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Verschiedene: Die Gartenlaube (1886)


Seine dichterischen Versuche, besonders auf dem Gebiete des Dramas, gehen nicht viel über den Dilettantismus hinaus, aber seinen Schriften zur Zeitgeschichte und seinen historischen Werken darf man einen höheren Werth zuerkennen. Die letzteren, namentlich seine „Illustrirte Weltgeschichte", wandten sich an das Volk; sie waren allerdings mit der Wärme des Parteimannes geschrieben, aber sie erhielten dadurch ein lebhaftes Kolorit: Erzählung und Schilderung fesseln die Leser. Für sein wichtigstes Werk halten wir die „Erinnerungen aus meinem Leben“, die einen sehr beachtenswerthen Beitrag zur politischen, Kultur- und Kriegsgeschichte der vor- und nachmärzlichen Zeit enthalten, einer Epoche, die mit ihrem vorwiegend idealistischen Zuge über den glänzenden Erfolgen der neueren Realpolitik allzusehr in Vergessenheit gerathen ist. R. v. Gottschall.     

Eine Schutzimpfung gegen Hundswuth. In unserm Artikel über die Schutzpockenimpfung des spanischen Arztes Ferrand (vergl. S. 460,Jahrg. 1885) haben wir die Grundzüge des Verfahrens mitgetheilt, nach welchen Pasteur zu einer Schutzimpfung gegen die Hundswuth gelangt zu sein glaubt. Damals erstreckten sich seine Versuche nur auf verschiedene Thiere. seit dem 6. Juli vorigen Jahres begann der berühmte Forscher jedoch auch Menschen zu impfen, die von einem wuthverdächtigen Hunde gebissen wurden. Das Aufsehen, welches diese Nachricht erweckte, war so groß, daß Leute aus aller Herren Ländern nach Paris eilten, um dort Hilfe zu suchen. Bis jetzt hat man im Ganzen 385 Personen, die alle von wuthverdächtigen Hunden gebissen worden, in dem Laboratorium von Pasteur der Schutzimpfung unterworfen. Von diesen Patienten erlag nur ein Mädchen der Hundswuth; dasselbe kam nach der Behauptung Pasteur’s zu spät in seine Behandlung, 37 Tage nach dem erfolgten Bisse. Hundert Geimpfte haben seit länger als 75 Tagen das Laboratorium verlassen, ohne einen Wuthanfall gehabt zu haben, und sind aller Wahrscheinlichkeit nach als geheilt zu betrachten. Die Uebrigen werden noch beobachtet oder behandelt.

Obwohl noch eine Reihe weiterer Beobachtungen nöthig ist, um den Werth dieser Impfung wissenschaftlich festzustellen, so verdient sie dennoch die größte Beachtung. In Paris ist man selbstverständlich ganz enthusiasmirt; die Akademie der Wissenschaften votirte Pasteur den Dank der Menschheit und richtete ein Gesuch an die Regierung, daß diese eine eigene Anstalt für die Schutzimpfung gegen Hundswuth mit einem Jahresbudget von 50000 Franken gründe. *      

Die verschluckte Königswürde. In dem Artikel „Allotriophagie" (vergl. Nr. 6 der „Gartenlaube“) erwähnte Rudolf Kleinpaul den in Frankreich üblichen Brauch, am Dreikönigstage einen Kuchen unter die Gäste zu vertheilen, in welchen eine Bohne eingebacken, die von dem Finder, dem „Bohnenkönig", meist verschluckt werde. Muß das geschehen? Ein Leser unseres Blattes, welcher den Dreikönigstag mehrfach „zwischen Garonne und Seine“ mitgefeiert hat, antwortet auf diese Frage mit Nein und führt erklärend aus: Derjenige, welcher durch Erhalt der Bohne im Kuchen „König“ wird, muß seine „Unterthanen“ je nach Umständen mit Burgunder, Sekt etc. „königlich regaliren“. Die Unsitte bei dieser schönen Sitte (schön wenigstens für die „nassauernden“ Unterthanen) ist aber, daß oft die Bohne verschluckt wird, damit der Finder eben zu der teuren Würde des Königs nicht gelange. Und gegen dieses Verschlucken der Königswürde gewährt auch die Ersetzung der Bohnen durch Porcellanpüppchen leider noch nicht den wünschenswerthen, hinreichenden Schutz. **      

Der höchste Schlot der Welt, dessen Gesammthöhe 134 Meter beträgt, befindet sich in den Bleihütten von Mechernich im preußischen Regierungsbezirk Aachen. im Jahre 1884 wurde der Bau begonnen und im September vorigen Jahres beendet. Der runde Schlot, dessen Durchmesser an der Basis 7,50 und an der Spitze 3,50 Meter beträgt, ruht auf einem quadratischen 11 Meter breiten und 13,50 Meter hohen Unterbau. *      

Gartenflora. Zwei hervorragende gärtnerische Zeitschriften „Gartenflora“ und die „Garten-Zeitung“, sind seit dem Anfang dieses Jahres zu einem Unternehmen vereinigt worden – ein Fall, der bei der regen Konkurrenz auf journalistischem Gebiete wohl zu den seltenen gerechnet werden darf. Die „Garten-Zeitung“, die seit vier Jahren erschien, hat ihren Namen zu Gunsten der älteren „Gartenflora", die gegenwärtig ihren 34. Jahrgang eröffnet, aufgegeben. Da jetzt die „Gartenflora" in dem trefflichen und fachkundigen Verlage von Paul Parey in Berlin erscheint, so können Gärtner und Freunde der Blumenzucht mit dieser Aenderung zufrieden sein, und schon die ersten Hefte beweisen uns, daß aus dieser Vereinigung der Kräfte die allgemeinen Interessen den größten Nutzen ziehen werden. *      

Hechingen„ die älteste Zollernstadt, welche 786 zuerst urkundlich erwähnt wird, feiert im laufenden Jahre das Jubiläum ihres elfhundertjährigen Bestehens, welches zugleich mit der Einweihung des im Umbau befindlichen alten Rathhauses im Herbst festlich begangen werden soll. **      



Sprechsaal.


Zur Frage 2 (vergl. Sprechsaal S. 132) wird uns aus unserm Leserkreise Folgendes geschrieben: „Wir empfehlen Ihnen dringend den Milchkocher nach Professor Dr. Solltmann. Dieser einfache in jeden beliebigen Topf passende Apparat ist von der größten Wichtigkeit für die Ernährung von Säuglingen. Er ermöglicht, Milch beliebig lange – ohne Ueberlaufen oder Anbrennen derselben – zu kochen, und bietet somit, da nach den neuesten wissenschaftlichen Forschungen schon ein 20 Minuten langes Kochen zur Tödtung etwaiger Pilzkeime genügt, die unbedingte Sicherheit, eine von Ansteckungskeimen befreite Milch genießen zu können. Die bedeutendsten Autoritäten empfehlen den Apparat und wird solcher – durch Marke gesetzlich geschützt – inkl. Gebrauchsanweisung und Bürste vom Klempnermeister Herrn Louis Gaschaé in Wittstock für eine Mark nach allen Richtungen der Windrose versandt."


Frage 7: Was versteht man unter Wurstgift und welche Schutzmaßregeln giebt es gegen dasselbe?

Antwort: Nach dem Genuß verschiedener Fleischspeisen, namentlich aber der Würste, hat man von Zeit zu Zeit Krankheiten beobachtet, die den Charakter einer Vergiftung trugen. Besonders häufig sind diese Erkrankungen in Württemberg und Baden aufgetreten; in Schwaben allein hat man bis in die neueste Zeit Erkrankungen mit 150 Todesfällen beobachtet. Das Gift, dessen Zusammensetzung nicht bekannt ist, bildet sich von selbst durch eine eigenthümliche Fäulniß des Fleisches oder des Fettes in ungenügend gekochten und geräucherten oder schlecht aufbewahrten Fleischspeisen. Besonders die durch ihre Größe sich auszeichnenden Würste („Schwartenmagen“ und „Preßsack“.) geben Ursache zu den sog. Wurstvergiftungen. Die schädlichen Fleischspeisen sind in der Regel eigenthümlich verfärbt und haben einen säuerlichen, oft widerwärtigen Geschmack. Gute Zubereitung und zweckmäßige Aufbewahrung der Fleischwaren sind die einzigen Schutzmaßregeln gegen das in seinen Wirkungen so verderbliche Gift.


Frage 8: Wir besitzen eine Restauration und beziehen im Winter „frische“ Hummern, die jedoch oft in erfrorenem Zustande anlangen. Wie soll man solche Hummern behandeln?

Antwort: Die erstarrten Hummern müssen sofort nach der Ankunft in kaltem Wasser aufgethaut und dann gekocht werden. Bringt man die erstarrten Hummern sofort in heißes Wasser, so erhält man krümliges und schlecht schmeckendes Fleisch.


Frage 9:. Wie ich gehört habe, werden Thongeschirre mit bleihaltigen Glasuren in den Handel gebracht, die gesundheitsschädlich sind. Woran kann man solche Glasuren erkennen?

Antwort: Jedes neugekaufte mit Glasur oder Email versehene Geschirr sollte man vor dem Gebrauch mit heißem farblosen Essig, der mit Wasser verdünnt wird, füllen und mindestens eine Stunde lang an einer warmen Stelle des Kochherdes stehen lassen. Nachher läßt man die Flüssigkeit erkalten und gießt sie in ein durchsichtiges Trinkglas. Nun bringt man in dieselbe einige Tropfen klarer Schwefelleber-Lösung, die in jeder Apotheke erhältlich ist. Ist lösliches Blei in der Glasur vorhanden, so tritt eine Reaktion ein: bei geringeren Mengen von Blei färbt sich die Flüssigkeit bräunlich, bei größeren Mengen bildet sich ein braunschwarzer Niederschlag. Gefäße, die letztere Reaktion zeigen, sind mit Vorsicht aufzunehmen. Man wiederhole darum das oben geschilderte Verfahren nochmals; zeigt sich auch zum zweiten Male schwärzliche Färbung oder schwarzer Niederschlag, so ist das Gefäß als gesundheitsschädlich zu erachten.


Frage 10: Giebt es für Damen ein größeres Institut zur praktischen Ausbildung in der landwirthschaftlichen Haushaltung (Ökonomie)? Vielleicht in Süddeutschland?


Inhalt: Was will das werden? Roman von Friedrich Spielhagen (Fortsetzung). S. 201. – Schneewittchen. Illustration. S. 201. – Im deutschen Böhmerwalde. Reiseskizzen von Karl Pröll. I. S. 206. Mit Illustration S. 205. – Vom Nordpol bis zum Aequator. Populäre Vorträge aus dem Nachlaß von Alfred Edmund Brehm. 2. Bilder aus dem Affenleben. I. Die Affenfamilie. S. 206. Mit Abbildung S. 209. – Die Andere. Von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 210. – Blätter und Blüthen: Der Kaiser „Unter den Linden“. S. 215. Mit Illustration S. 213. – Otto vom Corvin-Wiersbitzky †. S. 215. Von R. v. Gottschall. – Die Schutzimpfung gegen Hundswuth. – Die verschluckte Königswürde. – Der höchste Schlot der Welt. – Gartenflora. – Hechingen, die älteste Zollernstadt. – Sprechsaal. S. 216.



Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das erste Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift, wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das zweite Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig).

manicula 0 Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf, 3 Nummern 85 Pf.). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung.     



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redakteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Leipzig: Ernst Keil, 1886, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_216.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)