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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

Blätter und Blüthen.

Eugenie Marlitt! – „Abermals ein neues Quartal vor der Thür, und noch immer nicht Marlitt?“ So hören wir im Geist die vorwurfsvollen Fragen unserer Leser. Sie hatten ein Recht zu diesem Unwillen, so lange ihnen über die beklagenswerthe Ursache, warum wir noch immer nicht mit dem Abdruck des schon längst angekündigten neuen Romans unserer gefeierten Mitarbeiterin E. Marlitt beginnen konnten, keine Mittheilung gemacht worden war. Das kann aber erst jetzt geschehen, wo jede Besorgniß über die Gefahr, in welcher unsere Freundin und ihr Werk sehr lange Zeit schwebten, vollständig beseitigt ist.

Der neue Roman „Die Frau mit den Karfunkelsteinen“ war im vorigen Sommer schon so weit gediehen, daß die Verfasserin, in voller geistiger Rüstigkeit sich der Arbeit freuend, uns die baldige Beendigung derselben zusichern konnte. Da kam ein Unglückstag dazwischen. Unsere bekanntlich schon seit Jahren an Rheumatismus leidende Dichterin muß, wenn sie die Aussicht von den oberen Räumen ihres schönen Heims genießen will, sich eines Tragstuhls bedienen. An einem sonnigen, zum Genuß der Aussicht lockenden Julitage (es war der 28.) sollte ein neuer derartiger Stuhl zum ersten Male benutzt werden, und da geschah es, daß die Kranke durch einen unglücklichen Zufall von demselben herabgeschleudert wurde und bei diesem Sturze mit der vollen Wucht des Körpers auf das rechte Knie fiel.

Der große Schmerz und die Erschütterung, die den ganzen Körper betroffen hatte, ließen das Schlimmste befürchten. Wochen lang dauerte der Schmerz am Knie, durch die geringste Bewegung oder Berührung oft bis zur Unerträglichkeit gesteigert. Auch als nach und nach das Schmerzgefühl sich linderte, blieb die Kranke an das Lager gefesselt, und Monate lang untersagte der Arzt ihr jede geistige Beschäftigung. Dazu stellte sich noch ein katarrhalisches Magenleiden ein, so daß die Genesung unserer armen Freundin nur langsam fortschritt. Erst im Laufe dieses Sommers erfreute uns die Nachricht, daß das Leiden weit genug überwunden sei, um unserer vielgeprüften Dichterin zu gestatten, wenigstens einige Stunden des Tages wieder an dem so heißersehnten Schreibtische zuzubringen, und am 4. September konnte E. Marlitt mit frischen und festen Zügen uns schreiben: „Meine neue Arbeit wächst täglich, und ich kann Ihnen das feste Versprechen geben, daß sie Mitte oder Ende November pünktlich in Ihren Händen sein wird.“

Wir sind überzeugt, daß diese Nachricht von allen Freunden der „Gartenlaube“ mit der warmen Theilnahme begrüßt wird, welche sie seit achtzehn Jahren der Dichterin und ihren Schöpfungen gewidmet haben. Für die vielen Anfragen nach dem Verbleib der neuen Marlitt’schen Erzählung möge diese Nachricht zugleich als nunmehr gewiß vollkommen genügende Antwort gelten.


General-Feldmarschall Herwarth von Bittenfeld. †. Mitten in den Festjubel der Sedanfeier schallte die Trauerbotschaft von dem Tode eines der ältesten und verdienstvollsten deutschen Heerführer, des Generalfeldmarschalls Herwarth von Bittenfeld, der zu Bonn in der Nacht vom 1. zum 2. September verstorben ist. Zwar war es dem bereits im Jahre 1796 geborenen General nicht beschieden, in dem glorreichen Kriege von 1870 auf 1871 neue Lorbeeren den alterworbenen hinzuzufügen, aber seine Waffenthat bei Alfen am 29. Juni 1864, die den glänzenden Schluß des schleswig-holsteinischen Krieges bildete, hat seinen Namen für ewige Zeiten in die Blätter der Geschichte eingetragen; er erhielt für diese Ruhmesthat den Orden pour le mérite, die höchste militärische Auszeichnung. Im Kriegsjahre 1866 führte der General die Elbarmee und trug zu der Entscheidung von Königgrätz in hervorragender Weise bei, nachdem er die siegreichen Gefechte bei Hühnerwasser und Münchengrätz geliefert. Er erhielt dafür den Schwarzen Adlerorden und später eine Dotation. Im Jahre 1870 wurde Herwarth von Bittenfeld zum Generalgouverneur des westlichen Deutschland (Bereich des siebenten, achten und elften Armeecorps) ernannt und 1871 unter Verleihung des Charakters als General-Feldmarschall zu den Officieren der Armee versetzt. Der Verstorbene hatte eine kernige, furchtlose Natur, die ihm die Liebe seiner Untergebenen erwarb und, in Verbindung mit seltener Willenskraft, seine großen militärischen Erfolge sicherte. Er war, volksthümlich im besten Sinne des Wortes, ein echter deutscher Mann, der sein gut Theil zur Einigung unseres Vaterlandes beigetragen. *     

Ein naiver Polizeimeister. Vor langen Jahren beehrte der verstorbene dänische Staatsminister Mösting die schleswig’sche Stadt H. mit seinem Besuch. Es lag ihm vor allem daran, sich davon zu überzeugen, wie es daselbst um die Handhabung einer kürzlich erlassenen allgemeinen Polizeiordnung stehe. An der Seite des Bürgermeisters die Straßen durchwandernd, fiel es dem hohen Beamten auf, daß die liebe Stadtjugend einen nach seiner Ansicht mehr als erlaubten Lärm vollführte. „Wer hat denn hier eigentlich die Straßenpolizei in Händen?“ fragte der Minister seinen Begleiter. „Die Polizei?“ erwiderte dieser verdutzt, „das weiß ich wirklich nicht; aber die fünfzig Mark habe ich dafür.“ Hmn.     


Nichts dahinter. Der Professor Zachariä in Braunschweig, ein seiner Zeit geschätzter, jetzt fast vergessener Dichter, war sehr eitel. Neben einem schönen Hanse mit prächtiger Einrichtung schaffte er sich auch eine Equipage an und ließ auf deren Thür ein Z malen. Als man das Lessing erzählte, meinte derselbe trocken:

„Er hätte wenigstens das Z von seinem Wagen weglassen sollen, denn wenn die Leute es bemerken, werden sie sagen: Es ist nichts dahinter.“ L. M.     

Allerlei Kurzweil.

Die Schwalben. Magisches Tableau von S. Atanas.

SWWUIEIHNEDRSEENR!


Auflösung des Scherz-Räthsels in Nr. 37: Taugenichts.


Auflösung des zweisilbigen Räthsels in Nr. 37:' Amtmann.

Kleiner Briefkasten.


B. P., neuer Abonnent. Gewiß steckte in dem Zeitalter der Kreuzzüge noch viel heidnischer Brauch; es ist Thatsache, daß einzelne Schaaren, die nach dem gelobten Lande zogen, eine Ziege und einen Gänserich an ihrer Seite hatten, weil diese Thiere – nach altheidnischer Vorstellung – vom göttlichen Geiste erfüllt, am besten den richtigen Weg zeigen könnten. Sie sind also mit Ihrer Behauptung, daß in der Zeit der Kreuzzüge sich das Christenthum am reinsten bethätigte, nicht im Rechte.

A. K. in Mainz. Die Saalburg bei Homburg ist von Drusus im Jahre 11 v. Chr. angelegt.

Edith R. in Dresden. Wir sind gern bereit, Ihnen brieflich die gewünschte Auskunft zu geben, weshalb wir um Angabe Ihrer genauen Adresse bitten.

Ein alter Abonnent in S. Schwindel.

M. G. A. in A. Derselbe Zeichner, von dem die übrigen Bilder herrühren.

Maly R. in K. C. Nein.

F. W. in Berlin, C. A. in Prag, L. v. G., L. Lt. Zrkf., L. C. in Cez., L. L. in Wien, L. Schr. in 'E.: Ungeeignet.


[Inhaltsverzeichnis dieses Heftes, hier nicht übernommen.]


Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das dritte Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift, wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf., 3 Nummern 85 Pf.). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung.     

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 636. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_636.jpg&oldid=- (Version vom 31.12.2022)