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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

Versuchsstationen“. Erst in den letzten Jahren sind Blumenzüchter darauf aufmerksam geworden, und es wird manchem derselben willkommen sein, die Vorschrift zur Mischung dieser Salze zu besitzen um das Salzgemisch in jedem Droguengeschäft sich herstellen zu lassen. Diese Vorschrift ist folgende: Man mischt das Pulver von vier Gewichtstheilen salpetersaurem Kalke mit einem Gewichtstheile salpetersaurem Kali, einem Gewichtstheile phosphorsaurem Kali, einem Gewichtstheile Bittersalz und einer äußerst geringen Menge eines Eisenoxydsalzes, am besten von phosphorsaurem Eisenoxyd.

Bei der Blumenzucht in Erde fällt dieses Eisensalz ganz weg, weil jede Erde viel mehr Eisenoxyd enthält, als die Pflanze bedarf; nur wenn die Pflanzen, ohne jeden Boden, in der wässerigen Lösung der Salze gezogen werden. ist der Zusatz des Eisensalzes geboten. Die Concentration der Lösung soll bei der Blumenzucht so beschaffen sein, daß ein Gewichtstheil von dem ganzen Salzgemisch in 2000 Gewichtstheilen Flußwasser enthalten ist. Auf 1000 Liter Wasser kommen also 500 Gramm oder 1 Pfund Salzgemisch.

Es besteht somit, wie in der Notiz Seite 56 „Gartenlaube“, Nr. 3, 1881, schon richtig angegeben, dieses Salzgemisch der Hauptsache nach in salpetersauren Salzen, wenn man blos die Gewichtsmengen in’s Auge faßt. Dabei aber ist zu bemerken daß bezüglich der Ernährung der Pflanze jedes der anderen Salze ebenso nothwendig ist, wie der Kali- und Kalksalpeter. Bei Benutzung der Pflanzensalze in größerem Maßstäbe ist daher zu rathen, Proben davon an einen Chemiker zur Analyse einzusenden und namentlich ermitteln zu lassen, ob die richtige Menge an saurem phosphorsaurem Kali und statt dessen nicht das gewöhnliche viel billigere phosphorsaure Natron vom Verkäufer benutzt worden ist.





Das Sedan-Panorama in Frankfurt am Main. (Mit Abbildung.) Unter dieser Bezeichnung ist am 2. September. v. J. in dem Palmengarten zu Frankfurt am Main ein Kunstinstitut eröffnet worden, welches in einem 1800 Quadratmeter großen Rundgemälde die denkwürdige Schlacht bei Sedan historisch-treu wiedergiebt. Das großartige Bild ist von Professor Louis Braun, München, in Verbindung mit dem Architekturmaler Frosch und Landschaftsmaler Biberbach mit künstlerischem Geschmack gemalt worden und nimmt unter den derartigen Kunstwerken Deutschlands vielleicht den ersten Rang ein.

Das Sedan-Panorama in Frankfurt am Main.

Beim Eintritt in den großen Rundbau, dessen Aeußeres den Lesern das nebenstehende Bildchen vorführt, befinden wir uns zunächst in einer Casematte, in der sich unseren Blicken ein Diorama darbietet. Es stellt am Ende des dunklen Ganges die Ruinen von Bazeilles, vom Mondlicht erhellt, dar. Von hier aus betreten wir das Podium des großen Panoramas, in welchem unter dem vollen Effecte des Sonnenlichtes das große Rundgemälde sich befindet. Wir stehen auf einem zwischen Frénois und Sedan gedachten erhöhten Punkte und haben den Stand der Schlacht etwa um die vierte Nachmittagsstunde vor uns. Was in nächster Nähe an Erdreich, Bäumen Sträuchern etc. zu erblicken ist, sind natürliche Gegenstände; wir können jedoch auch mit bewaffnetem Auge kaum unterscheiden, wo die Natur aufhört und das Gemälde beginnt. Im Vordergrunde erblicken wir die Vorstadt Tarcy, die Häusermassen von Sedan und hinter denselben am Horizont den Wald von Garenne, von dem sich, vertrieben durch die Abtheilungen des fünften und elften preußischen Armeecorps, französische Truppe auf die Festung zurückziehen. Auf der rechten Seite des Bildes sehen wir Balan, in welchem der Kampf noch in vollem Gange ist, die gegen Monelle vorrückende Reserve der Garde und der Sachsen, das brennende Bazeilles und die Dörfer Reminy und Port Maugy. Hinter den Batterien des zweiten baierischen Corps, welche ihre Feuerschlünde gegen Sedan richten, steht das deutsche Hauptquartier. Deutlich erkennt man hier den König von Preußen, Moltke und Bismarck während der Kronprinz mit seinem Stabe, von einer kleinen Ulanenabtheilung begleitet, auf der Straße nach Cheviègne der Stelle zureitet, auf welcher der König steht. Moltke weist mit der Hand gegen Floing hin; hier, jenseits der Maas, stürmen gerade die Schwadronen der französischen Cavalleriedivision Marguerite über die Höhe herab; schon ist beim ersten Anreiten ihr Führer gefallen, und General Gallifet hat sich an die Spitze gestellt. Aber in einer halben Stunde wird sich die Bravour der Verzweifelten an den sicher feuernden Linien der preußischen und hessischen Schütze breche und bald hierauf auf der Citadelle von Sedan die weiße Fahne erscheinen.

Das Gemälde giebt diese wichtigen Kämpfe, welche den Ausgang von Deutschlands neuer Größe bezeichnen so wahrheitsgetreu wieder, daß, um ein Beispiel anzuführen, gelegentlich eines Besuches des Panoramas am 20. October vorigen Jahres Kaiser Wilhelm beim Anblick der Scenerie sich sofort zu orientiren wußte. – So möge denn dieses Institut Alle, die es besuchen, an die schweren Stunden des heiligen Krieges und an Diejenigen erinnern, die auf jenen Gestaden für Deutschlands Ruhm und Ehre ihr Blut vergossen!




Oeffentliche Danksagung. In Folge unseres Artikels „Die deutsche Nähmaschine “ (Nr. 42, 1880), in dem einer unserer Mitarbeiter für diesen Zweig der inländischen Industrie eintritt, sah sich der neubegründete Verein der deutschen Nähmaschinen-Industriellen „Concordia“ in der liebenswürdigsten Weise veranlaßt, uns mehr als fünfzig Nähmaschinen zur Vertheilung an unterstützungswürdige und bedürftige Familien zur Verfügung zu stellen. Es waren namentlich Angehörige des Standes der Presse, also Schriftsteller-, Buchhändler- und Buchdruckerfamilien, welchen der obengenannte Verein seine Spende zugedacht hatte, und so haben wir denn diese von uns dankbarst angenommene menschenfreundliche und hochherzige Gabe nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne der „Concordia“ zur Vertheilung gebracht. Manches Haus des Elends und der verzweifelnden Armuth wurde durch das werthvolle Geschenk zu einer Stätte der Freude und der neuaufblühenden Hoffnung. Leider aber war die Zahl der Bittsteller größer, als unser Vorrath an Nähmaschinen es trotz der Liberalität der freundlichen Geber sein konnte, und wir sehen uns daher genöthigt, allen Denjenigen, welche auf ein Bittgesuch bisjetzt unsere Antwort nicht erhalten haben, zu erklären daß ihr Anliegen zu unserm aufrichtigen Bedauern unberücksichtigt bleiben mußte.

Die Redaction der „Gartenlaube“.





Die wohlfeile Lieferungsausgabe von Johannes Scherr’s „Germania“ (Stuttgart, Spemann), welche nunmehr seit Monaten vollendet vorliegt, giebt uns willkommene Gelegenheit, wiederholt auf dieses mit Recht so glänzend aufgenommene Werk zurückzukommen. Was übersichtliche Gliederung im Aufbau des interessanten Stoffes, lebendige Frische und Farbe in der Darstellung, vor Allem aber eigenartige Bedeutsamkeit des Gedankeninhalts betrifft, hat die Culturgeschichte wohl kaum ein Werk aufzuweisen, welches sich mit dieser Scherr’schen Schilderung zweier Jahrtausende deutschen Lebens messen könnte. Ausgehend von der Schilderung der dämmernden Ur- und Vorzeit, von den poesiedurchwebten Tage unserer heidnisch-germanischen Vorfahren, führte uns das Scherr’sche Werk durch alle Entwickelungsstufen unserer Geschichte bis hinein in die ruhmreiche Gegenwart des auf den Feldern von Mars-la-Tour und Sedan erstandenen neuen deutschen Reiches und entrollt uns so ein farbenreiches Bild des geistigen und nationalen Werdens unseres Volkes. Ist es schon an und für sich ein volkspädagogisches Verdienst, einer Nation zur bessern Erkenntniß ihrer selbst den Spiegel ihrer Geschichte, zumal ihrer Culturgeschichte, vorzuhalten so ist es ein doppeltes Verdienst, wenn es in einer Zeit geschieht, die sich von der idealen Beschäftigung ernster und verständnißvoller Geschichtsbetrachtung mehr und mehr ab- und der Lösung materieller Ausgaben fast ausschließlich zugewandt hat. Im Kampf und Lärm des täglichen Lebens, im unausgesetzten Ringen nach den Zielen, welche unsere Zeit uns vorgesteckt hat, sollten wir niemals vergessen, daß es gut, ja nothwendig ist, dann und wann im Streite zu ruhen und lernend und forschend zurückzublicken auf den Weg, den unser Volk bis heute, bis zu der Culturstufe, auf der wir es gegenwärtig finden, zurückgelegt hat. Diesem heilsamen Zurückschauen auf den bisher vollendeten Entwickelungsgang des deutschen Lebens dient, wie kaum ein anderes Werk, Johannes Scherr’s „Germania“. Kräftig und schneidig und doch anheimelnd und warm in Sprache und Ton, ist das Scherr’sche Werk ein Volksbuch im besten Sinne des Wortes, und darum mag es auch an dieser Stelle dem deutschen Volke als eine gesunde Kost für Herz und Geist wiederholt empfohlen werden.





Kleiner Briefkasten.

J. Sch. in Lübeck. Folgende Mittheilung wird Sie interessiren: „Der gewesene Assistent der Wiener Universitätssternwarte, Herr Eduard Glaser, wird demnächst in Mission des ‚Institut de France‘ eine Forschungsreise nach Arabien antreten. Die Reise wird sich über ganz Inner-Arabien von Hadramaut bis zum Lande der Wahabi erstrecken und rein geographischen Studien, archäologischen und linguistischen Forschungen dienen. Herr Glaser lebt seit November 1880 in Tunis, wo er sich vollständig acclimatisirt und die Kenntniß der arabischen Sprache angeeignet hat.“

O. von M. in H-s. Wenn Sie dem Vereine für „Fremde in Noth“ in London (vergleiche Nr. 15, 1881) eine Spende zuwenden wollen thun Sie ohne Frage ein gutes Werk. Adressiren Sie: Herrn W. C. Laurie, 10. Finsbury Chambers, London Wall E. C.! Wollen Sie aber zugleich Ihre Bibliothek um ein stattliches Buch vermehren, so kaufen Sie das mit guten Photographien reich geschmückte „Tagebuch auf Reisen“, herausgegeben zu Gunsten des Bazars für „The Foreigners in distress“ von einem „Foreigner not in distress“ (London, Klokmann, Preis 20 Mark)! Das anspruchslos plaudernde Buch bildet eine Art Wegweiser durch die Sehenswürdigkeiten von Sicilien, Athen und Constantinopel und darf der guten Sache wegen, der es dienen will, immerhin der Beachtung empfohlen werden.

H. L. in Gk Alles Schwindel, Buch und Mittel!


Redacteur: Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 600. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_600.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)