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verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

grauesten Zeiten stammende Burg ist am schönsten von der Brücke, welche bei Dorf Rabeneck über die Wiesent hinüberführt; sie wurde im Bauernkrieg zerstört und ist nur theilweise wieder wohnlich hergestellt worden.

RABENECK. WAISCHENFELD. DOOS.
Bilder aus der fränkischen Schweiz: Im Rabenecker Thal.

Bilder aus der fränkischen Schweiz: Pottenstein.

Von Rabeneck aufwärts gelangen wir zu dem mit Thürmen und Mauerresten umgebenen Städtchen Waischenfeld; es liegt bereits hoch und in rauher Gegend. Lange noch haben uns die ragenden Firsten und Trümmer von Rabeneck begleitet, und viele Touristen sagen ihnen hier mitsammt der fränkischen Schweiz Lebewohl, um nach Bayreuth zu fahren, obgleich die Umgegend dort noch manchen interessanten Punkt bietet. Viele Grabhügel mit höchst bemerkenswerthen Funden sind in den letzten Jahren dort aufgedeckt worden. Wir kehren daher nach Gößweinstein zurück; denn wir haben noch mehr und noch manches Schöne in Augenschein zu nehmen.

Unser nächster Besuch gilt dem Städtchen Pottenstein, einem freundlichen Orte von 1000 Einwohnern in so eigenthümlich romantischer Anlage, wie eine solche eben nur durch den absonderlichen Gebirgscharakter der fränkischen Schweiz geschaffen werden konnte. Von der Höhe einer Capelle herab erblicken wir, nachdem auf der vielleicht anderthalbstündigen Wanderung uns lange noch herrliche Rückblicke auf Gößweinstein und seine Felsen entzückt haben, plötzlich zu unseren Füßen einen herrlichen Thalkessel, umschlossen von den tausendfachzerklüfteten Steinwänden unbewachsener Berghöhen. Steil und ganz isolirt ragt zwischen diesen eine schroffe, vielgestaltige Klippe in die Höhe mit den Resten der Burg Pottenstein auf dem stolzen Scheitel, die, in neuester Zeit restaurirt, trutzig niederblickt auf das Städtchen mit seinen alten, aber reinlichen Gebäuden, welche in dichtgedrängten Reihen das Thal füllen, durchströmt von der forellenreichen, der Wiesent zurauschenden Püttlach und vom saftigen Grün der Bäume und Gärtchen umgeben. Es ist ein in seiner Weise wohl unvergleichliches Bild, in welchem Romantik und Idylle sich zu einem zwar engumrahmten, aber höchst wohlthuenden Ganzen vereinigen. 367 Stufen führen von der Stadt hinauf zu dem alten Schlosse, das einst im Besitze der Babenburger gewesen und ursprünglich Albuinstein hieß, bis es um’s Jahr 1100 nach einem Pfalzgrafen Botho Bottenstein, jetzt Pottenstein, genannt wurde. Die grauen Mauern haben mehr erfahren, als manche Burg in der Nähe; sie sind in den verschiedenen Kriegsläuften, die das Land über sich ergehen lassen mußte, wohl vier- bis fünfmal „ausgeflammt“ worden. Unter den mannigfachen Höhlen der Umgebung dürften die Teufelslöcher im Schotterthale, einem Seitentheile des Püttlacherthales, am bekanntesten sein, von welchen das große Teufelsloch bei einer Höhe von 18 Metern eine Länge von 105 Metern erreicht und durch den prächtigen grünen Widerschein berühmt ist, den sein hohes, unter einem Felsvorsprunge geöffnetes Portal hervorruft, wenn die Nachmittagsonne auf den Matten und Wiesengründen liegt. Ebenso in größerer Nähe des Städtchens das Haselloch, welches sich als Wohnstätte von Höhlenmenschen erwiesen hat. Ein großes Renommée in letzterer Hinsicht hat für den Alterthumsforscher der Fockenstein, ein nordwestlich von Pottenstein auf einem Bergrücken gelegener und bei einer Länge von zwanzig Meter theilweise über fünf Meter vorspringender Fels, welcher den inzwischen an verschiedenen anderen Stellen wiederholten Beweis liefert, daß in der Urzeit nicht blos ausgebildete Höhlen, sondern auch schon einfache schutzdachartig vorragende

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verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1882, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_544.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2023)