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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883)

Küste fuhr, gegangen sein. Alle von den alten Eltern angestellten Nachforschungen blieben resultatlos.

27) Im Januar 1882 hat sich der fünfzehn Jahre alte Hermann Noe von seinem Lehrherrn, dem Bäckermeister Schwarz in Apolda, heimlich entfernt, ohne bis jetzt etwas von sich hören zu lassen, Nachrichten von oder über ihn werden durch die „Gartenlaube“ von seinen Eltern erbeten.

28) Joseph Müller, Maschinenschlosser, reiste 1870 von Werschetz in Ungarn nach Rußland, wo er in Elisabethgrad bis 1873 beschäftigt war und im Juli das letzte Mal geschrieben hat. Indirekten Nachrichten zufolge, soll J. M. sich 1876 in Kaukasien aufgehalten haben. Sein Vater bittet um Nachricht.

29) Anna Matt, geboren 1862 in Woksach, verließ 1877 ihre Mutter, um in der Schweiz eine Stelle zu suchen; nachdem sie in Zürich bis 1879 gedient, erhielt ihre Mutter einen Brief aus St. Etienne in Frankreich, wohin Anna Matt sich einer Stelle wegen begeben; da sie dieselbe nicht erhalten, so befand sie sich in der traurigsten Lage. Auf an sie gerichtete Briefe und Geldsendungen erhielt die Mutter keine Antwort. Bis jetzt ist noch keine Spur ihres Aufenthalts entdeckt worden.

30) Ende der vierziger Jahre wanderte ein gewisser Friedrich von Lueders aus Thüringen nach Amerika aus. In seiner Heimath hinterließ er einen Sohn Namens Wilhelm Lueders. Der Aufenthalt desselben wird von seinem in Amerika geborenen Bruder Robert Lueders gesucht.

31) Maria Lauer aus Essen an der Ruhr wird gebeten, ihre Adresse an ihren Bruder, Fr. Lauer, Essen, Herkulesstraße 70, einzusenden.

32) Heinrich Georg Hauck, geboren 1864 zu Stötteritz bei Leipzig, hat sich am 1. September 1882 heimlich mit seinem Arbeitsbuche entfernt. Alle Nachforschungen vergeblich. Sein besorgter Vater bittet alle, die Näheres von ihm wissen, um Nachricht.

33) Karl Moritz Lange, geboren 1862 zu Lützen, arbeitete als Stellmacher in Dresden und Meißen. 1880 wieder nach Dresden zurückgekehrt, gab er seinen Koffer seinem Onkel zum Aufbewahren und ging in die Fremde mit dem Versprechen, bald zu schreiben und seine Sachen nachkommen zu lassen. Seitdem ist alle Nachricht von ihm ausgeblieben. Seine besorgte Mutter bittet um Nachricht über ihn oder seinen Aufenthalt.

34) Robert Ziegler aus Neustadt a. d. Haardt verließ 1868 im Alter von siebenzehn Jahren die Heimath; schrieb dann einmal von Bueuos-Ayres, später noch einmal von England, darnach niemals wieder. Sein Bruder sucht ihn.




Der deutschen Burschenschaft Denkmalfest in Jena. Die „Gartenlaube“ hat in Nr. 25 ihres vorigen Jahrgangs eine Abbildung des Denkmals gebracht, welches die alten und jungen Burschenschafter der Gegenwart der Gründung und den Gründern der deutschen Burschenschaft zu Ehren auf dem Eichplatz zu Jena errichtet haben und dessen Enthüllung und Weihe an den Tagen vom 1. bis zum 3. August abermals die Gelegenheit zu einem deutschen Nationalfeste bietet, das Beachtung und Würdigung von Seiten des ganzen deutschen Volkes verdient.

Wenn Robert Keil seine Schilderung des neuen Denkmals mit den Worten einleitet: „Die Geschichte der Burschenschaft gehört für alle Zeit zu den glänzendsten Blättern der deutschen Geschichte,“ so hat er eine unumstößliche Wahrheit ausgesprochen, an welcher alle mäkelnden Einwendungen aus gegnerischen Lagern nichts ändern können. Es ist und bleibt Geschichte, daß die mannhafte, in den Befreiungskriegen gestählte akademische Jugend es war, daß Lützow’s Kämpfer und Ritter des Eisernen Kreuzes es waren, welche zuerst in Jena aus den alten Studentenverbindungen den neuen Bund schufen, um den Vaterlandsgedanken, der 1813 endlich das ganze deutsche Volk erfüllt und zu Siegen und Ehren geführt hatte, nun auch in dem damals verrohrten und zerrissenen Studentenleben zur Geltung zu bringen und es dadurch zu veredeln. So entstand die „Burschenschaft“, und „Freiheit, Ehre, Vaterland“ ward ihr Wahlspruch. Aus den Burschen erwuchsen Männer, welche den Vaterlandsgedanken, das Streben nach Deutschlands Einheit und Macht, Freiheit und Ehre, wieder in das Volk übertrugen, in welchem Bundestag und Souveräuetätseifer ihn nach Möglichkeit erdrückt hatten. Und das deutsche Volk war dankbar. Schon in den Bewegungen nach der Julirevolution erhob es die Studentenfahne der Burschenschaft als deutsche Fahne: das Jahr 1848 aber pflanzte sie als Fahne des deutschen Reichs auf den Bundespalast, auf alle Fürstenschlösser und Rathhäuser Deutschlands. Unter der schwarz-roth-goldenen Fahne tagte das erste deutsche Parlament, unter ihr erfocht die junge deutsche Flotte ihren ersten Sieg, unter ihr schwur das deutsche Volk auf seine Reichsverfassung –, und als die Reaktion sie wieder herabriß und zertrat, erreichte sie ihre höchste Ehre: sie ward die Fahne des deutschen Geistes und vereinigte am Tage des Schiller-Festes alle Deutschen rings um die ganze Erde zu einer Nation ohne Gleichen. Und wenn auch, als endlich, im Heldenjahr 1870, der Vaterlandsgedanke gesiegt, das Reich die Einheit und seinen Kaiser zugleich errungen hatte, ein anderes Banner das des deutschen Reiches ward: die Fahne des deutschen Geistes ist die alte geblieben! Unter ihr wird heute in Oesterreich der schwerste Kampf gekämpft; nicht blos der österreichisch-deutsche Burschenschafter, das ganze deutsche Volk im alten deutschen Kaiserreich an der Donau erhebt sie als Symbol der Treue, mit welcher es sein deutsches Wesen vertheidigt gegen unerhörte Angriffe und die äußerste Gefahr der Unterdrückung in alten deutschen Heimstätten.

Ein Studentenbund, dessen Fahne eine solche Vergangenheit und Gegenwart aufzuweisen hat, ist keine vorübergehende Erscheinung: die Burschenschaft hat ihren Ehrenplatz in der deutschen Geschichte und wird ihn behalten.

Darum darf aber auch ein Fest der Burschenschaft, das ihre Gründung und ihre ersten Begründer feiert, Anspruch auf allgemeine Theilnahme im Vaterlands- und freiheitstreuen Theil der Nation erheben, und eben darum sprechen wir die Einladung des Jenaischen Festcomités auch in der „Gartenlaube“ aus, die seit ihrem Bestehen jeder Zeit das treue Organ der Burschenschaft war.

Das Fest beginnt am 1. August 1883 Abends mit der Begrüßung der Gäste im Paradies bei Jena. Am 2. August: Morgenfeier an Scheidler’s Grab, dann Festzug, hierauf Festrede (von Robert Keil) und Enthüllung des Denkmals; am Abend Festcommers auf dem Marktplatz von Jena. Am 3. August Volksfest auf dem Forst. Das specielle Festprogramm und Festzeichen wird in Jena gegen fünf Mark Feststeuer ausgehändigt. Anmeldungen und Anliegen jeder Art richtet man an den Burschenschaftlichen Festausschuß zu Jena.

Die Worte, mit welchen 1817 zum Wartburgfeste aufgefordert wurde, sie mögen abermals allen Genossen und Freunden der Burschenschaft zugerufen sein:

„Frisch auf! Frisch auf zur Burschenfahrt,
Ihr Jungen und ihr Alten!
Wir wollen hier nach unserer Art
Den großen Festtag halten!“

Wir freuen uns, mit der obigen Hinweisung auf die Tage dieses Festes zugleich die auf eine Schrift verbinden zu können, welche, wenn auch schon früher erschienen, jetzt in zweiter Auflage und als Festschrift zu dieser Enthüllungsfeier neu bearbeitet wurde. Das Buch hieß in erster Auflage: „Die Gründung der Burschenschaft in Jena. Von Robert und Richard Keil“ – die zweite Auflage hat den Zusatz: neu bearbeitet von Robert Keil“.

Wie vereinsamt kommt uns heute dieser Name vor, den wir in allen burschenschaftlichen Werken der beiden Brüder nur mit dem Anderen verbunden sahen! Der Andere ist todt. „Ein deutscher Burschenschafter“ ist die Ueberschrift des Nachrufs, den ihm, dem treuen Bruder, die „Gartenlaube“ in Nr. 12 des Jahres 1880 widmete. Wir erachten es als unsere Pflicht, gerade vor diesem Feste, für dessen Ermöglichung Richard Keil so begeistert gearbeitet, an den Dahingeschiedenen zu erinnern. Sein Geist lebt noch in dem Buche, das nun sein Bruder allein veröffentlichen mußte, und so wird auch sein Andenken so treu bewahrt bleiben, wie er selbst sein Leben lang der Sache der Burschenschaft ergeben war. (Das Werk ist in Friedr. Mauke’s Verlag [E. Schenk] in Jena erschienen.)




Der Nordamerikanische Turnerbund. Wo immer Deutsche sich in der Fremde niedergelassen haben, da ist auch das deutsche Lied und das deutsche Turnwesen mit ihnen gezogen; in den Vereinigten Staaten haben sich beide den Bürgerbrief erworben und sich zur vollsten Geltung gebracht. Als der Secessionskrieg ausbrach, zählten die deutschen Turner zu den Ersten, die zur Erhaltung der Union und zur Aufhebung der Negersclaverei zu den Waffen griffen. Vor uns liegt nun der letzte, vom 1. Mai 1882 bis 1. Mai 1883 datirende „Jahresbericht des Vororts des Nordamerikanischen Turnerbundes“, und wir glauben im Sinne unserer alten Freunde zu handeln, wenn wir aus diesem Berichte einzelne Punkte in der „Gartenlaube“, die stets gern in den Kreisen deutsch-amerikanischer Turner gelesen wird, veröffentlichen. – Im Jahre 1883 gehörten zum Nordamerikanischen Turnerbund folgende 28 größere Bezirke: New-York, Indiana, St. Louis, Neu-England, Wisconsin, Chicago, Südöstlicher Bezirk, Philadelphia, New-Jersey, Central New-Nork, Pittsburg, Missouri Balley-Bezirk, Minnesota, Oberer Mississippi-Bezirk, Rocky Mountain-Bezirk, New-Orleans, Central Illinois, Pacific-Bezirk, Nordwestlicher Bezirk, Connecticut, Nord-Indiana, Süd-Atlantischer Bezirk, Lake Eric-Bezirk, Long Island, West-New-York, Ohio, Oberer Missouri-Bezirk und Central Michigan. Aus dieser Liste erhellt, daß sich das deutsche Turnwesen so ziemlich über das ganze weite Gebiet der Vereinigten Staaten ausgebreitet hat, von den Küsten des Atlantischen Oceans bis zum Stillen Meer und von den Canadischen Seen bis zum Golf von Mexico. Die Zahl der Mitglieder des Turnerbundes war im Januar dieses Jahres 17,537; davon waren 13,918 Bürger der Vereinigten Staaten: 224 Fechter, 236 Schützen und 1252 Sänger. Turnschüler gab es 10,312, Turnschülerinnen 3,186, Turnlehrer 111. Der Werth des Turnerbesitzthums belief sich zu der gedachten Zeit auf 2,038,179 Dollars, das schuldenfreie Vermögen betrug 1,371,551 Dollars. Auch auf geistigem Gebiete war man verhältnißmäßig nicht unthätig; eine ganze Anzahl von Vorlesungen und Vorträgen wurde veranstaltet, und die Bibliotheken wiesen 36,706 Bücher auf. Fast alle Bezirke haben Tag-, Abend- und Sonntagsschulen eingerichtet. In der Stadt Milwaukee besteht ein Turnlehrerseminar. An der Spitze des Turnerbundes steht ein aus neun Mitgliedern bestehender Vorort; das Organ des Bundes ist die „Turnzeitung“.

Rudolf Doehn.




Inhalt: Gebannt und erlöst. Von E. Werner (Fortsetzung), S. 449. – Deutschlands merkwürdige Bäume. 3. Der Luther Baum bei Worms. Mit Illustration der Luther-Ulme, gezeichnet von Rudolf Cronau, S. 452. – Carrara und seine Marmor Industrie. Von P. R. Martini, S. 455. Dazu die Illustrationen: Ansicht von Carrara, S. 456; In den Marmorbrüchen von Carrara, S. 457. – Der „arme Reisende". Beiträge zur Geschichte des Vagabondenthums und der Mittel zu seiner Abwehr. Von Fr. Helbig, I. S. 459. – Blätter und Blüthen: Vermißte (Neue Folge), S. 463. – Der deutschen Burschenschaft Denkmalfest in Jena, S. 464. – Der Nordamerikanische Turnerbund, S. 464.


Unter Verantwortlichkeit von Dr. Friedrich Hofmann in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_464.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2024)