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Verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

Briefe aus einem Weltbade.

Von Paul von Schönthan.0 Mit Illustrationen von H. Schlittgen.


II.

LUGINSMEER.

Auf der Estacade.

 Liebes Annchen!
Ich habe mich mit dem Meere bereits innig befreundet, es ist ein stiller, liebenswürdiger Gesellschafter, an dem man immer neue charmante Seiten entdeckt. Ein eigenartiges Vergnügen bietet es, am grasbewachsenen Uferrande zu sitzen und mit dem bewaffneten Auge viele, viele Meilen des Meeres zu beherrschen. Mein Vetter hat mich in der Flaggenkunde unterrichtet, und es gewährt viel Amusement, die Nationalität der in Sicht kommenden Schiffe zu ergründen. Man kann auf diese Weise mehrere Stunden verbringen, und darauf kommt es doch an, denn der Tag ist lang, und Lieutenant von B. bemerkte neulich sehr zutreffend: „Man ist doch am Ende keine Schildkröte, daß man in einem fort im Wasser liegen kann.“

Zur Abwechselung unternimmt man wohl auch eine Promenade auf der Estacade, einem im Osten Ostendes ins Meer gebauten Damm aus Pfählen, mit einem Leuchtapparate an seinem Ende. Hier legen die Dampfer an, Angler und Netzfischer belagern das Geländer, und sogar Damen werfen hier ihre Angel aus – versteht sich – nach Seefischen.

Bei Regenwetter bietet der Kursaal einen angenehmen Aufenthalt, ein wahrer Prachtbau zwischen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Leipzig: Ernst Keil, 1885, Seite 528. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_528.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2024)