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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

So wird von dem Amerikaner Mackay, der aus seinen Silberminen in Nevada Millionen zieht, berichtet, daß er beim letzten Pariser Karneval durch seine Feste alle mitstrebenden Millionäre überflügelt habe. Seine Gattin schickte Jäger nach Neuguinea, welche dem seltenen Paradiesvogel dort nachstellen sollten, weil sie Sich aus den Federn derselben einen Mantel verfertigen lassen wollte. Bei seinem großen Ballfest in Paris hatte er im Garten einen Tanzpalast errichten lassen, dessen Wände mit rothem Sammet und Spiegeln bedeckt waren; es fehlte nicht an Gold und Marmor und Mosaik der Fußböden. Einige hundert Arbeiter waren Tag und Nacht beschäftigt, den Palast zu errichten, der mehrere hunderttausend Franken kostete. Den Gästen wurden frische Erdbeeren aus den südlichen Ländern, Störe aus Rußland, Vogelnester aus Indien vorgesetzt. Die Knallbonbons enthielten seidene Shawls, Taschentücher mit einem echten Schmuck, der das amerikanische Wappen trug. Diese Knallbonbons kosteten mehr als 150 000 Franken! Welche europäischen Fundgruben können mit den Silberminen von Nevada wetteifern! Den Arbeitern mochte man ihr Verdienst gönnen, alles Andere aber gehörte in das Gebiet eines Luxus, welcher nur der grenzenlosen Eitelkeit fröhnt.

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Erster Frühling.
(Mit Illustrationen S. 225.)

Und wenn die jungen Blättlein wehn,
Die Lieb’ hat neuen Lauf,
Und wo zwei Herzen knospend stehn,
Sie naht und weckt sie auf.
Wie selig schüchtern streift der Blick
Und fragt von ihm zu ihr:
So bist denn du mein einzig Glück
Und kommst erst jetzt zu mir?

O traute Stund, o heil’ge Stund’ –
Gott weiß drum, wie das thut,
Wenn bang verzagt und wonnig wund
Jung Herz am andern ruht.
Das träumt erglühten Angesichts,
Wie Roth aus Knospen quillt;
Das denkt sich nichts und sagt sich nichts –
Ihr Herz pocht gar zu wild.

Und wär’ das schon die Nachtigall?
Was singt im Baum so heiß?
Da sitzt die Lieb’ und singt mit Schall,
Was keins zu sagen weiß;
Die Welt ist nur ein Rosenstrauch,
Darunter sitz’ ich und du –
Es ist so schwül der duft’ge Hauch:
Die Augen fallen uns zu!

Viktor Blüthgen.

Klönthalsee. (Mit Illustration S. 233.) Wenn auch außerhalb der großen Schweizer Tour liegend, ist die Alpenscenerie des Kantons Glarus doch von großartiger Schönheit. Das gilt namentlich von dem Klönthal und dem See, aus dessen Fluthen der Glärnisch mit seinen steil abfallenden grünen Wänden sich hoch emporhebt. Das Thal selbst mit seinen grünen Matten hat einen echt idyllischen Reiz und dem Schweizer Idyllendichter Salomon Geßner konnte an keiner geeigneteren Stelle ein Denkmal errichtet werden. Einen herrlichen Ausblick auf das Thal und den See hat man von dem auf der Höhe gelegenen Dorfe Richisau: das ländliche Wirthshaus ist von den schönsten Ahornbäumen umgeben und die milde Gebirgsnatur ringsum athmet eine erhabene Ruhe.

Das stimmungsvolle Bild J. H. von Riedmüllers wird gewiß bei vielen die Neigung erwecken, einmal einen Abstecher in das ebenso anmuthige wie großarthige Thal zu machen.

Neue Jagd-Zeitung. Die Jagd im Westen Deutschlands ist nicht so ergiebig wie in den waldreichen östlichen Strichen unseres Vaterlandes. Aber das Land bietet dort vielfach Gelegenheit zu gedeihlicher Wildpflege und auch im Westen könnte bei richtigem Zusammenwirken der beteiligten Kreise die Jagd besonders gehoben werden. Vieles ist bereits in dieser Beziehung geschehen; merkwürdiger Weise fehlte es aber bis jetzt in einer Fachzeitschrift, welche die waidmännischen Interessen des deutschen Südwestens vertrat. Diesem Mangel ist nunmehr durch die „Neue Jagd-Zeitung“ abgeholfen, welche vom Forstmeister a. D. A. Gödde herausgegeben wird und im Verlag von Heinrich Schöningh in Münster erscheint. Die Zeitschrift berücksichtigt ganz besonders den Jagdbetrieb in Westdeutschland, bringt aber auch allgemein interessante Artikel, welche nicht nur den Waidmann, sondern auch den Naturforscher interessiren. Wir empfehlen sie darum der allgemeinen Beachtung.

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Eine neue Methode zu inseriren. In London ist eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von zwei Millionen Mark gegründet worden, welche einen Briefbogen sammt einem mit einer Penny-Postmarke versehenen Konvert für den Preis von einem halben Penny verkaufen will. Dies sieht auf den ersten Blick wunderbar genug aus, doch englische Aktiengesellschaften machen die Rechnung nicht ohne den Wirth. Des Räthsels Lösung besteht in den Inseraten, mit denen die Ränder des Briefbogens und des Konverts bedenkt sind. An jedem Packet von tausend Konverts und Briefbogen hofft die Gesellschaft durch diese Inserate wesentlich zu profitiren. Das Patent für diese Insertionsmethode hat ein Deutscher, J. Hertz, erworben: für 440 000 Mark hat die Gesellschaft die Patentrechte und Handelsmarken des Herrn Hertz gekauft. Vielleicht erfindet ein genialer Kopf in Deutschland noch eine neue Inserirungsmethode – man kann ja durch solche Erfindung ein reicher Mann werden.

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Ludwig Steub †. Unser Blatt hat mit Vorliebe in Schilderungen und Erzählungen das oberbayerische und das tiroler Gebirge und das Volksleben dort in den Bergen den Lesern vorgeführt: so wollen wir auch eines eben dahingeschiedenen Pioniers gedenken, der, allen voran, mit dem Alpenstock in die Hochthäler und zu den Schneegipfeln jener Gebirge gepilgert, um ihr Bild in seinen Schriften wiederzugeben. Am 16. März starb in München Ludwig Steub. Er war am 20. Februar 1812 zu Aichach in Oberbayern geboren, widmete sich iuristischen Studien, hielt sich während der Regierung König Ottos eine Zeitlang als Beamter in Athen auf und war später Rechtsanwalt und Notar in München. Land und Leute in den deutschen und österreichischen Alpenländern hat er in ebenso gediegener wie eingebender Weise geschildert in seinen Schriften „Drei Sommer in Tirol“, „Das bayerische Hochland“, „Wanderungen im bayerischen Gebirgen“, „Herbsttage in Tirol“, „Altbayerische Kulturbilder“ u. a. Außerdem hat er zahlreiche Novellen verfaßt und einen größeren Roman „Deutsche Träume“. Da die Zustände in den deutsch-österreichischen Alpenländern jetzt in Litteratur und Drama einen so breiten Raum einnehmen, so darf ein bahnbrechender Autor aus diesem Gebiete nicht der Vergessenheit anheimfallen. Unsere „Gartenlaube“ betrauert in ihm einen fleißigen Mitarbeiter.

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Schach-Aufgabe Nr. 5.
Von R. Weinheimer in Wien.

SCHWARZ

WEISS

Weiß zieht an und setzt mit dem vierten Zuge matt.
Auflösung der Schach-Aufgabe Nr. 4 auf S. 164:
Weiß:   Schwarz:
1. D d 8 – e 7: a 7 – b 6:
2. D e 5 – b 4 : Zugzwang.
3. D setzt matt.
Varianten: a) Secondespiel. 1. . . .S : S, 2. D : S †, K : D (K g 4), 3. T b 5: (D f 4) matt. – b) 1. . . .S : T, 2. D : T etc. – c) 1. . . a 6, 2. D d 4 (Drohvariante) etc. — Der Bauernraub im Einleitungszuge, eine kleine Konstruktionsschwäche, ist leider nicht zu vermeiden; die fein pointirte Zugzwangsidee, welche im zweiten Zuge auftritt, mag als Rechtfertigung dienen.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Haß und Liebe. Die Scheidung des Stoffes in vier Elemente: Luft, Feuer, Wasser und Erde, hat vermuthlich zuerst der griechische Philosoph Empedokles von Agrigent aufgestellt. Er war es auch, der neben den vier Elementen zwei Grundkräfte, den Haß und die Liebe, annahm. Seither wurde viel von Haß und Liebe und der Wahlverwandschaft der Elemente und Atome geschrieben und gedichtet. Die Lehre von den Atomen, den untheilbaren Theilchen des Stoffes, rührt von einem anderen griechischen Weisen her, vom Demokrit, dem man mit Unrecht den Beinamen des „lachenden Philosophen“ gegeben. Wenn er auch, wie es scheint, die Lehre nicht begründet hat, so hat er sie zuerst in ein philosophisches System gefaßt. Daß er ein Vorläufer des modernen Materialismus war, unterliegt keinem Zweifel; schon der eine seiner Lehrsätze: „Aus nichts wird nichts; nichts, was ist, kann vernichtet werden. Alle Veränderung ist nur Verbindung und Trennung von Theilen“ – beweist es zur Genüge. Der Materialismus hat in Friedrich Albert Lange einen gründlichen und auch objektiven Beurtheiler gefunden. Seine „Geschichte des Materialismus“ (J. Bädecker, Leipzig) hat erst vor kurzem eine neue Auflage erlebt. Sie sind aber im Irrthum befangen, wenn Sie meinen, Materialismus und Naturwissenschaft seien ein und dasselbe. Der Materialismus ist ein philosophisches System, das einen großen Theil seiner Beweise der Naturforschung entlehnt, sonst aber auch mit allgemeinen Ideen und Hypothesen arbeitet, wie jedes andere System; die Naturwissenschaft dagegen stützt sich nur auf wirklich beobachtete und bewiesene Thatsachen. Es ist eine weitverbreitete, aber irrthümliche Meinung, daß der Naturforscher unbedingt ein Materialist sein müsse.

Kaisergedichte. Die große Zahl der uns eingesendeten Kaisergedichte macht uns eine Rücksendung derselben unmöglich. Wir sagen den Einsendern besten Dank für ihren guten Willen und den warmen Ausdruck patriotischer Begeisterung, der sich in diesen Gedichten ausspricht, müssen aber jetzt mit der Kaiserlyrik abschließen.

E. J. in B. Ein Buch, wie Sie es wünschen, ist in der Anmerkung des betreffenden Artikels empfohlen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_240.jpg&oldid=- (Version vom 15.6.2018)