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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Die „Münchener“ und ihre Dichter.

Max Grube.   Herman v. Schmid.   Maximilian Schmidt.   Franz Koppel-Ellfeld.
Ludwig Ganghofer.   Hans Neuert.   Max Hofpauer.   Philomene Hartl-Mitius.

Wohlbekannt unter dem Namen der „Münchener“ ist das Schauspielensemble, das unter der Leitung des bayerischen Hofschauspielers Max Hofpauer auf deutschen Bühnen seit einem Jahrzehnt mit großem Erfolg gastirt. Die Münchener sind die oberbayerischen „Meininger“; wo sie erscheinen, da weht Alpenluft über die Bühnen, da bauen sich die Sennhütten und Dörfer vor unsern Augen auf, da hören wir die Zithersoli, sehen den Schuhplattltanz und die wackeren Aelpler verstatten uns einen Blick in ihr Leben, wo freilich alles so zugeht wie anderswo; denn ein Arkadien giebt’s nirgends mehr und überallhin kommt der Mensch mit seiner Qual.

Nachdem das Gärtnerplatztheater in München schon seit dem Jahre 1870 durch das Engagement geeigneter Kräfte sein Ensemble vervollständigt hatte, so daß es in der Pflege des Volksstückes Treffliches leisten konnte, fand im Juni 1879 der erste Gastspielausflug des gesammten Schauspielerpersonals und zwar nach Berlin statt, wo ein dreiwöchiger Gastrollencyklus am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater bahnbrechenden Erfolg hatte. Im nächsten Jahre wurde neben Berlin auch Dresden in den Bereich der Gastspielreise gezogen und seitdem ist die Gesellschaft der Münchener fast an allen deutschen Bühnen aufgetreten, überall bei der Wiederkehr willkommen geheißen wegen der prächtigen Frische und Naturwahrheit ihrer Leistungen und der harmonischen Wirkung eines wohlgeschulten Zusammenspiels.

Die geschäftliche und künstlerische Leitung des ganzen Unternehmens liegt in den Händen von Max Hofpauer, der auch das finanzielle Risiko desselben trägt. Max Hofpauer wurde im Jahre 1846 in München geboren als Sohn eines städtischen Beamten; anfangs für die kaufmännische Laufbahn bestimmt, besuchte er mehrere Handelsschulen; doch nach dem Tode seiner Eltern folgte er seiner innersten Neigung, die ihn zur Bühne führte. Er spielte zuerst an mehreren kleineren bayerischen Theatern, fand dann als jugendlicher Liebhaber eine Stellung an dem Schweriner Hoftheater, das damals unter Wolzogens Leitung stand, und wirkte später am Hamburger Stadttheater vorzugsweise in der Tragödie. Doch sein Talent neigte sich mehr dem komischen Genre zu. Nach einer kurzen Anstellung am Wiener Hofburgtheater, veranlaßt durch die sehr günstige Meinung, die Laube von seinem Talent hegte, kehrte er nach München zurück, wo er seit dem Oktober 1870 neben den hervorragenden Komikern einen Platz behauptet hat. Bald wurde er auch zum bayerischen Hofschauspieler ernannt.

Max Hofpauer hat alles gethan, um seinem Ensemble eine stimmungsvolle Originalität zu sichern. Naturwahrheit, die aber zum Herzen zu sprechen versteht, war die Losung. Er brauchte keine historischen Studien aus Kostümwerken und Waffensammlungen wie die Meininger, die bayerischen Berge waren sein Museum. Die Herren Quaglio und Sohn in München malten ihm Dekorationen, welche sich von den üblichen Theaterlandschaften wesentlich unterscheiden und das Gepräge des lokalen Gebirgscharakters mit demjenigen künstlerischer Eigenart verbinden. Hofpauer vermied beim Arrangement der Scenen alles Schablonenhafte; nirgends finden wir ein regelrecht arrangirtes „Arkadien“; es macht alles den Eindruck des Natürlichen, Ungezwungenen; kleine Züge absichtlicher Unordnung erhöhen diesen Eindruck. Die Kostüme sind nicht minder naturwahr; wir erinnern nur an die Hosen des Geißbuben Loisl, welche Hofpauer in dem „Herrgottschnitzer von

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Leipzig: Ernst Keil, 1889, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_173.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)