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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)


Gute Freunde.0 Originalzeichnung von H. Speier.

Ein spanisches Urtheil über das Duell. Das Duell ist neuerdings wieder eine der brennendsten Tagesfragen geworden. Interessant dürfte es daher sein, daran zu erinnern, daß im vorigen Jahrhundert die Frage nach der Berechtigung des Duells eine geradezu wissenschaftliche Bearbeitung gefunden hat und zwar in dem seiner Ritterlichkeit wegen stets hochgerühmten Spanien. Jüngst fand ich einen Vortrag über diese Frage, welcher im November 1788 in einer der spanischen Rechtsakademien gehalten und im Jahre 1789 unter dem Titel „Discurso sobre los duelos“ abgedruckt wurde.

Der Zweikampf, so meint Don Antonio Coma, der Verfasser jener Rede, stammt von den barbarischen Nationen her. Dem spanischen Volke ursprünglich fremd, ist er nur durch die Invasion der Barbaren in Aufnahme gekommen. Die älteren Gesetze hatten dem Zeitgeiste nicht zu widerstreben vermocht, sie hätten sich daher damit begnügt, durch Festsetzung von Formalitäten den Zweikampf einzuschränken. Das Duell widerstrebt den ausdrücklichsten Satzungen der christlichen Religion, welche Mord, Rache, sogar bloße Zornesgedanken verabscheut und den Satz kennt: Wer nicht vergiebt, dem soll nicht vergeben werden. Nach Grundsätzen der Vernunft ferner kann man den Zweikampf nur als eine Art unvernünftiger Wuth oder zum Mindesten als einen hohen Grad von Verrücktheit bezeichnen. Wenn die Vertheidiger des Duells darauf hinweisen, daß sie ihre Ehre vertheidigten, so müsse er fragen, was denn eigentlich Ehre sei. Wäre denn dadurch, daß man Jemanden besiegt habe, die Unwahrheit des von Diesem Behaupteten erwiesen? Der Grund der Duelle ist meistentheils ein durchaus leichtfertiger: Ein hingeworfenes Wort oder der Streit um eine Dame. Was kümmert es aber die Ehre Jemandes, ob er von einer Frau geliebt oder verabscheut wird? Die Laune des weibllchen und eine falsche Ritterlichkeit des männlichen Geschlechts hatten es zuwege gebracht, daß die spanischen Helenen mehr Blutvergießen veranlaßt hatten, als die Tochter der Leda in den trojanischen Kämpfen.

Das Duell steht im Widerspruche mit den einfachsten juristischen Grundsätzen und fast alle Gesetzgebungen hatten daher gegen das Duell geeifert: das canonische Recht bis auf Benedict XIV., von weltlichen Gesetzgebungen namentlich die französische unter Ludwig XIII., und die spanische Gesetzgebung hatte mit den härtesten Strafen, wie ewige Infamie und Todesstrafe, gedroht.

Doch glaubt der spanische Rechtsgelehrte nicht an die Wirkung dieser Gesetze; denn wer kennt nicht die Macht eingewurzelter Vorurtheile? Es muß daher vor Allem der heranwachsenden Jugend dieses Vorurtheil genommen werden, und das sei eine Aufgabe der Erzieher. Sie müßten der Jugend unter denjenigen Lastern, welche sie verabscheuen solle, namentlich die falsche Ehre, die „Duellistenehre“, vorführen. Die Jugend soll lernen, daß die wahre Ehre darin besteht, daß man seine Handlungen mit den Grundsätzen der Vernunft und mit unseren natürlichen Gefühlen, welche uns Menschenblut zu achten heißen, in Uebereinstimmung bringe, und darin, daß man gelehrig sei für jene innere Stimme, welche uns Recht und Unrecht erkennen läßt. Auch die Literatur und vor Allem die Bühne müßten in dieser Hinsicht auf eine Hebung der allgemeinen sittlichen Anschauungen einwirken. Dr. E. S.     


Allerlei Kurzweil.

Quadraträthsel.

Die mit einem Stern bezeichneten Felder der nebenstehenden Figur sind mit je einem Buchstaben so auszufüllen, daß die fünf wagerechten Reihen, ebenso die erste und die letzte senkrechte Reihe bekannte Wörter ergeben. Diese Wörter, jedoch in anderer Reihenfolge, sind:

1. ein Dichter; 2. ein Fluß; 3. ein Name, bekannt aus der ältesten Geschichte Roms; 4. eine Oper; 5. ein Schiff; 6. ein Name, bekannt aus der Geschichte der Israellten; 7. eine große Stadt.


Dechiffrir-Aufgabe.

Hahegite, velatitehetihe Gahetiteluvi, valeve giguguti Velativuhevati,
Teluvi hahetëlu vitile Gutihitilule havuguvi ’lutihe Higitehu.


Auflösung der Scataufgabe in Nr. 7:

Gesetzt Mittelhand hätte: Treff-Zehn, Treff-König, Treff-Neun, Treff-Acht, Pique-Aß, Pique-Zehn, Pique-Sieben, Coeur-Neun, Coeur-Acht, Coeur-Sieben.

Hinterhand: Treff-Dame, Treff-Sieben, Pique-Dame, Pique-Neun, Pique-Acht, Coeur-König, Coeur-Dame, Carreau-Aß, Carreau-Zehn, Carreau-Dame.

Erster Stich: Vorderhand Treff-Bube, Mittelhand Coeur-Sieben, Hinterhand Treff-Sieben.
Zweiter Stich: V. Carreau-Sieben, M. Pique-Aß, H. Carreau-Dame.
Dritter Stich: H. Pique-Dame, V. Carreau-Bube, M. Pique-Sieben.
Vierter Stich: V. Carreau-Acht, M. Pique-Zehn, H. Carreau-Aß.
Fünfter Stich: H. Pique-Neun, V. Coeur-Bube, M. Coeur-Acht.
Sechster Stich: V. Carreau-Neun, M. Treff-Zehn, H. Carreau-Zehn.
Siebenter Stich: H. Pique-Acht, V. Carreau-König, M. Treff-König.

Die Gegner haben nun 63 Points. Wenn Sie im 3. oder 5. Stich abwerfen, ist das Spiel ebenfalls verloren. Spielen Sie im 2., 3. und 4. Stich Coeur-Aß, Coeur-Zehn, Treff-Aß, so folgt:

Fünfter Stich: V. Carreau-Sieben, M. Pique-Aß, H. Carreau-Dame.
Sechster Stich: H. Pique-Dame, V. Carreau-Acht, M. Pique-Sieben.
Siebenter Stich: H. Carreau-Aß, V. Carreau-Neun, M. Pique-Zehn.
Achter Stich: H. Carreau-Zehn, V. Carreau-König, M. Treff-Zehn.



Kleiner Briefkasten.

A. Z. in G. „Warum bringt man berühmten Todten auf Festen, die zu ihrem Andenken gefeiert werden, nicht ein lautes Hoch aus, und weiht ihnen nur ein stilles Glas?“ Hoch kann man Jemanden nur leben lassen. Darum läßt man dennoch auch Todte leben, wenn sie – unsterblich sind.

Alfred M. in Chemnitz. Für anonyme Fragen haben wir keine Antwort, und wenn sie zehnmal wiederholt werden.


Inhalt: Ein armes Mädchen. Von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 125. – Ein Denkmal der „Völkerschlacht bei Leipzig“. S. 128. Mit Illustrationen S. 128 und 129. – Mummenschanz in alter und neuer Zeit. Eine Carnevals-Plauderei. Von Hugo Klein. S. 131. Mit Illustration S. 132. – Heinrich Heine’s Memoiren über seine Jugendzeit. Herausgegeben von Eduard Engel. II. S. 133. – Dschapei. Von Ludwig Ganghofer (Fortsetzung). S. 134. – Die Freisprechungen im russischen Schwurgerichte. Von Wilhelm Henckel. S. 136. – Der Zimmer- und Fenstergarten: Der Felsenstrauch (Azalea). Von O. Hüttig. S. 139. Mit Abbildung S. 139. – Blätter und Blüthen: Der Elektriseur in der Dorfschenke. S. 139. Mit Illustration S. 137. – Ein spanisches Urtheil über das Duell. Von Dr. E. S. – Gute Freunde. Illustration von H. Speier. S. 140. – Allerlei Kurzweil: Quadraträthsel. – Dechiffrir-Aufgabe. – Auflösung der Scataufgabe in Nr. 7. – Kleiner Briefkasten. S. 140.



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_140.jpg&oldid=- (Version vom 25.7.2022)