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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)


Ortschaften etc. bringen. Nur schwer wird er sich zu orientiren vermögen; denn es wird ihm ganz besonders an Anhaltspunkten für diese Orientirung fehlen. Schon vor mehr als zwanzig Jahren hat aber der damalige Kurarzt in dem steierischen Badeorte Rohitsch-Sauerbrunn, Dr. Joseph Burghardt, ein Panorama vom Donatiberg, (884 Meter) in Kreisform gezeichnet, dessen Centrum der Standpunkt des Betrachters auf dem Berggipfel selbst war. es waren in demselben nicht nur die einzelnen sichtbaren Hohen, Berge und Kogel in getreuen Kontouren fixirt, sondern auch en miniature im Aufriß Kirchen und Schlosser Sowie sonstige Orientirungspunkte: Alleestraßen, Bahnen, Brücken etc. angegeben und deutlich beschrieben. Doch die damalige Zeit war dem Touristenwesen nicht so gewogen wie die heutige und die ungemein praktische Neuerung blieb in weiteren Kreisen unbekannt. Nun ist von dem touristischen Zeichner Johann Pabst in Wien – ohne daß derselbe Kenntniß hatte von jener Karte – eine ähnliche Panoramenkarte in Kreisform, gewissenhaft und profilgetreu, fast reliefartig gezeichnet, erschienen, welche die Rundschau von der Stephaniewarte auf dem Kahlenberge bei der Donaumetropole in ungemein klarer, leicht orientirender Art wiedergiebt. Selbstverständlich fehlen bei den Kontouren der Bergzüge und der einzelnen Berge, welche das Rundbild abschließen, auch die genauesten Höhenangaben nicht, So daß die Karte in dieser neuen Gestalt nicht etwa nur eine Tändelei, sondern auch für ernstere Bestrebungen vollkommen brauchbar ist. Jedenfalls ist diese Neuerung der Beachtung der Panoramenzeichner zu empfehlen. Das touristische Publikum wird denselben dann sicherlich für die Einführung dieser „Rundpanoramen" Dank wissen.

Ernst Keiter.     


Jung Werner beim Freiherrn. (Mit Illustration s. 456 und 457.) Da sehen wir ihn vor uns, den Helden einer Dichtung, welche jetzt hundertfünfundfünfzig Auflagen erlebt hat, den Helden einer Oper, welche über alle deutschen Bühnen gegangen, den Trompeter von Säkkingen, den wackern Jung Werner, den Viktor v. Scheffels Muse in Deutschland so populär gemacht! Der Maler stellt ihn uns dar, wie er auf dem Schloß des Freiherrn erscheint, dem er abends unten ein Trompeterstückchen vorgeblasen und der nicht eher ruht, bis sein Diener im Städtchen den Trompeter ausfindig gemacht, da gerade ein solcher seinem Orchester fehlt.

„Dort im hohen Rittersaale,
Wo der Wände Holzvertäflung
Mit verstäubten Ahnenbildern
Mannigfach geschmücket war,
Saß behaglich in dem Lehnstuhl
Bei dem lustig lohen Feuer
Des Kamins; der alte Freiherr.
Grau schon war sein langer Schnurrbart
Zu der Narb’, die auf die Stirn einst
Ihm ’ne schwed’sche Reiterklinge
eingezeichnet, war vom Alter
Manche Furche schon gezogen,
und es hatt’ ein schlimmer Gast sich
In des Freiherrn linkem Fuße
Unberufen eingenistet;
Zipperlein nennt man’s gewöhnlich.“

Werner ist bescheiden eingetreten:

„Prüfend ruht des Freiherrn Auge
Auf jung Werner, Must’rung haltend.
Bei dem Vater, an den Lehnstuhl
Sich anschmiegend, schaute schüchtern
Margaretha nach dem Fremden,
und bei beiden war des ersten
Flücht’gen Blicks Ergebniß günstig.“

Jung Werner wird des Freiherrn Trompeter. Wie verhängnißvoll ihm der Eintritt in das Schloß werden sollte, das weiß das deutsche Volk, welches Scheffels Dichtung in seinen Hausschatz aufgenommen.


Petrarca und die Kölner Frauen. Als Petrarca auf seiner Reise nach Köln und Aachen in ersterer Stadt weilte, war er daselbst Zeuge des überraschenden Schauspiels einer Feier der kölnischen Frauen am Vorabende des Johannisfestes. Das ganze Ufer des Rheins sah er mit einer herrlichen Schar von Frauen und Mädchen bedeckt, über deren Schönheit der Sänger Lauras erstaunte. „Welche Gestalten, welche Anmuth und welch liebliches Benehmen!“ berichtet er. „Wahrlich, man hätte sich verlieben können, ohne ein schon vorher mit Liebe erfülltes Herz. Unglaublich war der Zulauf und doch ohne Gedränge. Alles athmete Muth und Freude. Ein Theil der jugendlichen Gestalten war mit wohlriechenden Blüthenranken und Blumen umgürtet, und mit zurückgestreiftem Gewande wuschen Sie die weißen Hände und Arme im Flusse, wobei sie in ihrer Sprache mir unverständliche und doch wohllautende Sprüche wechselten.“ Auf Petrarcas Frage nach der Bedeutung des seltsamen Beginnens erhielt er zur Antwort: „Das sei ein uralter Brauch des Volkes, namentlich der Frauen; denn man glaube, alles im Jahre bevorstehende Unglück durch die an diesem Tage übliche Abwaschung im Flusse wegzuspülen, woraus dann nur Fröhliches begegne.“ Petrarca aber erwiderte seufzend: „Wie beneide ich euch, ihr glücklichen Anwohner des Rheins, daß euer Fluß Leid und Klagen hinwegschwemmt – o, wenn doch auch Po und Tiber dies vermöchten!“ – Petrarcas Worte haben die Erinnerung an dieses Johannisfest der Kölner Frauen erhalten – das Fest selbst ist der modernen Zeit zum Opfer gefallen.


Jägeraberglaube des 16. Jahrhunderts. In Noë Meurers „Jagd- und Forstrecht“, welches Werk im 16. und 17. Jahrhundert eine Reihe von Auflagen erlebte, finden sich am Schluß auch einige „Geheimnuß und Kunststücke“, so den Jägern zu wissen nöthig. Ein vergrabener Wolfsschwanz sichert nach denselben einen Meierhof vor dem Besuche des Wolfes; ein im Hause aufgehängter Wolfsschwanz vertreibt die Fliegen daraus. Löwenschmalz, mit welchem man den ganzen Leib einschmiert, schützt den Jäger vor wilden Thieren: „derowegen, so dir ein Wolf oder Bär begegnet, so fliehe nicht, auf daß er das Schmalz rieche.“ Der Amethyst, den der Jäger bei sich trägt, bringt Glück auf der Jagd. Um vor dem wilden Schwein sicher zu sein, hänge man Krebsscheren an den Hals. Dann sind noch viele andere Mittel aufgezählt, die man theilweise gar nicht wiedergeben kann, wie man den Hirsch an sich locken, Hasen, Füchse, Wölfe in großer Menge an einem Ort versammeln und erlegen, Vögel leichtlich fangen könne etc.


Wann ist der erste Amerikaner nach Deutschland gekommen? Ohne Zweifel im Jahre 1521. Wie man weiß, fand damals der berühmte Reichstag in Worms, wo auch Luther erschien, statt. Um dem Kaiser Karl V. zu huldigen, hatte Cortez aus Mexiko einen Eingeborenen gesendet, der in seiner Nationaltracht zum Staunen und zur Verwunderung der Grafen und Herren und Fürsten erschien, die daselbst in so großer Menge zusammengekommen waren, daß man von letzteren allein 66 zählte.


Skat-Aufgabe Nr. 8[1]
Von Wilh. Helbig in Eisleben.

Ein Spieler hatte auf die folgende Karte:

(tr. B.)
(p. B.)
(c. B.)
(car. B.)
(tr. K)
(tr. 7.)
(c. As.)
(c. Z.)
(car. As.)
(car. D.)

Eichel (tr.)-Solo-Schneider angesagt, er verlor aber nicht nur das Spiel, obwohl noch g.D., g.K. (p.As, p.K.) im Skat lagen, sondern wurde sogar selbst Schneider. – In welcher Hand war der Spieler? Wie waren die übrigen Karten vertheilt und wie war der Gang des Spiels?

Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 7 auf S. 372:

Wenn die Karten so vertheilt sind:

Vorhand: sW, e7, gZ, gO, g9, g8, g7, rD, r8, r7;
Hinterhand: eD, eZ, e8, rZ, r9, sD, sZ, s9, s8, s7

und der Spieler rK, rOgedrückt hat, wird sich folgendes Spiel ergeben:

1. gO, gK![2] eD (–18),   3. gZ, gD, eZ (–31)
2. sD, sW,[3](–16) 4. sZ, rD!, sK (–2514)

und der Spieler ist Schneider. Hat dagegen der Spieler sK, sO gedrückt, so wird er nach

1. gO, gK eD (–18),   3. sD, sW, rW (+15)

zunächst die Trümpfe herausholen und höchstens noch 28 Augen in r abgeben.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

H. D. in Magdeburg. Die Wappen sind ohne Zweifel aus dem buntbemalten Schilde der gallischen und germanischen Völker entstanden, denn Wappen ist das gleiche Wort wie Waffen. Sie waren ursprünglich ein Vorrecht des waffenführenden Adels. Die Wappen der Städte, Kirchen und Klöster mögen von dem Paniere entstanden sein, mit welche die Angehörigen der Stadt oder des Abtes in Feld zogen; die Schildform war hier blos Nachahmung. Mit dem Aufblühen der Städte nahm der Gebrauch der Wappen auch bei dem Bürgerstande zu. Früher war mit der Ertheilung eines Wappenbriefes auch die Erwerbung des Adels verknüpft; im 16. Jahrhundert aber war diese Standeserhebung nicht mehr damit verbunden und der Kaiser verlieh auch Wappen allein. Von dieser Zeit an erhielten auch die kaiserl. Pfalzgrafen das Privilegium, Wappen zu ertheilen, von welchem sie einen sehr ausgedehnten Gebrauch machten, natürlich gegen entsprechende Bezahlung. Ueber den Grund, welcher eine Person oder eine Korporation veranlaßte, dieses oder jenes Wappenbild anzunehmen, ist selten etwas Zuverlässiges bekannt, wenn nicht etwa ein redendes Wappen vorliegt, wobei der Etymologie allerdings oft großer Zwang angethan wird. Heutzutage werden von den Heroldämtern nur mit dem Adel Wappen verliehen; doch steht es jedem frei, sich ein Wappen nach eigenem Geschmacke beizulegen, sofern er sich nur nicht solche regierender Häuser und adeliger Familien, Staatswappen etc. heraussucht oder irgend welche Rechte aus der Führung seines Wappens ableiten will. Eine große Anzahl bürgerlicher Familien hat ein Wappen geführt. Selbstverständlich ist es ein Unsinn, wenn ein Wappenfabrikant einem Herrn Braun in Berlin ein Wappen giebt, das zufällig einmal ein Braun in München führte; das gleiche Wappen führen doch nur die, welche nachweisbar zur selben Familie gehören, nicht jene, welche zufällig den gleichen Namen haben. Ein Recht haben diese Wappenfabrikanten gar nicht; es wird sogar mancherlei Schwindel von solchen getrieben und öfters, um ihren Angaben mehr Wahrscheinlichkeit zu geben, ein angeblich „in Nürnberg befindliches ‚Europäisches Wappenbuch’ Bd. 96 Fol. 840“ (oder ähnliche hohe Ziffern) citirt, das aber noch niemand gesehen hat.

Freund der „Gartenlaube“ in L. Auf Seite 360 des laufenden Jahrgangs unseres Blattes soll es in dem Markittschen Roman „Das Eulenhaus” nicht Prinzeß Margarethe, sondern Prinzeß Katharina heißen.

C. K. in R. Solche Bücher können Sie sich in jeder Sortimentsbuchhandlung vorlegen lassen.

V. K. Kothes „Kathechismus der Gedächtniskunst” (5. Aufl., Leipzig, J. J. Weber) dürfte Ihren Wünschen entsprechen.

K. V. in Dresden. Der Dorfroman von Ludwig GanghoferDer Unfried“, den unsere „Gartenlaube“ brachte und der wohl den Lesern unseres Blattes eine lebhafte Theilnahme eingeflößt hat, ist als Buch im Verlag von Adolf Bonz u. Komp. in Stuttgart erschienen.

  1. Diese Aufgabe ist im Problemturnier des vorjährigen Skatkongresses durch einen Preis ausgezeichnet worden
  2. Nimmt der Spieler sofort gD, so wimmelt die Vorhand im 2. Stich zunächst rD und sticht erst im 3. Stich mit sW, um dann gZ nachzubringen.
  3. Vorhand kann hier auch zuerst rD wimmeln, dann ergiebt sich durch Umstellung der Stiche dasselbe Resultat.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_468.jpg&oldid=- (Version vom 12.1.2022)