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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

weltfernen Einsamkeit zu ruhen, des Morgens mit den Wellen zu kämpfen und dann in dem weichen Dünensande gleich müden Schiffern ausgestreckt zu schlummern oder den würzigen Duft der rothen Heide und den feuchten köstlichen Hauch, den die weite See aus jeder Woge über die Insel entsendet, zu athmen.

Carmen Sylvas Denkstein auf dem Friedhofe der Heimathlosen zu Westerland auf Sylt.
Nach einer Photographie von P. E. Nickelsen, Westerland auf Sylt.

Der Sommer 1888 führte auch Rumäniens Königin nach dem Seebad von Westerland, die begnadete Dichterin Carmen Sylva, auf deren edles Gemüth der eigenartige Friedhof der Heimathlosen einen tiefen Eindruck übte. Fast täglich führte ihr Weg sie zu der stillen Heimstätte der namenlosen Opfer des Meeres und mit den schönsten Blumen schmückte sie die Gräber. Aber nicht allein bei den Todten weilten ihre Gedanken; die stillen Schläfer hatten für immer Frieden gefunden, ihnen war wohl; wo aber weilten und weinten die Eltern, die Frauen, die Kinder der im Kampfe mit den Stürmen und Wogen des Meeres Unterlegenen? Das dichterische Gemüth der Königin malte ergreifende Bilder, und sie folgte einer schönen edlen Regung, als sie beschloß, ihrer Theilnahme für die Angehörigen der Todten durch ein sichtbares Zeichen Ausdruck zu geben. Sie wählte hierfür einen einfachen Gedenkstein, einen mächtigen, unbehauenen, grauen Granitblock, der bald nach ihrer Abreise eingeweiht wurde. Einfach ist die Zueignung der Königin: „In Gedanken an die fernen Witwen und Waisen gewidmet von Carmen Sylva. Westerland, den 17. August 1888“, und in schlichter Weise wurde dieselbe in das Fundament des Steines eingemauert. Kein äußeres Schriftzeichen verräth die hohe Stifterin, zieht von der Theilnahme für die Todten ab, an welche die ernste vom Hofprediger Dr. Kögel verfaßte Inschrift gemahnt:

„Wir sind ein Volk, vom Strom der Zeit
Gespült zum Erdeneiland
Voll Unfall und voll Herzeleid,
Bis heim uns holt der Heiland.
Das Vaterhaus ist immer nah,
Wie wechselnd auch die Lose –
Es ist das Kreuz von Golgatha
Heimath für Heimathlose.“

Die Liebe hört nicht auf! Auch der Denkstein auf dem einsamen Friedhofe von Sylt giebt Zeugniß davon.

Der Lohn eines Erfinders. Nach den napoleonischen Kriegen hob sich der Straßenbau, welchen Napoleon mit umfassend praktischem Blicke bereits in allen seinen Kriegswirren außerordentlich gefördert hatte, auf dem europäischen Festlande und in England an Ausdehnung und technischer Vervollkommnung auf eine außerordentliche Höhe. Der Engländer Mac Adam erfand oder vielmehr übertrug aus seinen in China gemachten Erfahrungen auf die europäischen Verhältnisse die nach ihm benannte und allgemein eingeführte Methode, das Macadamisiren, und theilte dieselbe, nach Europa zurückgekehrt, 1812 der englischen Regierung mit. Aus Dankbarkeit wurde ihm hierfür seitens des englischen Parlaments eine nach damaligem Geldwerth glänzende Nationalbelohnung von 12 000 Pfund Sterling zuerkannt.

Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 1 auf S. 68:

Da der Spieler nach Inhalt der Aufgabe schon in den ersten 4 Stichen sein Spiel mit Schneider verliert, so ist aus diesen 4 Stichen auch leicht zu ersehen, daß der Spieler in Mittelhand sitzt und Eichel-Solo spielt. Es folgt aber auch weiter daraus, daß Vorhand kein r, die Hinterhand aber kein s und die g7 blank hat, und außerdem 6 r und drei Trümpfe, also außer eD und sW noch ein kleines e besitzen muß. Hieraus ergiebt sich folgende Kartenvertheilung: Skat eK, g8.

Spieler in Mittelhand: eW, gW, rW, eO, e8, e7, gD, rD, sD, s7.
Vorhand: eZ, gZ, gK, gO, g9, sZ, sK, sO, s9, s8.
Hinterhand: sW, eD, e9, rZ, rK, rO, r9, r8, r7, g7.

Es war übrigens sehr richtig, daß Hinterhand im 2. Stich energisch mit rZ vorgeht und im 3. Stich, nachdem das Spiel bereits gewonnen war, nicht etwa eine Mittelkarte wimmelt, sondern durch das Werfen der g7 dem Genossen einen bedeutsamen Wink giebt, wodurch dann die Niederlage des Spielers mit Schneider herbeigeführt wird.




Kleiner Briefkasten.


(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

K. T. in B. Mit Vergnügen haben wir in Ihrer Zuschrift gelesen, daß Fritz Martins Bild „Königin Luise mit den Prinzen Friedrich Wilhelm und Wilhelm“ in Ihren Kreisen Gefallen erregt hat. Da Sie sich näher dafür interessiren, so theilen wir Ihnen noch mit, daß der Künstler bemüht war, ein Bild der Königin Luise zu schaffen, wie sie wirklich war. Er hat sich zu diesem Zwecke an dasjenige Porträt der hohen Frau gehalten, das nach dem Ausspruche des Sohnes, Kaiser Wilhelms I., das ähnlichste ist, nämlich das im k. Schlosse zu Berlin befindliche Porträt von Grassi, außerdem an die vorhandene Todtenmaske. Ebenso sind die beiden Prinzen nach gleichzeitigen Zeichnungen gebildet. Auch der Schreibtisch ist historisch. Er ist heute noch im Hohenzollernmuseum zu Berlin zu sehen.

Abonnentin in Algoa Bay (Südafrika). Prinz Georg von Preußen ist geboren am 12. Februar 1826.

K. V. S. Wir empfehlen, wie allgemein bekannt ist, keine Geheimmittel.

Heinrich K. in Mannheim. Wenden Sie sich gefl. an den Bezirksfeldwebel, der Ihnen die beste Auskunft geben kann.

Dr. Perrot in Mainz. Wir haben in dem Beitrage „Eine Eisenbahnreise im Jahre 1893“ in Nr. 30 des vorigen Jahrganges lediglich eine allgemeinverständliche Plauderei über die vorgeschlagene Reform des Eisenbahnwesens und den sogenannten „Zonentarif“ gebracht, nach den Darlegungen des Engelschen Buches; aber wir haben uns nicht mit der Frage beschäftigt, wem die Priorität dieser Vorschläge gebührt, und können darauf auch nicht eingehen. Wenn Sie dieselbe für sich in Anspruch nehmen, so liegt es uns fern, Ihnen das Recht dazu zu bestreiten; eine Polemik über diesen Gegenstand gehört aber nicht in unser Familienblatt, sondern in eine Fachzeitschrift.

Dr. O. B. in Frankfurt a. M. Wir bitten um gefl. Angabe Ihrer näheren Adresse, damit wir Ihnen brieflich antworten können.


Inhalt: Lore von Tollen. Roman von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 85. – Faschingslust. Illustration. S. 85. – Hausgymnastik für Mädchen und Frauen. Von C. Falkenhorst. S. 91. Mit Abbildungen S. 92. – Hermann Wißmann. Mit Porträt. S. 93. – Anvertraute Kinder. Skizze aus dem Familienleben von Hans Arnold. S. 94. – Unwiderstehlich. Illustration. S. 97. – Blätter und Blüthen: Franz Xaver Gabelsberger. S. 98. – Aus einer altdeutschen Stadt. S. 99. Mit Illustration S. 89. – Auch eine Königin. S. 99. – Um die Erde auf dem Zweirad. S. 99. – Wanderungen eines Meteoriten. S. 99. – Heimathstätte für Heimathlose. S. 99. Mit Illustration S. 100. – Der Lohn eines Erfinders. S. 100. – Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 1 auf S. 68. S. 100. – Kleiner Briefkasten. S. 100.


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Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_100.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2022)