Seite:Die Gartenlaube (1890) 035.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

Es sind also derartige „Rundreisehefte“ nichts anderes als eine besondere Art Rückfahrkarten, deren wesentliche Vorzüge: die Möglichkeit der Fahrtunterbrechung auf jeder größeren Zwischenstation ohne alle Förmlichkeiten, vor allem aber die ausgiebige Gültigkeitsdauer von wenigstens 45 Tagen man sich gern gefallen läßt.

Das König Johann-Denkmal in Dresden. Auf dem Platze zwischen der Hofkirche und dem Hoftheater zu Dresden erhebt sich das Denkmal des Königs Johann von Sachsen, von dem die „Gartenlaube“ schon früher (vgl. Halbheft 15 des vor. Jahrg.) kurz berichtet hat, ein eindrucksvolles Kunstwerk von Johannes Schillings Meisterhand, würdig des Anlasses, aus dem es geschaffen wurde, der achthundertjährigen Jubelfeier der Wettiner, und würdig des Mannes, dem es gilt.

Das König Johann-Denkmal in Dresden, entworfen von Johannes Schilling.

Ein Stufenbau aus grünem Syenit trägt eine Basis von 13/4 Metern Höhe. Dem Auge des Beschauers zunächst liegend, ist dieser Theil am reichsten mit figürlichem Reliefschmucke bedacht; lebendig entworfene Gruppen auf den beiden Langseiten versinnbildlichen das vielgestaltige Erwerbsleben des gesegneten Sachsenlandes, Land- und Forstwirthschaft, Handel und Gewerbe; wir sehen auf unserer Abbildung Merkur, den Gott des Handels, mit seinem Stabe, den Bergmann an der Arbeit, den Schiffer in seinem Nachen, den Fischer an seinem Netze, und über ihnen thront der Wohlstand mit seinem reichen Füllhorne. Die vorspringenden Rundungen an den vier Ecken tragen andere Gruppen, die Künste, die Wissenschaften, die Industrie und das Kriegswesen darstellend; übereinstimmende Sinnbilder zieren die Sockel der über diesen Rundpfeilern sich erhebenden Kandelaber. Auf der geschilderten Basis ruht das mächtige 3 Meter hohe Postament; es trägt auf seiner Vorderseite unter der Königskrone den einfachen Namen Johann, am unteren Rande aber auf einem durch zwei Kränze gewundenen Spruchbande die auf die goldene Hochzeit König Johanns und seiner Gemahlin bezüglichen Zahlen 1822–1872. An den beiden Langseiten sind Genien angebracht, welche in schwebender Haltung Tafeln tragen mit Sprüchen, die des Königs Charakter kennzeichnen, auf der einen Seite: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben“, auf der andern: „Fromm und wahrhaftig sein behütet den König, und sein Thron besteht durch Frömmigkeit“. Ein Buch mit dem Bildnisse Dantes, als Erinnerung an König Johanns wissenschaftliches Streben, die Regierungszahlen 1854–1873, endlich ein Schild mit der Jahreszahl der Errichtung des Denkmals nehmen die Rückseite ein.

Ueber diesem Postamente nun ragt das fast 6 Meter hohe eherne Reiterstandbild empor. Den Krönungsmantel über der Generalsuniform, das Scepter im rechten Arme, unbedeckten Hauptes, so schaut der greise König mit dem milden Ausdrucke des Gesichtes, der ihm eigen war, über die Welt zu seinen Füßen weg, „ein Fürst, der in Wahrheit auf der Menschheit Höhen wandelte“. Die Porträtähnlichkeit ist in hohem Grade gelungen und das ganze Denkmal darf sich den schönsten Werken plastischer Kunst in Deutschland ebenbürtig an die Seite reihen. Alle Theile desselben, mit alleiniger Ausnahme des Unterbaues aus Syenit, sind aus Bronze mit jener hohen Vollendung hergestellt, die der Künstler schon am Niederwalddenkmal vor aller Welt bewiesen hat. =     

Kaiserin Auguste Victoria. (Zu unserer Kunstbeilage.) Mit dem Halbheft 1 des vorigen Jahrganges der „Gartenlaube“ boten wir unseren Lesern in besonderer Kunstbeilage das Porträt Kaiser Wilhelms II. dar, mit dem jetzt beginnenden Jahrgang lassen wir als Gegenstück das Bildniß der jungen regierenden Kaiserin folgen. Die jedem Deutschen längst vertrauten freundlich gewinnenden Züge der Kaiserin Auguste Victoria – so, und nicht Augusta Victoria wünscht die hohe Frau genannt zu werden – sprechen auch aus diesem Bilde, und wir hoffen, gerade mit dieser Kunstgabe einem besonderen Wunsche unserer Leser entgegenzukommen.


Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

H. F. in Insterburg. Mittels folgender Flüssigkeit kann man Tintenflecke, Schriftzüge etc. entfernen, ohne das Papier zu beschädigen. 20 g Chlorkalk schüttelt man mit 30 g destillirtem Wasser, bis sich der Chlorkalk löst. Dann läßt man die Flüssigkeit so lange ruhig stehen, bis sie völlig klar erscheint, worauf man sie vorsichtig in ein dunkles Fläschchen gießt. Zu dem Flascheninhalte giebt man nunmehr 5 g Essigsäure, schüttelt tüchtig um und verschließt das Fläschchen fest, so lange man das Mittel nicht benutzt. Wenn dann die Tintenflecke, Schriftzüge etc. von dem Papier entfernt werden sollen, werden dieselben vermittelst eines feinen Haarpinsels mit der Flüssigkeit bestrichen, mit weißem Lösch- oder Fließpapier abgepreßt und schließlich getrocknet.

B. S. in Berlin. Das Gold ist keineswegs, wie Sie anzunehmen scheinen, das theuerste Metall; es giebt eine ganze Reihe Metalle, die höher im Preise stehen als dasjenige, aus dem die halben, die ganzen und die Doppelkronen geprägt werden, da sie äußerst selten oder schwierig darzustellen sind und meistens nur für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden. Die „Naturwissenschaftliche Wochenschrift“ brachte gewissermaßen eine Preisliste der selteneren und seltenen Metalle. Demnach sind theurer als Gold das Iridium, Osmium, Palladium, Barium, Niobium, Ruthenium, Didymium, Yttrium, Strontium, Beryllium, Lithium und das Vanadin. Das Kilogramm feinen Goldes gilt 3000 Mark; von den obengenannten Metallen ist am billigsten das Palladium, das Kilo kostet aber immerhin 4000 Mark. Am theuersten ist dagegen das im Jahre 1840 von Mosander aufgefundene Didymmetall, dessen Preis 36 000 Mark für das Kilogramm beträgt. Das leichteste der Metalle ist das Lithium (feine Salze in den sog. Lithionwässern sind bekanntlich Heilmittel gegen Gicht, „Zipperlein“ etc.) – aber ein Kilo davon kostet die schwere Summe von 20 000 Mark.

Frau H. H., Schönberg O/L. Wir bedauern, in die Geheimnisse der holländischen Wäsche nicht hinlänglich eingeweiht zu sein, um Ihnen den Grund angeben zu können, warum dieselbe durch besondere Weiße glänzt. Probieren Sie einmal das alte deutsche Rezept; sorgfältig jedes Stück vorher einseifen, viel Wasser, viel Seife, wenig Soda, sauber auswaschen, tüchtig kochen, brühen, schwenken, zuletzt Rasenbleiche im Sommer. Sie werden dann über Mangel an Weiße wohl nicht zu klagen haben.

Ant. S. Wenden Sie sich gefl. an einen Arzt.

R. K. in Kolmar i. P. Wir rathen Ihnen, sich das Buch von A. Dreger, „Die Berufswahl im Staatsdienste“ zu verschaffen. Dort finden Sie S. 12 und S. 21 der 3. Auflage auf alle Ihre Fragen ausführliche Antwort.

K. H. in Cilli. Sie finden im Jahrgang 1886 der „Gartenlaube“ eingehende Beschreibungen und zahlreiche Abbildungen der Schlösser König Ludwigs II. von Bayern. Eine „Gralburg“ ist nicht darunter.

J. H. O. „Nirwana“ ist ein Begriff der buddhistischen Religionslehre und bedeutet wörtlich „das Erlöschen“, das heißt die vollständige Loslösung von aller Unruhe und allen Schmerzen des körperlichen Daseins, ein traumhaftes Vergessen alles Irdischen, nach der buddhistischen Lehre der Gipfel der Vollkommenheit.

R. S. in A. Sie finden alle einschlägigen Bestimmungen in der Anlage 2 zur „Deutschen Wehrordnung“, in welcher die Prüfungsordnung zum einjährig-freiwilligen Dienst abgedruckt ist. Ueber die Erfolge der einzelnen Vorbildungsanstalten können wir Ihnen keine Auskunft geben.



[ Verlagswerbung für Julius Lohmeyers Jugendzeitschrift „Deutsche Jugend“. Hier nicht dargestellt.]



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Leipzig: Ernst Keil, 1890, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_035.jpg&oldid=- (Version vom 20.6.2023)