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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

Wortes: „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles setzt an ihre Ehre.“ Der Tod tilgt alles Herbe und Unversöhnte: so ließen auch die drei liberalen Parteien des deutschen Reichstags dem alten treuen Genossen durch den Reichstagsabgeordneten Armand Busch einen Kranz auf den Sarg legen, „auf den Sarg“, wie ihr Sendbote sprach, „des trefflichen Mannes und braven Patrioten, dem es das deutsche Volk niemals vergessen wird, daß er das Vaterland so treu geliebt hat.“



Blätter und Blüthen.



Nachrichten über Vermißte. In Folge unserer im vorigen Jahrgang der „Gartenlaube“, Nr. 8, 20 und 35 veröffentlichten Vermißtenlisten sind außer den bereits mitgetheilten noch folgende Nachrichten über dort genannte Personen eingegangen:

Ueber Hermann Feustel, Steingutdreher aus Dresden, verheißt Herr Anton Walz in East Liverpool, Ohio (Nordamerika), genaue Nachrichten; wir bitten die Angehörigen sich direct an diesen Herrn zu wenden. Die uns nachträglich noch mitgetheilte Adresse Feustel’s ist: „East Palestine Cl. Co. (Ohio)“.

Freudig überrascht wurden wir hinsichtlich des Zimmermanns Wilhelm Holz aus Greifswald. Wir hatten die Nachricht erhalten, daß derselbe auf einem amerikanischen Kriegsschiff („Oneida“), das in Folge des Zusammenstoßes mit einem englischen Kriegsschiffe in der Nähe der japanischen Küste zu Grunde ging, mit 250 Mann der Besatzung wahrscheinlich seinen Tod gefunden habe. Sein Name habe wenigstens auf der Verlustliste des Schiffes gestanden. Da werden wir am Schluß des Jahres mit der Kunde überrascht, daß Herr Wilhelm Holz noch wohlbehalten und in den angenehmsten Verhältnissen lebt und nur in elf Jahren weder Zeit noch Veranlassung fand, an seine alte Mutter zu schreiben. Er hat sich in Queensland niedergelassen, dort eine Deutsche geheirathet und konnte, als die „Gartenlaube“ ihn an seine Pflicht erinnerte, seiner Mutter auch das Bild ihres Enkels senden.

Der junge G. Hübner ist, in Folge unseres Aufrufs (1881, S. 336) gefunden und glücklich wieder heimgekehrt.

Auch dem alten Vater Knopf in Weida haben wir gute Nachricht über seinen Sohn bringen können. Derselbe lebt in der Nähe von Coritiba, der Hauptstadt der brasilianischen Provinz Parana, eine Nachricht, die wir dem Herrn Postagenten C. Lange zu Joinville in Donna Francisco zu verdanken haben.

Der junge Buchbinder Cajetan Wolfgang Köppel, der in Nr. 20 (1881), auf S. 336 gesuchte blondlockige und durch eine Stirnnarbe besonders gekennzeichnete Sohn einer Wittwe in München, ist an verschiedenen Orten Mitteldeutschlands als Handwerksbursche gesehen worden. Möchte ihn doch Jemand an seine sich in Gram verzehrende Mutter erinnern!

Mrs. Anna Rhaesa Ames in Camden, Maine (Nordamerika), hat in Deutschland statt des vermißten Vaters einen Vetter gefunden, dessen Mutter (Emilie, nicht Amelie) eine Schwester des Gesuchten war.

Wir hätten fast daran gezweifelt, daß die „Gartenlaube“ ihre Aufspürkraft bis in’s birmanische Reich erstrecken werde, und doch hat sich dies erwiesen. Wir suchten dort einen Genfer, J. F. Bouant, und erhalten durch die Firma J. M. Stohmann n. Comp. in Rangoon die Nachricht, daß unser Vermißter dort, in Mandalay, 1865 am Sonnenstich gestorben sei.

Von den auf den Umschlägen der Heftausgabe der „Gartenlaube“ für Nordamerika gesuchten Vermißten sind drei gefunden worden:

Gustav Krause meldet sich uns aus Jersey City Heights, New-Jersey, und beklagt, daß er seit langer Zeit ohne Nachricht von seinen Angehörigen sei.

Robert Schumann lebt noch, wie er uns selbst schreibt, in Winona, Staat Minnesota.

Julius Kern betreffend wird uns aus San Francisco geschrieben, daß nach dem Adreßbuche der Stadt zwei Personen dieses Namens sich dort befinden, deren Adressen den Angehörigen mitgetheilt worden sind.

Draußen „in der Welt“ gesucht und weit näher entdeckt wurde O. R. Zischang, der zu Mühlhausen im Elsaß Arbeit und Herd, aber leider auch nicht die Zeit gefunden hat, dies den Seinigen mitzutheilen.


Ehe wir nun die neue Vermißten-Liste zum Abdruck bringen, müssen wir das Ergebniß unserer nachstehenden Bitte abwarten. Es ist seit der Veröffentlichung der letzten Liste eine starke Anzahl Meldungen zu einer neuen eingegangen; in derselben Zeit wurden uns aber auch mehrere dieser Vermißten von den Angehörigen selbst als erledigt angezeigt. Solche Fälle kommen, wie wir aus Erfahrung wissen, häufiger vor, ohne daß wir pflichtschuldig davon benachrichtigt werden. Da nun doch der Raum der „Gartenlaube“ zu werthvoll ist, um für unnöthig gewordenes Suchen nach Vermißten verwendet zu werden, so bitten wir sämmtliche Einsender der vom vorigen Jahre datirenden Zuschriften wegen Vermißter, durch Postkarte an die Redaction der „Gartenlaube“ zu erklären, ob dieselben noch Gültigkeit haben oder nicht.

Da über die Hälfte dieser Einsendungen auch an dem Mangel genügend bezeichnender Angaben über Person, Aeußeres, Alter, Beruf und etwaige Besonderheiten der Vermißten leidet, so ersuchen wir dringend, in der erneuerten Zuschrift diesem Mangel genau (und mit möglichst lesbarer Handschrift) abzuhelfen. Wo dies nicht geschehen, müssen die Gesuche unberücksichtigt bleiben, da der Abdruck so ungenügender Anfragen ebenfalls nur Raumverschwendung sein würde.

Wiederholen müssen wir ferner die Bemerkung, daß die „Gartenlaube“ mit ihrer Hülfe erst dann eintritt, wenn die obrigkeitlichen Nachforschungen nach den Bewußten ohne Erfolg waren. Seitdem wir uns eines „Deutschen Reichs“ erfreuen, ist uns in dem „Auswärtigen Amt“ desselben eine Hülfe geboten, welche durch ihre Gesandten und Consuln ebenso gut wie die „Gartenlaube“ über die cultivirte Erde reicht, und im Innern des Reichs sind die Sicherheitsbehörden für Jedermann vorhanden. Also: erst die Obrigkeit, dann die „Gartenlaube“! Wenn wir bei den Bitten alter armer Eltern eine Ausnahme machen, so geschieht’s, um sie nicht um den Trost der Hoffnung zu verkürzen, die sie schon aus dem Abdruck der Nachfragen nach ihren Vermißten schöpfen.

Ohne Weiteres in den Papierkorb gehören alle anonymen Zuschriften, und dies um so mehr, als wir schon in einigen derselben mehr Steckbriefe, als liebevolle Nachfragen zu erkennen hatten.

Wir richten diese Bitten und Bemerkungen nur in dieser öffentlichen Weise, durch die „Gartenlaube“, an die Einsender, weil in allen Zuschriften derselben ausdrücklich versichert wird, daß sie Leser der „Gartenlaube“ sind, und zwar „die eifrigsten“ und meistens „Jahre lang“. Trotz alledem müssen wir immer wieder versichern, daß die Gartenlaube“ noch nie eine Zeile „Inserat“ abgedruckt hat und daß ihre Nachforschungen nach Vermißten nur ein freier Liebesdienst auf einem Gebiete sind, auf dem

oft nur sie noch helfen kann.

Die Redaction.




Institute für Körpergewichtswägungen. Der in Nr. 2 des Jahrgangs 1881 der „Gartenlaube“ von Geh. Medicinalrath Professor Beneke in Marburg gegebenen Anregung zufolge sind in verschiedenen Städten (Hamburg, Bremen, Berlin, Stettin u. a.) Körpergewichtsbestimmungs-Institute eingerichtet oder in der Errichtung begriffen, und dieselben haben sich sowohl den Aerzten wie dem Publicum als sehr willkommene und nützliche Einrichtungen bewährt. Die regelmäßig, bei Kindern halbjährlich vorgenommenen Wägungen, einschließlich der gleichzeitigen Längenmessungen des Körpers, verschaffen den Eltern derselben eine fast absolute Gewißheit darüber, ob die gesundheitsgemäße Entwickelung ihrer Kinder in normaler Weise fortschreitet oder ob ein äußerlich vielleicht noch gar nicht wahrnehmbarer Krankheitszustand vorhanden ist. Die für den letzteren Fall zu erlangende Gewißheit giebt dann Veranlassung, rechtzeitig der Entwickelung einer weiteren Erkrankung vorzubeugen, und es werden so nicht nur manche Sorge, sondern auch viele Kosten erspart.

In den Jahresberichten des Vereins für Kinder-Feriencolonien finden wir fast überall die Körpergewichte der Kinder vor der Abreise, nach der Rückkehr und einige Monate nach der letzteren als Beweise für die Zuträglichkeit der Ferienaufenthalte im Walde oder auf dem freien Lande angeführt. Bei der immer wachsenden Theilnahme an den Feriencolonien sollte dafür gesorgt werden, daß in allen Städten, welche Feriencolonien einrichten, ein zuverlässiges Körperwägungs-Institut besteht.

Für den Arzt haben sich die Institute als besonders werthvoll herausgestellt. Nicht nur, daß sie demselben ein zuverlässiges Urtheil darüber verschaffen, ob ein Kind oder ein Patient überhaupt ein für sein Alter normales Körpergewicht besitzt, – ein Urtheil, welches oft durch den bloßen Augenschein durchaus nicht gewonnen werden kann – die Wägungen sind auch fast unentbehrlich, um den richtigen Fortschritt in der Genesung von Krankheiten zu constatiren, oder um Gefahren vorzubeugen, wie denn zum Beispiel ein englischer Arzt (Dr. Dobell) nachgewiesen hat, daß die schwindsüchtigen Zustände meistens, ehe noch irgend ein locales Leiden nachzuweisen ist, mit einer Körpergewichtsabnahme, als erstem wichtigstem Symptome beginnen.

Man hat den Werth der Körperwägungen noch lange nicht genügend erkannt. Das Pfund Butter oder der Sack Reis, welchen die Mutter für ihre Kinder kauft, pflegt sie als gute Hausfrau sorgfältig nachzuwiegen, um keinen Schaden zu leiden. Darf ihr das Gewicht ihres Kindes gleichgültiger sein und wird durch die Bestimmung desselben nicht oft der größte Schaden verhütet werden?!

Seit der Aufforderung zur Errichtung von Körperwägungsstuben ist bei Theodor Firsten in Cassel ein „Lebensbuch“ von einem nicht genannten Verfasser erschienen, welches bestimmt ist, ganz regelmäßige Aufzeichnungen über die Entwickelung des einzelnen Kindes, und so auch über sein von Halbjahr zu Halbjahr fortschreitendes Körpergewicht in sich aufzunehmen. Es sei dieses Buch, als mit den Zwecken der Körpergewichtsbestimmungen in nächstem Zusammenhänge stehend, hiermit dringend empfohlen. Die Zwecke und Aufgaben desselben finden sich in einer Vorrede zu dem Buche ausführlich erörtert.





Berthold Auerbach †! – Die „Gartenlaube“ hat abermals mit dem Tode einer unserer Literaturgrößen den Verlust eines alten treuen Mitarbeiters zu beklagen: Fern vom Vaterlande, in Cannes, wo er Heilung seiner Leiden gesucht, ist Berthold Auerbach am 8. Februar gestorben, während seine Freunde daheim sich im Stillen darauf vorbereiteten, am 28. Februar den siebenzigsten Geburtstag des allgeliebten Dichters und Mannes würdig zu feiern. Wie die „Gartenlaube“ es sich, hervorragenden Todten gegenüber, seit Jahren zur Pflicht gemacht, wird sie auch dieses ihres Mitarbeiters Andenken durch Bild und Wort ehren.

Die Redaction.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_136.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2018)