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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Blätter und Blüthen.

Ein Denkmal für Kaiser Friedrich auf dem Schlachtfelde von Wörth. Der Gedanke, dem verewigten Kaiser Friedrich auf dem Schlachtfelde von Wörth ein Denkmal zu errichten, hat soviel Natürliches, Gewinnendes, man möchte fast sagen, Selbstverständliches, daß es niemand wunder nehmen kann, wenn er, einmal öffentlich von einer Schar patriotischer Männer aus den Reichslanden angeregt, alsbald in allen deutschen Gauen den lebhaftesten Wiederhall gefunden hat, und kaum bedarf es noch der Worte, ihm Eingang in aller Deutschen Herzen zu verschaffen.

Zu große, leuchtende Erinnerungen knüpfen sich ja zwischen jener Wahlstatt und dem Namen des ritterlichen Kaisersohnes und weihen sie recht eigentlich zur Stätte für sein Denkmal. Auf diesem Felde und auf diesen Höhen erkämpften unter seiner Führung die süddeutschen und die norddeutschen Truppen Schulter an Schulter jenen ersten großen Sieg über die französischen Bedränger, zu welchem der zwei Tage zuvor bei Weißenburg erstrittene ein so glückverheißendes Vorspiel gewesen war. Der Sieg von Wörth besiegelte mit dem gemeinsam vergossenen Blut für immer die feste Verbrüderung des deutschen Nordens und Südens, er war es, welcher unserem Volk das freudige Vertrauen auf den endlichen Triumph seiner gerechten Sache gab, den Franzosen den Glauben an die eigene Unbesiegbarkeit vernichtete, Verwirrung und Rathlosigkeit in die Kreise ihrer Regierung und Heeresleitung trug und damit den Keim der späteren Auflösung legte. Und dort bei Wörth, an jenem heißen 6. August, sahen unsere tapferen Krieger ihren königlichen Führer in seiner schlichten Größe und seiner ganzen ungebrochenen, jugendlich männlichen Kraft, ruhig und still in der Zuversicht des Sieges inmitten der ringsum dräuenden Gefahren, seine Truppen begeisternd durch Erscheinung, Blick und Wort, das schöne Bild echten germanischen Heldenthums, und so hat er seither fortgelebt in ihrer Phantasie und wird er fortleben für alle Zeiten. Wie er damals sich den preußischen, bayerischen und württembergischen Soldaten seiner dritten Armee zeigte, wie er dort, von ihrem Jubel umbraust, vor ihren Reihen dahinritt, so soll sein Bild in monumentalem Stil und Maßstab, aus dauerndem Erz geformt, künftig sich erheben.

Noch ist eine engere Wahl, eine genaue Bestimmung der Stelle, auf welche das Denkmal zu stehen kommen soll, nicht getroffen; sie bleibt dem regierenden deutschen Kaiser vorbehalten. Viele Gründe sprechen für einen Platz auf den Höhen von Fröschweiler, auf welchen die letzten Kämpfe des blutigen Tages entschieden wurden, dort in der Nähe der „Friedenskirche“, durch deren Erbauung ein lebhafter persönlicher Wunsch des damaligen Kronprinzen verwirklicht worden ist. Der dem Vaterlande einst mit List und Gewalt entrissene, lange entfremdete Boden des Elsaß ist wesentlich durch diese Schlacht und die in ihr vergossenen Ströme deutschen Blutes für Deutschland zurückgekauft worden, und wenn dort auf jenen Höhen das Denkmal „unseres Fritz“ aufragt, so wird es zugleich als ein beredtes Zeichen dastehen, daß das so theuer errungene Reichsland jetzt und in alle Zukunft beim Reiche bleiben soll.

Um ein Denkmal, das dieser Bestimmung gerecht wird, in würdiger Form und angemessenem Umfange ausführen zu können, sind bedeutende Mittel nöthig, zu deren Aufbringung es der Opferwilligkeit des ganzen deutschen Volkes bedarf. Beiträge nimmt der Schatzmeister des Berliner Komitees, Geheimer Oberfinanzrath Dr. Rüdorff, Berlin, Unter den Linden 34, entgegen.

Karl Millöcker. (Mit Illustration S. 373.) Unter den Operettenkomponisten der neuesten Zeit nimmt Karl Millöcker eine hervorragende Stelle ein; doch in diese erste Linie zu gelangen, ist ihm nicht gleich mit dem ersten Wurf gelungen; er hat lange im Schatten gefochten, ehe ihm der volle Sonnenschein des Glückes aufging. Millöcker ist am 29. April 1842 in Wien als Sohn eines armen Goldarbeiters geboren; er widmete sich früh der Musik und erhielt im Jahre 1864 die Stelle als erster Kapellmeister am Thaliatheater in Graz; 1866 kam er an das Wiener Harmonietheater in derselben Stellung und, als dieses eingegangen war, an das Deutsche Theater in Pest, wo er bis zum Jahre 1869 thätig war. Als Komponist hatte er sich alsbald der Operette zugewendet; doch vermochte er anfangs nicht, über den Kreis einer lokalen Berühmtheit hinaus zu dringen. Als Kapellmeister an das Theater an der Wien berufen, komponirte er Operetten wie „Abenteuer in Wien“ (1870), „Musik des Teufels“ (1875) „Das verwunschene Schloß“ (1877), „Gräfin Dubarry“ (1879), welche aber nur ein schwaches Echo in weiteren Kreisen fanden; einige andere wie „Apajune der Wassermann“ (1880) und „Die Jungfrau von Belleville“ (1881) wurden erst später von den erfolgreicheren Erzeugnissen seiner Muse ins Schlepptau genommen. Das Theater, dessen musikalische Leitung in seinen Händen lag, machte überdies nach einer andern Seite große Ansprüche an seine schöpferische Thätigkeit; er komponirte die Begleitung zu den zahlreichen Possen, die dort in Scene gingen. Das verlangte einen raschen Wurf, die Zahl der Possen, für welche er die erforderliche Musik komponirt hat, soll sich auf mehr als 70 belaufen. Daß bei einer so raschen und massenhaften Produktion für den Tagesbedarf nichts besonders Werthvolles geschaffen werden konnte, ist einleuchtend. Gleichwohl glückte ihm noch in dieser Stellung der große Wurf, durch den er einen in ganz Deutschland wiederhallenden Ruf gewonnen; im Jahre 1881 schuf er die Operette „Der Bettelstudent“, welche am 6. Dezember 1882 zuerst am Theater an der Wien gegeben wurde und dann die Runde über die deutschen Bühnen machte.

„Der Bettelstudent“ bezeichnet die Wendung, welche die deutsche Operette wieder zur komischen Spieloper nimmt. Schon das von Karl Zell und Richard Genée verfaßte Textbuch enthält eine Handlung, welche durch gesünderen Humor sich vortheilhaft von den blasirten, leichtfertigen Parodien der Offenbachischen Texte unterscheidet, und ebenso zeichnet sich Millöckers Musik gegenüber der prickelnden und trippelnden, pikanten Art des ganz zum Franzosen gewordenen Offenbach durch einen gemüthvollen Grundton und eine natürlichere, gesündere Melodik aus, und einzelne seiner Lieder wie z. B. das vom „Himmelblauen See“ im „Verwunschenen Schloß“ sind zu wirklichen Volksliedern geworden.

Nach dem glänzenden Treffer des „Bettelstudent“ komponirte Millöcker die Operetten „Gasparone“ und „Feldprediger“ (1884 und 1885) und „Der Viceadmiral“ (1886). Während „Gasparone“ und „Viceadmiral“ wieder eine bedauerliche Annäherung an Offenbach verrathen, schlagen der „Feldprediger“ und die 1887 komponirte Volksoper „Die sieben Schwaben“ wieder einen volksthümlichen deutschen Ton an.

Mag Millöcker manches geschaffen haben, was nur vorübergehenden Anklang fand und verdiente, sein „Bettelstudent“ sichert ihm einen hervorragenden Rang unter den Komponisten, welche das leichtere Genre gepflegt haben, und das Verdienst, die Alleinherrschaft des französischen Offenbach-Genres auf dem Gebiete der Operette in Deutschland gebrochen zu haben, ist zum guten Theile Karl Millöcker zuzuschreiben, dessen charakteristisches Porträt wir heute unsern Lesern vorführen.




Kleiner Briefkasten.

Frau Amalie Th. in O. Wie man dem Luxus und der Putzsucht der Dienstboten zu steuern vermag? Am besten wohl durch eigene Einfachheit und Sparsamkeit, indem man ihnen stets das Beispiel der sorgsamen Erhaltung und Ausnutzung der eigenen Garderobe giebt; dann aber, indem man ihnen Zeit gewährt, die ihrige selbst in Stand zu halten. Ehemals, in der „guten alten Zeit“, der Sie, wie es scheint, nachtrauern, hatten die Mädchen in jedem besseren Hause einen Nachmittag in der Woche für ihre Flickereien; dies sollte wieder allgemeiner Brauch werden, auch könnten Frauen und Töchter durch etwas Fürsorge und guten Rath gewiß manche thörichte Ausgabe verhindern und die Freude am Sparen erwecken.

C. G. in Wien. Das „Generalregister zur ‚Gartenlaube‘ von 1853 bis 1880“ können Sie zum Preise von M 4 durch jede Buchhandlung beziehen.


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Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_388.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)