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verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

An unsere Leser!

Mit dieser Nummer beschließt die „Gartenlaube“ ihren sechsunddreißigsten Jahrgang, welcher ihr wiederum eine ansehnliche Erweiterung ihres Leserkreises gebracht hat.

So aufrichtig und herzlich der Dank ist, mit dem wir diese Thatsache an der Schwelle des neuen Jahrganges feststellen, so rastlos werden unsere Bemühungen auch fernerhin sein, der hohen Verpflichtung gerecht zu werden, welche aus der bevorzugten Stellung der „Gartenlaube“ im deutschen Hause für uns erwächst.

Wie schwer die Erfüllung dieser Aufgabe ist, das wird jedem unserer Freunde klar werden, wenn er an die Hunderttausende denkt, die durch ganz Deutschland und über alle Welt zerstreut mit ihm die große Gartenlaubegemeinde bilden, wenn er sich die Verschiedenheit des Alters, der Lebensstellung, der Bildung, des Geschmacks all seiner Mitleser vergegenwärtigt! Aber wir sind getrost, denn wir wissen, daß die Leitsterne, welche sich der Begründer der „Gartenlaube“ vor sechsunddreißig Jahren ausersehen, unwandelbar und untrüglich sind. Sie heißen:


Deutsches Haus! Deutsches Vaterland!


Wenn wir diesen Sternen folgen, wenn wir unsern alten Grundsätzen getreu unentwegt fortfahren, unter strengem Ausschluß alles Niedrigen und Gemeinen, den Familiensinn, die Vaterlandsliebe, die ideale Begeisterung für die höchsten geistigen Güter, den Sinn für deutsche Treue und Wahrhaftigkeit zu pflegen, dann sind wir sicher, daß die „Gartenlaube“ ihre Leser auch künftig in Nord und Süd, im deutschen Bürgerhause, in der Hütte wie im Palaste finden, daß sie das bleiben wird, was sie als ihren schönsten und stolzesten Ehrentitel betrachtet:


Das erste deutsche Volks- und Familienblatt!


Unsere Handschriften- und Bildermappen sind wohl versorgt; aus dem reichen und mannigfaltigen Vorrathe seien hier nur angeführt:


Lore von Tollen. Roman, von W. Heimburg.

Die neueste Schöpfung der beliebten Schriftstellerin, ein Roman, dessen farbenreiche, spannende Handlung, erschütternde und gemüthvolle Schilderungen eine außerordentliche Wirkung verbürgen.

Die Vermählung der Todten. Erzählung von Isolde Kurz.

Eine ergreifende, an fesselnden Kontrasten reiche Liebesgeschichte aus der Zeit der Pest in Florenz.

Sakulanta. Von Reinhold Ortmann.

Eine in Berliner Künstlerkreisen spielende und das Leben und
Treiben derselben trefflich schildernde Novelle.

Unterm Glockenstuhl. Von Gerhard Walter.

Eine neue Geschichte des sinnigen Erzählers, dessen schlichte
Herzenstöne unsern Lesern wohlbekannt sind.


Gold-Aninia. von Ernst Pasque.

Ein Roman aus der Hochgebirgswelt des Engadin, der mit packender Lebendigkeit das Schicksal einer den Schrecken der Elemente anheimfallenden ganzen Gemeinde und eine mit der Katastrophe verflochtene Liebestragödie schildert.

Ein deutscher Liebesgott. von Stefanie Keyser,

unserer beliebten Mitarbeiterin, welche ihren Stoff diesmal der
Neuzeit entnommen und zu einer der anmuthigsten Schöpfungen
ihres liebenswürdigen Humors geformt hat.

Ueberraschungen. Von Viktor Blüthgen

einer jener anheimelnden echt deutschen Familiengeschichten,
in welchen der Verfasser sich stets als Meister bewährt.


Ludwig Ganghofer, Th. Fontane, Sophie Junghans, Hermann Heiberg, Ä. v. Perfall, Helene Pichler, A. Weber, die unseren Lesern wohlbekannten Erzähler, werden ihre neuesten Werke den genannten anreihen.

Im Dienste der Aufklärung und Volksbelehrung haben sich unsere altbewährten Mitarbeiter, denen verschiedene junge Kräfte sich zugesellten, der „Gartenlaube“ aufs neue zur Verfügung gestellt.

Prof. Dr. C. H. Kisch, Prof. Dr. Karl Vogt, Dr. M. Taube, Dr. F. Dornblüth, Dr. A. Wolpert, Prof. Dr. Ott, Dr. Karl Ruß, die Bruder Karl und Adolf Müller u. a. werden ihre gediegenen Beiträge aus dem medizinischen, hygienischen und naturwissenschaftlichen Gebiete fortsetzen, Pros. Dr. Max Haushofer, Prof. Dr. Karl Biedermann, Fr. Helbig, Dr. Ed. Paulus u. a. interessante geschichtliche und kulturgeschichtliche Bilder, landschaftliche Schilderungen etc. darbieten, während Ludwig Ganghofer, Guido Hammer, Eugen Friese, Karl Brand sich wieder mit ihren so gerne gelesenen Skizzen aus dem Wald- und Jagdleben einstellen. Fesselnde Plaudereien aus dem gesellschaftlichen, litterarischen und künstlerischen Leben der Gegenwart haben Rudolf v. Gottschall, Oskar Justinus, Hermann Heiberg, Emil Peschkau, Rudolf Kleinpaul u. a. beigesteuert, und über die wichtigsten Fortschritte in der Technik und Industrie, die neuesten Erfahrungen in Haus-, Land- und Gartenwirthschaft werden R. Artaria, M. Ernst, O. Hüttig, Dr. G. van Munden, C. Falkenhorst, Th. Gampe, G. Schubert berichten.

Ueberdies sollen zahlreiche und gut gewählte kurze Mittheilungen aus den verschiedensten Gebieten dem Leser eine Fülle von Unterhaltung und Belehrung zuführen, während bildliche Darstellungen unserer ersten Künstler wieder das Auge erfreuen und den Kunstsinn fördern werden.

So rufen wir denn unseren Lesern am Schlusse des alten Jahres ein zuversichtliches: „Auf Wiedersehen im neuen Jahre!“ zu.

Leipzig, Ende Dezember 1888.

Die Redaktion der Gartenlaube.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1888, Seite 893. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_893.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2023)