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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

Blätter und Blüthen.

Alfred Brehm †. Ein arbeitsvolles, viel bewegtes Leben hat in dem stillen Renthendorf seinen frühzeitigen Abschluß gefunden, da am 13. November in demselben Orte, wo einst die Wiege des hoffnungsvollen Knaben stand, die Todtenbahre für den verdienten deutschen Naturforscher errichtet wurde. Angegriffen von den Mühen seiner weiten Reisen zog sich Alfred Brehm in seine thüringische Heimath zurück, um hier Erholung zu suchen, aber schneller, als man erwarten konnte, fand er durch den Tod Erlösung von seinen Leiden. Anfang und Ende berührten sich seltsam in diesem Leben, in Thüringens Grün fiel der erste und letzte Blick jener Augen, die einst die Wunder der halben Welt geschaut, vom Pol bis zum Aequator.

Alfred Brehm (geb. am 2. Febr. 1829) hat früh das Studium des Thierlebens begonnen; in das Knabenalter fallen seine ersten Lehrjahre, in denen er der Schüler seines Vaters und des Vaters der deutschen Ornithologie, des „alten Brehm“ war. Früher auch als irgend ein anderer Gelehrter ging er auf weite Reisen, um fremde Länder zu schauen und zu durchforschen; denn schon im achtzehnten Lebensjahre trat er seine erste Reise nach Aegypten an, die fünf Jahre dauerte und eine seltene Vorschule zu seinen akademischen Studien in Jena und Wien bildete. Als junger Doctor hat er später Spanien und den hohen Norden bereist, und die Flitterwochen seiner glücklichen Ehe verlebte er mit der jungen Frau in den Bergen und Schluchten Abessiniens. Nur vorübergehend hielt er sich in Deutschland auf, könnte man sagen; noch in den letzten Jahren ging er über den Ocean nach Amerika und streifte durch die Wüsten Sibiriens, überall Schätze des Wissens hebend.

Und was er gesammelt hatte in all den fernen Ländern, das wurde stets rasch zum Gemeingut seines Volkes; denn er besaß die seltene Gabe einer allgemein verständlichen und hinreißenden Schilderung. Den Lesern der „Gartenlaube“ ist er kein Fremder.[1] Der unvergeßliche Ernst Keil durfte stolz sein, ein naturwissenschaftliches Dreigestirn an sein Blatt gefesselt zu haben, in dem drei Namen weit in die Welt hinausleuchteten: Bock, Roßmäßler und Brehm. Das waren Lehrer und Aufklärer des Volkes von Gottes Gnaden, die nicht so leicht zu finden und schwer zu ersetzen sind.

Brehm ist in der That so populär geworden, daß es nicht nöthig erscheint, seine Verdienste besonders hervorzuheben. Sein Hauptwerk allein, sein „Illustrirtes Thierleben“ wird lange ein unersetzbares Buch bleiben für’s Volk und für die Gelehrten, und es gereicht ihm zum unsterblichen Ruhm, dieses Werk geschaffen zu haben, von dem mit Recht gesagt wurde: „Selbst Könige und Kaiser mit Lorbeerkränzen haben manche Collegen; aber ein solches Werk hat keine Zeit, Zone und Zunge aufzuweisen.“ –i.      


  1. Eine ausführliche, mit einem Portrait geschmückte Biographie A. Brehm’s aus der Feder H. Beta’s hat die „Gartenlaube“ im Jahrgang 1869, S. 20 veröffentlicht.

Das Gänsemädchen. (Mit Illustration S. 792.) Wer im Besitz der „Gartenlaube“ von 1872 ist, wird sich gern des „Gänse-Liesels“ erinnern, das damals (S. 792) seiner geflügelten Schaar ein heiteres Liedchen sang. Das „Huhle Huhle Gänschen“ hat viele Kinder erfreut und wird noch heute gesungen, sogar in Amerika. Jenes Liesel war noch ein glückliches Kind, so sorgenlos wie seine Gänse. Das Liesel, das heute denselben Dienst verrichtet, hat schon den ersten Sorgenschritt gethan: es geht in die Schule und muß lernen. Da sitzt es mit seinem Buche, und wir sehen’s dem Gesichtchen deutlich an, wie die Bibelsprüche und Gesangbuchslieder dem Gedächtniß eingeprägt werden; wie die Augen über das Buch wegsehen, ohne etwas Anderes zu erblicken, sondern nur um zu probiren, ob die gelernte Stelle zum Hersagen fest genug im Köpfchen steckt. Ja, das Lernen! Und dazu das Schnattern und Flügelrauschen der unruhigen Gesellschaft! Armes Mädchen, – und dabei ist’s noch eine schwere Frage, ob von all den Gänsen um dich herum ein einziges Stückchen Braten an dich kommt! Da vergeht Einem freilich das „Gihkgahk Juch!“ F. H.     


Die segensreiche Institution der Knabenhorte oder Knabenheime, auf welche wir zu Anfang dieses Jahres in einem ausführlichen Artikel („Der Knabenhort in München“ Nr. 2), hinwiesen, greift immer weiter um sich. So ist jetzt vom Verein für Knabenheime eine zweite derartige Anstalt in der Südervorstadt Bremens errichtet worden. In derselben finden sich, wie der „Kölnischen Zeitung“ geschrieben wird, die Knaben jeden Nachmittag nach vier Uhr ein und erhalten zunächst eine Schale Milch mit Brod, wofür wöchentlich 40 Pfennig zu erlegen sind. Dann machen sie ihre Schularbeiten: wer früher fertig wird, liest oder zeichnet. Hierauf folgt theils allerlei Spiel, auch im Freien auf einem dazu bestimmten Platze, theils Arbeit im Garten oder in der Werkstatt. Die letztere hat der Volksbildungsverein, der hier den Anstoß zur Einführung des Handfertigkeitsunterrichts gegeben hat, mit Hobelbänken und anderen Geräthen ausgestattet. Neben der Tischlerei wird auch Pappen und Buchbinden getrieben. Gemeinsamer Gesang hilft dafür sorgen, daß das Knabenheim nicht in eine förmliche zweite Schule ausartet. Der Jugendlust soll in ihm nicht gewehrt, sondern nur eine solche Richtung gegeben werden, daß sie die Kräfte für den Kampf des Lebens erhöht und veredelt, anstatt sie zu untergraben oder in’s Wilde zu mißleiten, wie es bei wüstem Umhertreiben auf der Straße geschieht. – Diejenigen deutschen Städte, welche bis jetzt keine Knabenhorte besitzen, sollten mit der Errichtung derselben nicht länger säumen, denn je weniger verwahrloste Kinder wir haben, desto mehr brave Bürger werden in Zukunft das allgemeine Wohl fördern helfen.


Kleiner Briefkasten.

R. H. in D. „Ein Hülfsbuch zur Anfertigung von Recensionen für Zeitungen etc.“ ist uns nicht bekannt. Gute Beihülfen „zum Anfertigen von Rezensionen“ finden Sie in tüchtiger wissenschaftlicher Bildung, klarem richtigen Urtheil und einiger Erfahrung – das Andere findet sich dann schon ohne Hülfsbuch von selbst.

M. M. in Charlottenburg. Bei nöthiger Befähigung werden Sie nach der Methode Toussaint-Langenscheidt die französische Sprache ohne weiteren Unterricht erlernen können.

G. In Anbetracht des Gesundheitszustandes Ihrer Tochter kann nur der Arzt, der dieselbe behandelt, über die Wahl des Ortes Bestimmung treffen.

T. R. in Z. In den Artikeln „Brillensünden“ und „Nochmals die Brille“, „Gartenlaube“ Jahrg. 1883 S. 320 und 738, finden Sie das Gewünschte.

V. R. W., ein besorgter Familienvater in G. Wenn Sie die rechte Zeit zur Anmeldung Ihres Sohnes für das Cadettencorps der kaiserlichen Marine versäumt haben, so ist diese Laufbahn Ihrem Sohne verschlossen, falls er inzwischen das siebenzehnte Jahr erreicht hat. Wenden Sie sich an die kaiserliche Admiralität in Berlin um nähere Auskunft.

H. Fr. in Hamburg. Wenden Sie sich an einen Arzt.

R. S. in Lübeck. Sie haben Recht! Dr. Klügmann ist Senator in Lübeck und nicht in Bremen, wie in Nr. 42, S. 695 unseres Blattes irrthümlich berichtet wurde.

K. S. in Dürkheim. Wenden Sie sich an eine Buchhandlung Ihres Wohnortes.


[ Das Inhaltsverzeichnis dieser Nr. wird hier nicht dargestellt.]


Als Weihnachtsgeschenke empfohlen!


[ Verlagswerbung Ernst Keil’s Nachfolger. ]