Seite:Die Gartenlaube (1889) 109.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

erlangte bereits in den nächsten Jahren eine gewisse Bedeutung für die deutsche Industrie.

Allerdings war es zunächst nicht der Schiffsbau, dem das Werk seinen Aufschwung verdankte, sondern die Fabrikation von Lokomotiven.

Ein Panzerschiff im Bau.

Die erste Hälfte der sechziger Jahre mit ihrer schnellen Entwickelung des Bahnnetzes führte dem „Vulkan“ zahlreiche und lohnende Aufträge in diesem Zweige zu, der auch heute noch keineswegs vernachlässigt wird, wenngleich er freilich hinter dem Schiffsbau zeitweise zurücktrat; immerhin sind bereits über tausend Lokomotiven aus dem Etablissement hervorgegangen und jene „fetten Jahre“ verschafften ihm vor allem den Kredit und die Mittel, um mit ganzer Kraft zu seiner ursprünglichen Aufgabe zurückkehren zu können, als sich die Gelegenheit hierzu bot. Die Begründung des Norddeutschen Bundes, die kraftvolle Politik Bismarcks, welche eine energische Bethätigung auch des maritimen Könnens erforderte – die bevorstehende Schöpfung der norddeutschen Flotte –

Im Lochwerk.

gab endlich den langersehnten Anstoß und schuf die Möglichkeit, die Werft mit größeren, lohnenderen Aufträgen beschäftigen zu können. Das Verdienst der geschäftlichen und technischen Leitung des „Vulkan“ aber ist es, die Lage rechtzeitig erkannt zu haben und der schwierigen Aufgabe selbst nach allen Richtungen hin gut vorbereitet gegenübergetreten zu sein.

Schon während des Jahres 1867 erhielt die Werft kleinere Aufträge für die norddeutsche Marine, die erste bedeutende Bauausführung aber wurde ihr zwei Jahre später in der Konstruktion der Schiffsmaschine für die Panzerfregatte „Hansa“ anvertraut; auch die Panzerung dieses in Danzig erbauten Fahrzeugs übernahm der „Vulkan“ später. Nach dem Jahre 1870 folgten alsdann die Aufträge schnell aufeinander und nahmen mit der Bereitstellung größerer Geldmittel für die nunmehrige deutsche Flotte bald einen sehr bedeutenden Umfang an. Damals vollzog sich, und zwar zweifelsohne zum guten Theil gestützt auf die sich überraschend entwickelnde Leistungsfähigkeit des „Vulkan“, die Emancipation des vaterländischen Schiffsbaus von den englischen Konstrukteuren und deren noch vor kurzem den Weltmarkt beherrschenden Etablissements; wir wollen aber hierbei nicht übersehen, daß es wesentlich der Initiative des deutschen Marineministeriums und besonders des Ministers von Stosch persönlich zu danken war, wenn dieser Umschwung glatt und rasch von statten ging. So gewiß in jedem patriotisch gesinnten Herzen der Wunsch lebendig war, die umfassenden, sich nach Millionen bewerthenden Aufträge der eigenen Industrie zuzuwenden, die Verantwortlichkeit, welche in dem endgültigen Entschluß lag, sich von den bewährten Verbindungen mit englischen Werften gänzlich loszulösen, war immerhin so bedeutend, daß das Verdienst des Ministers nicht scharf genug betont werden kann; wo immer von den Männern die Rede sein mag, welche den deutschen Schiffsbau neu begründen halfen, wird der Name Stosch in erster Linie genannt werden müssen. –

Die Panzerfregatte „Preußen“ war das erste deutsche Kriegsschiff, das auf den Hellingen des Vulkan gebaut wurde. Nachdem die Werft diese Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit gelöst hatte, wurde ihr der Bau der gedeckten Korvetten „Leipzig“, „Prinz Adalbert“, „Stein“ und „Stosch“, der Glattdeckskorvetten „Olga“ und „Carola“ und der Panzerkorvetten „Sachsen“ und „Württemberg“ übertragen, denen sich in den letzten Jahren die Panzerkorvette „Oldenburg“ und die Kreuzerkorvette „Irene“ anschloß. Außerdem lieferte der „Vulkan“ für die Kaiserliche Werft in Kiel ein großes Schwimmdock und einen mächtigen Hebekrahn von 60000 Kilogramm Tragfähigkeit, wie er für die Armirung der modernen Panzerkolosse erforderlich ist. Zugleich mit den Aufträgen der Regierung wandte sich aber auch die Privatindustrie der Werft zu und eine ganze Reihe stattlicher Ozeandampfer erstand in schneller Folge auf ihren Hellingen. Wir

nennen hier die für den

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Leipzig: Ernst Keil, 1889, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_109.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)