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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

„Nie hat es ein lernbegierigeres, nie ein lehrhafteres Volk gegeben, als wir Deutsche sind, und dann liegt zum guten Theil unsere weltgeschichtliche Mission. “

„Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk.“

Felix Dahn.      

„Tüchtiges Menschenleben endet auf Erden nicht mit dem Tode: es dauert in Gemüth und Thun der Freunde, wie in den Gedanken und der Arbeit des Volkes.“

Gustav Freytag.     

Neben dem reichen Gedankenschatz enthält die Sammlung auch Zeichnungen hervorragender Meister. Die Zwecke des deutschen Schulvereins, der aus echt nationaler Gesinnung hervorgegangen, sind von uns schon oft und warm hervorgehoben worden.[1]

Eine andere litterarische Erscheinung, die ebenfalls einen guten, der Förderung werthen Zweck verfolgt, ist die „Illustrirte Zeitung zum Besten der Ferienkolonien“ (Leipzig, Verlag von J. J. Weber), von der uns die „Extranummer für unsre Jugend“ vorliegt, mit ihren 40 reich illustrirten Folioseiten. Das Titelblatt zeigt uns die Jugend, die fröhlich mit Fahnen und geschwungenen Hüten und Blumensträußen hinauseilt in Gottes freie Natur – und wer von Ferienkolonien hört oder spricht, den weht es ja an wie ein frischer Hauch der Freiheit nach der langen Seßhaftigkeit auf den Schulbänken. Wir sind stets Herolde der neuen pädagogischen Einrichtung gewesen und empfehlen auch diese „Illustrirte Zeitung“, welche ja zu ihrer Förderung bestimmt ist. Allerlei Märchen und Gedichte, neckische, schalkhafte, phantastische Illustrationen, denen sich ein paar größere Veduten von dem Hafen von Hamburg und ein paar stilvolle Geschichtsbilder anschließen, schmücken das auch im Text mannigfache Töne anschlagende Album.

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Sparsamkeit auf Thronen. Es ist bekannt, wie haushälterisch am Hofe des großen Friedrich gewirthschaftet werden mußte; aber sein Vater, König Friedrich Wilhelm I. übertraf ihn noch bei weitem. In seinem Tabakskollegium gab es für seine Gäste außer Tabak von sehr mittelmäßiger Qualität nur Bier und Käse, höchstens noch Häringe, aber selten, um den Durst der alten Haudegen nicht künstlich zu vergrößern. Und doch konnte dieser sparsame, fast geizige Monarch zum Verschwender werden, wenn es sich um die Anwerbung irgend eines „langen Kerls“ für seine berühmten Grenadiere handelte, und kein Opfer war ihm zu groß, wenn, es galt, eines solchen Riesen mit List oder Gewalt habhaft zu werden. Friedrich II. ähnelte in dieser Beziehung seinem Vater; denn sein blauer Uniformfrack war nicht selten so fadenscheinig, der Hut so abgetragen, daß ihm eines Tages sein Kammerdiener erklärte, kein Mann in der ganzen preußischen Armee würde eine solche schäbige Uniform anziehen. Lachend erklärte der König, daß er sich dann doch wohl zu einem Wechsel bequemen müsse, und der Lakai brachte andere Garderobestücke. Galt es aber, Künste und Wissenschaften zu unterstützen oder dem öffentlichen Wohle Opfer zu bringen, so gab er mit vollen Händen.

Unter den durch Geiz und Habsucht berüchtigten Fürsten des Alterthums ist der römische Kaiser Vespasian, welcher im Jahre 79 n. Chr. starb, der erwähnenswertheste. Der Wunsch, die leeren Kassen wieder zu füllen, veranlaßte ihn, seinen Haushalt bis zur Aermlichkeit einzuschränken und Dinge zu besteuern, denen kaum eine Spur von Werth innewohnte. Aber auch bei diesem Charakter berührten sich die Extreme; denn bei großartigen Prachtbauten, die Vespasian errichten ließ, wie dem Friedenstempel mit einer ausgesuchten Bibliothek und dem Kolosseum, einer Arena, welche 90 000 Menschen faßte, scheute er keine Ausgaben.

Als einst Philipp II. von Spanien durch die Straßen Madrids fuhr, sprach ihn ein Bettler an, der die Füße trotz der rauhen Jahreszeit nur mit alten, dürftigen Lappen umhüllt trug. Der König zog seine eigenen Schuhe aus und reichte sie ihm; aber der Bettler wies sie zurück, weil sie so defekt waren, daß er sie nicht tragen mochte.

Auch Frankreich besaß seinen Geizhals auf dem Throne; es war Ludwig XI., der sich so dürftig kleidete, daß ihm einst ein Beamter der spanischen Gesandtschaft, welcher eben erst in Paris eingetroffen war und den König daher nicht kannte, beim Begegnen auf der Straße ein Almosen reichte. Er verkehrte viel mit den ärmeren Volksklassen und ging häufig des Abends in die Häuser der Bürger, um an ihren Mahlzeiten theilzunehmen. Dabei kümmerte er sich um die kleinlichsten Familienverhältnisse und konnte sehr scharfe Worte äußern, wenn er eine nach seiner Meinung unnütze Ausgabe gewahrte. An seinem Hofe fand aus Sparsamkeitsrücksichten nie eine Festlichkeit statt; jeder Prunk, jede Schaustellung war aus seiner Nähe verbannt; er war vielleicht der sparsamste König, den die Geschichte kennt.






Reichenbach und Wetterhorn. (Mit Illustration S. 377.) Das stimmungsvolle Bild versetzt uns in eine der interessantesten Gegenden des Berner Oberlandes in der Schweiz. Das Wetterhorn, zwischen den Thälern von Hasli und Grindelwald als vorderstes Glied der Bergkette sich erhebend, welche dieselben scheidet, erreicht in dem höchsten seiner drei Gipfel, dem Mittelhorn, eine Höhe von 3708 Metern über dem Meere, und seine Besteigung ist heutzutage keine Seltenheit und kein außerordentliches Wagniß mehr. Der an seinem nordwestlichen Fuße, nahe am Passe Scheideck entspringende Reichenbach, ein wilder Gebirgsstrom, eilt schäumend über Felstrümmer dem Haslithale zu, bildet hier seine imposanten sieben Wasserfälle und mündet gegenüber von Meiringen in die junge Aare. Dem Wetterhorn ist auf dem Bilde das niedrigere, aber höchst steile Wellhorn vorgelagert.




  1. Bestellungen auf das Album sind zu richten an die Ortsgruppe Margarethen des deutschen Schulvereins in Wien V 2 Margarethenplatz.



Auflösung des Räthsels auf S. 356: Quelle.




Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)


G. R.-L. in B. Von Wolfs Radfahrerkarte von Deutschland ist Blatt 2 erschienen, welches die Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig umfaßt. Was Blatt 2 von Blatt 1, welches wir schon früher an dieser Stelle besprochen haben, vortheilhaft unterscheidet, das ist die Einzeichnung der Höhenangabe in Metern über dem Meeresspiegel. Dadurch ist nun zwar dem Radler die Möglichkeit geboten, zu ersehen, wie viel Meter er sich hier höher oder tiefer befindet als auf einem anderen Punkte; er kann auch ungefähr berechnen, daß er sich auf dieser Tour mehr bergan, auf jener mehr thalwärts zu bewegen haben wird, aber die Schwierigkeiten und Vorzüge des Weges sind auf diese Weise durchaus noch nicht gekennzeichnet. Einen wirklich sicheren Wegweiser für das schmalspurige Stahlrad kann eine Karte nur dann abgeben, wenn sie sich über ein möglichst kleines Gebiet erstreckt und in noch größerem Maßstabe abgefaßt ist. Es wäre so auf dem Papier Platz geschaffen, daß die Wege kommentirt werden könnten: und dieses müßte dadurch geschehen, daß man z. B. die Straßenmarkirungen nach genauem Maße an- und abschwellen ließe, so daß z. B. die Linien, wo sie dicker, die Steigung, wo sie dünner, die Senkung des Weges bedeuten würden.

H. in Petersburg. Eine ausführliche Darstellung des Einflusses von Druck und Temperatur auf den Aggregatzustand der Körper finden Sie in dem Artikel „Die Bändigung der drei Unbezwinglichen“ (Jahrgang 1878, S. 80). In dem Artikel „Wie Berge und Erdbeben entstehen[WS 1] von Dr. M. Wilhelm Meyer ist derselbe nur flüchtig berührt. Ihre Ausstellung, daß bei Körpern, die beim Schmelzen ihr Volumen verringern, durch die Anwendung des höheren Druckes der Schmelzpunkt erniedrigt wird, ist richtig. Körper von dieser Beschaffenheit, wie z. B. Wasser, bilden jedoch nur Ausnahmen; die meisten Körper vergrößern beim Schmelzen ihr Volumen und bei diesen wird der Schmelzpunkt durch den Druck erhöht; darum ist die Schlußfolgerung des Artikels gerechtfertigt, daß sich im Innern der Erde unter hohem Druck Massen im festen Zustande befinden, die unter gleicher Temperatur an der Oberfläche der Erde in flüssigen Zustand übergehen müßten. – Wir beabsichtigen übrigens, die betreffenden Fragen gelegentlich ausführlicher zu behandeln.

M. P. in Frankfurt a. M. Wir warnen Sie vor allen derartigen „Bureaus“ mit geben Ihnen den Rath, sich persönlich an einen Arzt zu wenden.





Für die nothleidenden Bewohner der von Elbe, Oder und Weichsel überschwemmten Gebiete

gingen ein: Von F. R. in Elten Mark 3; W. Dittmar in Hoof bei Kassel 10; Ertrag einer Sammlung vom Männerturnverein in Schreiberhau 57,92; vom Männergesangverein zu Wüstegiersdorf, Erlös aus der Versteigerung von 4 der „Gärtenlaube“ beigegebenen Kaiserbildern, durch O. Vogt, Vorsitzenden 4,60; Fried. Wilhelm Wichenberg, Leipzig 30; Kegelgesellschaft „Schönburg“ in Leipzig 50; Ueberschuß bei einer Geldsendung von A. v. W. in Steglitz 1,90; Verlagshandlung der „Gartenlaube“ 500; die Witwe eines Thüringers 100; H. in H. zurückgesandtes Honorar für einen nicht zum Abdruck gelangten Beitrag 40; Heinrich Scheel in Stralsund 10; H. F. K. 86. Dortmund 10; freiwillige Feuerwehr in Schreiberhau, Ertrag einer geselligen Abendunterhaltung 60; B. und St. Leipzig-Connewitz 30; J. F., L. u. W. P. in F. i. B. 6; G. in S. 2; „Ungenannt“ aus Neusalz 3; H. Meye in Husum 3; Philipp Bumiller in Prag 20,03; „Helvetia“ 10; Frau Elisabeth Witter in Straßburg im E. 10; eine Abonnentin in Breckerfeld 30; „Erato“ 12; von zwei kleinen Innsbruckerinnen 2 fl. ö. W. 3,20; Reinhold F. in Leipzig 10; Gesangverein „Phönix“ zu Leipzig durch W. Schuwardt 32,35; R. S. in Mähr.-Schönberg. 5 fl. ö. W. 8; Ueberschuß bei einer Zahlung von P. M. in Weißenburg 1,20; P. Schneider in Gröppendorf 7, außerdem 2 Säcke mit Kleidungsstücken und Schuhwerk; von einem Freunde der „Gartenlaube“ 10; C. B. in Gaiß (Vorarlberg) 10; H. N. Dresden 5; von einer deutschen Frau in Wien 10; B. W. durch die Creditanstalt in Leipzig 50; Carl Bellach in Leipzig 20; von W. G. in Saarbrücken 3; A. M. z. Z. Wittslock bei Fürstenfelde 3; Späth, Heinersdorf 3; Wittwe I. F. in Altenburg 2; Renn. Waldecke 3; Julius Bassenge, Droguist in Dresden 1,50; aus Belgien unter V. E. J. 5; Ad. J. Berlin 1 Packet Kleidungsstücke; ein Süddeutscher in Luzern 16; der Verein Bürger-Union in Glauchau 15,10; Frau C. Poesch in Gottow b. Luckenwalde 10; W. Kipp in Unterburkhardshofen 5; Felix H. an Emil L. für eine unterbliebene Partie Billard 10; von dem Kränzchen acht junger Mädchen in Gotha 15; Julius Nitschke in Löwen in Schl. 3; Eduard Kühn in London 5; J. C. M. aus Triest 1 Fl. ö. W. 1,60; ein Freund des deutschen Volkes 1 Fl. ö. W. 1,60; F. M. in M. 10; Fr. H. S. F. in Wunsiedel, Ertrag einer Kindertheatervorstellung 7; B. L. in Dresden 20; aus Lobberich 5; von zwei Lesern der „Gartenlaube“ in Mülsen St. Jacob 2; O. A. in Ibenhain b. Waltershausen 5; Rjäsansches Gouv.: J. Güngerich Familie 19 Rb., Frau Güngerich 3 Rb. und Fräulein Petri 3 Rb., zusammen 25 Rubel 41,95; C. E. in Amsterdam 20; G. S. in Stuttgart 100; Rosina Gosch in Pleasant Hill 1 Check a. Berlin 22; 1. freiwillige Feuerwehr Baden N.-Oest. 4,82; „Gräfenthal“ 1,02.

Wenngleich die erste, größte Noth gestillt ist und eifriges Schaffen und Treiben auf den verwüsteten Fluren sich regt, bedarf es trotz der reichlich gespendeten Gaben doch noch großer Mittel, um den durch die Fluthen ihrer liegenden und fahrenden Habe Beraubten die Neugründung ihres Heimes und Hausstandes zu ermöglichen. Wir wenden uns daher wiederholt an die so oft und stets bewährte Opferwilligkeit unserer Leser und bitten sie herzlichst, nicht zu ermüden in der Bethätigung ihrer Menschenliebe, sondern unserer Sammlung aufs neue und immer wieder ihre Spenden zuzuführen. Jede, auch die kleinste Gabe ist willkommen – Postmarken sind ja so bequem zu versenden!

Die Redaktion.     

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Wie Erdbeben und Berge entstehen“
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_388.jpg&oldid=- (Version vom 6.6.2018)