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verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

Papier des französischen Kriegsministeriums und eine Mobilmachunq würde vermuthlich in diese Zahlen eine bedenkliche Bresche legen. Wenn sie auch nicht geeignet sind, uns Deutsche in bleiche Furcht zu versetzen, so vermögen sie doch das Selbstgefühl der Franzosen zu einer bedenklichen Höhe zu steigern. Die Armee ist bereit – und welche Armee! Seit den Zeiten des Dschengiskhan hat die Welt nichts Aehnliches gesehen; ein Heer von 4 Millionen: die Linie bestehend aus 2051459, die Territorialarmee aus 2057196 Mann; da steht’s bis auf die Einer verzeichnet – wer wagt daran zu zweifeln? Ohne Frage hat Frankreich jetzt eine imposantere und besser organisirte militärische Macht als zur Zeit des Kaiserreichs; und die Statistik der Heereseinrichtungen, die hier so genau bis in alles Detail mit erstaunlicher Offenherzigkeit mitgetheilt wird, macht alle diplomatischen Verräthereien entbehrlich.

Wann aber soll diese furchtbare Armee ins Feld rücken? Bewahre, kein Angriffskrieg! Frankreich wartet auf den Tod der drei Männer, die das Deutsche Reich gegründet haben, des Kaisers, seines Kanzlers von Eisen, seines strategischen Großmeisters; dann wird der innere Zwiespalt ausbrechen: zur Ablenkung desselben wird Deutschland zu einem Kriege nach außen genöthigt sein, und dieser Krieg kann sich nur gegen Frankreich, nur gegen den verabscheuten Erbfeind richten. Das ist anscheinend die Hoffnung der kriegerisch Gesinnten in Frankreich. Jedes gesunde Gefühl wird empört durch die Spekulation auf den Tod der drei großen Männer Deutschlands! Und doch ist diese thörichte Spekulation überhaupt nur vorgeschoben, denn im Herzen lauert die Kriegspartei auf irgend einen andern aus den Wolken fallenden Anlaß! Da im Schlußkapitel wird uns das Gemälde der großen Entscheidungsschlacht zwischen Deutschen und Franzosen entrollt, die in den Ebenen Lothringens geschlagen wird. Daß die Franzosen siegen, ist selbstverständlich, und zuletzt ertönt der Schlachtruf: „Hoch die Herzen, Ihr Kinder Frankreichs! Hoch die Fahnen! Vorwärts für Elsaß und Lothringen, die Euch rufen! Vorwärts für die Freiheit und die Civilisation, für die Unabhängigkeit und für die Menschlichkeit! Vorwärts für das Vaterland! Es ist ein Feldzug gegen die Barbaren!“ Und in der That werden wir Deutschen in diesem Buche mit den abschreckendsten Farben gemalt: wir sind ein hochmüthiges Volk mit falscher Bescheidenheit, ohne Erziehung, ohne Moralität, emporgekommen mehr durch die Selbsterniedrigung der Andern als durch die eigene Größe zu einer zufälligen Herrschaft, welche von uns mit den Anmaßungen und der grotesken Majestät des Bären ausgeübt wird, der sich mit dem Fell des Löwen bekleidet hat. Ein kurzer Geschichtsabriß zeigt, was für ein perfides Geschlecht besonders die Preußen sind. Dann aber wirft sich der ruhmredige Soldat in die Brust, streicht sich den Bart und ruft: „Weit davon entfernt, uns überlegen zu sein, stehen diese Leute unter uns, sowohl en masse wie einzeln. Ihre Organisation ist nicht besser als die unsrige, ebenso wenig ihre Disciplin, ihr Muth, ihre Bewaffnung.“ Wenn der Verfasser sagt: „es giebt keine unüberwindlichen Armeen; sie sind es um so weniger, je mehr man es ihnen vorredet,“ so mag er die Nutzanwendung davon auf sein eigenes Buch und die französische Armee machen. Immerhin ist dies Buch als ein Symptom zu betrachten: dahinter steht ohne Frage der jetzige Kriegsminister Boulanger, und wenn auch unter dem Titel: „Noch nicht!“ (Pas encore!) eine Gegenschrift in Frankreich erschienen ist, welche das unvorsichtige Kriegsgeschrei Deroulède’s zu verdammen scheint, so richtet sich dies absprechende Urtheil augenscheinlich nicht gegen die Tendenz des Buches überhaupt, sondern besagt nur, daß es noch nicht an der Zeit sei, über uns herzufallen.

Wir Deutschen wollen gern Arm in Arm mit den Franzosen zu den höchsten Zielen der Kultur vorschreiten und sind weit davon entfernt, die Schimpfreden zu erwidern, mit denen sie uns verlästern; doch wenn sie stets von Neuem die Kluft aufreißen, welche die großen Kriege zwischen uns und ihnen aufgethan, wenn der alte Wahnsinn der „Rheingrenze“ sie stets von Neuem ergreift: dann erwidern wir ihnen einfach, daß die Wacht am Rhein nach wie vor fest steht! G.     


Allerlei Kurzweil.



Magisches Problem.

Was schreibt Hänschen?


Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

B. in K. Auf die im Briefkasten S. 92 gestellte Anfrage, woher man Bilderbogen zu sogenannten Würfelspielen beziehen könne, haben uns zwei Firmen ihre Adressen angegeben: Adolph Engel, Berlin, Am Tempelhofer Berg Nr. 5 A, und G. Löwensohn in Fürth in Bayern.

Fr. Br. in Br. Leider schon vergeben.

G. B ... r in Wien. Artikel über Louise Lateau finden Sie in den Nummern 5, 21 und 48 des Jahrgangs 1875 der „Gartenlaube“.

A. G. in Kl. „Die Welt im Kleinen“ (Stuttgart, Gustav Weise) ist nicht von Julius Lohmeyer allein, sondern von Frida Schanz und Johannes Trojan mitverfaßt. An der Illustrirung dieses hervorragenden Buches für das erste Jugendalter betheiligten sich Woldemar Friedrich, Karl und Johannes Gehrts, Hermann Vogel u. A.


Inhalt: Die Lora-Nixe. Novelle von Stefanie Keyser (Fortsetzung). S. 361. – Neckereien. Illustration S. 361. – Allerlei Nahrung. Gastronomische Plaudereien. Von Carl Vogt. II. Die Auster. S. 364. – Entdeckungsfahrten des deutschen Dampfers „Samoa“. III. Englisches Gebiet in Ost Neu Guinea. a. d’Entrecasteaux-Inseln, Ost-Kap bis Mitrafeld. Für die „Gartenlaube“ mitgetheilt von Dr. O. Finsch (Bremen). S. 367. Mit Illustrationen S. 367, 368, 369 und 373. – Was will das werden? Roman von Friedrich Spielhagen (Fortsetzung). S. 370. – Die neue Wohnung. Humoreske von Emil Peschkau. S. 374. – Blätter und Blüthen: Auf Leben und Tod. Von J. C. Maurer. S. 374. Mit Illustration S. 365. – Abnutzung des Eisenbahnrads. S. 375. – Ein historisches Unikum. Von H. Meißner. Mit Abbildung. S. 375. – Vor der Schlacht! – Allerlei Kurzweil: Magisches Problem. – Kleiner Briefkasten. S. 376.



Ein Supplement zu Bock’s „Buch vom gesunden und kranken Menschen“.
Im Verlage von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig erscheint und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Das Buch der richtigen Ernährung Gesunder und Kranker.
Ein Kochbuch
auf Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Forschungen, langjähriger hauswirthschaftlicher Erfahrungen
und mit besonderer Berücksichtigung einer vernünftigen Sparsamkeit bearbeitet
von
Marie Ernst.
Erscheint in 14 Lieferungrn à 75 Pfennig.

Wir veröffentlichen nachstehend ein Schreiben des kgl. bayr. Geheimen Rathes Professor Dr. Max von Pettenkofer an die Verfasserin:

München, 6. April 1886. 

 Hochgeehrte Frau!
Ihr Buch über die richtige Ernährung Gesunder und Kranker habe ich jetzt noch näher kennen gelernt, als ich Ihre Arbeit bereits aus den Schilderungen meines Freundes Karl v. Voit kannte, und kann ich sein ohnehin maßgebendes Urtheil nur bestätigen. Es ist das erste Kochbuch, was auch von vielen Menschen gelesen werden wird, welche nicht Köche und Köchinnen sind, die nur nach Recepten fragen, sondern überhaupt beurtheilen wollen, ob ihre Küche und damit auch ihr eigener Leib richtig bestellt wird. Ihr Buch steht hoch über der Physiologie des Geschmackes des berühmten Savarin, welche Carl Vogt ins Deutsche übersetzt hat.

Ich bin überzeugt, daß nichts besser geeignet ist, um einer richtigen Volksernährung in allen Schichten, bei Reichen und Armen Bahn zu brechen, als Ihr Buch. Sie haben sich dadurch ein Verdienst um das allgemeine Wohl errungen.

Ich habe das erste Heft meiner Frau gegeben, die eine sehr erfahrene Hausfrau ist und auch zu kochen versteht, mit dem Ansinnen, es durchzulesen. Ich sagte ihr absichtlich nichts von meiner eigenen Ansicht über Ihre Arbeit. Obschon sie mir erwiderte: Ach! schon wieder ein Kochbuch, aus dem ich nichts oder wenig brauchen kann, so änderte sich der Eindruck schon, nachdem sie die ersten Blätter gelesen hatte, und freut sie sich jetzt auf die Fortsetzung. Meine Frau findet Ihr Buch – wie sie sich ausdrückte – klassisch und versichert mir, daß daraus viel zu lernen sei.

Indem ich Sie aufrichtig beglückwünsche, verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener 
gez. Dr. M. v. Pettenkofer. 

manicula Alle Buchhandlungen nehmen Bestellungen entgegen und können das erste Heft zur Einsicht vorlegen.



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redakteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_376.jpg&oldid=- (Version vom 13.7.2021)