervenleiden marktschreierisch an. Das Braunsche Kopfwasser erwies sich als eine stark mit Wasser verdünnte weingeistige Lösung ätherischer Oele (sogen. Kölnisches Wasser), während in den mit geheimnisvollen Aufschriften versehenen homöopathischen Tropfen keinerlei wirksame Bestandtheile nachgewiesen werden konnten. Beiden Mitteln, welche zusammen für 2 Mark 30 Pfennig in jeder Apotheke gekauft werden können, während sich Braun 9 Mark dafür bezahlen läßt, kommt die angepriesene Heilwirkung nicht zu.“

3. „Ein Dr. Stark in Liebau in Schlesien preist in einer umfangreichen Schrift seine Mittel zur Heilung der Epilepsie an. Diese bestehen in „Krampfthee“ und „Krampfpulver“ (Antispasmodium). Ersterer ist zusammengesetzt aus Baldrianwurzel, Veilchenwurzel, Engelsüß, Faulbaumrinde, Arnicablüthen, Römischen Kamillen und Sennesblättern. Das Pulver enthält hauptsächlich pulverisirte Baldrianwurzel, welcher reichlich Zucker zugesetzt ist.

Beide Mittel sind völlig unwirksam gegen Epilepsie, kosten aber bei Stark zusammen 11 Mark 40 Pfennig, während ihr Werth nach der Arzneitaxe 3 Mark 75 Pfennig beträgt.“

4. „Unter dem Namen Altstädters ‚Phönix-Geist’ wird als Universalmittel gegen die verschiedenartigsten Krankheiten ein gewöhnlicher, mit Zimmet und Enziantinktur versetzter Getreidebranntwein marktschreierisch angepriesen.

Die Flasche einer solchen Mischung, die weder bei äußerlichem Gebrauch noch bei innerer Anwendung irgend welche Heilwirkungen hat, kostet bei dem Erfinder B. Altstädter, Budapest, 10 Mark, während sie in jeder Apotheke für 2 Mark zu bekommen wäre.“

5. „‚Taubheit endlich heilbar’ ist die Aufschrift einer Broschüre, in welcher auf marktschreierische Weise für den ‚Chinesischen Balsam’ von Dr. Mountain in London, Chancery Lane 64, Reklame gemacht wird und welche schwerhörigen Personen von London aus zugeht. Die Broschüre verspricht bei dem Gebrauch dieses ‚unfehlbaren Heilmittels’ nicht nur Erneuerung der Ohrtrommeln und Wiederherstellung der Gehörnerven, sondern sogar Heilung angeborener Taubheit. Der ‚Chinesische Balsam’ besteht aus einer Mischung von Mohnöl, Glycerin und Weingeist und hat bei den oben bezeichneten tieferen Erkrankungen des Ohres keinerlei Heilwirkung. Was den Preis betrifft, so würde eine derartige Mischung in jeder Apotheke nach der Arzneitaxe 70 Pfennig kosten, während für den Balsam die Summe von 4 Mark 50 Pfennig bezahlt werden muß, welche sich durch die Transportkosten (Zusendung durch die Apotheke zur Austria von A. Grohs in Wien) auf 6 Mark 28 Pfennig erhöht.“

6. „Paul Weidhaas, Dresden-Altstadt, Reißigerstraße 42, preist in Blättern und besonderen Broschüren marktschreierisch ein Heilverfahren gegen Asthma an.


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