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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)


An unsere Leser.

Mit der vorliegenden Nummer schließt wiederum ein Jahrgang - der zweiunddreißigste - der Gartenlaube, und mit einer für alle Freunde unserer Zeitschrift sicher hocherfreulichen Nachricht dürfen wir diese Nummer in die Welt senden:

Die Auflage unseres Blattes ist im Laufe des verflossenen Jahres von 224,000 wieder auf 260,000 Exemplare gestiegen.

Diese Thatsache, welche uns einestheils mit einem Gefühle freudiger Genugthuung erfüllt, muß uns anderntheils aber auch ein Sporn sein, ein mächtiger Antrieb zu immer neuen und immer verstärkteren Anstrengungen, um die Gartenlaube mehr und mehr ihrem großen Ziele zu nähern:

ein Vereinigungspunkt zu sein für die besten, volksthümlichsten Erzähler, Dichter und Denker Deutschlands, ein frischer, reiner Quell nützlicher Belehrung und edler Unterhaltung für das deutsche Haus, ein treuer Spiegel des geistigen Lebens unseres Volkes, ein warmer, verständnißvoller Freund desselben in Freud und Leid.

An der Verwirklichung dieses Programmes, welchem die Gartenlaube ihre große Verbreitung durch ganz Deutschland und weit über dessen Grenzen hinaus in allen Welttheilen verdankt, wollen wir auch für die Folge unverdrossen, gewissenhaft und mit Aufbietung unserer ganzen Kraft weiterarbeiten. –

Unterstützt von einem auserlesenen Kreise hervorragender Schriftsteller dürfen wir für den neuen Jahrgang einen seltenen Schatz belehrender Artikel, sowie fesselnder Romane und Novellen in sichere Aussicht stellen.

Die beliebteste Erzählerin der Gartenlaube hat ihr durch Krankheit verursachtes, mehrjähriges Schweigen gebrochen, und schon in der ersten Nummer des neuen Jahrgangs wird der längst mit Spannung erwartete Roman von

E. Marlitt: Die Frau mit den Karfunkelsteinen,

eine der fesselndsten und ergreifendsten Schöpfungen der Verfasserin beginnen.

An E. Marlitt’s Roman werden sich sodann im Laufe des Jahres noch folgende Romane und Novellen berühmter und beliebter Autoren anschließen:

Nichts ist so fein gesponnen! Von Theodor Fontane.

Der Edelweißkönig. Von L. Ganghofer. – Trudchens Hochzeit. Von W. Heimburg.

Sankt Michael. Von E. Werner u. s. w. u. s. w.

Aus unserem reichen Vorrathe populärwissenschaftlicher Artikel greifen wir nur einige wenige heraus, um sie hier zu nennen:

Ferienstudien am Seestrande. Weiber und Männlein. Von Carl Vogt. – Die Nihilisten. Von Johannes Scherr. – Blutarmuth und Bleichsucht. Von Dr. F. Dornblüth. – Die Dynastie der Naundorffs. Von R. v. Gottschall. – Die Fettleibigkeit und ihre Folgen. Von Prof. Dr. Heinrich Kisch. in Prag-Marienbad. – Wüsteneindrücke. Von G. Schweinfurth. – Kaiser Wilhelm und die deutsche Marine. Von Contre-Admiral Reinhold Werner. – Ueber den hygieinischen Werth der Pflanzen im Zimmer. Von Prof. Dr. M. v. Pettenkofer. – Die Trinkgewohnheiten der Völker. Von A. Lammers. – Spielschulen und Kinderbewahranstalten vom Standpunkte der Gesundheitspflege. Von Dr. L. Fürst.

Dabei werden wir unsere Rubriken „Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit“ – „Deutschlands Colonialbestrebungen“ fortführen und dieselben immer reichhaltiger und interessanter zu gestalten suchen.

Auch eine Steigerung unserer illustrativen Leistungen dürfen wir im Hinblick auf unsere mit Beiträgen trefflicher Künstler gefüllten Mappen mit gutem Gewissen versprechen.

Desgleichen wird die Gartenlaube auch für die Folge einer alten Ehrenpflicht: der Förderung humaner Zwecke ihre Dienste widmen, ihren Einfluß leihen. Hat sie doch auch im verflossenen Jahre wieder durch Hunderte von Dankbriefen aus Nah und Fern die Ueberzeugung von der Nützlichkeit ihrer oft schwierigen Arbeit auf diesem Gebiete schöpfen, und damit den schönsten Lohn für dieselbe empfangen dürfen!

Ueber all’ unseren Bestrebungen soll uns aber als die höchste auch fortan die gelten: jederzeit einzutreten für die Einigkeit, Wohlfahrt und Größe des deutschen Volkes und für die Stärkung der deutschen Nationalität auch jenseits der Reichsgrenzen. Inmitten der kämpfenden Parteien wollen wir das beste und sicherste Band der Einigung immer fester knüpfen helfen: die gemeinsame Liebe zum Vaterlande!

„Und daß sich diese Liebe stähle,
Das wirken wir mit treuer Hand,
Denn leuchtend steht uns vor der Seele
Was Alle eint – Das Vaterland!“

Mit diesen Worten, welche unseren Jahrgang 1884 eröffneten, wollen wir ihn auch schließen und rufen hiermit unseren Lesern ein freundliches „Auf Wiedersehen im neuen Jahre!“ zu.


Leipzig, im Dezember 1884.

Die Redaktion und Verlagshandlung der Gartenlaube.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 865. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_865.jpg&oldid=- (Version vom 30.10.2018)