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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Maß und Gewicht im Herzogthum. Die Landwirthschaft, der Weinbau, die Forstverwaltung, Jagd und Fischerei, Bergbau und Schifffahrt erfreuten sich seiner Fürsorge; Sicherheit und Wohlfahrt seiner Unterthanen wurden durch energische Vorkehrungen gefördert, ganz besonders aber auf dem Gebiet von Kirche und Schule ist sein Wirken ein bahnbrechendes und segensreiches gewesen. Das Licht, welches von der Regierung Herzog Christophs ausgeht, strahlt um so heller, als nach ihm eine lange Periode des Stillstands, ja des Rückschritts folgt, die bis an die Schwelle der neueren Zeit heranreicht.

Wer wollte nicht verstehen, was es heißen will, wenn König Karl einem solchen Fürstenideal seine Huldigung bezeigt?

Das Denkmal ist von dem Bildhauer Paul Müller modellirt, von Hugo Pelargus jr. in Erz gegossen. Auf steinernem, reliefgeschmücktem Sockel erhebt sich die gedrungene Gestalt des Herzogs, bekleidet mit reichem, pelzverbrämtem Mantel, Haupt und Blick gerade aus, die Linke um den Schwertknauf geschlossen, während die Rechte eine Schriftrolle auf eine niedrige vierkantige, wappen- und ornamentengezierte Säule legt.

Deutsche und Amerikaner auf den Samoainseln. Es ist nicht das erste Mal, daß die deutschen und amerikanischen Interessen auf jenen Südseeinseln in Konflikt gerathen sind. Kontreadmiral Werner berichtet, daß er vor elf Jahren, als er in der Südsee das Schiff „Ariadne“ befehligte, sich ebenfalls zu kriegerischen Maßnahmen gegen die von Amerikanern aufgehetzten Eingeborenen entschließen mußte. Er berichtet, daß die Regierung auf Samoa aus zwei Körperschaften besteht, der Taimua, welche ungefähr dem Senat, und der Faipule, welche der Bürgerschaft der Hansestädte entspricht. Ihr erster Minister war damals der amerikanische Oberst Steinberger, der den jüngeren Malietoa zum König wählen ließ, sich aber selbst gegenüber dem amerikanischen und dem englischen Konsul, mit denen er sich überworfen hatte, nicht behaupten konnte; auch der König Malietoa wurde abgesetzt und damals herrschte eine gewisse Anarchie auf den Inseln. Werner hatte die Aufgabe, die deutschen Interessen dort zu schützen. „Diese beherrschen ganz Samoa, der Handel ist ausschließlich in deutschen Händen und unsere Kriegsschiffe haben in den letzten Jahren nicht nur wesentlich dazu beigetragen, den deutschen Häusern den Besitzstand ihrer durch regelrechte Kaufbriefe erworbenen großen Ländergebiete zu sichern, sondern auch die Samoaner zu belehren, daß das Deutsche Reich auch über seinen Angehörigen in der Südsee wacht.“

Es waren drei Streitpunkte zu erledigen; in allen waren die Deutschen in ihrem guten Rechte. Die samoanische Regierung hatte eine alte Schuld, den Rest einer Entschädigungssumme an die Deutschen zu zahlen; ein an der Westspitze der Insel Upolu gelegenes, in deutschem Besitze befindliches Land wurde den Deutschen neuerdings streitig gemacht; außerdem schwebte noch eine Streitigkeit wegen einer das Haus Godeffroy in Hamburg betreffenden Landfrage. Nur der zweite Punkt fand die erwünschte Lösung. Während die Verhandlungen über die andern schwebten, erschien eine nordamerikanische Korvette im Hafen von Apia, und nicht lange darauf erfuhren die Deutschen, daß die samoanische Regierung, und zwar ohne Mitwirkung der verschiedenen Landesbezirke, einen Vertrag mit Amerika unterzeichnet habe, in dem der Hafen von Pago-Pago an die Vereinigten Staaten übergeben wurde. Kontreadmiral Werner verlangte nun, auf eine schriftliche Verpflichtung der samoanischen Regierung von 1877 gestützt, der zufolge dem Deutschen Reiche stets dieselben Rechte zuzugestehen seien, die einer andern Macht etwa gewährt würden, einen gleichen Vertrag. Die Samoaner zögerten, da nahm der Kontreadmiral selbst von zwei Häfen, Saluafata und Falealili, für Deutschland Besitz.

Die Geschichte dieser Besitzergreifung ist romantisch genug. Bei dem ersten Hafen gelang es dem Muth des Kontreadmirals und des deutschen Konsuls, die vom Schiffe auf die Wohnung des Häuptlings allein zuschritten, obschon viele hundert bewaffnete Eingeborene am Wege lauerten, die Unterwerfung des Häuptlings zu erzielen. Später wurde von der Mannschaft die deutsche Flagge mit den entsprechenden militärischen Ehrenbezeigungen aufgepflanzt. Am Strande des zweiten Hafens fanden sie nur geputzte Frauenzimmer aufmarschirt, da der Häuptling nicht zu Hause war. Die geputzten Schönen begrüßten die Fremden unter Leitung eines einheimischen Missionärs. Hier wurde die Proklamation im Hause des Häuptlings angenagelt.

Das war ein Vorspiel der neuerlichen Vorgänge auf den Samoainseln, der erste Zusammenstoß der deutschen und nordamerikanischen Interessen, mit deren Ausgleichung jetzt, nachdem tapfere deutsche Soldaten und Offiziere gefallen, die Diplomatie beschäftigt ist.

Gefrorene Milch. Wer kennt nicht die Gefahren, welchen die Milch beim Transport auf weitere Entfernungen ausgesetzt ist? Die Milch verdirbt nur allzuleicht und dieser Umstand vertheuert bedeutend die Beschaffung frischer und reiner Milch für Säuglinge und Kranke. Die französische Zeitschrift „La Nature“ macht auf eine neue Methode aufmerksam, durch welche diesen Uebelständen abgeholfen werden soll. Ein Landwirth in den Vogesen Namens Guérin hat neuerdings Versuche mit gefrorener Milch angestellt und ein befriedigendes Ergebniß erzielt.

Er läßt die Milch bei einer Kälte von mindestens 15° C. gefrieren und verhütet dadurch die Rahmabscheidung und Bildung von Milchsäure. In einer Versammlung von Landwirthen wurden Vergleiche zwischen der gefrorenen oder aufgethauten und der frischen Milch angestellt, und man vermochte zwischen beiden keinen Unterschied zu finden. Der Geschmack war genau derselbe; die aufgethaute Milch konnte man ebenso gut abrahmen wie die frische und auch der Gerinnungsprozeß war laut einigen Versuchen in einer Käserei der gleiche – ja die gefrorene Milch zeichnete sich, selbst wenn sie wieder aufgethaut wurde, vor der frischen noch dadurch vortheilhaft aus, daß sie sich länger hielt. Im festgefrorenen Zustande soll sie natürlich keinem Verderben ausgesetzt sein.

Das weitere Verfolgen dieser Versuche scheint demnach empfehlenswerth zu sein, und wir können unseren Frauen bereits ein kleines Zukunftsbild des Milchhandels geben. Mit dem Milchmann, der uns die frische Milch aus der nächsten Umgebung bringen wird, wird der „gefrorene Milchhändler“ um die Gunst der Hausfrau werben. Er wird einen Eiskeller haben und in diesem zu jeder Zeit „frische gefrorene“ Milch führen.

„Gnädige Frau, wie Sie wünschen! Hier können Sie wählen. Das ist reine Schweizer Milch; sie kommt direkt von der Alm. Hier ist Voigtländer Sorte; ich kann Ihnen auch ‚Bayerisch Milch‘ empfehlen, oder wünschen Sie ein Pröbchen der ‚Holländer‘? Und die Milch ist ganz rein und ‚voll‘; dafür garantire ich. Sie ist nicht abgesahnt; ich kenne genau den Betrieb meiner ersten Milchgefrieranstalten!“

Möglich ist ein solches Zukunftsbild; denn in unsern Großstädten wird ja für Geld selbst gefrorenes Wasser – man nennt es gemeiniglich Eis – herumgefahren und findet willige Abnehmer. Unter diesen Umständen braucht ja nicht einmal eine Verkehrsrevolntion auszubrechen. Sind die Milchgefrieranstalten einmal da, dann werden auch Milchwagen und Eiswagen sich mit einander vereinigen und Wassereis und Milcheis werden sich dabei nicht mit einander vermengen, wie dies bei Wasser und Milch in flüssigem Aggregatzustand mitunter der Fall sein soll. *




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B. F. in Dresden. Ja, die näheren Bedingungen erfahren Sie durch die von Ihnen selbst angegebene Adresse.

S. Schr. in Brünn. Der von Ihnen gesuchte Artikel über die Wasserversorgung der schwäbischen Alb ist in Nummer 37 des Jahrgangs 1881 erschienen. Die großen Verdienste, die sich der am 30. April d. J. verstorbene Baudirektor Dr. von Ehmann durch die Schöpfung dieses Werkes um einen nothleidenden Theil seiner engeren Heimath erworben hat, treten dort in helles Licht, die Anregungen, die der geniale Mann gegeben, wirken auch heute noch in seinem Vaterlande, Wohlfahrt und Segen spendend, fort.

A. W., Petersburg. Der genannte Schriftsteller lebt in Berlin.


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Die Verlagshandlung.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_428.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)