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verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

Guten und Bösen einen merkwürdigen Einfluß auf ihn ausübte. Wegen dieser unterhaltenden witzigen Dame kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Carlyle und seiner Frau; die letztere verließ ihn sogar einmal und reiste zu ihren Verwandten nach Liverpool; doch kehrte sie bald wieder zu ihm zurück.

In den letzten Jahrzehnten konnte sie sich der glänzenden Auszeichnungen erfreuen, die ihrem Gatten zu Theil wurden. Als er zum Rektor der Universität Edinburgh ernannt worden, verhinderte sie nur ihre Kränklichkeit ihn dahin zu begleiten; doch die Telegramme mit den freudigen Nachrichten regten sie so auf, daß es nur eines heftigen Schrecks bedurfte, um ihrem Leben ein Ziel zu setzen. Sie sah es mit an, wie ihr Hündchen in Hydepark überfahren wurde, rettete dasselbe, nahm es auf den Schoß in ihren Wagen – und saß leblos darin, als sie zu Hause ankam. Der von Schottland heimkehrende Carlyle sah sie nur als Leiche wieder. †     

Hartmann’s Kindernährflasche mit Wärmemesser. Die Kindernährflaschen, welche mit Skala zum Abmessen der Milch und allerlei praktischen Bemerkungen für die Ernährung des Kindes versehen sind, kommen schon seit geraumer Zeit vor. Neuerdings wurde durch die Handlung von Ernst Witter in Unterneubrunn bei Eisfeld eine Milchflasche in den Handel gebracht, welche außerdem noch mit einem Thermometer versehen ist. Die Idee ist nicht übel, da das Thermometer die Temperatur zuverlässiger anzeigt als das Gefühl unserer Haut. Nur muß man sich vor Gebrauch dieser Flaschen auch an der Hand eines richtig die Wärme anzeigenden Thermometers überzeugen, ob das an der Flasche befestigte den an ein derartiges Instrument zu stellenden Anforderungen entspricht.

Von der Schnepfe. Okuli – da kommen sie! – An lauen, feuchten Frühlingsabenden streichen sie dahin am Waldesrand im ersten Dämmerlicht, und der Waidmann freut sich des Meisterschusses, der das schwirrende Ziel so weidgerecht zu treffen wußte, nicht minder als der deliciösen Beute selbst. Auch hier übrigens war die Jagdmethode nicht immer die gleiche; noch im Anfang des vorigen Jahrhunderts fing man hier und da den vielgeliebten Vogel – in Fallen. „Der Waidmann,“ heißt es in den im Jahre 1710 in Weimar erschienenen ‚Jagd- und Waidwerksanmerkungen‘, „kömmt selbige zu fangen am füglichsten bey mit Fallen, welche, weiln sie bekannt genug, hier zu beschreiben nicht nöthig.“ Ueber die Art und Weise, wie die Waldschnepfe ihre Nahrung zu sich nimmt, hatte man damals noch verschleierte Begriffe; die Erkenntniß, daß sie dieselbe durch Saugen gewinne, lag noch im Dunkel. Gleichwohl war man bereits auf der Spur. „Es kan dieser Vogel,“ heißt es a. a. O., „seinen fingerlangen Schnabel vorne an der Spitzen (wenn er mit selbem in Sumpff reichet, und ein Würtzlein zu befinden merkte) etwa eines Daumens breit zusammen drucken und wieder von einander thun, als eine Drahtzange, welches durch gewisse hierzu von der Natur versehene Nerven im Schnabel geschieht, so sonsten kein Vogel haben wird.“ Ueber den kulinarischen Werth hingegen war man sich auch im Einzelnen schon völlig klar. „Solcher Vogel,“ heißt es, „wird wegen seiner Nahrung vor dem delikatesten mit geachtet; auch sogar wird sein Gescheide mit gegessen, weiln sich dieselbe mit nichts anderes nähret, als mit denen im Sumpfe und Frischen befindlichen Kräuter-Würtzeln.“ Auch sonst war man waidmännisch über Thun und Treiben des köstlichen Wildes au fait. „Sie ziehet Herbst-Zeit, wenn das Laub fället, und zwar des Nachts, nachdeme sie vorhero, wenn sich Tag und Nacht scheidet, vor die Höltzer fällt und sich mit Nahrung versieht“ … „Ihr Zug ist, zumal im Frühjahr, wann nemlich ein warmer Regen geschehen, schleunig und in wenig Tagen vorbey“ … „Auch es hecket sonsten die Schnepff allhier zu Lande, wiewohl wenig, hat meistens 3 bis 4 Junge, welche von einer drückenden und verborgenden Arth sind, wie das Feld-Hun.“

Die Naphthastadt Baku. Große Dinge begeben sich in Centralasien, ohne daß die europäischen Zeitungen eingehend davon Notiz nehmen. Rußland arbeitet daran, den Ueberlandweg nach Indien sich zu bahnen, und vollendet in aller Stille eine Etappe nach der andern. Im December 1886 wurde mit großer Feierlichkeit die Kaspibahn bis Tschardui[WS 1] eröffnet, wenige Tage darauf wurden auf dem Amu-Darja zwei Kriegsschiffe vom Stapel gelassen. Mit der Kaspibahn hat Rußland allen andern Nationen in Bezug auf den Ueberlandweg nach Indien den Rang abgelaufen. Den Mittelpunkt für diese ganze neue Handelsbewegung wird die alte Parsenstadt Baku am Ufer des Kaspischen Meeres bilden; sie hat Aussicht, die größte Handelsstadt des Ostens zu werden; sie beherrscht alle Verkehrswege nach Nord und Süd, nach Ost und West. Terrassenartig am hohen Westufer des Kaspischen Meeres auf der Halbinsel Apscheron gelegen, gewährt sie vom Meere aus gesehen einen großartigen Anblick: auf der einen Seite zeigen sich die stattlichen Gebäude der Marinestation, auf der andern die hohen Schornsteine und rauchenden Fabriken der Naphtha-Industrie; im Hintergrund ein steiler Berg mit einem Doppelgipfel. Das alte persische Khanschloß, einige Minarets und Kirchen heben sich aus den Häusergruppen hervor; dicht am Ufer überragt der cyklopisch gebaute Mägdethurm das Häusergewirr. Ein buntes Treiben belebt den Hafen und die Straßen: russische Dampfer und Kriegsbarkassen, turkmenische Barken, persische Schiffe liegen dort vor Anker; hier begegnet man Kaufleuten aus allen europäischen Ländern, russischen Beamten und Soldaten, persischen Juwelenhändlern, armenischen Lastträgern, tatarischen Kameltreibern und Eselkarawanenführern.

Um das Zehnfache schon hat sich jetzt Baku’s Bedeutung gesteigert, seitdem es durch die Eisenbahn mit Tiflis und Batum und dem Schwarzen Meere verbunden ist – und eine gleiche Steigerung steht jetzt nach Eröffnung der Kaspibahn in Aussicht.

Den Reichthum Baku’s bilden seine unerschöpflichen Steinölquellen. Weithin versendet es jetzt schon Brenn- und Heizmaterial; neue Industrien, neue Erfindungen werden in der Zukunft diesen Handel heben. Hat doch ein Amerikaner Tweddle bereits die kühne Idee gehabt, das Petroleum in gewaltigen Eisenröhren nach dem Ufer des Schwarzen Meeres zu pumpen und zu leiten. Von Tag zu Tag wird die naphthahaltige Erde in immer neuer rationeller Weise zur Herausgabe ihrer Schätze genöthigt. Dies Baku ist eine echte Naphthastadt; denn selbst die heißen staubigen Straßen werden mit Naphtha statt mit Wasser besprengt.

Auf der Halbinsel Apscheron, in der Nähe der jetzigen Fabrikstadt, stand der alte Feuertempel. Die Zeit ist vorüber, wo hier die frommen Anbeter des aus der Erde quellenden Elementes dem Feuergotte huldigten. Jetzt aber ist der Kultus desselben ein gewinnbringender geworden, und wo einst die Feueranbeter in ihren Hütten wohnten, da bauen sich jetzt die neuen Tempelhüter mit Hilfe des freundlichen Elementes stolze Paläste.

Allerlei Kurzweil.
Skat-Aufgabe Nr. 5.
Von K. Buhle.

Welche drei Karten müssen zu folgenden 7 Karten:

(p. A.)   (p. D.)   (p. 7.)   (c. Z.)   (c. K.)   (c. D.)   (c. 7.)

noch hinzukommen, um darauf das danach größte[1] und unverlierbare Spiel ansagen zu können?

Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 4 auf S. 236.

Im Skat liegt e7, s7. Die übrigen Karten sind so vertheilt:

Vorhand: eD, gD, gZ, gO, g9, g8, g7, sD, sK, s8,
Hinterhand: eZ, eK, e9, e8, rZ, rK, rO, r9, r8, r7.

Das Spiel geht für den Spieler verloren durch einen Schnitt im Anspielen seitens der Vorhand, denn der Gang des Spieles ist:

1. sK! s9, rZ (− 14),
2. sD, sO, rK (− 18),
3. s8, sZ, eZ (− 20),
4. rO, eD! rD (− 25),
5. gD, gK, eK (− 19).
Auflösung des Ketten-Räthsels auf S. 288.

HerkUles UnscHuld HeraLdik LausAnne ArdeNnen NumiDien Diogenes


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

Ein angehender Kanarienzüchter in B. Sie ersuchen uns um die Beantwortung einer ganzen Reihe von Fragen, die sich auf Kanarienzucht beziehen. Wir bedauern, Ihnen damit nicht dienen zu können, da die Erfüllung Ihres Wunsches zu viel Raum beanspruchen würde. Aber einen guten Rath, für den Sie uns gewiß dankbar sein werden, wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Sie gehören zu der leider nicht seltenen Klasse von Menschen, welche ohne genügende Vorkenntnisse irgend eine Zucht anfangen und zu ihrem eigenen Schaden ins Blaue hinein experimentiren. Das Erste, was Sie jetzt thun müssen, besteht in der Anschaffung guter Lehrbücher über Kanarienzucht. Das bekannte und weitverbreitete Buch von Dr. Karl Ruß „Der Kanarienvogel“ ist schon mehrfach in der „Gartenlaube“ empfohlen worden. Außerdem ist neuerdings ein treffliches Büchlein „Der Kanarienvogel“ von W. Bödker (Aug. Schröter’s Verlag, Ilmenau) erschienen. In einem der Abschnitte desselben: „Briefe an einen angehenden Kanarienzüchter“ werden Sie die Beantwortung der meisten von Ihnen an uns gerichteten Anfragen finden. Scheuen Sie die geringfügige Ausgabe für die Anschaffung der Fachlitteratur nicht; dieses Kapital wird Ihnen durch gute Entwickelung Ihrer Hecke reichliche Zinsen tragen. Die gefangenen Vögel haben auch das Recht, in rationeller Weise gepflegt zu werden.

Martha K. in Breslau. „Da wir Abonnenten der ‚Gartenlaube‘ sind,“ schließt die anonyme Zuschrift, die ausdrücklich auf den „Kleinen Briefkasten“ hinweist, wo eben so ausdrücklich zu lesen ist: „Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.“ Wie soll man dies denn noch deutlicher ausdrücken, damit es verstanden wird? – Uebrigens sind Ihre beigelegten Verse derart, daß wir auf Ihre Namensenthüllung nicht dringen wollen.

Prag. Dankend abgelehnt.


Inhalt: Götzendienst. Roman von Alexander Baron v. Roberts (Fortsetzung). S. 289. – Deutsche Kriegervereine. Von J. Steinbeck. S. 292. – Entdeckungsfahrten des deutschen Dampfers „Samoa“. IV. Englisches Gebiet in Ost-Neu-Guinea: Milne-Bai und Moresby-Archipel. Für die „Gartenlaube“ mitgetheilt von Dr. O. Finsch (Bremen). S. 295. Mit Illustrationen S. 289, 293 und 296. – Zwei gelungene Portraits. Von G. van Muyden. Mit Illustration S. 297. – Das Scherenrecht. Erzählung von Otto Sigl. S. 297. Mit Illustrationen S. 298, 299 und 301. – Das erste Jahr im neuen Haushalt. Eine Geschichte in Briefen. Von R. Artaria. V. S. 302. – Blätter und Blüthen: Thomas Carlyle’s Gattin. S. 303. – Hartmann’s Kindernährflasche mit Wärmemesser. Mit Abbildungen. S. 304. – Von der Schnepfe. S. 304. – Die Naphthastadt Baku. S. 304. – Allerlei Kurzweil: Skat-Aufgabe Nr. 5. Von K. Buhle. S. 304. – Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 4 auf S. 236. S. 304. – Auflösung des Ketten-Räthsels auf S. 288. S. 304. – Kleiner Briefkasten. S. 304.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.

  1. Für die Werthberechnung gelten die vom Altenburger Skatkongreß angenommenen Grundsätze.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. seit 1999 Türkmenabat
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1887, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_304.jpg&oldid=- (Version vom 8.5.2023)