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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

No. 36.   1887.
      Die Gartenlaube.


Illustrirtes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Wöchentlich 2 bis 2½ Bogen. – In Wochennummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pfennig oder jährlich in 14 Heften à 50 Pf. oder 28 Halbheften à 25 Pf.



Der Unfried.

Eine Hochlandsgeschichte von Ludwig Ganghofer.
(Fortsetzung.)


3.

Karli und Götz betraten den Hof. Den Beiden folgten Martl und Stoffel, zwei steife vierschrötige Gestalten – Martl, der einen grauen, struppigen Vollbart trug, in kurzer Lederhose, Hut und Joppe – Stoffel, dem unter dem pechschwarz gewichsten Schnurrbart eine spitz zulaufende „Mücke“ hakenförmig abstand, in enger, langer, an den Knöcheln gebundener Tuchhose, in Hemdärmeln, die Zipfelmütze mit der baumelnden Quaste auf dem eckigen Kopfe.

Die Viere machten verdutzte Augen und schienen an dem gastlichen Tischlein des Pointner’s vorüber marschiren zu wollen. Und so im Vorübermarschiren grüßte Karli: „Grüß’ Gott, Vater! – und Götz grüßte: „Grüß’ Gott, Bauer! Dabei rückten sie gleichzeitig die Hüte vom linken auf das rechte Ohr. Martl nickte nur, und Stoffel schlenkerte die Quaste der Zipfelhaub von der einen Schulter auf die andere.

„So? Kommt’s amal heim!“ fuhr der Bauer auf, indem er seine Verlegenheit hinter Groll und Eifer zu verbergen suchte. Aber gleich wieder fiel er aus dem Tone, mit der lachenden Frage: „Da schau, Karli! Was sagst, was ich für an Gast hab’?“

Karli musterte die Dirne mit einem mißtrauischen Blick; doch als er ihren blitzenden Augen begegnete, schaute er wieder auf den Vater, verzog die Lippen und nickte mit dem Kopfe. – Einige Sekunden mühte sich der Pointner unter Zwinkern und Blinzeln, den Sinn dieses Nickens zu ergründen. Dann gab er die vergebliche Mühe auf und wandte sich keifend an Martl und Stoffel.

„Wo seid’s denn gar so lang g’wesen? Wenn von Euch zwei amal Einer draußen is, kann man ’s Heimkommen auch nimmer erwarten!“

Stoffel schnitt eine Grimasse, beugte den Oberkörper nach vorne und stellte sich auf die Absätze. Martl aber erwiederte:

„No, no! Es hat so noch a halbe Stund’, bis Futterzeit is. Wir sind halt a Bißl vor’m Schulhaus umeinander g’standen. Ja – und noch a ganze Masse Leut’ waren da. Und was das für a Reden


Invalide von 1813.
Nach dem Oelgemälde von E. Stammel.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Leipzig: Ernst Keil, 1887, Seite 581. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_581.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2023)