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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

hat, und den man auch wegen der brillenartigen weißen Flecken vor den Augen als Brillenalk, und wegen der Analogie mit den südlichen flügellosen Pinguinen als nordischen Pinguin bezeichnen kann.

Der Name Pinguin ist dem Vogel besonders von denjenigen Seefahrern gegeben, welche an den Küsten Neufundlands verkehrten und hier vor vielen Jahrzehnten und nachweislich schon vor Jahrhunderten einzelne Inseln ebenso von Riesenalken bevölkert fanden, wie sie dies auf den antarktischen Inseln mit den eigentlichen Pinguinen zu beobachten offenbar häufig Gelegenheit gehabt hatten. Auch hier wurden die Vögel zur Verproviantirung der Schiffe massenhaft ge[m]ordet. Natürlich war es, daß auch bei den Einwohnern von Neufundland und überhaupt Nordamerika der Name „Pinguine“, in englischer oder französischer Schreibweise, für unsern Riesenalk der gebräuchliche wurde. Die Bewohner von Island und den Faröern, denjenigen Plätzen, wo der Vogel auf europäischer Seite in früherer Zeit gleichfalls eine von ihm zahlreich bewohnte Heimath gefunden hatte, gaben demselben auch ihrerseits einen besonderen Namen und nannten ihn Geir-Fugla oder Geir-Vogel nach dem isländisch-dänischen Ausdrucke „Geir“, d. h. Lanze, mit deren Spitze sie den Schnabel verglichen. Eben derselbe Name oder der daraus abzuleitende Ausdruck „Gare-fowl“ ist die Benennung, welche dem Vogel an den schottischen Küsten, auf den Hebriden (besonders der Vogelinsel St. Kilda) und den Orkney-Inseln zu Theil geworden ist, lauter Plätzen, an denen die Art in historischen Zeiten zahlreich gelebt und gebrütet hat.

Diese Zeiten sind schon lange vorüber. Denn bei dem Mangel des Flugvermögens und bei der geringen Fähigkeit, durch Laufen sich auf dem Lande den Verfolgungen zu entziehen, denen er hauptsächlich von Seiten des Menschen während der Zeit des ihn an das Land fesselnden Brutgeschäftes ausgesetzt war, ist der Vogel schrittweise mit der Ausbreitung der Cultur und der Steigerung des menschlichen Verkehrs von den europäischen Küsten vertrieben, bis ihm zuletzt nur noch in nördlicheren Breiten und auf entlegenen einsamen Scheeren eine letzte Zufluchtsstätte geblieben war.

Noch im vorigen Jahrhundert und bis in den Anfang unseres Jahrhunderts dienten die genannten Inseln an den schottischen Küsten als Brutstätten des Vogels, in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts dagegen waren nur noch einige Vogelscheeren bei Island als solche zu bezeichnen; denn weiter nach Norden konnte der Vogel wegen der klimatischen Verhältnisse keine Zuflucht mehr finden, da er entschieden ein gemäßigtes Klima zum Gedeihen nöthig hat.

In Folge der beständigen Nachstellungen von Seiten der Menschen, die nur durch die Unzugänglichkeit der Brutklippen etwas gemildert wurden, und besonders auch in Folge von vulcanischen Naturereignissen, durch welche die Brutplätze zerstört und zum Theil in’s Meer versenkt wurden, ist die Individuenzahl auch bei Island schon in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre bedeutend zusammengeschmolzen, bis zuletzt, ein Jahrzehnt später, nur noch wenige Paare übriggeblieben waren und, soviel man weiß, das letzte Paar 1844 auf Eldey, einer im Süd-Westen von Island gelegenen Vogelscheere, erwürgt worden ist. Nach dieser Zeit ist es wenigstens nicht möglich gewesen, einen lebenden oder frisch erlegten Riesenalk mit Sicherheit wieder nachzuweisen.

So hat unter den Augen der Naturforscher unseres Jahrhunderts unsern Vogel wahrscheinlich dasjenige Geschick erreicht, dem etwas früher, zu einer Zeit, wo in jenen Ländern die Naturforschung noch im Argen lag, die Dronte auf Mauritius, die Moas auf Neu-Seeland etc. zum Opfer gefallen sind. Gerade daß sich beim Riesenalk der Proceß des Aussterbens gewissermaßen unter unsern Augen abgespielt hat, dies macht die Geschichte desselben so interessant.

Der Schluß des Trauerspiels fiel in die Zeit der modernen Naturforschung; der Anfang dagegen reicht in vorhistorische Zeiten zurück. Sind doch in den vorgeschichtlichen Muschelhaufen und Küchenabfällen, welche zuerst an den Küsten Dänemarks die Aufmerksamkeit der Alterthumsforscher auf sich lenkten, an den verschiedensten Stellen südlicherer Breiten so zahlreiche Knochenreste von Riesenalken gefunden, daß sich daraus auf ein früheres massenhaftes Vorkommen des Vogels in diesen Gegenden schließen läßt! Dies gilt vor Allem wiederum von Dänemark (Jütland und Seeland), ferner von Maine und Massachusetts in Nordamerika, von den südlicheren Inseln und Küsten Schottlands und endlich auch von England, wo in einer Kalksteinhöhle wenigstens einige Knochenreste von Alca impennis gefunden worden sind.

Fast alle in unseren Sammlungen befindlichen Bälge tragen das Sommer- oder Hochzeitskleid, wie es in dem diesem Aufsatze beigegebenen Bilde von Fr. Specht, welches das Zusammenleben dieser Vögel anschaulich vor Augen führt, zur Darstellung gebracht ist. Dieses Kleid ist charakterisirt durch die deutliche Entwickelung der weißen Brillenflecke und durch die dunkele Färbung von Kinn und Kehle. Nachweislich stammen die allermeisten unserer Sammlungsstücke von Island und zwar aus dem Anfange der dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts, und es scheinen die isländischen Vögel fast nur im Sommer erbeutet zu sein und daher das Sommerkleid zu tragen. Exemplare, die mit Sicherheit nicht von Island herrühren, giebt es nur zwei, nämlich eins im Brittischen Museum, das 1812 bei Papa Westra (Orkney-Inseln) erbeutet ist, und eins in Dublin, das 1834 in der Bucht von Waterford lebend gefangen und eine Zeit lang am Leben erhalten wurde. Dieses letztere trägt ein Winter- oder Uebergangskleid, welches durch die weniger deutliche Ausbildung des weißen Brillen-Fleckes und eine unregelmäßig begrenzte weiße Befiederung hinter dem Auge, sowie durch rein-weiße Färbung des Kinns, der Kehle und der diese Gegend begrenzenden unteren Theile der Kopfseiten sich auszeichnet.

Ein ähnliches Exemplar des Kopenhagener Museums im Uebergangskleide, sowie ein noch sehr jugendlicher Vogel im Museum zu Newcastle und ein das Hochzeitskleid tragendes Individuum im städtischen Museum zu Straßburg, das schon 1776 in den Catalogen erwähnt worden ist und vermuthlich das älteste bekannte Sammlungsstück dieser Art sein dürfte, sind andererseits mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit auf amerikanischen beziehungsweise grönländischen Ursprung zurückzuführen.

Prof. Dr. W. Blasius.     



Allerlei Kurzweil.


Quadraträthsel.

Die mit einem Stern bezeichneten Felder der nebenstehenden Figur sind mit je einem Buchstaben so auszufüllen, daß die sechs wagerechten Reihen und ebenso die erste und letzte senkrechte Reihe bekannte Wörter ergeben. Diese acht Wörter, jedoch in anderer Reihenfolge, nennen: 1. einen Tanz, 2. eine Oper, 3. eine andere Oper, 4. einen der Vereinigten Staaten von Nordamerika, 5. eine Stadt in Italien, 6. eine Bezeichnung für Tracht, 7. eine der Personen in Schiller’s „Räubern“, 8. eine Stadt in Deutschland.


Akrostichon.

a, bo, dau, e, e, el, i, is, la, lu, li, lin, me, ma, ma, mi, now, nenz, ro, rith, se, tik, ter, va.

Aus den obigen 24 Silben lassen sich acht Wörter zusammenstellen, deren Anfangs- und Endbuchstaben ein beliebtes Plätzchen in der „Gartenlaube“ nennen. Die acht Wörter, jedoch in anderer Reihenfolge, bezeichnen: 1) einen namhaften Schriftsteller und Dichter unserer Zeit, 2) eine der Personen in Schiller’s „Kabale und Liebe“, 3) einen bekannten schweizer Theologen des vorigen Jahrhunderts, 4) einen Theil der Mathematik, 5) einen Vicekönig, 6) ein Fürstengeschlecht, 7) eine der Personen in Schiller’s „Don Carlos“, 8) einen Titel.


Auflösung der Schachaufgabe Nr. 4 in Nr. 14:
Weiß: Schwarz:
1. S c 6 – e 5 K f 6 : S e 5
2. D b 5 – e 8 † K e 5 – d 4, f 4
3. S e 3 – c 2 resp. g 2 † beliebig.
4. D oder L matt.

Auf 2. . ., K f 6 folgt 3. L h 4 †0 4. S f 5: matt.

Varianten: a) 1. . ., h 5; 2. D d 7, L b 8; 3. S d 5: † etc. oder 2. . ., K : S; 3. D d 6 † etc. oder 2. . ., K g 5; 3. D e 7 † etc. – b) 1. . ., K g 5; 2. D e 8, K f 4; 3. S g 2 † etc. oder 2. . ., h 5; 3. D e 7 † etc. – c) 1. . ., d 4; 2. D c 6 †, K g 5; 3. S f 7 † etc. oder 2. . ., K g 7; 3. S f 5: † etc. – d) 1. . ., f 4; 2. D c 6 †, K : S; 3. D d 6 † etc. – e) 1. . ., L b 8 (b 6 : c 5); 2. D e 8 etc.


Kleiner Briefkasten.

Herrn N–g in Breslau. Wir danken Ihnen für Ihre freundliche Aufmerksamkeit und veröffentlichen an dieser Stelle die folgende uns von Ihnen eingesandte Notiz, die gewiß viele Leser interessiren wird: „In Nr. 8 der ‚Gartenlaube‘, Nr. II der Memoiren (S. 133), erwähnt Heinrich Heine der Mutter des Dichters Grabbe und widerlegt die allgemeine Annahme, sie selbst habe den Grund zu der Säufermanie ihres Sohnes gelegt. Dieses Urtheil Heine’s steht nicht vereinzelt da. Auch Johannes Scherr ist in seinem Werke ‚Dämonen‘ (Nr. 4. Ein deutscher Dichter.) in ähnlicher Weise für diese Frau eingetreten. Johannes Scherr sagt von ihr S. 220 wörtlich: … ‚Daß sie ihren Sohn schon in seiner Kindheit zum Feuerwassertrinken förmlich angeleitet und verführt habe, ist nur ein boshaft dummer, von Grabbe’s Wittwe gethaner Aufschnitt! Dagegen ist es wahr, daß Vater und Mutter den Sohn, der ihr einziges Kind war, von früh auf zu nachsichtig behandelten und so ziemlich verhätschelten!‘ … Also sehen wir hier eine doppelte Ehrenrettung der vor Jahrzehnten so vielgeschmähten Mutter des Dichters Grabbe durch zwei bedeutende Männer, von denen jeder dieses Urtheil selbständig, ohne Wissen von den Aufzeichnungen des anderen abgegeben hat.“

M. L. in Bischweiler. Sie haben Recht, der am 19. März in Mülhausen gestorbene Dichter ist nicht Karl, sondern August Stöber, der aber mit seinem jüngeren Bruder Karl im Streben und Wirken viel Gemeinsames besitzt. Die Pflege der Wissenschaft und Dichtkunst bildete in dem Geschlecht der Stöber eine Familientradition; seit Jahrhunderten glänzt dieser Name in der geistigen Geschichte des Elsaß. Das Brüderpaar August und Karl empfing schon im Vaterhause reiche poetische Anregung. August Stöber (geb. 9. Juli 1808), der nicht wie sein Bruder die Prediger-, sondern die Lehrerlaufbahn einschlug und vierzig Jahre hindurch als Professor am Colleg zu Mülhausen wirkte, hat sowohl durch seine Sammlungen der Sagen und Volkslieder seiner schönen elsässischen Heimath, wie durch eigene poetische Beiträge, in denen er den volksthümlichen Ton auf das Glücklichste traf, viel dazu beigetragen, im Elsaß während der Franzosenherrschaft deutsches Wesen und das Bewußtsein der Zugehörigkeit zum deutschen Mutterlande zu erhalten. Man kann ihn und seinem Bruder Karl die Gebrüder Grimm des Elsaß nennen.

G. R. in Prag. Der bezeichnete Roman ist überhaupt nicht in unserem Blatte erschienen.



Inhalt: [ verzeichnet den Inhalt von Heft 15/1884, z. Zt. nicht transkribiert. ]



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart.0 Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_260.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2021)