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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

Grund der damals allgemein angenommenen Anschauung, daß das Petroleum in den oberflächlichen Formationen durch Zersetzung der Kohle entstehe, riet er entschieden von Tiefbohrungen ab und empfahl die Ausbeutung der öligen Massen nach der alten Methode fortzusetzen.

Oelheim; Bohrloch Nr. 3.
Originalzeichnung von Alfred Schütze.

Ein derartiges Ergebniß der wissenschaftlichen Untersuchung vermochte selbstverständlich weder die Regierung noch Privatcapitalisten zu neuen Versuchen anzuregen. Erst als H. W. Kasten später mit Nachdruck gegen die oben angeführte Ansicht aufgetreten war, Professor Harper 1872 zu Brüssel seine Schrift: „Geognostischer Bericht über ein sehr bedeutendes Petroleumlager in der königlich preußischen Provinz Hannover“, herausgegeben, der Chemiker L. Meyn aus Uetersen für das deutsche Petroleum auf der Naturforscherversammlung zu Hamburg 1876 mit Wärme gesprochen hatte und L. Strippelmann mit seinem vortrefflichen Werke vor die Oeffentlichkeit getreten war, gelang es diesen Vorkämpfern der deutschen Petroleum-Industrie, das Capital für dieselbe, wenn auch in geringem Maße, zu interessiren. Wir vermögen leider nicht, auf die Einzelheiten der in dieser Fachliteratur niedergelegten Untersuchungen näher einzugehen, und beschränken uns nur darauf, die neuere Ansicht über die Vertheilung und die Entstehung des Erdöls in allgemeinen Zügen wiederzugeben.

Zunächst ist es nunmehr sicher festgestellt, daß das Petroleum in den Tiefen und Schichten, in welchen wir es bisjetzt gefunden haben, nicht entstanden ist; was wir bis auf den heutigen Tag erbohrt und ergraben haben, sind nicht dessen Ursprungsstätten sondern vielmehr seine Ablagerungsorte. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß das Petroleum aus tieferen Regionen der Erde in gasförmiger Gestalt in die Höhe stieg, hier in den Klüften und Spalten verschiedener Gesteine sich zu einer Flüssigkeit verdichtete und die bekannten Petroleumbecken bildete, oder auch die Poren der Sand-, Kreide- und anderen Schichten ausfüllte und also Veranlassung zur Entstehung der Theererde und des Asphalts gegeben hat. Untersuchen wir aber weiter die Bildung dieses wichtigen Productes und stellen uns die Frage: woraus und

Oelheim; deutsche Petroleum-Bohrwerke bei Peine.
Nach einer Skizze von Alfred Schütze.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_633.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2022)