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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

genügenden Schlaf sorgen. Anekdoten, daß berühmte Männer mit drei oder vier Stunden Schlaf auskamen, dürfen nicht maßgebend sein, in der Regel muß die Dauer des Schlafes länger bemessen sein und die mindeste Forderung beträgt 7 bis 8 Stunden.

Traurig ist es um denjenigen bestellt, der unter starken Erregungen arbeiten muß; er reibt sich gar schnell auf. Er muß die Erregung vermeiden, muß sie niederzuhalten wissen; zur Diätetik der Geistesarbeit gehört nothwendig auch die Selbstbeherrschung und die Ruhe, die deren heilsame Folge ist. – Doch damit sind die Gesundheitsregeln nicht erschöpft. Ein gesunder Geist lebt nur in einem gesunden Körper, und der geistige Arbeiter muß auch für diesen sorgen. Zweckmäßige Ernährung, Turnen, Bewegung in freier Luft darf gerade der durch seinen Beruf an das Zimmer Gefesselte nicht unterlassen. Was den Körper erfrischt, das erfrischt auch den Geist. Aber auch während der geistigen Arbeit muß den Bedürfnissen des Körpers Rechnung getragen werden. Sitzen oder stehen – das ist in der Regel die Frage, die sich unsere Leute vorlegen. Weder das eine noch das andere, lautet die Antwort, denn das anhaltende Sitzen ist schädlich und das anhaltende Stehen gleichfalls. Also auch hier muß Abwechslung herrschen. Der Arbeitsplatz muß dementsprechend eingerichtet sein und es gehören zu ihm auch Teppiche, Strohdecken oder Filzschuhe, damit die Füße warm erhalten werden. Man muß eben für den ganzen Körper sorgen von Kopf bis zum Fuß, wenn alles in richtiger Harmonie bleiben soll.

Das sind die wichtigsten Gesundheitsregeln bei geistiger Arbeit. Niemals sollte dieselbe ununterbrochen jahrelang fortgesetzt werden: einmal im Jahre muß jeder ausspannen und in die Ferien gehen. Thut er es nicht, so geht er nicht gleich zu Grunde; wenn er sich aber brüstet, daß er es aushalten kann, so übersieht er, daß sein Geist nicht so frisch und klar ist wie früher; er erfährt es einmal später durch die Kritik anderer – und leider oft zu spät. *

Von der Nase. Sie ist ein recht wichtiger Theil unseres Körpers – die Nase. Sie bereitet uns oft so viel Aerger und Verdruß, während Nasenfreuden recht selten sein sollen. Der Volksmund beschäftigt sich viel mit ihr und es giebt Kenner, die aus der Gestalt des Riechorgans auf den Charakter des Menschen schließen. Da kommt eine Dame mit spitzer Nase und es heißt gleich, daß sie zänkisch und leicht zum Zorn geneigt sei; ein kleines Näschen soll ein Temperament verrathen, das Veränderung liebt und dabei weichlich ist. Dreist sollen die armen Menschen sein, die lange und gebogene Nasen haben, und deren Riechorgan zu dick gerathen und zu groß gewachsen ist, die werden als roh gestempelt. Selbst die Dummheit hat man Personen mit stumpfer Nase anhängen wollen. Wie wir sehen: alles Laster und Fehler; von Tugenden, die aus der Nase herausleuchten, ist keine Rede!

Menschliche Nasenformen.

So das „Volk“! Dann kamen die „Gelehrten“ und maßen die Nasen, und da blieb wieder ein Makel an ihnen hängen. Die Nase hat einen Fehler, sie ist niemals vollkommen symmetrisch, das eine Nasenloch ist stets größer als das andere und auch die Nasenspitze schaut nicht immer gerade in die Welt hinaus, sondern wendet sich meist etwas nach links oder rechts. Die Wissenschaft hat der Nase jedoch wenigstens eine Bedeutung zuerkannt. Der knöcherne Nasenrücken steht mit der Kultur der Rasse in gewisser Wechselbeziehung. Höher gebildete Völker haben auch einen höheren Nasenrücken. Man hat die zahlreichen Formen der menschlichen Nase in eine Ordnung zu bringen gesucht, und wir führen, um uns weitläufige Beschreibungen zu ersparen, die Hauptformen dem Leser leibhaftig vor. Da sind sie: 1) Adlernase, 2) gerade Nase, 3) Stumpfnase, 4) Habichtsnase, 5) Semitennase. Sie kommen selten rein vor, und wir begegnen im Leben einer Unzahl von Mischtypen. Nichts desto weniger hat man gewissen Rassen und Nationen gewisse Nasenformen zusprechen wollen. Eine Statistik, wie wir eine solche für Blonde und Brünette besitzen, fehlt uns in Bezug auf die Nasen, und so müssen die Nationalnasen vor der Hand noch als fragliche Größen angesehen werden. Den Versuch einer Nasenstatistik hat Prof. Johannes Ranke in München gemacht. Er untersuchte eine Anzahl jugendlicher altbayerischer Männer und fand bei ihnen folgende Nasen heraus: Adlernasen 31 Prozent, gerade Nasen 44 Prozent, Stumpfnasen 25 Prozent. Die Habichtsnase war in reiner Form nicht vertreten, sondern stets mit einer der oben genannten gemischt. Was nun die weibliche Nase anbelangt, so wissen wir von ihr nur zu berichten, daß sie kleiner und feiner ist als die männliche … im Durchschnitt selbstverständlich. Die Lehre von der Nase ist, wie wir sehen, noch keineswegs ausgebildet, und wer sich Nasenstudien widmen will, kann leicht schöne Entdeckungen machen. *

Aloys Löher und seine Siegfriedstatue. (Zu dem Bilde S. 757.) Unsere Leser erinnern sich vielleicht noch der Abbildung einer schönen Bronzegruppe, welche die „Gartenlaube“ in Nr. 7 des Jahrgangs 1884 brachte und welche die Vertheidiger der einzigen im Kriege von 1870 und 1871 verloren gegangenen deutschen Fahne darstellte. Es war das bedeutende Werk, in dem der aus dem Felde heimgekehrte, damals wenig über zwanzigjährige Aloys Löher die heroischen Eindrücke einer großen Zeit niederlegte und das später auf dem Marktplatz von Thorn zur Aufstellung kam.

Seitdem hat der Künstler, meist unter Leitung seines Lehrers Zumbusch in Wien, unermüdlich weiter gestrebt und geschaffen. Er arbeitete mit an dem Kriegerdenkmal zu Augsburg, an dem Beethovendenkmal und an dem Standbild der Maria Theresia zu Wien, während zugleich zahlreiche Büsten seine Meisterschaft im Porträtfache bekundeten. Seit 1883 ist der Künstler nach der Neuen Welt übergesiedelt und dort, in New-York, ist er in letzter Zeit mit einer neuen Schöpfung seiner heroischen Richtung, mit einem „Siegfried“, hervorgetreten, von dem wir heute eine Abbildung vorführen. Hoch schwingt der jugendliche Held der germanischen Sage das furchbare Schwert, welches Regino, der Zwerg, ihm geschmiedet hat, und das so stark und so scharf ist, daß er einen Ambos mit ihm spalten kann. Mit diesem Schwert erschlägt er den Drachen, dessen Blut seinen Leib undurchdringlich härtet gegen Hieb und Stoß, und erbeutet den verderbenschwangeren Hort der Nibelungen, der ihm selbst ein entsetzensvolles Ende bereitet.

Aber in dem Augenblicke, den der Künstler uns vorführt, fühlt der Götterjüngling nur die sieghafte Gewalt, die mit diesem Schwerte in seine Hand gegeben ward, und es ist, als ob ein geheimnißvoller, mächtiger Strom von Kraft aus der geschwungenen Waffe sich in seine gewaltigen Glieder ergösse. S.

Sackträger und Elevatoren. In verschiedenen Hafenstädten sind in letzter Zeit Getreideelevatoren erbaut worden, vermittelst deren die Frucht vom Schiff ausgebaggert und durch ein endloses Band, welches sich zwischen Lager und Hebeapparat bewegt, aufgefangen und nach dem Lager übergeführt wird. Durch eine andere Vorrichtung kann das Getreide auch wieder vom Lager auf das Schiff oder die Eisenbahn übergeladen werden. Ein solcher Elevator soll 700 Centner Getreide stündlich ein- oder ausladen können. Damit ist der allmähliche Untergang der Zunft der Sackträger, deren Monopol das Ein- und Ausladen jahrhundertelang war, endgültig besiegelt. Ein Gasmotor von 25 Pferdekräften, der eine solche Maschine in Bewegung setzt, thut jetzt die Arbeit für Hunderte jener herkulischen Gestalten, deren Stolz ihre außerordentliche Körperstärke war.




Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Ant. K. in H. So ungefähr haben Sie richtig gerathen. Nach dem „Nautical Magazine“ nimmt als Seehafen die erste Stelle London ein mit 12 165 396 Reg. Tons. Ihm folgt New-York mit 11 866 801 Tons. Die fünfte Stelle als Ein- und Ausfuhrhafen und die achte als Durchgangs- und Kohlenhafen nimmt Hamburg ein mit 7 578 837 Tons; Antwerpen mit 6 801 980 Tons nimmt als Ein- und Ausfuhrhafen die achte, als Durchgangshafen die elfte Stelle ein.

Ch., Solingen. Was Ihre erste Frage anbetrifft, so müssen wir Sie bitten, sich an einen Rechtsanwalt zu wenden. – Wenn die von Ihnen angegebenen Zahlen richtig sind, so gehören Sie jetzt der Landwehr II. Aufgebots an. Zu Kontrolversammlungen dürfen Sie dann nach §115 der „Deutschen Wehrordnung“ im Frieden nicht herangezogen werden.

Dr. C. G. in H. bei Wien. „Dito und Idem“ ist Pseudonym für die Königin Elisabeth von Rumänien (Carmen Sylva) und Frau Mite Kremnitz.

P. D. in Wien. Für das freundlichst angebotene Märchen haben wir leider keine Verwendung. – Der Preis des „Gartenlaube“-Kalenders beträgt 60 Kreuzer ö. W.

Hausfrau in K. Jede Hausfrau kann Kleider und Vorhänge, überhaupt leinene Stoffe, auf leichte Art und Weise unverbrennlich machen. Man löst 40 g borsaures Natron (Borax) und 280 g schwefelsaures Ammoniak (beide Chemikalien liefert jedes Kräutergewölbe und jede Apotheke) in 1½ Litern Wasser auf. In diese Lösung taucht man die unverbrennlich zu machenden Kleider, Spitzenvorhänge etc. ein und ringt sie dann aus. Die so behandelten Stoffe brennen nicht; ja sie gerathen nicht einmal ins Glimmen, auch wenn man sie längere Zeit in die Flamme hält.

A. K., Sprachlehrer in B. Unseres Wissens das einzige Werk der Art. Lassen Sie sich doch einmal von Ihrem Buchhändler oder direkt vom Spemannschen Verlag in Stuttgart einen Prospekt über die neueste 7. Auflage des Piererschen Konversations-Lexikons kommen.

Feind der Vogelbeere in R. So ganz unbedingt dürfen Sie die Vogelbeeren doch nicht verurtheilen. Die hochrothen glänzenden Früchte der Eberesche, welche unter dem Namen „Vogelbeeren“ ober „Vogelkirschen“ bekannt sind und oft nur als Lockspeise beim Vogelfang gebraucht werden, bilden für manche Gegenden, z. B. für die Kreise Malmedy, Prüm, Euskirchen in der Eifel, eine nicht unbedeutende Einnahmequelle. Dort werden die Beeren gesammelt und vorzugsweise zur Branntweinbereitung benutzt; auch zu Gelee lassen sie sich herrichten. Die in den Früchten enthaltene Apfelsäure findet in der Chemie Verwendung.


Inhalt: Sakuntala. Novelle von Reinhold Ortmann (Fortsetzung). S. 757. – Die Volksheime in Dresden. Von Dr. Wilhelm Bode. S. 762. – Der Achensee. Schilderung von Max Haushofer. S. 764. Mit Abbildungen S. 760, 761 u. 765. – Unter dem Glockenstuhl. Novelle von Gerhard Walter (Schluß). S. 767. – Friedensverhandlungen. Illustration. S. 769. – Blätter und Blüthen: Gesundheitsregeln bei geistiger Arbeit. S. 771. – Von der Nase. Mit Abbildungen S. 772. – Aloys Löher und seine Siegfriedstatue. S. 772. Mit Abbildung S. 757. – Sackträger und Elevatoren. S. 772. – Kleiner Briefkasten. S. 772.


In dem unterzeichneten Verlage ist soeben erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:
Ein deutscher Liebesgott. Erzählung von Stefanie Keyser.
Preis elegant broschirt 3 Mark, elegant in Leinen gebunden 4 Mark.

Diese reizende Erzählung der beliebten Verfasserin ist den Abonnenten der „Gartenlaube“ bekannt, und die Buchausgabe in elegantem Einband wird gewiß vielen als Festgeschenk für Freunde und Anverwandte willkommen sein.

Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 772. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_772.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)