Seite:Die Gartenlaube (1882) 784.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)


er befand sich in einer fruchtbaren, von dem freundlich gesinnten Volke der Bawende bewohnten Gegend. Der Weg zu dem von hier noch elf deutsche Meilen entfernten Stanley-Pool führt zwar wieder zu Lande durch hügelreiche Gegenden und über den reißenden Edwin-Arnold-Fluß, aber von Nkenke an beginnt Lehm- und Sandboden und theilweise sogar Parklandschaft.

Hier traf Stanley mit dem „zerlumpten Franzosen“ Brazza, wie er den von allen Mitteln Entblößten später nannte, zusammen; er begrüßte ihn zuvorkommend, erfuhr aber nichts Näheres über seine bereits erwähnten Verträge. Als nun Stanley an der Spitze der stattlichen Expedition bis zum Stanley-Pool vorgedrungen war, fand er hier den Sergeanten Malamine, der die Eingeborenen gegen die Belgier so aufreizte, daß Stanley, theilweise unverrichteter Dinge, umkehren mußte. Trotzdem ist sein Erfolg ein bedeutender.

Die Gesellschaft des „Comité d’études du Haut-Congo“ unterhält bereits einen lebhaften Handel mit dem ganzen Gebiet ihrer Operationen. Elfenbein, Kaffee, Gummi, Guttapercha, Palmöl, Ebenholz, Mahagoni und Eisenholz sind kostbare Handelsartikel, welche schon jetzt für die Gesellschaft eine Quelle unermeßlichen Reichthums bilden.

Kein Wunder also, daß Stanley nach seiner vor Kurzem erfolgten Rückkehr nach Europa gegen das Vorgehen Brazza’s protestirte, daß er den Plan des Letzteren, zwischen dem Ogowe und Congo eine Eisenbahn zu bauen, lächerlich zu machen versucht und seine Straße am unteren Congo für den besten Handelsweg ausgiebt. Kein Wunder auch, daß Herr de Brazza seinerseits seinen Landsleuten zuruft:

„Laßt uns für die Zukunft sorgen! Denn in einem Jahre vielleicht schon wird sich das Comité, welches Stanley zum Vertreter seiner Interessen macht und das in drei Jahren fünf bis sechs Millionen Franken geopfert hat, in eine Gesellschaft mit einem Capital von fünfzig bis sechszig Millionen Franken verwandeln, in eine Gesellschaft, welche den inneren Congo mit dem atlantischen Ocean durch eine Eisenbahn verbinden und so den Handel des gesammten Congogebietes unumschränkt beherrschen wird.“

Es ist unthunlich und zwecklos, den bisher meist nur persönlichen Streit beider Männer noch ausführlicher zu verfolgen. Der Conflict wird durch die Organe Gambetta’s ausgebeutet; er wird aber sicher durch besonderes internationales Einwirken im allgemeinen Interesse der Völker beigelegt werden; denn Brazza war wie Stanley von der internationalen Association zu einer Forschungsreise beauftragt worden, und nach den neuesten Nachrichten soll die portugiesische Regierung sich schon mit dem Plane tragen, gegen die Ansprüche Brazza’s zu protestiren.

Es ist zweifellos, daß bei der Anstrengung so vieler Kräfte, zu denen auch noch die Arbeiten verschiedener Missionare hinzukommen, und bei der dadurch entstandenen fieberhaften Concurrenz die große Wasserstraße des Congo nach dem Innern in Bälde eröffnet werden wird. Für uns ist es zunächst fraglich, welcher von den beiden Wegen den Vorzug verdient, der Brazza’s von Norden her, von Gabun auf dem Ogowe bis Brazzaville, eine Strecke von hundertvierundzwanzig deutschen Meilen, wobei freilich nur fünfzehn deutsche Meilen Landweg sind, – oder der Stanley’s von Boma bis zum Pool, eine Strecke von nur zweiundsiebenzig Meilen, von denen zwanzig Landweg sind.

Brazza hat nur einen kurzen Landweg auf gutem zugänglichem Terrain zu bauen, dagegen ist sein Wasserweg sehr lang und führt durch eine Reihe kleiner selbstständiger Reiche mit kriegslustigen Einwohnern, sodaß der Verkehr immer gefährdet ist. Stanley’s Kunststraße um die Katarakte herum ist den zerstörenden Ueberschwemmungen ausgesetzt und erfordert häufige Reparaturen. Auch ist der Wasserweg zwischen Isandschila und Manjanga gefährlich. Doch kann man diese Strecken auf dem Karawanenwege der Eingeborenen über Matodi-Kinsuka-Manjanga umgehen, vorausgesetzt, daß man sich mit den bisher feindseligen Eingeborenen abfände. Stanley’s Weg ist unter allen Umständen der kürzeste und nicht durch die Feindseligkeiten der Eingeborenen bedroht. Man darf also wohl voraussehen, daß diese Verkehrsstraße den Vorzug erhalten und behaupten wird. – Frankreich sucht indessen fortgesetzt neue Lorbeeren von Centralafrika zu holen. Es entsendet fast gleichzeitig mehrere Expeditionen dahin, nämlich außer der des Dr. Bayol eine zweite unter Aimé Ollivier, Vicomte de Sandernal, um eine französische Colonie in der Nähe von Cimbra in Senegambien zu gründen und die kleine französische Colonie Assimie mit den Besitzungen Frankreichs am Senegal zu verbinden, Expeditionen, deren Hauptziel es ist, das ganze centrale und westliche Afrika in Frankreichs Gewalt zu bringen. Die Entdeckungen, welche so vielen muthigen englischen, deutschen und amerikanischen Forschern das Leben gekostet haben, sind für die französischen Republikaner gut genug.




Ueber Explosionen von Petroleumlampen.

Aufklärendes in Bezug auf die neue Verordnung, betreffend den Handel mit Petroleum.

Während in den übrigen europäischen Staaten schon seit längerer Zeit Vorschriften über den Verkauf von Petroleum bestanden, kraft welcher feuergefährliches Oel überhaupt nicht, oder doch nur unter besonderen Vorsichtsmaßregeln verkauft werden durfte, existirte bisher ein derartiges Gesetz bei uns in Deutschland noch nicht. Es ist also leicht erklärlich, wie gerade der deutsche Markt mit schlechten Petroleumsorten, die in anderen Ländern keinen Absatz finden konnten, überschwemmt wurde. Diese mißliche Lage erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1878. Daß man

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 784. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_784.jpg&oldid=- (Version vom 21.8.2023)