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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

und endlich reichliche Vertheilung von Nahrungsmitteln und Geld an die Bedürftigen.

Aegyptische Truppen im Kampfe mit Arabern.0 Originalzeichnung von Fritz Bergen.

Nur ein Schatten und leider ein sehr dunkler fällt auf die Handlungsweise dieses Mannes, der in wenig Tagen mehr gethan, als die besten Gouverneure, die noch dazu in jenen Ländern sehr rar sind, in Jahren. Dieser Schatten trübt das edle, echt humane Bild Gordon’s dergestalt, daß wir fast irre an ihm werden und umsonst nach einer Lösung des Räthsels suchen. Er hat nämlich auch zugleich den Sclavenhandel im Sudan wieder freigegeben.

Es ist dies unter allen Umständen ein im Interesse der Humanität höchst bedauerlicher Schritt, aber zur richtigen Würdigung der Tragweite desselben ist eine genauere Kenntniß der alten Gebräuche und Sitten der Sudanvölker unerläßlich, und es wird die Aufgabe unseres nächsten Artikels sein, gerade diese Fragen zu erörtern. Adolf Ebeling.     


Dschapei.

Eine Hochlandsgeschichie von Ludwig Ganghofer.
(Fortsetzung.)


Grüß’ Gott!“ so grüßte der Jäger mit freundlichem Blicke.

Die alte Baslerin vergaß völlig, den Gruß zu erwidern. Sie schaute dem Jäger nur immer in die Augen; schließlich frug sie gedehnten Tones:

„Han – Du – bist ’leicht Du derselbig’ Jaager vom Trischübl?“

„Ja.“

„Der Festei?“

„Ja. Und – wer bist denn Du?“

„Ich? Ich bin der Nannei ihr Mutter.“

Ein dunkles Roth flog über Festei’s Wangen. Er streckte der alten Baslerin die Hand entgegen und sagte:

„Schau – das freut mich schon recht – g’wiß wahr! Weißt – d’Nannei hat mir schon gar oft von Dir verzählt – ja – und so viel gleichschauen thust ihr! Wo kommst denn her – han?“

„No – auf B’such bin ich halt g’wesen bei mei’m Deandl.“

„Mein – die wird aber a Freud’ g’habt haben! Und wo willst denn jetzt hin?“

„Heim will ich, heim, ’nunter nach Bartlmä!“

„Ja mein, Mutterle,“ that Festei ganz erschreckt, „da bist ja weit vom Weg. Der Steig, der führt ja am Funtensee. Weißt – drunten, wo ’s Wasserl lauft, da hättst links ausbiegen sollen.“

Die alte Baslerin war völlig trostlos.

„No – geh – schau – so viel macht’s ja net aus,“ begütigte Festei. „Weißt – a bißl weiter vorn, da führt a Jagdsteig ’nunter am richtigen Weg. Und wann’s Dir recht is, nachher geh’ ich ganz gern so weit mit Dir, bis D’nimmer fehlen kannst.“

„Bist a recht a guter Mensch!“ nickte die Alte mit dankbarem Lächeln dem Jäger zu. „Geh nur – geh nur voraus – ich komm’ Dir schon nach.“

So schritten sie auf dem schmalen Pfade dahin und Festei mußte Nannei’s Mutter wohl für ein recht neugieriges „Weiberleut“ halten, da sie nimmer müde wurde mit Fragen und Fragen über seine Person, über seinen Dienst und sein Gehalt, über seine Herkunft und über den Stand seines Vermögens. Sie interessirte sich sogar für die Fristen, nach denen Festei’s Gehalt eine Aufbesserung erfahren sollte, wie für die Summe, zu welcher derselbe im besten Falle anwachsen könnte.

„Siebenhundertachtzig Mark im Jahr?“ plauderte sie mit wägendem Kopfnicken vor sich hin. „Ah ja – da kann Eins schon davon leben.“

„Und Zwei auch – leicht – wann man ’s Hausen a bißl versteht,“ entgegnete Festei mit hastigem Worte. „Es is doch ’was Sichers! Und nachher – die vielen Schußgelder – – und – für alle Fäll’ – weißt – d’Pansion is auch net schlecht.“

Die alte Baslerin machte ein recht bedenkliches Gesicht zu diesen Worten. Wie aber Festei jetzt von dem Reste seines mütterlichen Vermögens sprach, von den elfhundert Mark, die als erste Hypothek auf einem großen Bauerngute lagen, und zu denen sich jetzt noch die dreihundert Mark von den beiden Adlern gesellten,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_184.jpg&oldid=- (Version vom 5.3.2024)