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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883)


Fig. 3. Die Fernsignale für die Kauffahrteischiffe aller Nationen.

Zeug, Taschentücher aber andere quadratische Formen. Sind Masten nicht vorhanden, an denen diese Gegenstände unter einander angebracht werden können, so kann man solche auch von Leuten, die neben einander stehen, zeigen lassen. Sie sind abzulesen wie eine Druckschrift von links nach rechts. So bedeutet Figur 4 „Mangel an Proviant. Hunger leidend.“

Fig. 4. Aushülfssignale.

Aehnlich den optischen Telegraphen, welche wir jetzt noch überall an Eisenbahnstationen sehen, wurden zuerst im Jahre 1862 in Frankreich auf hochgelegenen Punkten an der Küste sogenannte „Semaphoren“ (Zeichenträger) errichtet, um sowohl die Ankunft und die Bewegungen aller vom hohen Meere kommenden Fahrzeuge zu melden, als auch diesen amtliche Mittheilungen zugehen zu lassen. Schon zwei Jahre darauf wurden die „Semaphoren“ dem allgemeinen Verkehr übergeben und außerdem noch mit dem Telegraphen in Verbindung gebracht. Die anderen Länder folgten bald dieser wesentlichen Verbesserung des Signalisirens, und seit 1873 besitzt auch Deutschland die „Semaphoren“.

Der untenstehend abgebildete Apparat (Fig. 5) besteht aus einem etwa zehn Meter hohen, aufrecht stehenden Maste, an dessen Spitze sich eine Stange mit einer runden Scheibe befindet, und an dessen oberem Theile in gleichen Abständen unter einander drei gerade Arme angebracht sind. Sowohl die Stange mit der Scheibe als auch die drei Arme können in derselben Verticalhöhe um ihre Befestigungspunkte am Maste gedreht und daher in verschiedene Stellungen gegen den Mast gebracht werden. Auch der Mast selbst läßt sich um seine Axe drehen und daher stets so stellen, daß Scheibe und Arme von vorüberpassirenden Schiffen gut gesehen werden können.

Fig. 5. „Semaphoren“.

Wird nicht signalisirt, so hängen Scheibe und Arme am Mast herab und sind aus der Ferne nicht sichtbar. Soll aber signalisirt werden, so wird die Stange mit der Scheibe in die Höhe gedreht, sodaß sie gerade senkrecht über dem Maste steht. Diese Stellung ist das Vorbereitungszeichen für die „Semaphoren“-Signale, und sie wird bis zur Beendigung des Signales unverändert beibehalten. Als Antwortzeichen dient die horizontale Stellung der Stange mit der Scheibe. Zum Signalisiren bedient man sich der drei Arme und zwar so, daß jeder horizontal stehende Arm einen Ball, jeder ungefähr 45° – abwärts geneigte einen Wimpel, jeder in demselben Grade aufwärts gerichtete eine Flagge bedeutet.

Es würde also die hier abgebildete „Semaphoren“ - Stellung gleich sein der rechts daneben stehenden der Fernsignale und den Buchstaben „J“ bezeichnen, der einzeln mit folgendem Schlußzeichen gegeben andeuten soll: „Stoppen Sie,“ oder: „Drehen Sie bei. Es sind wichtige Mittheilungen zu machen.“

Die den „Semaphoren“-Stationen von Schiffen zugehenden Depeschen werden nur telegraphisch, nicht brieflich, weiter befördert und die Gebühren von dem Empfänger eingezogen. Die für die Schiffe bestimmten Depeschen jedoch können diesen Stationen sowohl brieflich als schriftlich zugehen; natürlich sind sie stets frankirt und in den Briefen liegen auch die Gebühren für die Mittheilung an das Schiff. Jeder Signalbuchstabe gilt für anderthalb Wort eines Telegrammes.

Eppdrf.

Dr. B. L.




Zwischen zwei Welten.

„Ich weiß nicht, daß noch Land besteht,
Die Wellen hier sprüh’n Schaum und Funken!
Doch Berg und Wald und Wiese – seht!
Das Alles ist im Meer versunken.“ Freiligrath.

Allmählich versank die felsige Küste Alt-Englands in den Fluthen, ein mattgrauer, mehr und mehr schwindender Streif im Nordosten des Horizonts allein zeigte den Punkt, wo die alte Welt zurückblieb.

Breit in unermeßlicher Fläche lag der Ocean hingestreckt und luftiger als durch Nordsee und Canal, in deren Fahrwasser die peinlichste Wachsamkeit von Capitain, Officieren und Mannschaft gefordert wird, zog der „Neptun“ seine Furche durch das blaue Wasser.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_437.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2024)