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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883)

dem Atlantischen Ocean zu. Und so steht man auf dieser niedern, unscheinbaren Wiesenerhebung auf einer der merkwürdigsten, stolzesten und weithin gebietendsten Wasserscheiden der Welt, kann man von ihr aus – wohl ein würdiger Abschluß der amerikanischen Wunderlandfahrt! – mit einem Blicke und fast in einem Athem seine Grüße jedem der beiden Weltmeere entsenden, welche diesen gewaltigen, hier mehr als dreitausend Meilen breiten nordamerikanischen Continent bespülen.




Vermißte. (Fortsetzung von Nr. 28):

35) Der Brauergeselle Heinrich Fröhlig, geboren in Langenbielau in Schlesien, welcher seit fünf Jahren in Neumünster in Holstein in Arbeit gestanden, ist am 11. April 1862 von Neunmüster nach Flensburg gereist, soll am 14. April von da nach Neumünster zurückgekehrt sein, ist aber dort bis heute noch nicht eingetroffen. Derselbe hatte circa 2400 Mark baar bei sich. Alle diejenigen, welche Fröhlig in dieser Zeit gesehen oder seinen jetzigen Aufenthalt wissen, werden dringend ersucht, uns darüber Mittheilung zu machen.

36) Der Klempnergeselle Fr. Oswald Gläß, geboren 1837 in Siebenlehn in Sachsen, ging im Juni 1858 auf die Wanderschaft, schrieb im August desselben Jahres aus Leipzig und soll 1859 in Magdeburg gearbeitet haben. Seitdem haben die alten Eltern vergebens auf irgend eine Nachricht von ihm gewartet.

37) Eine Tochter sucht ihren im Jahre 1857 von Ostrowo nach Brasilien ausgewanderten Vater Ernst Traugott Fiscal. Derselbe schrieb 1860 von Bahia, daß er in einer Fabrik arbeite, durch die Explosion des Dampfkessels verwundet, aber wieder hergestellt worden sei. Seit dieser Zeit fehlt jedes Lebenszeichen von ihm.

38) Heinrich Henkel, Schlossergeselle aus Lauterbach in Oberhessen, ist seit 1874, wo er in Leipzig einen kleinen Geldbetrag empfing, verschollen. Er wird von seiner Mutter, welche schon mehrere Jahre Wittwe ist, gesucht.

39) Henry Greiffenhagen, geboren 1846 zu Berlin, ist 1866 nach Brasilien gegangen. Sein letzter Brief datirt aus Rio de Janeiro (1868), in welchem er mittheilt, daß er sich in Brasilien, Colonie Brusque, Provinz St. Catharina, angekauft. Trotz vieler an ihn unter dieser Adresse abgesandter Briefe, trotz Inanspruchnahme des auswärtigen Amtes, der Brasilianischen Gesandtschaft, Consulate etc., ist bis jetzt noch nichts über den H. Greiffenhagen in Erfahrung zu bringen gewesen.

40) Der Sattler und Tapezierer August Hoferichter, geboren 1851 zu Neudorf in Schlesien, ist seit August 1878, zu welcher Zeit er von Berlin weggewandert ist, verschollen.

41) Andreas Ludwig Jensen aus Ellhöfft, Kreis Tondern, ging im Frühjahr 1863 nach Australien. Seit September 1880 hat er seine Schwester ohne Nachricht gelassen. In dem letzten Briefe aus Queens Land schrieb A. Jensen, daß er nach den Goldfeldern zu gehen gedenke.

42) Eine arme, sich mühsam mit Waschen ernährende Wittwe, deren einziger Sohn auf der Wanderschaft verschollen ist, hofft auf diesem Wege Nachrichten über dessen Verbleib zu erhalten. Franz Jaksch, geboren 1862 zu Graudenz, lernte Buchdruckerei und ging October 1881 auf die Wanderschaft. Seit seiner Abreise hat die Mutter kein Lebenszeichen mehr von ihm gehört. Als einzige, nicht ganz zuverlässige Nachricht gab ein Dachdecker an, daß er mit ihm in Köslin im November 1861 zusammengetroffen sei. „Darnach habe ich,“ schreibt uns die brave Mutter, „trotzdem ich bei jedem mir zu Gesicht kommenden Handwerksburschen flehentlich nach dem Verschollenen geforscht, nicht die leiseste Spur von demselben gesunden.“

43) Albert Heuduck, geboren 1834, wanderte 1862 unter dem Namen Charles Smidt nach New-Jersey aus; im Jahre 1870 soll er in Hamburg gesehen worden sein; sonst ist jede Spur von ihm verloren. Seine greise, von Kummer gebeugte Mutter bittet Alle, die von ihm gehört, ihr Nachricht zu geben.

44) Friedrich Karl Krauß, Kaufmann aus Dresden, verließ 1855 Bremen, ging nach Amerika, hielt sich 1858 in Philadelphia, 1859 in Baltimore als Buchhalter auf und trat 1662 in die Nordarmee ein. Sein letzter Brief datirt vom 21. November 1862 aus Alexandria Virginien; seitdem sind seine Angehörigen ohne Nachricht von ihm geblieben.

45) Friedrich Krieg, geboren zu Althof bei Doberan, begann 1866 seine Seemanns-Carriere; reiste nach Dublin, Petersburg, Constantinopel. Von hier schrieb er 1871 seinen Eltern, daß er sich auf einem Harburger Schooner befinde, der nach Amsterdam bestimmt sei. Seitdem ist er verschollen.

46) Hans Nicolay Jochimsen, geboren 1624 in Soholmbrück in Schleswig-Holstein, reiste nach Melbourne 1859. Sein letzter Brief kam 1870 aus New-Seeland. Seine noch lebenden sechs Geschwister bitten um Nachricht von ihm.

47) Franz Klug aus Niederlahnstein diente 1880 bis Juni 1881 als Commis und Reckender bei Herrn Th. Bilstein in Köln. Seit dem 15. Juni, an welchem er sich auf der Reise nach Opladen befand, ist er spurlos verschwunden.

48) Johannes H. Kuyper, geboren 1629 auf Terschelling in Nederland, fuhr als Seemann nach Malta, Constantinopel, Palermo, New-Orleans. Sein letztes Schreiben datirt aus dem Jahre 1850 aus Texas. Nach dieser Zeit hat sein ihn suchender Bruder nichts mehr von ihm vernommen.

49) Der Seemann Bernhard Karl Ludwig Gabbert ging im Jahre 1876 von Schwerin fort. Seit 1870 sind seine Eltern ohne Nachricht von ihm. Sein letzter Brief kam aus Falmouth in England. Angestellte Nachforschungen über seinen Verbleib hatten bisher keinen günstigen Erfolg. Gabbert soll sich zuletzt in Southampton aufgehalten haben.

50) Hermann Schulz aus Berlin, am 23. Juli 1854 geboren, gelernter Schlosser, zuletzt dritter Maschinist an Bord des Schiffes „Katharina II. (der St. Petersburger Dampfschifffahrtsgesellschaft gehörig), verließ Ende Juli 1881 in Antwerpen seinen Posten und gab seiner alten Mutter seit dieser Zeit keine Nachricht. Ihr heißester Wunsch ist, zu erfahren, ob er noch am Leben ist.

51) Der Schiffer Karl Wonde, 1824 geboren, hat vor 15 Jahren seine Schwester in Crossen besucht, reiste dann nach Stettin und hat seitdem nichts von sich hören lassen.

52) Der Schuhmacher Gustav Winkelmann, 32 Jahre alt, zu Woxhollaender[WS 1] im Warthebruch geboren, der zuletzt vor 13 Jahren von Pommern aus Nachricht von sich gegeben hat, wird gebeten, von seinem Aufenthalte seiner Mutter, die nun Wittwe ist, Mittheilung zu machen.

63) Anna Maria Waldhaus, geboren zu Rödelheim, Provinz Hessen-Nassau, später in Wiesbaden wohnhaft, reiste im Jahre 1859 mit einer polnischen Familie nach Paris, ohne seit jener Zeit irgend welche Nachricht von sich gegeben zu haben. Wer über den Aufenthaltsort oder das Schicksal derselben etwas Näheres mittheilen kann, wird gebeten, die Redaction der „Gartenlaube“ hiervon zu unterrichten.

54) Der Conditorgehülfe Richard Wack aus Magdeburg, 19 Jahre alt, schrieb seinem Vater zuletzt am 7. Juni 1882. Da seitdem alle Nachrichten ausgeblieben sind, und da er auch seinen Koffer mit unentbehrlichen Effecten bei seinem Bruder in Köln bis jetzt noch nicht abgefordert hat, sind seine Angehörigen in größter Besorgniß über das Schicksal des jungen unerfahrenen Menschen.

55) Anton Ullmann, geboren 1839 in Tost in Schlesien, Pharmaceut, ist 1861 ausgewandert; schrieb in diesem Jahre zuletzt aus Paris, daß er über Marseille nach einem überseeischen Lande reisen würde. Um Nachricht über ihn bittet seine Mutter.

56) Ein Sohn sucht seinen verschollenen Vater! Dieser, Fr. Wilhelm Textor aus Memel, verließ 1862 seine Familie. Seit dieser Zeit hat er nichts von sich hören lassen. Da man mit Bestimmtheit glaubte, daß er nach Rußland gegangen sei, reiste sein Sohn jahrelang in diesem Lande herum, ohne eine Spur von ihm zu finden.

57) Lebt der Schiffsofficier Johannes Scherl noch, eventuell wo? Er lief im Jahre 1881 mit der „Caprera“ von Havre aus – seitdem keine Nachricht.

58) Jacob Stern aus Sassendorf bei Soest, geboren 1851, Israelit, war bei dem Kaufmann Schönstedt in Marsberg in der Lehre. 1866 entfernte er sich von dort, wurde kurze Zeit darauf im Franziskaner Kloster zu Paderborn und 1876 in Utrecht gesehen. Seitdem verschollen.

59) Klas Stelck, aus Pessade (?) in Holstein, geboren 1788, soll in den vierziger Jahren in Brüssel gestorben sein. Auskunft über sein Ende ist von Wichtigkeit für die Angehörigen.

(Fortsetzung folgt.)




Nur ein Komma. Kleine Ursachen – große Wirkungen! Ist das zuweilen der Fall in den großen Haupt- und Staatsactionen der allgemeinen Weltgeschichte, warum nicht auch einmal im stillen Alltagsleben? Warum soll nicht auch ein Komma, oder vielmehr die Auslassung eines solchen, dem Leben eines gewöhnlichen Sterblichen ein oder mehrere Jahre verbittert haben?

Nachfolgend der Beweis davon.

Ich hatte bis vor etwa zwei Jahren eine angenehme, ziemlich freie und lohnende Stellung in der Redaction einer der größten Verlagsbuchhandlungen Deutschlands inne. Durch etwas zu ausgedehnten Gebrauch meiner Freiheit verlor ich die Stellung, fand dann eine andere in einem gleich großen Concurrenzgeschäft, die ich aber, da sie mir in mancher Beziehung nicht sehr zusagte, meinerseits bald wieder aufgab. Nun suchte ich lange, ohne etwas Passendes finden zu können, sodaß ich Anfang vorigen Jahres, entrüstet, daß die alte Welt mich nicht zu schätzen verstand, beschloß, die neue Welt mit meiner Persönlichkeit zu beglücken, schnell nach Hamburg fuhr und dort ein Billet nach New-York löste.

Das Erste, was die meisten nach Amerika auswandernden jungen und bisweilen auch ältere Leute in New-York thun, ist gewöhnlich, ihr Geld so schnell wie möglich durchzubringen; daß ich keine Ausnahme bin, bewies ich glänzend, denn von den 50 Dollars (etwa 210 Mark), mit denen ich New-York betrat, hatte ich nach acht Tagen kaum noch sechs! Ich wünschte jetzt, mein wahrscheinlich etwas langes Gesicht zu sehen, als sich dies Resultat meines „Cassemachens“ herausstellte. Noch an demselben Tage wurde eifrig die Zeitung studirt, ob denn keine passende Stellung sich darin fände, und richtig, wie für mich gemacht:

„Gesucht ein Corrector, welcher der deutschen, englischen und lateinischen Sprache mächtig ist. Schriftliche Gesuche sind zu richten an St. u. Comp.“

Ich ging in die erste beste Papierhandlung, kaufte mir Briefbogen und Couverts und frug nach der nächsten Gelegenheit, um einen Brief schreiben zu können. Mit Zuvorkommenheit brachte mir der Besitzer Tintenfaß und Feder, sodaß ich mein Gesuch gleich im Stehen auf dem Ladentisch niederschrieb, dann faltete und couvertirte ich es, schrieb die Adresse und brachte

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Woxhallaender
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 591. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_591.jpg&oldid=- (Version vom 13.1.2024)