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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Kinder zunächst die Ernährer und Erzieher bezeichnen.“[WS 1] Die Lallworte „Papa“, „Baba“ und auch „Dada“, „Tata“ sowie „Mama“ sind uns so zu sagen von der Natur eingegeben, ihre Beziehung auf Vater und Mutter aber willkürlich festgestellt. So wird z. B. in Georgien „Mama“ für Vater und „Dada“ für Mutter, bei den Tuluva „Amme“ für Vater und „Appe“ für Mutter, in Chilian „Papa“ für Mutter etc. gebraucht.

So sind die Worte „Papa“ und „Mama“ weder deutsch noch französisch, sie sind international wie kaum irgend ein anderes Wort auf Erden – allgemein menschlich, kann man fast sagen. *

Gesundheitszeichen der Stubenvögel. Wer ein Vogelliebhaber ist, sich mit Pflege und Zucht von Vögeln befaßt, der kennt auch die Grundzüge der Stubenvogelpflege und weiß wohl, worauf er beim Einkauf der Vögel zu achten hat. Viele aber halten sich nur ein Vöglein oder kaufen Vögel ein, um sie zu verschenken und andern damit Freude zu bereiten. Die meisten haben dabei keine Ahnung, wie sie den Vogel beurtheilen sollen, und müssen einfach dem Händler vertrauen. Es dürfte ihnen darum erwünscht sein, die wichtigsten Gesundheitszeichen eines Vogels kennen zu lernen.

Einer unserer besten und hervorragendsten Vogelkundigen, Dr. Karl Ruß, faßt diese in folgender Weise zusammen:

„Jeder Vogel muß munter und frisch aussehen, seine natürliche Lebhaftigkeit und ein glatt und schmuck anliegendes, besonders am Unterleibe nicht beschmutztes Gefieder, ferner klare und lebhafte, nicht trübe und matte Augen, nicht schmutzige, nasse oder verklebte Nasenlöcher, keinen spitz hervortretenden Brustknochen, auch keinen tief eingefallenen weißfarbigen oder aufgetriebenen, entzündlichrothen Unterleib haben; er darf nicht traurig, bewegungslos und in struppigem oder aufgeblähtem Gefieder dasitzen, in der Ruhe nicht kurzathmig sein und namentlich nicht zeitweise einen schmatzenden Ton hören lassen; letzterer zeigt, vornehmlich bei Papageien und Finkenvögeln, immer Lungenentzündung an. Abgestoßenes Gefieder, mangelhafter Schwanz und argbeschmutzte Federn bergen, wenn die angegebenen Gesundheitszeichen nicht fehlen, keine Gefahr, vorzüglich bei wildstürmischen Wurmvögeln, bei denen als das sicherste Kennzeichen der Gesundheit die Körperfülle zu beachten ist, während Magerkeit bei ihnen immer verdächtig erscheint und sogar bei allen übrigen Gesundheitszeichen doch stets sorgfältige Pflege erfordert.“

Wir entnehmen diese Zusammenfassung dem trefflichen Werke „Lehrbuch der Stubenvogelpflege, -Abrichtung und -Zucht“ von Dr. Karl Ruß, das soeben in Lieferungen von der Creutzschen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg herausgegeben wird und die wärmste Empfehlung verdient. *

Als Zimmerpflanzen und zur Ausschmückung des Balkons, auch der Veranda, wo solche vorhanden, bieten die sogenannten Sommergewächse eine großartige Auswahl, wie an dieser Stelle schon im vorigen Monat angedeutet wurde; es giebt in der Form von Stengeln, Blättern und Blüthen, in der Pracht und im Glanz der Farben ihrer Blumen, bei vielen auch im Wohlgeruch kaum ihresgleichen. Der Liebhaber wird die Samen in Cigarrenkisten oder Samenschalen säen, die zuerst mit einer Lage von Topfscherben zu versehen sind zu leichterem Abzug überflüssigen Wassers, wonach gute aber sandige Erde aufgeschüttet wird; diese Saatgefäße pflegt man in Untersätze zu stellen, welche das unten abfließende Wasser aufnehmen; sie sind aber desselben bald zu entledigen, weil es sonst wieder in das Saatgefäß zieht, wodurch die Erde in demselben allzu naß werden könnte. Sobald die Sämlinge groß genug geworden, müssen sie, was hier zu wiederholen ist, in andere Gefäße auseinander gepflanzt oder verstopft (pikirt) werden, wobei man ihnen die Wurzelspitzen abkneipt, damit sie zur Bildung von Seitenwurzeln gezwungen werden, die zum kräftigen Weiterwachsen der Pflanze unentbehrlich sind. Man kann dem zuvorkommen, wenn man nach dem Beispiel der Nordamerikaner 2 cm unter der Bodenoberfläche eine 2 cm starke Schicht fein gehackten Mooses unterbringt, in welchem sich die Wurzeln verbreiten, sobald sie dahin kommen; beim Verpflanzen ist der Pfahlwurzel ein Klümpchen Moos an den bereits gebildeten Seitenwurzeln angehängt und das Entspitzen ist überflüssig.

Professor Nobbe in Tharandt hat nach mehrjährigen vergleichenden Versuchen festgestellt, daß die am besten, beziehungsweise stärksten ausgebildeten Samen nicht allein zuerst keimen, sondern auch da, wo gefüllte Blumen erwartet werden, diese in den starken Sämlingen sicherer entstehen, als aus denen von schwachen und schwerkeimenden Samen. Bei Sommerlevkojen geben die Keimlinge des ersten Tages ausnahmslos gefüllte, die des zweiten Tages einige, die des achten oder letzten Tages nur einfache Blumen. Der Liebhaber wird also beim Verstopfen solcher Sämlinge, die gefüllte Blumen bringen sollen, nur die des ersten, vielleicht auch des zweiten Keimtages benutzen, die anderen aber wegwerfen, wenn er sie nicht zur Samenzucht verwenden will. Die nach dem Verstopfen genügend stark gewordenen Sämlinge sind, wenn sie sich allzu sehr drängen, einzeln in kleine, später noch in größere Töpfe mit geeigneter Erde zu versetzen.

Von wohlriechenden Blumen ist vor anderen die Reseda zu erwähnen; aber ihre Behandlung ist von der eben beschriebenen verschieden. Man streut einige Samenkörner einer der neueren Prachtsorten auf die sandige Mistbeeterde eines 10 cm weiten Topfes, bedeckt sie mit wenig Erde und drückt sie fest. Von den Keimlingen werden nach und nach alle, mit Ausnahme des in der Mitte stehenden, verzogen; dieser entwickelt sich unter aufmerksamer Pflege zu einem hübschen Strauch oder Bäumchen und hält sich mehrere Jahre. Aehnlich kann man den stark nach Moschus duftenden Mimulus moschatus behandeln, der sich auch leicht durch Stecklinge anziehen läßt. Leider erlaubt der knapp zugemessene Raum nicht, aus der großen Anzahl schöner Sommergewächse weitere auszusuchen und zu besprechen; der Liebhaber wird sich bei der Auswahl auf seinen Samenhändler verlassen müssen.

Ungefähr 15 cm lange junge Triebe von Oleander setzt man als Stecklinge in Medizingläser mit Wasser und hält sie warm; sie bewurzeln sich bald, werden dann herausgezogen und in passende Töpfchen gesetzt und geben so niedliche, noch lange blühende Pflanzen. – Die Krone der Ananas, unten glatt geschnitten, abgetrocknet und dann in ein Glas mit Wasser gesteckt, welches, je nachdem es verdunstet, ersetzt werden muß, und welchem man zweimal in der Woche einen Theelöffel geruchlosen Blumendüngers beigeben sollte, entwickelt eine kleine gewürzhafte Frucht, immerhin groß genug zur Bereitung des bekannten und beliebten Getränks für eine gemüthliche, aber nicht zu große Gesellschaft. O. H.

Von der illustrirten Marlitt-Ausgabe, welche in kürzester Zeit eine ganz außerordentliche Verbreitung gefunden hat, liegen jetzt 24 Lieferungen vor. Mit der 23sten schließt der Roman „Reichsgräfin Gisela“, mit der 24sten beginnt die Erzählung „Im Schillingshof“. Die Verlagshandlung (Ernst Keils Nachfolger in Leipzig) ist auch dem Wunsche derjenigen Leser nachgekommen, welche statt der einzelnen Lieferungen lieber vollständige Bände zu beziehen wünschen. Die ersten drei Bände, „Das Geheimniß der alten Mamsell“, „Das Heideprinzeßchen“ und „Reichsgräfin Gisela“, sind bisher erschienen (der Band zum Preise von 3 Mark, elegant gebunden 4 Mark). Vierteljährlich wird je ein weiterer Band sich anreihen. Das überaus große Lesepublikum, dessen sich die beliebte Romanschriftstellerin immer rühmen durfte, ist durch diese hübsche und billige Gesammtausgabe sicher noch erweitert worden.

Schach-Aufgabe Nr. 1.
Von G. Chocholous in Bodenbach.

SCHWARZ

WEISS
Weiß zieht an und setzt mit dem dritten Zuge matt.


Kleiner Briefkasten.

Fräulein Margarethe in Wien. Die Auslösung der scherzhaften Räthselfrage (im Briefkasten der Nr. 5) ist: 20 Pfund, 10 und noch einmal 10, die Hälfte des Gewichtes.

L. M. in Berlin. Es ist auch uns unerfindlich, aus welchen Artikeln der „Gartenlaube“ Herr Pastor Müller in Bliesendorf zu seinem Glauben an die übernatürlichen Ursachen des lächerlichen „Spukes von Resau“ gekommen sein will?! Die „Gartenlaube“ hat es ja, wie allseitig bekannt, stets als ihre Aufgabe betrachtet, gegen jede Art von Aberglauben Front zu machen. Und hier liegt vollends ein ganz handgreiflicher Unfug und Schwindel vor, wie aus den Verhandlungen vor der Potsdamer Strafkammer deutlich hervorgeht! Vielleicht kommen wir auf diese Angelegenheit noch zurück, wenn es sich nach näherer Kenntnißnahme überhaupt der Mühe verlohnt.

Franz R… in Berlin. Ihre Klage über die zur Beleuchtung der Hotelzimmer dienenden Kerzen, „deren hoher Preis nur noch durch die völlige Unbrauchbarkeit bei etwaigem Arbeiten übertroffen wird“ können wir Zeile für Zeile unterschreiben. Nicht allein, daß die Kerzen ungenügende Helle verbreiten, daß die Flamme fortwährend flackert und bei schriftlichen Arbeiten die Buchstaben auf dem Papiere gleichsam tanzen läßt; schädlich ist vor allem auch, daß der Winkel, aus welchem das Licht einfällt, bei der bald längern, bald kürzern Kerze fortdauernd verschieden ist. Wie aber Abhilfe schaffen? Für jeden, der häufig auf Reisen ist, dürfte sich eine Patentreiselampe der Firma Schuster & Baer in Berlin als praktisch erweisen. Dieselbe ist, bis auf den Cylinder, ganz von vernickeltem Messingblech und so eingerichtet, daß sie sich, gefüllt, leicht in einen Blechbehälter geringen Umfanges packen und überall hin mitführen läßt. In wenigen Minuten ist sie auseinander genommen oder zusammengestellt, und sie giebt für schriftliche Arbeiten das ruhige, stets aus demselben Winkel einfallende helle Licht, welches für die Schonung der Augen so dringend zu wünschen ist.

Theodor J. in W. Als Auskunft auf Ihre Anfrage bezüglich der Sodener Mineralpastillen dient am besten die Bekanntmachung, welche der Ortsgesundheitsrath zu Karlsruhe in Baden ganz kürzlich erlassen hat. Dieselbe sagt: „Durch hiesige Zeitungen werden in letzter Zeit sehr häufig die Sodener Mineralpastillen als Heilmittel gegen Lungen- und Kehlkopfschwindsucht marktschreierisch angepriesen. Dieser bedauernswerthen Reklame gegenüber muß darauf hingewiesen werden, daß die Pastillen zwar bei gewöhnlichen katarrhalischen Beschwerden den natürlichen Heilungsprozeß mehr oder weniger unterstützen können, daß der alleinige Gebrauch derselben aber niemals eine ernstere Erkrankung der Lungen oder des Kehlkopfs zu heilen vermag. Auch die weiterhin den Sodener Mineralpastillen zugeschriebene Wirkung, als Vorbeugungsmittel gegen die Ansteckung mit Diphtheritis zu dienen, kommt denselben nicht zu.“

Eine Fragelustige. Wann das Taschentuch in Gebrauch kam?! Genau zu beantworten ist diese Frage nicht, aber jedenfalls lautet die Auskunft: Spät, viel später, als Sie wohl annehmen. Das Alterthum weiß nichts davon, auch die mittelalterlichen „Schweißtücher“ waren goldgestickte Prunkstücke, die nicht zum eigentlichen Gebrauch herangezogen wurden. Das wirkliche Taschen- und Nastuch von weißer Leinwand brach sich langsam von Italien her Bahn in Deutschland, und erst im 16. Jahrhundert wurde es zum Gemeingut der vornehmeren Stände. Sein heute noch in manchen deutschen Gegenden bestehender Name „Facilettlein“ (von facialis, Schweißtuch) spricht deutlich genug für die ausländische Herkunft!


Inhalt: Lore von Tollen. Roman von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 201. – Ein stolzes Fahrzeug. Illustration. S. 201. – Die Pilatusbahn. Von J. Hardmeyer. S. 206. Mit Illustration S. 204 und 205. – „Mein Vater lebt noch!“ Gedicht von Hermann Köhler. S. 208. – Auf der Hallig. Von Helene Pichler. S. 208. – Traumverloren. Illustration. S. 209. – Neue Romane. Von Rudolf v. Gottschall. S. 214. – Die Achatindustrie in Oberstein. S. 216. Mit Illustrationen S. 213, 216 und 217. – Ein nützliches Geburtstagsgeschenk. Hygienische Plauderei von C. Falkenhorst. S. 218. – Blätter und Blüthen: Das Erdprofil. S. 218. Mit Abbildung S. 219. – Eine seltene Geburtstagsfeier. S. 219. – Papa und Mama. S. 219. – Gesundheitszeichen der Stubenvögel. S. 220. – Zimmerpflanzen. S. 220. – Die illustrirte Marlittausgabe. S. 220. – Schach-Aufgabe Nr. 1. S. 220. – Kleiner Briefkasten. S. 220.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaklion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. H. Ploss: Das Kind in Brauch und Sitte der Völker, 2. Auflage, Band 2, Berlin 1882, S. 280 Internet Archive
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