Seite:Die Gartenlaube (1887) 352.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

daß die Direktoren meistens Sklavenkinder aufzukaufen pflegen, um sie zu diesem Berufe auszubilden.

Sind nun die äußeren Verhältnisse des chinesischen Theaters nur wenig anziehend, so erscheint uns die dramatische Dichtung an und für sich viel interessanter. Wir dürfen sie allerdings nicht mit unserem Maßstab messen, sondern müssen sie von dem Standpunkt eines Historikers der Weltlitteratur betrachten. Sie bietet uns alsdann tiefe und belehrende Einblicke in den Einfluß der Religionen, der staatlichen Einrichtungen und socialen Formen auf die Entwickelung der Volksdichtung, und andererseits ist das Drama, der Spiegel seiner Zeit, ein trefflicher Schlüssel zur Enträthselung dunkler, dem Geschichtsforscher noch nicht genügend bekannter Sitten und Gewohnheiten des Volkes. Besser als irgend eine Kulturgeschichte oder Reisebeschreibung illustrirt uns das chinesische Drama die Bewohner des Reiches der Mitte in ihren innersten Regungen, in ihrem ganzen Thun und Treiben; wollen wir den Chinesen kennen lernen, wie er leibt und lebt, so brauchen wir nur seine überaus reichhaltige dramatische Litteratur aufzuschlagen; er steht in ihr vor uns da, von jedem künstlichen Schleier entblößt, mit allen seinen Tugenden und Schwächen.

Ein solches, durchaus eigenartiges Spiegelbild einer der seltsamsten Welten bietet uns ein soeben erschienenes Werk Rudolf von Gottschall’s „Das Theater und Drama der Chinesen“ (Breslau 1887, Verlag von Eduard Trewendt). Es bildet einen werthvollen Beitrag zur Geschichte der Weltlitteratur, um welche sich der Fleiß deutscher Gelehrten so rühmliche Verdienste erworben, und es besitzt außerdem den Vorzug einer populären und fesselnden Darstellungsweise, welche auch dem Laien das Lesen des Werkes genußreich gestaltet. *

Das Haydn-Denkmal in Wien. (Mit Illustration S. 337.) Am 31. Mai dieses Jahres, als dem Gedächtnißtage des Todes Haydn’s, soll auf dem Platze vor der Mariahilfkirche, dicht an der verkehrsreichen Mariahilferstraße, das Denkmal für den unsterblichen Komponisten der „Schöpfung“ und der herrlichen österreichischen Volkshymne enthüllt werden. Die Statue, ein von echt künstlerischem Geiste belebtes Werk des in Wien domicilirenden Tiroler Bildhauers Heinrich Natter, ist 81/2 Wiener Fuß hoch, aus tadellosem Carraramarmor geschaffen und erhebt sich auf einem stattlichen Porphyrsockel. Sie zeigt uns den Vater der Instrumentalmusik aufrecht stehend, das Haupt gehoben und den Blick emporgerichtet. Ueber dem scharfgeschnittenen ausdrucksvollen Gesicht, aus dessen Zügen feierlicher Ernst, aber auch sympathisch anmuthende Milde sprechen, ruht es wie der Hauch einer göttlichen Inspiration. In diesem Augenblicke ist dem Meister wohl eine seiner unsterblichen Melodien zugeflogen. Vielleicht ist es eben die unvergängliche Weise seines „Kaiserliedes“, die er für sein Bestes hielt und wenige Tage vor seinem Tode noch dreimal hinter einander spielte „mit einem Ausdruck, über den er sich selbst wunderte“, wie uns sein Biograph erzählt. Das Antlitz ist treu nach der vorhandenen Todtenmaske Haydn’s, die dessen Famulus Elsler, der Vater der berühmten Tänzerin Fanny Elsler, abnehmen ließ, gebildet. Die rechte Hand des Meisters hält den Griffel, die Linke einige Blätter Papier, auf die Haydn seine musikalischen Inspirationen niederschrieb. Das Kostüm ist selbstverständlich das der Haydn’schen Zeit, der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts: tressenbesetzter Frack, reiche lange Weste, aus der das feingefältelte Jabot hervorlugt, enganliegende Kniehosen, Strümpfe und Schnallenschuhe. Ueber die Schultern hängt dem großen Symphoniker, leicht übergeworfen, ein faltenreicher Mantel. Der charakteristische Kopf trägt die übliche wohlfrisirte und in ein zierliches Zöpfchen endigende Perücke.

Unstreitig wäre die Aufstellung des Monuments im Laubgrün des unfernen Eszterhazy-Parks, wo Haydn manche Muse- und Mußestunde verbrachte und wohl auch manche Anregung, manche Weise gefunden hatte, wirkungsvoller gewesen; denn der Schöpfer der „Jahreszeiten“, der Freund der Natur, wie Haydn es immer war, hätte sich gewiß im Reiche der grünen Baumwelt heimischer gefühlt als inmitten des Straßenlärms der Hauptstraße. Das Monument dankt sein Entstehen der Opferwilligkeit kunstsinniger Bürger Gumpendorfs, wo Haydn viele Jahre in dem ihm gehörigen Hause, Steingasse 73, wohnte und auch starb.

Guck, Guck! (Mit Illustration S. 344.) Das sogenannte „dumme“ Vierteljahr ist längst vorüber bei unserem Nesthäkchen. „Fritze“ zählt jetzt volle zehn Monate und fängt an zu bemerken, daß seine Beinchen noch für ganz andere Aufgaben geschaffen sind, als nur die Decke wegzustrampeln. Nun sind auch geistvollere Spiele an der Tagesordnung, vor Allem das köstliche: Gugu – Dada, bei welchem es sehr schwer zu entscheiden ist, wer von den vier Personen sich am besten amüsirt: der kleine Held selbst, die Mutter, die ihn auf dem Arme hält, die Schwester, welche sich immer mit „Gugu“ versteckt und mit „Dada“ lachend finden läßt, oder der Großvater, der, sein Abendpfeifchen schmauchend, von ferne dem lustigen Spiele zusieht.

Muster für weibliche Handarbeiten. Als sehr willkommene Gabe für die arbeitende Frauenwelt dürfte das in Lieferungen erscheinende, sehr geschmackvoll ausgestattete Werk von Emilie Bach „Neue Muster in altem Stil“ (Dornach 1887, Dillmont) begrüßt werden. Die verdiente Verfasserin der Wiener Fachschule für Stickerei, welche schon früher durch ihre „Muster stilvoller Handarbeiten für Schule und Haus“ eine werthvolle Fundgrube für weibliche Kunstfertigkeit geboten, beginnt hier ein verwandtes Unternehmen in größerem Rahmen, indem sie das Gebiet der schönen Arbeiten (Weiß- und Kreuzstichstickerei, Spitzenarbeiten und Seide-Plattstich, Plüschapplikation, Häkel- und Knüpfarbeit, sowie orientalische Stickereien) im ganzen Umfang in Angriff nimmt.

Allerlei Kurzweil.

Räthselhafte Inschrift.

Skat-Aufgabe Nr. 6.
Von Pf. K. in R. b. S.

Die Vorhand spielt auf folgende Karte ein Eichel(tr.)-Solo

(tr. B.) (p. B.) (c. B.) (tr. 8.) (tr. 7.)
(p. As) (p. K.) (c. As) (c. K.) (car. 9.)

und macht bei fehlerlosem Gegenspiel Schwarz, obwohl kein Trumpf und auch keine Augen im Skat liegen.

Wie sitzen die übrigen Karten und wie ist der Gang des Spiels?

Skat-Briefkasten.

Der zweite deutsche Skat-Kongreß wird auf Grund des im vorigen Jahre in Altenburg gefaßten Beschlusses in Leipzig tagen und zwar vom 25. bis 27. Juni d. J. Außer einem großen allgemeinen Skat-Turnier für das praktische Spiel soll diesmal ein Skat-Problem- und Lösungs-Turnier damit verbunden werden.

Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 5 auf S. 304.

Es ist zu unterscheiden, ob der Spieler in Vorhand sitzt oder nicht. Würden zu den angegebenen 7 Karten:

gD, gO, g7, rZ, rK, rO, r7

noch g9, g8, r8 hinzukommen, so wäre allerdings Null ouvert (= 40) selbst in der Vorhand unverlierbar. Allein wenn der Spieler in Vorhand sitzt, ist noch ein größeres und gleichfalls unverlierbares Spiel vorhanden, nämlich Grand (3 × 16 = 48), wenn eW, gW, rD hinzukommen, denn der Spieler giebt dann im ungünstigsten Falle nur 2 Stiche mit höchstens 45 Augen ab. Wollte man dagegen zu den übrigen 7 Karten noch die drei ersten Wenzel hinzunehmen, so würde, selbst wenn der Spieler in Vorhand sitzt, sowohl Grand als auch Roth- und Grünsolo z. B. bei folgender Sitzung:

Mittelhand: eD, eZ, eK, eO, e9, sD, sO, s9, s8, s7,
Hinterhand: sW, gZ, gK, g9, g8, rD, r9, r8, sZ, sK

verloren gehen.

Auflösung des Problems: „Der Druidenfuß“ auf S. 320.

Folgt man den Linien des Druidenfußes derart, daß man bei dem linksseitigen Ende desselben beginnt und im Verfolge der Linienwendungen immer den an einer Spitze des Druidenzeichens befindlichen Buchstaben abliest, so erhält man das Wort: „Cagliostro“.

Auflösung der magischen Kugel-Pyramide auf S. 320.

A
AI
MAI
LIMA
MILAN
MANILA
MAILAND

Auflösung des Bilder-Räthsels auf S. 320.
„Ueber Berg und Thal geht der Wasserfall.“
Auflösung des Vorsilben-Räthsels auf S. 336.
– rath. (Verrath, Vorrath, Beirath, Unrath.)

Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Abonnent in Rinteln. Die Stellung des Bettes ist aus mancherlei Gründen nicht ganz gleichgültig für den Schlafenden und kann selbst Ursache der Schlaflosigkeit werden. In der Regel soll das Bett in einer solchen Richtung stehen, daß die Strahlen der aufgehenden Sonne, sowie das Mondlicht nicht unmittelbar auf das Gesicht des Schlafenden fallen können. Es soll, wenn möglich, frei im Schlafgemach, keinenfalls an einer feuchten neugebauten Mauer, überhaupt nicht an der Außenwand stehen. In diesem Fall muß eine trockene Täfelung angebracht werden. Selbst durch scheinbar dichte Außenwände findet nach Pettenkofer immer ein Luftzug statt, der so erheblich werden kann, daß es gelingt, ein innerhalb der Wand befindliches brennendes Licht von außen auszublasen.

Daß man aber am ruhigsten schlafe, wenn man mit den Füßen nach Norden liege, ist eine Hypothese, die, zuerst von einem bayerischen Arzt im Jahre 1823 vorgebracht, aus einer Zeit stammt, in der man eine polarische Einwirkung annahm und alle Vorgänge im Nervenleben als unter dem Einfluß des Magnetismus stehend betrachtete. Die Vorschrift, daß das Fußende des Bettes nach Norden stehen müsse, erweist sich für einen gesunden heilsamen Schlaf somit von geringer Bedeutung. Im Uebrigen wird Dr. Kühner in der demnächst erscheinenden zweiten Auflage seiner Schrift „Ueber den Schlaf und die Verhütung der Schlaflosigkeit“ (vergl. „Gartenlaube“ S. 74 und 88 d. J.) der Schlafstätte und deren Anforderungen eine ausführlichere Betrachtung widmen. –

B. K. in P. Wenn in Ihrer Gegend Nachtigallen sich noch vor einigen Jahren aufgehalten haben, heute aber nicht mehr vorhanden sind, so können Sie annehmen, daß in derselben die natürlichen Bedingungen für den Aufenthalt dieser Meistersänger gegeben sind. Eine Ansiedelung von Nachtigallen ist darum in derselben wohl möglich. Sie ist aber nicht so leicht, wie Sie glauben mögen. Es gehört dazu ein tiefes Verständniß für die Lebensweise dieser Vögel, damit der Versuch von Erfolg gekrönt werde. Mustergültiges hat in dieser Beziehung Theodor Koeppen in Koburg geleistet. Sie finden seine interessanten Beobachtungen und Erfahrungen in dem Werkchen: „Anleitung zur Züchtung und Ansiedelung von Nachtigallen“ von Theodor Koeppen (Berlin, Otto Janke).


Inhalt: Götzendienst. Roman von Alexander Baron v. Roberts (Fortsetzung). S. 337. – Böse Zungen. Von Oskar Justinus. S. 343. Mit Illustration S. 340 und 341. – Der Volkspalast im Ostend von London. Von Wilh. F. Brand. Mit Illustration S. 345. – Die irrende Justiz und ihre Sühne. Von Fr. Helbig. S. 345. – Die Einsame. Erzählung von S. Kyn. S. 348. – Blätter und Blüthen: Hermann Heiberg. S. 351. – Das Theater und Drama der Chinesen. S. 351. – Das Haydn-Denkmal in Wien. S. 352. Mit Illustration. S. 337. – „Guck, Guck!“ S. 351. Mit Illustration S. 344. – Muster für weibliche Handarbeiten. S. 352. – Allerlei Kurzweil: Skat-Aufgabe Nr. 6. S. 352. – Skat-Briefkasten. S. 352. – Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 5 auf S. 304. S. 352. – Räthselhafte Inschrift. S. 352. – Auflösung des Problems „Der Druidenfuß“ auf S. 320. S. 352. – Auflösung der magischen Kugel-Pyramide auf S. 320. S. 352. – Auflösung des Scherz-Räthsels auf S. 320. S. 352. – Auflösung des Vorsilben-Räthsels auf S. 336. S. 352. – Kleiner Briefkasten. S. 352.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1887, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_352.jpg&oldid=- (Version vom 31.5.2023)