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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Kreuzerfregatte aufnehmen konnte. Aber die Kosten eines solchen Baues auf Rügen berechneten sich zu schwindelnder Höhe.

Da löste die Erwerbung von Schleswig-Holstein mit einem Male alle Schwierigkeiten: Kiel mit seinem tief ins Land sich einkeilenden Hafen („Kiel“ plattdeutsch für „Keil“; neben dem großen „der kleine Kiel“; auf den alten Fahnen der Gewerke steht noch „tom Kiel“ zu lesen) fiel an Preußen.

Die Kreuzerfregatte „Irene“.

Selbständig steht jede der beiden Stationen da unter eigenem Chef, je einem Vice-Admiral (im Range gleich dem Generallieutenant); beide zusammen unter dem „Oberkommando der Marine“, das seinen Sitz in Berlin hat. Früher – bis zum 1. April dieses Jahres – standen die Stationskommandos unter dem „Chef der Admiralität“, der sowohl das Kommando wie die jetzt von diesem getrennte Verwaltung in seiner Person vereint. Letztere ist jetzt in die Hände eines Staatssekretärs des Reichsmarineamts – auch eines Seeoffiziers, mit dem Titel Excellenz – übergegangen; ihm liegt auch die Vertretung der Marineangelegenheiten im Reichstag ob.

Jedem Stationskommando ist je eine Marineinspektion, eine Matrosen- und Werftdivision unterstellt. Zur Marinestation der Ostsee gehört auch die Schiffsjungenabtheilung in Friedrichsort.

Andere Behörden mit besonderen selbständigen Aufgaben sind ferner: die Inspektion der Marineartillerie zu Wilhelmshaven, die Inspektion des Torpedowesens zu Kiel; die technischen Institute: die Werften in Danzig, Wilhelmshaven und Kiel; und die wissenschaftlichen Institute unter der Direktion des Bildungswesens der Marine: die Marineakademie und Marineschule, die Deckoffiziersschule zu Kiel und die deutsche Seewarte in Hamburg.

Jene frühere Stellung des Chefs der Admiralität wurde als solche erst geschaffen nach dem Kriege von 1870; der hochverdiente Begründer der Marine, der Prinz Adalbert von Preußen, welcher als Befehlshaber an der Spitze der Marine gestanden hatte, wurde nun Generalinspecteur der Marine, und erster Chef der Admiralität der begabte Organisator General von Stosch, dem Deutschland es zu danken hat, daß es lernte, seine Schiffe selbst zu bauen und auszurüsten vom Marlspieker bis zur kolossalsten Panzerplatte; nach seinem Abgange trat der General von Caprivi an seine Stelle, der auf dem gegebenen Grunde weiterbaute, nachdem er in verblüffend kurzer Zeit sich bis in die letzten Kleinigkeiten des Betriebes hineingearbeitet hatte.

Im vergangenen Jahre folgte ihm der Viceadmiral Graf von Monts, einst der tapfere Kommandant des unglücklichen „Großen Kurfürsten“, das erste seemännische Haupt der Marine seit dem Tode des Prinzen Adalbert 1873. Nach dem frühen Tode des Grafen fand die oben beschriebene Theilung statt.

Aber die stramme Schule unter den Generalen der Landarmee ist an der Marine nicht verloren gewesen. Und wie lange wird’s dauern, dann hißt wieder ein Prinz aus Hohenzollernblut seine Flagge als oberster Befehlsbaber der Marine nach dem Kaiser: Prinz Heinrich, untadelig und treu, und Seemann vom Scheitel bis zur Zeh’!

Und noch eine glänzende Aussicht! Nach Vollendung des Nordostseekanals wird die schleunige, unbemerkte Vereinigung sämmtlicher Schiffe beider Stationen zu entscheidendem Schlage unter einem Kommando keine Schwierigkeiten machen. –

Auf der Kommandobrücke der „Irene“.

In Kriegszeiten hat die Marine selbstredend nur eine Aufgabe: den Feind abzuwehren, aufzusuchen, zu schlagen, daheim und draußen. In Friedenszeiten ist ihr Zweck, einmal sich für den Krieg vorzubereiten, und dann die Interessen des Reiches rings in der Welt zu vertreten, soweit das Meer seine Brandung auf den Strand rollt, entweder im politischen Dienst des Reiches oder zum Schutz der Angehörigen Deutschlands an fernen Küsten, seines Ansehens und seines Handels.

Was den ersteren Zweck angeht, die Vorbereitung und Schulung für den Ernstfall, so stellt das Reich zur Ausbildung der Mannschaften und des Offizier-Ersatzes die Schulschiffe und Uebungsgeschwader alljährlich ist Dienst.

Von Schulschiffen giebt es verschiedene Arten; einmal die stationären: das mächtige Artillerieschulschiff „Mars“ in Wilhelmshaven, auf dem die Geschützführer der ganzen Marine an allem möglichen Kanonenmaterial ausgebildet werden; ferner das Torpedoschulschiff „Blücher“ in Kiel, das die sorglichst und bestgehüteten Geheimnisse der Kriegskunst zur See birgt und auf dem die künftigen Führer und Kommandanten unserer Torpedoboote in aller Weisheit dieses Dienstzweiges unterwiesen werden, der wie kaum ein

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Leipzig: Ernst Keil, 1889, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_465.jpg&oldid=- (Version vom 1.1.2023)