verschiedene: Die Gartenlaube (1887) | |
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Das Bild führt uns ein Torpedoboot im Schwimmdock vor. Die Einrichtung
des letzteren läßt sich mit wenigen Worten erklären. Es ist im
Wesentlichen ein ungeheurer, vorn und hinten offener Eisenkasten, den
man beliebig zu heben oder zu senken vermag, je nachdem man in die
hohlen Wandungen Wasser einströmen läßt oder dasselbe auspumpt.
Das reparaturbedürftige Schiff fährt einfach zwischen die Längswände
des gesenkten Docks; kräftige Dampfpumpen leeren hierauf die inneren
Behälter, deren Wasserzuflüsse abgeschlossen wurden. Das Dock hebt sich
allmählich, und mit ihm steigt auch das Schiff in die Höhe. Es taucht
zuletzt ganz aus dem Wasser empor, so daß es von allen Seiten den
Arbeitern zugänglich wird. F. Kallmorgen zeichnete ein Torpedoboot in
dieser Lage. Es ist bekanntlich eines der kleinsten Kriegsschiffe der Neuzeit;
aber mit dem Schwimmdock vermag man auch die schwersten Panzerkolosse
zu heben. *
Brasilianische Benefizvorstellungen. In Deutschland geben gefeierte
Künstler und Künstlerinnen öfters Benefizvorstellungen zu wohlthätigen
Zwecken, z. B. zum Besten der Choristen und Choristinnen; sie erhalten
dafür Applause und Kränze und die Anerkennung der Presse. Jenseit
des Oceans wird dies Alles viel wirksamer inscenirt: die Erfüllung des
schönen Zwecks wird dem Publikum selbst vor Augen geführt und der
Jubel der dankbaren Menge kennt keine Grenzen. Freilich handelt es
sich da nicht um die „weißen Sklaven“, wie sie Hackländer in seinem
bekannten Roman geschildert hat, denen ein Brocken vom Tische der
reichen Gastgeber und Gastspieler zufällt, sondern um naturwüchsige
schwarze Sklaven, welche zwar nicht vor dem Publikum weißgewaschen,
deren Ketten aber von graziösen Künstlerinnen gelöst werden. So haben
in Rio Janeiro zwei Sängerinnen den Ertrag ihrer Benefizvorstellungen
zum Loskauf von Sklaven verwendet: eine Russin, Nerina Lulisloff, und
eine Operettensängerin Preciosi. Die erste gab die „Aïda“ zu ihrem
Benefize und kaufte mit dem Ertrag der Vorstellung fünf Negersklaven
los. Diese erschienen am Schluß auf der Bühne, und die Sängerin übergab
ihnen die Karten, welche ihre Freiheit verbürgten. Natürlich war
der Enthusiasmus der Zuschauer ganz maßlos. Fräulein Preciosi verwandte
den Ertrag der „Fatinitza“ zu dem gleichen Zweck; doch reichte
derselbe nur für zwei Negersklaven aus, die als freie Männer das Podium
verließen. Um diesen glänzenden Effekt werden edelmüthige deutsche
Künstlerinnen jedenfalls ihre Kolleginnen im Lande der Feuerkäfer und
Riesenschmetterlinge beneiden. †
Die Nilbraut war ein unglückliches Opfer ägyptischen Aberglaubens, welches in früherer Zeit, wenn der Nil zögerte zu steigen und das Land zu überschwemmen, in die Fluth gestürzt wurde. Solche Opferung kam auch noch vor zur Zeit, als das Heidenthum der Aegypter längst christlicher Gesittung gewichen war und die fanatischen Anhänger des Propheten siegreich in das alte Nilland eingedrungen waren. Wenigstens in dem neuen Romane von Georg Ebers, der diesen Titel führt (Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlagsanstalt), bildet ein solches Jungfrauenopfer den Höhepunkt der Handlung: wir wissen nicht, ob der Dichter an eine geschichtliche Thatsache anknüpft oder ob diese Erneuerung alter Bräuche in so später Zeit eine freie Erfindung seiner Phantasie ist.
Der neue Roman von Ebers beginnt mit der Darstellung von Vorgängen, welche die Theilnahme der Leser alsbald gefangen nehmen: es ist das um so höher anzuschlagen, als Vieles, was uns da vorgeführt wird, am Anfange sehr fremdartig gemahnt. Mit einem hohen Beamten, welcher den Titel Mukaukias führt, müssen wir uns erst allmählich befreunden, und die Glaubensstreitigkeiten zwischen den melchitischen und jakobitischen Christen, die sich gegenseitig mit grimmem Hasse verfolgen, sind auch nicht danach angethan, uns sonderlich zu interessiren. Sie bilden zwar einen Angelpunkt der Handlung; aber erst, wenn wir für die Menschen, welche in diese Kämpfe verwickelt sind, ausreichende Theilnahme gewonnen haben, überwinden wir das Fremdartige dieser uns so fernliegenden dogmatischen Streitigkeiten und folgen mit Antheil den Geschicken der Einzelnen, die in diese häßlichen Kämpfe eines beschränkten Glaubensfanatismus verstrickt sind.
Die Heldin des Romans, Paula, ist eine Griechin, deren Vater, ein tapferer Streiter im Kampfe gegen die Moslemin, verschollen ist und die bei ihren Verwandten in der Familie des Statthalters in Memphis lebt. Der Sohn des Hauses, Orion, von Byzanz zurückgekehrt, soll ein reiches Mädchen in Memphis heirathen; sein Herz aber gehört der schönen Paula, die sich indeß anfangs von dem Ungetreuen abwendet. Der Diebstahl eines prachtvollen Smaragds, dessen sich Orion schuldig macht, den er aus einem vom Vater gekauften Teppich entwendet und einer früheren Geliebten nach Konstantinopel schickt, entfremdet ihm Paula’s Herz noch mehr; Orion verleitet die ihm bestimmte Braut Katharina zu falscher Aussage vor Gericht; Paula, welche Orion verderben konnte, da sie Zeugin jenes Diebstahls war, verschont ihn. Wie nun jener Smaragd mit einem andern, welcher Paula gehört und den sie veräußert, um einen Boten zu bezahlen, der ihren verschollenen Vater aufsucht, verwechselt wird: das hat einen gewissen märchenhaften Reiz, und in der That liest sich der erste Band wie ein buntes orientalisches Märchen. Auch später tauchen Gestalten auf, die aus den Erzählungen einer Scheherezade entsprungen zu sein scheinen: so der fanatische ägyptische Magier, welcher Paula um jeden Preis verderben will, und der schwarze Vicefeldherr des Kalifen, Obadah, ein grimmes Raubthier. Paula und Orion haben sich wiedergefunden; aber da sie die Flucht melchitischer Nonnen begünstigten, verfallen sie dem Gericht der arabischen Machthaber und der christlichen Geistlichen. Da zugleich die Seuche Aegypten verheert, der Nil nicht steigen will, so wird die zum Tode verurtheilte Paula dazu bestimmt, das Opfer des Stromgottes zu werden. Alles ist schon zum Feste gerüstet, das Opfer soll in die Fluth gestoßen werden: da erscheint Katharina, die an Paula’s Stelle sich freiwillig dem Tode weiht.
Dieser Roman von Georg Ebers, der nur in der Mitte etwas zu sehr ins Breite geht, während der erste und letzte Band interessant und spannend sind, ist mit vielem Geschick entworfen und bewährt eine originelle Erfindungskraft; alle Fäden sind gut geschürzt und gleiten dem Dichter nirgends aus der Hand. Daß seine Phantasie dabei nicht ins Blaue schweift, sondern durch geschichtliche Studien wohlgeschult ist, giebt dem Ganzen einen festen Halt, und durch Klarheit der Darstellung vermag uns der Verfasser in einer Zeit zu orientiren, in welcher sich Aegypten in einen bunten Völkermarkt verwandelt hatte und die Glaubenskämpfe innerhalb der christlichen Kirche wie zwischen den Christen und den Moslem mit ihren oft verwirrenden Stichwörtern durch einander wogten.
Der Dichter, dessen andauerndes, schweres Leiden die allgemeinste
Theilnahme erweckt, hat in Richard Gosche („Georg Ebers“, Leipzig,
Schloemp) einen Biographen gefunden, der seinen Verdiensten durchaus
gerecht wird. †
Allerlei Kurzweil.
Weiß: | Schwarz: |
1. D h 3 – g 2 | d 5 – d 4 ! |
2. S c 3 – a 4 ! A) | K d 3 – c 4 |
3. D g 2 – d 5 † | beliebig. |
4. S resp. D setzt matt. |
A) Weiß droht mit 3. T c 2 nebst 4. D c 2 matt. – Secondespiel. 1. … K : S (K c 4), 2. D d 5 :, K b 4 :, 3. T e 3, Zugzwang, 4. B resp. D setzt matt. Falls 2. … a 5 – b 4 : so 3. T d 2 etc. Oder 2. … beliebig anders, 3. D e 4 nebst 4. T c 2 matt. – Auf sonstige Züge folgt 2. D d 5 : † etc. oder auch 2. S d 5 : nebst 3. K b 6 : ! etc. – Der Versuch 1. D h 7 † scheitert nur an K c 4 ! Gegen 1. D h 5 oder 1. D h 1 schützt nur d 5 – d 4 ! Ohne schw. B b 7 wäre das beabsichtigte Hauptspiel (1. D g 2, d 4,) mit 2. S b 1 ! partiell zu umgehen. Die Aufstellung des Problems ist sehr gewagt und zeugt von des Verfassers bedeutender Technik.
„Gartenlaube“-Leser in Berlin. Da Ihnen weder die Benennung der Schachfiguren noch die Bezeichnung der Schachbrettfelder geläufig ist, so möchten Sie sich doch wohl zunächst ein Lehrbuch und zwar am besten „Das Lehrbuch des Schachspiels von Jean Dufresne“ kaufen. Dasselbe ist im Verlage von Ph. Reclam jun. in Leipzig erschienen und kostet gebunden 1 Mark 50 Pf.
Sofie Schlett in Unter-Waltersdorf. Nr. I. ist durch 1. D e 1 schon in 2 Zügen lösbar, außerdem vielfach nebenlösig: 1. T b 3 (b 5, b 7, b 8), 1. D c 1 (f 3, h 3) etc. Nr. II lösten wir mit 1. S d 3 † und ließen es dabei bewenden. Probleme, denen keine Lösungen beigefügt sind, können wir für die Folge keiner Durchsicht unterziehen.
Die Anordnung ist folgende:
Inhalt: Herzenskrisen. Roman von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 37. – Wintervergnügen. Illustration von H. Schlittgen S. 40 und 41. – Der russische Muschik. S. 42. Mit Illustrationen S. 42, 43 und 44. – Moltke in der Reichstagssitzung vom 4. December 1886. Mit Illustration S. 45. – Speranza. Novelle von A. Schneegans (Fortsetzung). S. 45. – Vom Nordpol bis zum Aequator. Populäre Vorträge von Alfred Edmund Brehm. Adlerjagden des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich. I. S. 48. – Blätter und Blüthen: Eine neue Klaviatur. Mit Abbildungen S. 51. – Der Frauenfeind. S. 51. – Die Donauquelle in Donaueschingen. S. 51. Mit Illustration S. 37. – Ein chinesisches Begräbniß in New-York. S. 51. – Torpedoboot im Schwimmdock. S. 51. Mit Illustration S. 49. – Brasilianische Benefizvorstellungen. S. 52. – Die Nilbraut. S. 52. – Allerlei Kurzweil: Schach. S. 52. – Auflösung der Schach-Aufgabe auf S. 20. – Schach-Briefkasten. S. 52. – Auflösung der Domino-Aufgabe auf S. 36.
verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1887, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_052.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2024)