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verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

No. 22.   1887.
      Die Gartenlaube.


Illustrirtes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Wöchentlich 2 bis 2½ Bogen. – In Wochennummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pfennig oder jährlich in 14 Heften à 50 Pf. oder 28 Halbheften à 25 Pf.



Götzendienst.

Roman von Alexander Baron v. Roberts.
(Fortsetzung.)
14. Umgarnungen.

Von da ab fühlte Eff, daß er dem Namen verfallen war, daß der lächerliche Götze über den Frieden seiner Zukunft und über ihr gemeinsames Glück zu entscheiden hätte.

Des Namens selbst geschah keine Erwähnung. Frau Belzig hielt an sich; sie wollte die Adoption langsam heranreifen lassen, bis es Zeit wäre, sie zu pflücken. Die häßliche Grafenaffaire hatte sie gewarnt – nicht ein zweites Mal solch’ ein Fiasko!

Aber der Name war da. Er hing in der Luft, er lauerte überall. Eff war alarmirt; aus den unscheinbarsten Worten und Dingen glaubte er das Klingeln der Schellenkappe herauszuhören.

Frau Belzig’s Liebenswürdigkeit ihrem Schwiegersohn gegenüber schien keine Grenzen mehr zu kennen. Sie überschüttete ihn fast zum Ersticken damit. Lauter hübsche kleine und große Aufmerksamkeiten und glänzende Ueberraschungen. So fand er den mit Fahrplänen tapezierten „Wartesaal“ seiner Junggesellenwohnung eines Tages mit Teppichen, Vasen und Blumen salonmäßig ausgeputzt; ein kostbares englisches Vollblut war plötzlich in seinen Stall hineingezaubert zur großäugigen Verwunderung seines alten braven soliden Ostpreußen – „Aber mein lieber Walther, es ist doch nicht der Rede werth!“ beruhigte ihn Frau Belzig; „meinem Mann und mir macht es Spaß; Sie werden uns die Freude doch nicht verderben!“ – Aber seltsam, ärgerlich, wieder gespenstisch: – jedesmal, wenn er das Vollblut bestieg, kam ihm der Gedanke an den Namen hergeflogen. Der Klang desselben tönte ihm aus dem Hufschlag entgegen: man will ihn mit all’ den Liebenswürdigkeiten verpflichten; wehrlos will man ihn damit machen! Aber zum Teufel, wo ist er denn, dieser Name? Her damit! Daß er sich doch endlich zeigt und daß man doch Stellung gegen ihn nehmen kann! So oder so!

Natürlich hatte Frau Belzig nichts unversucht gelassen, um auch Adolf Eff in den Wirkungsbereich ihrer Attentate zu ziehen. Aber der Erfinder entzog sich diesen Versuchungen mit einer diplomatischen Zurückhaltung. Wollte er sich für einen Hauptkoup aufsparen, den er mit seinen völlig ausgereiften Projekten eines schönen Tages auf den Arnheim des „Unzerreißbaren“ auszuführen gedachte? Insgeheim verwünschte er den „gräflichen Windhund“ (er gebrauchte viel schlimmere Ausdrücke), der diesen Arnheim so hatte bluten lassen. Jetzt war wohl nicht der Augenblick, diese Kasse, die soeben erst ihre Fünfzigtausend an das Hirngespinst eines Namens verschleudert, um das andere Hirngespinst einer Erfindung in Anspruch zu nehmen. Vielleicht war auch ein wenig die verschüchterte Zimperlichkeit seiner Frau schuld an der Zurückhaltung. Die kleine

Sonntagsreiter.0 Originalzeichnung von Franz O’Stückenberg.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1887, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_353.jpg&oldid=- (Version vom 16.11.2023)