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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Das Korkholz ist nicht ein selbständiges Holzprodukt, sondern nur ein Nebenprodukt; es ist die Rinde der Korkeiche (Quercus suber L.). Das Vorkommen der Korkeiche beschränkt sich fast lediglich auf Spanien, Portugal und Algier. Alle Versuche, die Bäume für unseren Boden zu gewinnen, sind gescheitert. Es fehlen hier die klimatischen und wohl auch agrikulturchemischen Vorbedingungen. Die Bäume müssen erst je nach ihrem Standorte ein Alter von 25 bis 30 Jahren erreicht haben, ehe die erste Rinde abgeschält werden darf. Aber auch diese erste Rinde – in Spanien corcho virgen (jungfräuliches Korkholz) genannt – ist für die Anfertigung von Korken noch nicht brauchbar; sie wird in Deutschland lediglich zu Zierzwecken, wie zur Umhüllung von Gartenpavillons, Blumentischen, hängenden Blumenkörbchen für Schlinggewächse etc. verwendet. Erst nachdem diese erste Rinde abgeschält ist, bildet sich das eigentliche Korkholz aus dem unter der Rinde befindlichen Kork-Cambium. Das Abschälen der Rinde muß so vorsichtig geschehen, daß das unter ihr befindliche Cambium nicht verletzt wird. Dieses Cambium bildet nun eine neue weiße, als Kork brauchbare Rinde. Auch diese braucht zu ihrer vollen Entwickelung ein weiteres längeres Wachsthum, das sich in Portugal auf 8 bis 10, in Spanien und Algier auf 11 bis 14 Jahre berechnet. Dann erst kann die Rinde von neuem abgeschält werden.

Das Abschälen der Korkeichen.

Die Abschälung erfolgt in den Sommermonaten Mai bis September, und zwar in der Weise, daß man, wie unser obenstehendes Bild es darstellt, mit Handhacken rings um den Stamm herum in etwa meterhohen Abständen Einschnitte bis auf das Cambium macht, die Kreisschnitte mit Längsschnitten verbindet und die Korkschicht mit dem Hackenstiel vom Kork-Cambium ablöst. Ist die Korkeiche einmal in dies Entwicklungsstadium eingetreten, dann kann sie auch je nach Lage, Bodenbeschaffenheit und Pflege auf 100 bis 150 Jahre hinaus für die Korkindustrie nutzbar gemacht werden. Das abgeschälte Korkholz ist natürlich sowohl in der Stärke, wie in der Güte sehr verschieden, je nachdem dasselbe von jungen oder alten Bäumen, von Stämmen oder Aesten genommen ist. Ist das Korkholz von dem Baume abgetrennt, so wird es vorerst in große Haufen zusammengetragen und dann vermittelst Maulthieren oder Wagen aus den Waldungen nach den Korkholzfabriken geschafft, um für den Versand besonders hergerichtet zu werden, denn so roh wie es aus der Hand der Natur kommt, ist es nicht ohne weiteres zu verarbeiten. In diesen Fabriken wird es erst eingeweicht und dann die allzustarke äußere Rinde abgeschabt; in großen Kesseln wird es darauf einige Minuten lang gekocht und dann in Plattformen gepreßt. Früher wurde es wohl auch durch ein Schmauchfeuer gezogen. Dieses Verfahren ist jedoch fast allerwärts aufgegeben. Das auf diese Weise hergerichtete Korkholz wird sodann je nach Güte und Stärke in etwa zehn verschiedene Sorten getheilt und, in Ballen von 60 bis 70 Kilo verpackt, zum Versande fertig gestellt.

Wie stark verschieden diese einzelnen Sorten in der Qualität sind, geht daraus hervor, daß der Preis der einzelnen Marken zwischen 10 und 150 Mark für hundert Kilo schwankt. Das beste, zur Fabrikation von Wein- und Champagnerkorken besonders geeignete Holz wächst in Catalonien. Doch giebt es auch noch andere spanische Distrikte und in Portugal namentlich die Gegend von Estremoz, wo nahezu gleichwertiges Holz vorkommt. Auch Algier kultivirt ähnliche, für Wein- und Mineralwasserkorke gut brauchbare Sorten, wogegen sich das sonst noch in Portugal gewonnene Material wegen seiner größeren Weichheit vorzugsweise zu Bier- und Medizinkorken eignet.

Ist nun das Korkholz in die Hände des deutschen Fabrikanten gekommen – natürlich giebt es auch in Spanien Korkfabriken – so wird es behufs Bearbeitung zunächst sortirt, die besseren, glatteren Stücke zu den Wein- und Mineralflaschenkorken, die schlechteren, rissigeren zu kurzen Korken bestimmt und dann an die Arbeiter abgegeben. In der Fabrik von Cordes und Ellgaß

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 657. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_657.jpg&oldid=- (Version vom 24.3.2018)