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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

weiter rechts die Ausstellung der historischen elektrischen Apparate des deutschen Reichspostamts mit den Büsten von O. von Guericke, Steinheil und Anderen, links die Collection der Kabel von Felten und Guilleaume, im Hintergrunde den Pavillon von Siemens und Halske, links im Vordergrunde den mächtigen elektrischen Leuchtthurm, der sich aus einem klaren sprudelnden, von Fächerpalmen und anderen exotischen Pflanzen gezierten Bassin stolz emporhebt, während unten im Wasser Herr Trouvé in seiner elektrischen Gondel durch die kleine Felsengrotte steuert und hoch oben in der Luft der elektrische Ballon von Tissandier seine Fahrten vollzieht. Das Arrangement der deutschen Abtheilung hat in anerkennenswerther Weise der Geheime Oberregierungsrath Elsasser unter Assistenz der Herren Zappe, Keerl und Schulze geleitet. Doch wir brechen heute ab, um Weiteres in unserem zweiten Berichte nachzuholen.

Die Elektricitäts-Ausstellung zu Paris wird am Horizonte der Wissenschaft, der Industrie und des Verkehrs auf lange Zeit ein leuchtendes Gestirn bleiben und dem Menschengeist eine Mahnung sein, nimmer zu rasten auf dem Pfade der Erkenntniß des Weltalls und der Naturkräfte. Immer weiter und weiter dringen wir vor in das Geheimniß der Natur; immer näher gelangen wir dem Ziel unserer Wünsche, unserer Arbeit; doch, wenn wir wähnen, es erreicht zu haben, siehe da, wie ein neckisches Irrlicht wandert es vor uns einher bis in die unendlichsten Fernen und Zeiten.

     Paris, im September 1881. E. Hinkefuß.




Ein aus Deutschland verjagtes Königsgeschlecht.

Einst, in grauer Vorzeit, war das Elch der König unter den Thieren des deutschen Waldes. Gewaltig war seine Erscheinung, wenn es rudelweise seine weiten Reviere, die Urwälder Germaniens, durchstreifte. Die stärksten Rosse an Höhe überragend und seine buschige Mähne emporsträubend, bahnte es sich gewaltsam den Pfad durch die Wildniß; mit seinem eigenthümlich geformten, oft gegen fünfzig Pfund schweren Geweih zerbrach es die dicht herabhängenden Aeste des jungfräulichen Waldes; es schwamm über die breitesten Ströme und glitt geschickt über die gefährlichsten Moorbrüche; selbst den Raubthieren des Nordens wußte es wohl zu trotzen und tödtete den Angreifer mit einem einzigen Stoß seines schaufelartigen, gezackten Geweihs oder einem Schlage seiner mächtigen Hufe. Es war ein königliches Thier, dem gern die Fürsten nachstellten, wie es in dem Sagengedicht von Siegfried heißt:

„Darnach schlug er wieder ein Wisent und ein Elk,
Starker Auer viere und einen grimmen Schelk.“

Elenthiere in dem ostpreußischen Forste zu Ibenhorst.
Originalzeichnung von T. F. Zimmermann.

Die ersten römischen Krieger, die in die germanischen Wälder eingedrungen waren, erzählten nach ihrer Rückkehr in die Stadt mit den sieben Hügeln fabelhafte Dinge von dem „deutschen Hirsch“, und selbst Julius Cäsar berichtet noch, daß der „Alces“ des hercynischen Waldes Füße ohne Gelenke habe, um zu ruhen, sich an Bäume lehne und, wenn er einmal gefallen sei, nicht wieder aufstehen könne. Später zeigten die Legionisten das Elch als Curiosum auf den Straßen Roms und in dem Circus.

Im Mittelalter begann ein förmlicher Vernichtungskrieg gegen dieses stolze Edelwild. Die damaligen königlichen und fürstlichen Jagden dienten nämlich keineswegs zur ausschließlichen Belustigung des höfischen Adels; das Waidmannswerk war nicht nur eine Vorschule des damaligen Kriegswesens, sondern auch ein wichtiges Moment in der Vorbereitung der kriegerischen Ausrüstung.

Bevor man in das feindliche Land zog, ging man in der Regel zunächst auf die Jagd, deren Ausbeute den Proviant des ritterlichen Gefolges bildete. In solchen Fällen war das Elch, auch Elenthier genannt, ein willkommenes Jagdwild; denn es lieferte außer seinem

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 716. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_716.jpg&oldid=- (Version vom 1.11.2022)