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verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

Glück unverletzt – es war M., der von uns in halber Besinnungslosigkeit nach Hause zurückgebracht wurde. Manzi aber gab sich mit dem, was er erbeutet hatte, nicht zufrieden, sondern, nachdem er den Vater losgelassen, machte er verschiedene Anschläge, um nun den Kleinen in seine Gewalt zu bekommen. Sobald ich von diesen Versuchen benachrichtigt worden war, schickte ich die junge Frau mit dem Knaben täglich scheinbar allein ins Freie spazieren, um die Briganten herbeizulocken, indem ich einige meiner Leute als Bauern verkleidet in geringer Entfernung folgen ließ. Manzi aber war zu schlau, um in die Falle zu gehen, und erst nachdem wir lange vergeblich auf ihn Jagd gemacht hatten, fanden wir ihn eines Tages in einer abgelegenen Holzhütte, wo er sich mit einem Dutzend von seiner Bande verbarrikadirt hatte und durch die Thürspalten Feuer gab. Wir machten keine langen Umstände, sondern schossen ihn mit Allen, die um ihn waren, durch die verschlossene Thür hindurch nieder. An seiner Leiche fanden wir Papiere, die sein Einverständniß mit den Neffen des alten M. bezeugten.“

Noch romanhafter ging es bei dem Fange des Banditen Chiodo zu.

(Schluß folgt.)




Der Abschied.
Gedicht von Anton Ohorn.
Holzschnitt nach dem Oelgemälde von R. Beyschlag.


„Noch einmal laß den Arm mich schmiegen
Um Deinen Hals und schau’ mich an!
Dann zieh’ mit Gott, er helf’ Dir siegen,
Du einziger, geliebter Mann!“

Er küßt der Trauten Mund und Wange,
Schlingt seinen Arm um ihren Leib
Und schaut sie an so heiß und lange:
„Behüt’ Dich Gott, herzgüldnes Weib!

Sieh nicht so trüb, Du sollst nicht zagen,
Mach’ mir das trotz’ge Herz nicht weich!
Wohl geht’s hinaus zu ernstem Wagen,
Doch meine Seele bleibt bei Euch.

Leb’ wohl, mein Kind, mein kleinster Knabe,
Du spielst Großmütterchen im Arm,
Ahnst nicht, wie ich so lieb Dich habe,
Und fühlst noch nicht des Abschieds Harm.

Du aber streckst den Arm entgegen
Voll Bangen mir, mein Mägdlein mild;
Will meine Hand auf’s Haupt Dir legen:
Bleib’ Deiner Mutter Ebenbild!

Und Du, mein Aelt’ster in dem Reihen,
Des Vaters Stolz, mein muth’ger Schelm,
Gott laß Dich wachsen und gedeihen
In deutscher Art! – Nun reich’ den Helm!“

Von draußen ruft des Hiefhorns Tönen,
Der Knappe hilft ihm auf das Roß …
Im Thore hallt des Hufschlags Dröhnen
Und auf dem Burgweg jauchzt der Troß.

„Leb’ wohl, du meiner Väter Halle!“
So ruft er laut; die Tücher wehn
Im Thorweg – „Gott beschütz’ Euch Alle! –
Ihr Hörner, blast! – Auf Wiedersehn!“



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verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 733. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_733.jpg&oldid=- (Version vom 1.11.2023)