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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

Abhange der Sierra Nevada und kennt gegenwärtig neun verschiedene, zusammen mehrere tausend Exemplare zählende Haine, unter welchen diejenigen von Calaveras und Mariposa am zugänglichsten und besuchtesten sind. Angesichts des außerordentlich langsamen Wachsthums der Sequoien haben manche Reisende den Pflanzenkolossen ein Alter von drei- ja viertausend Jahren beilegen wollen, doch sind dies Hypothesen, die sich nicht leicht beweisen lassen. Kühn aber darf man das Alter der kalifornischen Riesenbäume auf mindestens 1500 bis 1800 Jahre bemessen, neben welchem Zeitraum ein Menschenalter nur als eine kaum in Betracht kommende Zeitspanne erscheint.

Wie die amerikanische Regierung im Jahre 1871 den weltberühmten Yellowstone-Park in Wyoming als unantastbares Nationaleigenthum erklärte, so hat sie auch das Yosemitethal und die Sequoienhaine von jeder Besiedlung ausgeschlossen, damit der ursprüngliche Reiz dieser Gebiete unvermindert sich bis auf späte Geschlechter erhalten möge. Rudolf Cronau.     

Desdemona rechtfertigt ihre Flucht. (Mit Illustration S. 4 u. 5.) Eine der lieblichsten Frauengestalten Shakespeare’s ist Desdemona, des venetianischen Senators Tochter, die den Mohren, den Feldherrn der Republik, liebt. Im ersten Akt des „Othello“ sitzt der Senat zu Gericht; Brabantio, Desdemona’s Vater, hat Anklage gegen den Mohren und gegen sein Kind erhoben, welches das väterliche Haus verlassen und in Liebe dem General der Republik gefolgt ist. Desdemona, die selbst herbeigerufen wird, vertheidigt sich vor den strengen Richtern mit den Worten:

 „Mein edler Vater!
Ich sehe hier zwiefach getheilte Pflicht;
Euch muss ich Leben danken und Erziehung.
Und Leben und Erziehung lehren mich
Euch ehren; Ihr seid Herrscher meiner Pflicht,
Wie ich Euch Tochter. Doch hier steht mein Gatte,
Und soviel Pflicht, als meine Mutter auch
Gezeigt, da sie Euch vorzog Eurem Vater,
Soviel muß ich auch meinem Gatten widmen,
Dem Mohren, meinem Herrn.“

Mit so überzeugender Innigkeit spricht das sanfte anmuthige Mädchen, durch die Nähe des Geliebten ermuthigt; doch Brabantio, der Vater, mit seinen scharfgeschnittenen Zügen, zeigt die Unerbittlichkeit, welche den hohen Würdenträgern der Republik auch sonst eigen zu sein pflegt; die richtenden Senatoren aber lauschen dem Worte des Mädchens nicht ohne Antheil, von seinem sanften und festen Wesen bestochen. Daß Desdemona dem Mohren folgte gegen des Vaters Willen war eine Schuld, welche sie schwer büßen sollte durch den Tod von der Hand des eifersüchtigen Gatten, und wir sehen bei dieser Scene gleichsam schon im Hintergrunde das traurige Verhängniß, dem sie verfallen ist. †     

Gesunder Schlaf ist ohne Zweifel eins der kostbarsten Güter, mit welchem die Natur den Menschen ausgestattet hat. Wer eine Reihe unruhiger oder gar schlafloser Nächte durchgemacht hat, der weiß dieses Gut zu schätzen. Kein Wunder also, daß die Hygiene in neuester Zeit auch diesem Gegenstande ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Ein Schweizer Arzt, Dr. Johann Menli Hiltly,[WS 1] ist unter Anderem als Reformator unserer von altersher überkommenen Art und Weise zu schlafen aufgetreten und zieht namentlich gegen die vielfach landesübliche Lagerung des Körpers während des Schlafens zu Felde. Die von ihm erstrebte Reform ist eine gründliche in des Wortes vollster Bedeutung, denn er stellt die Sache regelrecht auf den Kopf. Bis jetzt schliefen wir Alle so, daß der Kopf durch Kissen etc. erhöht wurde; Hiltly verlangt dagegen, daß die Kopfkissen in Wegfall kommen und dafür die Füße erhöht werden. Er selbst schläft in einem Bette, unter dessen beide Füße am Fußende des Bettgestells dicke Holzklötze geschoben sind, und rühmt außerordentlich diese praktische Neuerung. Die Idee ist originell, und Hiltly weiß sie mit einer ganzen Reihe gelehrter Beweise zu vertheidigen. Ein vorsichtiger Arzt darf die Ausführung derselben jedoch nicht unbedenklich empfehlen. Die tiefe Lagerung des Kopfes verbietet sich von selbst bei Leuten, die an Krankheiten verschiedener Kopftheile leiden. Entzündungen des Ohres, Erkrankungen des Auges, die namentlich auf eine Blutüberfüllung zurückzuführen sind, werden durch die tiefe Lagerung des Kopfes verschlimmert. Für den gesunden Menschen ist jedoch die Reform sehr beachtenswerth, und wenn wir auch nicht Jedermann rathen möchten, sofort die verkehrte Lage mit den nach oben gerichteten Füßen zu versuchen, so müssen wir dennoch in Uebereinstimmung mit Hiltly entschieden den Unfug verdammen, welcher namentlich bei der Landbevölkerung mit der überreichlichen Anwendung der Kopfkissen getrieben wird. *     

Opferung. (Mit Illustration S. 16.) Zogen die alten Griechen und Römer in die Schlacht, so brachten sie den Göttern Opfer für einen glücklichen Ausgang derselben; kehrten sie siegreich heim, so wurde ebenfalls durch Opferung den Göttern gedankt. Jedes Fest im Staate oder im engen Kreise des Hauses und der Familie wurde durch solchen feierlichen Akt verherrlicht, bei jedem wichtigen Schritte, jedem denkwürdigen Ereigniß die Gottheit angerufen. So zahlreich und verschieden wie die Gottheiten selbst, waren aber auch die Arten der Opfer, und eines der eigenthümlichsten derselben wohl dasjenige, von welchem wir durch H. Coomans’ Bild eine so lebendige Vorstellung erhalten.

Jugendliche Gestalten sind es, die sich der Göttin nahen, dieser ihren Tribut darzubringen, Mädchen, welche die Grenzen der Kindheit überschritten haben, zu Jungfrauen erblüht sind und jetzt der schirmenden Göttin das zu opfern kommen, was ihnen in der Kindheit werth war, sich für die Jungfrauen aber nicht mehr geziemt: die Puppen, die bunten Bälle und all’ den Kindertand, für welchen die Göttin es an reichem Ersatze nicht fehlen lassen wird – oder für den sie bereits ein Anderes, Besseres eingetauscht haben: die beglückende Liebe des erwählten Mannes. * *     

Allerlei Kurzweil.
Schach.
Von R. Weinheimer in Wien.

SCHWARZ

WEISS
Weiß zieht an und setzt mit dem vierten Zuge matt.

Kegel-Problem.

Welche Kegel müssen auf den ersten, und welche auf den zweiten Schub fallen, damit sich aus den Buchstaben der Kegel ein zusammengesetztes Wort als Lösung ergiebt?


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

Die Battenberger. Auf Wunsch eines Abonnenten in Offenbach vervollständigen wir unsere Mittheilung über die Nachkommenschaft des Prinzen Alexander von Hessen und seiner Gemahlin Julie, Prinzessin von Battenberg (Tochter des russischen Artilleriegenerals Moritz von Hauki) – siehe „Gartenlaube“ 1885 Nr. 52 – wie folgt: Es sind aus dieser Ehe fünf Kinder vorhanden: 1) Prinzessin Karoline, geboren 15. Juli 1852, seit 29. April 1871 verheirathet mit dem Grafen Erbach-Schönburg; 2) Prinz Ludwig, geboren 24. Mai 1854, seit 30. April 1884 vermählt mit Viktoria Prinzessin von Hessen, Tochter des regierenden Großherzogs Ludwig IV., englischer Marine-Officier; 3) Prinz Alexander, geboren 5. April 1857, der spätere Fürst von Bulgarien; 4) Prinz Heinrich Moritz, geb. 5. Oktober 1858, Gemahl der englischen Prinzeß Beatrice, also Schwiegersohn der Königin Victoria; 5) Prinz Franz Joseph, geb. 24. September 1861, früher Gardelieutenant in Berlin, jetzt in die hessische Division eingetreten. Die Prinzen Alexander und Heinrich Moritz sind noch unvermählt.

K. F. in Moskau. Ausführliches Programm und Jahresbericht des Technikum Mittweida im Königreich Sachsen, sowie jede weitere Auskunft erhalten Sie stets gratis von der Direktion dieser Anstalt.


Inhalt: Zum Neuen Jahr. Gedicht von Rudolf v. Gottschall. Mit Illustration. S. 1. – Herzenskrisen. Roman von W. Heimburg. S. 2. – Sagen und Gebräuche aus dem Paznaunthal. Von Prof. Dr. Friedrich in München. S. 8. Mit Illustrationen auf S. 8, 9 und 13. – Die Nervenschwäche (Neurasthenie). Von Prof. Dr. E. Heinrich Kisch in Prag-Marienbad. S. 10. – Speranza. Novelle von A. Schneegans. S. 14. – Das Original-Manuskript der „Wacht am Rhein“. Von Eduard Spieß. Mit Faksimile. S. 17. – Blätter und Blüthen: Deutschland und Frankreich. S. 19. – Der Reichskanzler auf dem Wege zum Reichstag. Illustration S. 19. – Die Mammuthbäume Kaliforniens. Von Rudolf Cronau. S. 19. Mit Illustration S. 12. – Desdemona rechtfertigt ihre Flucht. S. 20. Mit Illustration S. 4 und 5. – Gesunder Schlaf. S. 20. – Opferung. S. 20. Mit Illustration S. 16. – Allerlei Kurzweil: Schach. S. 20. – Kegel-Problem. S. 20. – Kleiner Briefkasten. S. 20.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner.0 Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.0 Druck von A. Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. wohl: J. MEULI-HILTY (Das rationelle Schlafen, Bonn 1886)
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Leipzig: Ernst Keil, 1887, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_020.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)