Seite:Die Gartenlaube (1882) 788.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

werden, was übrigens auch von Eugène Peschier’s soeben erschienenem „Esaias Tegnér. Sein Leben und Dichten mit einem Blüthenkranz aus seinen lyrischen Gedichten" (Lahr, Schauenburg) gilt, auf welches Werk wir bereits (vergl. den Artikel „Esaias Tegnér", „Gartenlaube" Nr. 45) kurz hinwiesen. – In der Spemann’schen Buchhandlung in Stuttgart erscheint soeben eine neue Ausgabe der „Frithjof-Sage", übersetzt von dem leider soeben heimgegangenen E. Lobedanz, mit einer ausführlichen Biographie des Dichters; das Werk liegt uns nicht vor, aber wir ergreifen gern die Gelegenheit es zu registriren.

Und nun von dem ernsten Barden des Nordens zu dem feurigen Sänger des Südens!

Wir finden unter den eingegangenen Novitäten ein Buch, das den Titel führt:

Ariost’s: Rasender Roland. Die schönsten Episoden des Gedichtes nach der Uebersetzung von Johann Diederich Gries.“ (Leipzig, Bibliographisches Institut.) „Die ganze Richtung unseres so beschäftigten Zeitalters,“ so heißt es in der Einleitung zu dieser Ausgabe der italienischen Dichtung, „läßt den Einzelnen selten dazu kommen, Gedichte zu lesen, und gar Gedichte von solcher Länge, wie der ‚Rasende Roland‘ sie im Originaltext hat. Es schien daher gerathen, zumal auch mancherlei leere Stellen mit unterlaufen, den Kern der Dichtung in einer Auswahl der schönsten Episoden zu geben, in welche sowohl Bojardo als Ariost ihre Roland-Epen zerlegt haben. Auf diese Weise dürfte es möglich sein, dem ‚Rasenden Roland‘ den verdienten größeren Kreis von Freunden zu erwerben, dessen er nachweislich in Folge seines allzu weitgedehnten Umfanges bisher entbehrte.“ Diese Worte kennzeichnen die Absicht der Ausgabe als eine sehr beachtenswerthe. Wir brauchen nur noch hinzuzufügen, daß die Auswahl unter Zugrundelegung der altbekannten trefflichen Gries’schen Uebersetzung mit vielem Geschick getroffen worden und daß dem zwei Bände umfassenden Werke Biographien des Dichters und des Uebersetzers wie eine Inhaltsangabe der Roland-Gedichte von Bojardo und Ariost vorangeschickt wurden. Durch die farbenprächtige, klanggewaltige Darstellungsweise und den bunten, gestaltenreichen Inhalt seiner Dichtungen ist Ariost, wie kaum ein anderer Poet der apenninischen Halbinsel geeignet, uns ein Repräsentant des feurigen italienischen Temperaments zu sein, und schon diese typische Eigenschaft seiner Poesie empfiehlt ihn uns Deutschen als ein dankbares Studienobject. Das gediegen ausgestattete Werk erfüllt alle Bedingungen, um den deutschen Weihnachtstisch würdig zu schmücken.


(Fortsetzung folgt.)



La Trinità, Antiquità di Salerno.
Nach einer Skizze von Cl. Schnackenburg.


Ein monströses Kunstproduct. Als wir im Frühling des Jahres 1879 auf unserer Reise durch Italien von Sicilien nach Neapel zurückgekehrt waren, unternahmen wir eine mehrtägige Fahrt nach dem Golf von Salerno.

Wir besuchten zunächst Amalfi, das romantisch gelegene Geburtsstädtchen Masaniello’s, wohin wir auf einer der großartigsten und bestangelegten Kunststraßen gelangten, die bald tief unten an der Küste des blauen Meeres, bald hoch oben an den schroffen Felsen entlang führt. Von Amalfi mit dem Wagen nach Vietri zurückgekehrt, fuhren wir weiter nach Salerno – dem alten Salernum – wo einst lombardische, dann normannische Fürsten und schließlich die Hohenstaufen herrschten und wo die bedeutendste medicinische Schule Europas blühte. Das Wetter war heute sehr ungünstig, und so mußten wir einen großen Theil unserer so kostbaren Zeit in dem Gasthofe verbringen, dessen hohe und kalte Räume mit den frostigen rothen Steinfußböden wenig genug zu einer behaglicheren Stimmung beitrugen.

Als wir in den Speisesaal hinabgingen, um dort die Zeit der tavola rotonda, d. h. die Essenszeit abzuwarten, fesselte ein höchst eigenthümliches auf Holz gemaltes Oelbild, welches dort an der Wand hing und die Unterschrift: La Trinità, Antiquità di Salerno trug, meine Aufmerksamkeit. Das Gemälde mochte sehr alt sein; wahrscheinlich stammte es aus dem dreizehnten Jahrhundert, in welcher Zeit die byzantinische Kunst dem unheilbaren Verfall entgegen trieb und sich in Verirrungen und Ausschweifungen aller Art gefiel. Ein frommer, zum Uebernatürlichen hinneigender, der Ascese streng ergebener Mönch wird wohl der Urheber des Bildes gewesen sein.

Dasselbe ist jedenfalls merkwürdig als Beleg dessen, „was sich die Kunst von Tendenzgegenständen mußte aufbürden lassen, seitdem sie sich selbst erniedrigt hatte“.

Auf schwarzem Grunde erhebt sich ein großer breiter Kopf, der von einem goldnen Heiligenschein eingefaßt ist. Das Haupt ist umwallt von dunkelbraunem Lockenhaar. Vier Augen, drei Nasen und drei Münder – wenn das Wort Mund überhaupt in der Mehrzahl zu verwenden ist – unter denen sich je ein kraus gelockter Bart herabzieht, der jedesmal ganz symmetrisch in zwei Spitzen ausläuft – dieses alles ist mit schablonenhafter Gleichmäßigkeit, wenn auch nicht Correctheit gezeichnet. Der Teint dieses dreifachen Gesichtes ist leichenhaft bleich, und wahrhaft gespenstisch erheben sich über ihm die einzelnen Theile des Dreigesichts, sowie das dunkle Haupt- und Barthaar. Die Augen sind halb durch die Lider verdeckt und blicken ernst auf den Beschauer herab.

Leider konnten wir über dieses, wenn auch nichts weniger als ansprechend schöne, so doch immerhin höchst interessante Bild nichts weiter erfahren, als daß es aus einem Kloster Unteritaliens stammt, aus welchem es, nachdem seit der Italia unita sämmtliche Klöster aufgehoben wurden, hinaus in die Welt gewandert war, um von irgend einem Kunstliebhaber oder Antiquitätenhändler käuflich erworben zu werden.

Es soll, wie ich später hörte, für den Spottpreis von 150 Lire in den Besitz eines vornehmen Engländers übergegangen sein. Einstweilen machte ich es mir zu nutze und verkürzte mir den trüben Regentag, indem ich das Bild mit dem Bleistift copirte. Nebenstehend die tylographische Nachbildung desselben.



Berichtigung! In Nr. 42 unseres Blattes (Seite 701, Zeile 2) hat sich ein unliebsamer Druckfehler eingeschlichen. Es wird dort in dem Artikel „Ein Doppelfest in Wilhelmshaven“ ein gewisser Bildhauer Schults als der Schöpfer des Prinz Adaldert-Denkmals bezeichnet, während der wirkliche Name desselben „Carl Schuler“ lautet, was wir auf speziellen Wunsch des Künstlers hiermit berichtigen.


Kleiner Briefkasten.

L. Sch. in Moskau. Zuvor herzlichen Gruß unseren liebenswürdigen Abonnentinnen an der Moskwa! Wir können Ihren Wunsch leider nicht erfüllen, da die auch von anderer Seite schon gewünschte Abbildung trotz alles Nachsuchens in Chroniken und Archiven absolut nicht aufzufinden ist. Etwas nicht Verbürgtes möchten wir aber unseren Lesern nicht bieten. Entweder Echtes oder gar nichts!

Abonnent H. in B–n. Eine gemeinverständliche und doch wissenschaftlich gediegene Darstellung des Darwinismus finden Sie in einer fünf Bogen starken Skizze über das Leben Charles Darwin’s aus der Feder des bekannten naturwissenschaftlichen Essayisten Dr. Otto Zacharias. (Elwin Staude, Berlin.)

A. B. in Aachen. Um Sie in der Ausbildung des Zeichen- und Maltalents Ihrer kleinen Emma zu unterstützen, können wir Ihnen am besten die „Zeichen- und Mal-Fibel“ von Marie von Olfers (Central-Verlag von Unterrichts- und Beschäftigungsmaterial in Leipzig und Berlin) empfehlen. Das hübsch und zierlich ausgestattete Buch bietet den Kindern unter Beifügung von Farben, Palette und Pinsel willkommene Gelegenheit, die in demselben enthaltenen und durch lustige Verse erklärten, theils colorirten, theils blos in Strichmanier gehaltenen Zeichen- und Malvorlagen zu copiren, und gehört zu den ansprechendsten lehrreich-unterhaltenden Beschäftigungsmitteln für Kinder.

N. N. in Naumburg. Wir können Ihnen im „Briefkasten“ leider nicht antworten. Geben Sie gefälligst Ihre genaue Adresse an!


Verlag von Ernst Keil in Leipzig.

Mutter und Sohn.

Roman in zwei Bänden
von
A. Godin.
8. 0Elegant broschirt 6 Mark.

Ein Roman, welcher, nachdem er in der „Gartenlaube" mit so großem Interesse gelesen worden, einer besonderen Anpreisung nicht bedarf. Der Name der Verfasserin hat auf belletristischem Felde einen so guten und beliebten Klang, daß die vorliegende noch vielfach revidirte und umgearbeitete Buchausgabe allen Freunden schönwissenschaftlicher Literatur eine fesselnde Erscheinung sein wird.


„Gedichte“ von Ernst Ziel.

Zweite vermehrte Auflage.
Elegant gebunden 5 Mark 25 Pfennig.

Ernst Ziel’s Poesien erfreuen sich mit Recht der Gunst des Publicums. Einige seiner „Lieder" sind im Volke populär geworden und werden vielfach gesungen; seine „Bilder und Gestalten", seine „Stimmungen und Reflexionen" zeichnen sich durch tiefes Gemüth, wahres poetisches Gefühl und kunstvollendete Form aus; seine „Vaterländischen Gedichte“ bekunden eine warme, gesunde patriotische Gesinnung, und in den gedankenvollen „Canzonen“ leiht er seiner Weltanschauung dichterischen Ausdruck.


Redacteur: Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 788. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_788.jpg&oldid=- (Version vom 23.8.2023)