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Verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

48) Der Bäcker Johann Gottfried Hammer, zu Klein-Böhlitz bei Mutzschen am 25. Mai 1830 geboren, betrieb in den siebziger Jahren in den russischen Süd-Gouvernements Handelsgeschäfte und hat seit seinem letzten Briefe aus Simferopol (1876) nichts mehr von sich hören lassen.

49) Der Steuermann August Friedrich Wilhelm Brandshagen, am 20. Febr. 1849 zu Uckermünde geboren, ist am 4. April 1882 mit dem Dampfschiff „Aetna“ der Sloman’schen Linie als zweiter Officier nach Melbourne gefahren, trieb dann als Steuermann und als Kapitän auf verschiedenen Schiffen in Australien Küstenschifffahrt und ging zuletzt als Steuermann auf dem italienischen Schiffe „Elvetico“ von Melbourne nach Mauritius, von wo sein letzter Brief (1. Januar 1884) datirt. Seine tiefbetrübte Frau bittet um Nachricht über ihn oder ein Lebenszeichen von ihm.

50) Der Kaufmann Karl Hermann Heinig, 22. Decbr. 1835 in Reichenbach i. Voigtl. geboren, verließ 1867 seine Heimath, um – vermuthlich – nach Südamerika zu gehen. Sein Bruder ist seitdem ohne jede Nachricht.

51) Heinrich Teltschik, Sohn des Erbrichters Heinrich Teltschik, geboren am 20. Januar 1826 in Zauchtel in Mähren, gab aus Budapest im Herbst 1867 die letzte Nachricht von sich und ist seitdem spurlos verschollen. Sein Bruder vermuthet ihn auf Reisen in der Türkei, Afrika oder Amerika.

52) Seit 16 Jahren hat der Metalldreher Johann August Gustav Bernau, geb. 18. Septbr. 1846 zu Roßlau a. d. Elbe, seine Mutter ohne jede Nachricht gelassen. Er war zuletzt in Meißen, vorher in Eylau bei Sprottau beschäftigt.

53) Gustav Adolf Kaden, geb. 7. April 1821 zu Pfeilhammermühle bei Schwarzenberg im Erzgebirge, ging 1843 als Gürtlergesell auf die Wanderschaft und gab 1845 von Kronstadt in Siebenbürgen aus durch einen heimkehrenden Bekannten die letzte mündliche Nachricht, daß er nach Konstantinopel und wenn möglich nach Kleinasien wandern wolle. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.

54) Vor etwa zehn Jahren arbeitete der Stellmacher und Wagenbauer Karl Tabat, geb. 2. Juni 1845 in Prämnitz, Prov. Posen, an verschiedenen Orten der Provinz Posen, unter andern auch in Glofno-Putwitz. 1878 ging er nach Berlin, um von dort nach Amerika auszuwandern, und ist seitdem verschollen.

55) Der Malergehilfe Karl August Rudolf Marx, geb. 29. Oktober 1838 in Wohlau, Reg.-Bez. Breslau, ging im Jahre 1856 von Liegnitz aus in die Fremde, gab acht Wochen später Nachricht von Magdeburg und hat seit dieser Zeit nichts wieder von sich hören lassen.

56) Johann Scharnagel, geb. 1. November 1861 in Voitersreuth bei Wildstein, wurde nach seiner Angabe im Oktober 1877 zum k. k. österreichischen Marinedienst einberufen und gab vom Transporthause in Wien seine letzte Nachricht unter der Adresse seines Freundes Josef Lindner in Wien Stadt A. S. poste restante.

57) Seit 17 Jahren ist der Landmann Karl Jochen Wegner, geboren 26. Mai 1824 in Wobbelkow bei Barth in Pommern, verschollen; er war zuletzt in Südrußland in der Nähe des Asow’schen Meeres wohnhaft.

58) Albin Köhler, geb. 15. Oktober 1860 zu Hörselgau im Herzogthum Gotha, trat, nachdem er als Schlosser seine Lehrzeit beendet hatte, ohne die Zustimmung seiner Eltern bei dem Uhrmacher Hermann Köhler in Holzminden im März 1879 in die Lehre, aus der er sich jedoch bereits 30 Tage später heimlich entfernte. Seitdem ist er spurlos verschwunden, und seine so schwer heimgesuchten Eltern bitten dringend um Nachrichten über den geliebten Sohn.

59) Heinrich Anton Strobel, Weber und Markthelfer, geb. 15. April 1847 zu Eschenbach bei Schöneck i. V., zog am 29. Oktober 1877 von Dresden nach Berlin und ist seitdem verschollen.

60) Gustav Klotzsch, geb. 30. September 1850 zu Vockerode bei Dessau, wurde als angeworbener Soldat im April 1874 mit dem Dampfer „Conrad“ von Holland nach Batavia befördert und hat seitdem kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben; eingeschrieben war er in den betr. Listen unter Nr. 71 752.

61) Der Sattler und nachherige Kellner Adolf Otto Kowald, am 2. September 1863 zu Meseritz in der Prov. Posen geboren, reiste im Jahre 1882 nach Melbourne, von wo aus er seinen letzten Brief am 7. Oktober 1882 an seine Angehörigen schrieb.

62) Gesucht wird anläßlich einer ihm zugefallenen Erbschaft Camillo von Bredow, geb. in Steyr, Ober-Oesterreich, am 6. Januar 1842, verschollen seit 1872, in welchem Jahre er vermuthlich von Hamburg, seinem letzten bekannten Aufenthaltsorte, nach Amerika übersiedelte.

63) Der Matrose Karl Heinrich Robert Stübner, geb. 26. Juli 1862 zu Forst i. d. Lausitz, ging in seinem 16. Jahre zur See. Nachdem er 3 Jahre auf Segelschiffen gefahren, kehrte er nach Forst zurück, ging aber nach einigen Wochen, im Januar 1881, wieder zu Schiffe. Im Juli desselben Jahres schrieb er von Rio de Janeiro, daß er an Bord der „Clara Maria“ gegangen sei und daß es ihm dort sehr gut gefiele. Seit dieser Zeit fehlt jede Nachricht.

64) Eine trostlose alte Mutter sucht ihren Sohn. Derselbe, Karl Thomas Hundterisser, geb. 15. December 1849 zu Münnerstedt bei Kissingen, ging Ende August 1869 nach Hamburg, um als Matrose neue Heuer zu suchen. Von dort schrieb er im September des genannten Jahres, daß er mit dem Schiffe „Borventia“, Kapitän Fock, eine längere Seereise nach Norwegen, Schweden und Mexiko antreten wolle, und seitdem ist kein Lebenszeichen von ihm mehr eingetroffen.

65) Heinrich Ingobert Ettmüller, geb. 1. September 1845 zu Unterstraß, Zürich, ward nach längerem Aufenthalt in Stuttgart, wo er sich litterarisch beschäftigte, Lieutenant in der schweizerischen Armee und stand während der Kriegszeit 1871 bei der Grenzbefestigung von Pontarliers. Später trat er in karlistische Dienste und wurde hier Hauptmann. Zuletzt soll er sich an einem Exporthaus in Paris, welches Handel in Algier trieb, als Associé betheiligt und unter dem Namen Baron von Möllerstein, Rue de l’Arcade, gewohnt haben. Ein Brief seines Bruders vom Jahre 1877 kam mit dem Bemerken „Abgereist, Adresse unbekannt“ als unbestellbar zurück. Sein Bruder bittet dringend um Nachricht.

66) Seit 1876, als er von Düsseldorf aus seine weitere Wanderschaft antrat, ist der Tischlergesell Gustav Hermann Geißler, geb. 7. April 1839 in Bautzen, verschollen.

Der zerstreute Frosch. Nach dem Oelgemälde von C. Reichert.
Photographie im Verlage von V. A. Heck in Wien.

Speisung der Truppen auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin. (Mit Illustration S. 249.) Die Verpflegung der heutigen Massenheere ist eine der schwierigsten Fragen moderner Kriegsführung, ein großes Räthsel, dessen Lösung sich allein von Fall zu Fall finden läßt. Unsere Erfahrungen von 1870 und 1871 sind nur einseitiger Natur, denn der Feldzug gegen Frankreich wurde in einem durchschnittlich sehr reichen Lande geführt, dessen Hilfsmittel wir voll auszunutzen Gelegenheit hatten – sind wir aber einst gezwungen, unser Heer in weniger ergiebige Gegenden zu führen, so werden nur die umfassendsten Maßregeln das Bedürfniß des nimmersatten Riesen befriedigen können, eine ausgedehnte Anlage von Magazinen wird mit der sorgfältigsten Ausnutzung der Eisenbahnen, dieser Lebensadern unserer Heere, Hand in Hand gehen müssen. Der Laie vermag sich nur schwer eine Vorstellung von den ungeheuren Mengen von Nahrungsmitteln zu machen, deren eine Armee täglich bedarf. Für die Paris cernirenden deutschen Korps in einer ungefähren Stärke von 200 000 Mann mußten pro Tag 215 000 Portionen sicher gestellt werden, welche allein an Brot und Fleisch ein Gewicht von rund 300 000 Kilogramm repräsentirten, während sich das Gewicht der täglichen Fourage für die zugehörenden 30 000 Pferde etwa auf 400 000 Kilogramm berechnen läßt.

Eine große Hilfe für die Armee-Verwaltung werden in Zukunft zweifellos die Konserven bilden und das um so mehr, als sie bei dem Transport einen verhältnißmäßig kleinen Raum einnehmen. Sie werden sich namentlich bei der Koncentration großer Truppenmassen auf beschränkten Raum nützlich erweisen, wie z. B. während des strategischen Aufmarsches der Armee oder kurz vor entscheidenden Schlägen, wo die Verpflegung mit frischem Fleisch und frischem Brot häufig geradezu unmöglich wird. Aber die Konserven werden stets nur eine Aushilfe bilden können, da bei länger dauerndem Genuß derselben sich schließlich bei den Soldaten eine unüberwindliche Abneigung gegen diese Art von Verpflegung einstellt und die Rückkehr zu einer anderen Nahrung zur unabweislichen Nothwendigkeit wird.

Abgesehen von der Schwierigkeit der Beschaffung der Subsistenzmitel für die Armee im Felde, spielt jedoch auch deren Zubereitung eine wesentliche Rolle. Im Allgemeinen ist ja der Soldat sich selbst der beste Koch;

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Leipzig: Ernst Keil, 1886, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_255.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2024)