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verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

Goethe’s Sterbe- und Arbeitszimmer.


Wohl wanderten gar Viele jahraus und jahrein von nah und fern der alten Musenstadt Weimar zu, um die geweihten Stätten zu betreten, wo unsere größten Dichter einst gewirkt und geschafft haben. Sie verließen aber die Stadt unbefriedigt, denn das Haus, in welchem Goethe ein Menschenalter lang wohnte, blieb ihnen verschlossen. Dies ist nun anders geworden.

Goethe’s Sterbezimmer.
Nach einer Photographie des Hofphotographen Louis Held in Weimar.

Am 15. April 1885 verstarb der letzte Nachkomme Goethe’s, sein Enkel, der großherzogliche Kammerherr Walther Freiherr von Goethe, dem es vorbehalten war, das theure Vermächtniß seines Großvaters zu hüten und zu bewahren. – Der Eröffnung des Testaments sah man begreiflicherweise mit großer Spannung entgegen und war überall freudig erregt, als man die Kunde vernommen, daß dem großherzogl. Staatsfiskus das Goethe-Haus zu Weimar nebst Garten und Nebenhäusern, die Goethe’schen Sammlungen und alle diejenigen Gegenstände eigenthümlich zugewendet seien, welche in der Studirstube, der Schlafstube und dem Vorzimmer Goethe’s sich befänden, daß ferner dem großherzoglichen Staatsfiskus ein Kapital von 30 000 Mark zur Instandhaltung der ererbten Gegenstände zufalle, daß die hinterlassenen Manuskripte des Dichters in den Besitz der Großherzogin von Weimar übergingen, und endlich, daß man beabsichtige, die geweihte Stätte der Nation und allen Goethe-Freunden für immer zu erschließen und ein Goethe-National-Museum zu begründen. Der Plan, alle aus dem Besitze Goethe’s herrührenden oder zu dem Dichter in Beziehung stehenden Gegenstände zu einem in sich abgeschlossenen Ganzen zu vereinigen, fand den allgemeinsten Anklang, und nach landesherrlicher Bestätigung des Stiftungsbriefs – und nachdem der Weimarische Landtag in seiner denkwürdigen Sitzung vom 22. Januar dieses Jahres einstimmig die etwa noch nothwendigen Mittel bewilligt hatte, ging man unverdrossen an die Verwirklichung desselben. Das Goethe-National-Museum in Weimar bildet eine staatliche, der öffentlichen Benutzung gewidmete Anstalt, welche den Zweck verfolgt, das Goethe-Haus nebst dessen Zubehör in einer Weise zu erhalten, die der Erinnerung an Goethe würdig sei, die Goethe’schen Sammlungen, sowie andere von Goethe herrührende oder zu ihm und seinem Wirken in Beziehung stehende Gegenstände zu bewahren und der Goethe-Forschung wie der Verehrung für den Dichter eine weihevolle Stätte darzubieten. –

Goethe’s Arbeitszimmer.
Nach einer Photographie des Hofphotographen Louis Held in Weimar.

Um jedoch das Goethe-Haus

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verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 553. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_553.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)