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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

schmücken sich mit den Trophäen ihres Sieges: Schlangenhäuten, Leopardenfellen, Sakabutafedern etc. In den englischen Besitzungen ist zwar von der Regierung Alles geschehen, um ihre Autorität aufzuheben, allein nichtsdestoweniger stehen sie bei ihren Landsleuten, nach wie vor, in hohem Ansehen und werden, so lange noch der Glaube an Hexen und Zauberer im Volke mächtig ist, ihren Platz behaupten. Man schreibt ihnen eine prophetische Kraft und die Fähigkeit zu, alle verborgenen Missethaten an’s Licht zu ziehen. Auf Anstiften der Hexensucherinnen ist in früheren Zeiten gar manches Blutbad angerichtet; es ist sogar vorgekommen, daß auf ihre Veranlassung ein ganzer Kraal ausgerottet worden ist. Das Capitel, in welchem Lady Barker dieses Thema behandelt und von den verschiedensten Seiten beleuchtet, ist äußerst interessant.

Wie diese, sind auch die übrigen Capitel des Buches ungemein fesselnd. Lady Barker hat die Zeit ihres Aufenthaltes in Südafrika fleißig ausgenutzt, um Land und Leute kennen zu lernen. Sie hat verschiedene Ausflüge in die Umgegend von Maritzburg unternommen und Schulen und Missionsanstalten besucht. Die Station Edendale, wo sie lebte, zählte 4 Schulen mit 200 Schülern und außerdem 3 Sonntagsschulen mit 280 Kindern. Das Alles haben allein die Eingeborenen aufzubringen gewußt, deren Zahl im Orte selbst nur 800 beträgt.




Blätter und Blüthen.

Oesterreichisch-ungarische Nationaltrachten. (Abbildungen S. 528 und 529.) Wenn es heute, wo die Mode ihr allgewaltiges Scepter schwingt, wo alles Altüberlieferte mehr und mehr schwindet, noch ein Ländergebiet giebt, auf dem die Volkstrachten sich in einigermaßen bunter Mannigfaltigkeit erhalten haben, so ist es gewiß Oesterreich-Ungarn.

Hier, zwischen Deutschland und dem Orient, ist der jahrtausendalte Grund, auf dem sich die Reste aller Nationalitäten versammelt, gerettet oder bewahrt haben. Aus diesem reichen Schatze läßt sich noch Vieles heben, und ein dem malerischen Sinne unserer Zeit entgegenkommendes Bilderwerk ist der Wirkung auf die weitesten Kreise sicher. Ein solches Werk liegt uns in der ohen genannten artistischen Publication der R. Lechner’schen Universitätsbuchhandlung in Wien vor. Es ist ein photographisches Werk oder vielmehr Album, das auf einzelnen Blättern, entweder im einfachen Lichtdrucke oder mittelst Handcolorites auf dem Lichtdrucke reizende weibliche Gestalten im typischen Nationalgewande zur Anschauung bringt. Das Arrangement der Figuren hat der Costümmaler der Wiener Hofoper, Herr F. Gaul übernommen; die Photographien liefert Herr Hofphotograph Löwy in Wien, dessen Anstalt auch die Lichtdrucke besorgt. Drei Lieferungen des vorläufig auf sechs berechneten Werkes sind erschienen, und aus ihnen wählen wir zwei Gestalten, die Gailthalerin aus Kärnten und die Ungarin aus dem Banat, welche darthun, daß hier eine vortreffliche Schönheitengallerie beabsichtigt und reizend verwirklicht worden ist.

Das Gailthal liegt am Ausgange der Villacher Ebene, und die steil abfallenden Wände des Rigi von Kärnten, der wegen ihrer prachtvollen Aussicht bekannten Villacher Alpe, bilden eine Seite der Eingangsthore. Es ist von 7- bis 8- und 9000 Fuß hohen Alpen umstellt und wird in ein Ober- und Untergailthal getheilt; die Slovenen bilden einen großen Theil der Bevölkerung neben der deutschen. Die dargestellte Schöne ist eine Slovenin, doch glaube man ja nicht ein Muster aller Mädchen im Lande, sondern nur der dortigen Bräute; einzig eine solche trägt die faltenreiche weiße Haube aus Leinen oder Musselin über dem Kopftuche, das gebunden wird, wie es die Mädchen in Oesterreich, Steiermark und Tirol alltäglich tragen. Beachtenswerth ist der Brustschmuck, welchen man leicht für ein Mieder halten könnte, der aber nur ein geschickt im Dreieck zusammengelegtes buntes Tüchlein ist, dessen breiteste Basis um die Hüfte gelegt und dessen mittlere Spitze oben an dem Hemde befestigt wird, und zwar mittelst einer Nadel oder Brosche, im Volksmunde „Brefele“ oder „Brevele“ geheißen.

Mit dem kurzen dunklen Rocke, welcher einen hellfarbigen Saum hat, der um so wirksamer von den weißen, plastisch gemusterten Ringelstrümpfen absticht, und jenen Zierlichkeiten, zu welchen noch bauschige weiße Aermel gehören, erscheint die Dorfschöne am Sonntage unter der Linde, unter welcher getanzt wird. Alte mächtige Linden sind in den Dörfern häufig; vor dem Tanz wird – eine eigenthümliche Sitte! – ein kurzes Gebet gesprochen, und die Lustbarkeit geht los. Mit solcher Zier geht auch die Braut an der Seite des Bräutigams und hinter dem vorantretenden „Hochzeitslader“ von Haus zu Haus, um die Gäste zur Hochzeit zu bitten. Kurz es erfüllt sich mit der Schönen, die zu einem wesentlich Alpenwirthschaft und Pferdezucht betreibenden Völklein gehört, all das, was uns die Poeten des Volkslebens in neuerer Zeit so lebhaft vorgestellt, und wer beim nächsten Besuche im Gailthale die Braut von Reitern umritten auf einem Wagen sieht, der wundere sich nicht!

Die Magyarin aus dem Banat macht ein ernsteres Gesicht; ihr Stamm ist nicht so heiter; sie kann nicht so leichtfüßig über den steinigen Grund hinwegschreiten, und der dichte Humus, welcher meilenweit üppig daliegt und in welchen selbst das Wagenrad tief einschneidet, bedarf als stärkeres Gegenmittel den hochreichenden Stiefel. Aber ihre Augengluth, ihr üppiges Schwarzhaar, selbst ihr Ohrenschmuck zeigen nach dem Oriente; die sehr nahen Türken haben mit ihren Großvätern und Urgroßvätern noch gerauft, und die Mütter entstammten vielleicht einer mohamedanischen Verwandtschaft. Jene trüben Zeiten haben das düstere Lied gepflegt, dessen Molltöne noch heute die Lustbarkeit der Magyaren bilden und das nur zum Schlusse in einem raschen lustigen Aufschlagen endet. Der Gürtel mit seinen bunten wechselnden Farben und das Käppchen, welches noch an den Fez gemahnt, haben etwas Orientalisches, aber der lederne pelzverbrämte Koller über dem dunklen Rocke ist total ländlich-sittlich. Hier kann man die Brust nur kurze Zeit den weichen linden Lüften preisgeben; denn die hohen Ausläufer der Karpathen haben frühen Schnee und lassen eisige Winde durch die Thäler wehen. Das matte Gelbweiß des Lederkollers ist aber verschönt von großen Blumen, in buntesten Farben aus Wolle und Seide gestickt; auch Buntleder findet sich dazwischen mit einer Verschlingung der Stengel oder Arabesken, welche eifrige Sucher nach „charakteristischen“ und „historischen“ Gewebemustern in Erstaunen setzen. Und trotz aller scheinbaren Düsterheit – wenn die Zigeuner auf das Cymbal klopfen, die Geige streichen … kurz da sind Magyaren und Deutsche einig … und wir darüber, daß es aus Anlaß solcher Schönheitsbilder noch viel zu sagen gäbe. S.




Vogeldiebe im Verhör. (Zur Abbildung, S. 533.) Eine Episode aus dem Kinderleben, die uns heute der Maler mit dem Tacte eines feinen Naturbeobachters vorführt! Große Freude gab es wohl in der Gesellschaft der Kleinen, als sie im niedrigen Buschwerk ein Nest mit jungen Vögeln fanden. Sofort machte der älteste Knabe von dem Recht des Stärkeren Gebrauch, und ohne Rücksicht auf das klagende Geschrei des aufgescheuchten Elternpaares ließen sich die kleinen Räuber auf dem umgestürzten Baumstamm nieder, um gar interessante Naturstudien zu machen. Aber keine Schuld auf Erden bleibt ungesühnt, und „das Verhängniß schreitet schnell“. Noch waren sie in die Betrachtung der nackthalsigen Geschöpfe vertieft, als der Herr Jäger mit seinen grimmigen Hunden, die bald nach den Kindern, bald nach dem Neste schnoberten, zornmüthig daherkam, und was da weiter erfolgte, das lehrt uns das wohlgelungene Bild Böker’s: Das Vogelnest wurde an seinen ursprünglichen Ort gebracht, und die gemaßregelten Kinder trabten eiligst nach Hause, mit dem festen Vorsatz, das Familienglück der befiederten Sänger nie wieder zu stören. So wird seltsamer Weise der Jäger, der Erzfeind der Thiere, oft zu ihrem Beschützer.


Kleiner Briefkasten.

S. M. in W. Sie wünschten, daß auch die „Gartenlaube“ wie andere Journale eine stehende Rubrik der neuen „Erfindungen und Entdeckungen“ in der Wissenschaft und auf gewerblichem Gebiete brächte? Geehrter Herr, in unserer Zeit der Laboratorien und Patentbureaus wird zu jeder Tages- und Nachtstunde so viel entdeckt und erfunden, daß Sie in den Tageszeitungen, die auch das Ephemere registriren müssen, jeden Tag von einer neuen und meist „epochemachenden Erfindung“ lesen können, sodaß es ein Leichtes wäre, davon eine Wochenübersicht zu geben. Wenn Sie aber wüßten, wie viele als höchst unpraktisch erkannte hundertjährige „Jubilare“, ganz überflüssige und längst bekannte Dinge, dazu ganz unsinnige und unmögliche Projecte in diesen Curiositäten-Sammlungen figuriren, wie wenig endlich von dem wirklich Neuen sich bewährt, dann würden Sie unsere Praxis, nur das offenbar Werthvolle und nicht blos für den Fachmann, sondern für alle Leserkreise Interessante zu berücksichtigen, als die bei unseren Raumverhältnissen einzig mögliche und zweckmäßige anerkennen.

E. K. Photographien von Hameln sind im Verlage von Schmidt und Suckert in Hameln in Cabinet à 75 Pfennig und Visites à 40 Pfennig erschienen. Das auch von uns (in Nr. 23) abgebildete Rattenfängerhaus, der Lachsfang etc. sind auf diesen Photographien naturgetreu wiedergegeben, und können wir Ihnen dieselben aus eigener Anschauung empfehlen. Schmidt und Suckert senden Ihnen auch gern auf Verlangen eine Auswahl zur Ansicht.

L. L. in R. Warum denn nicht? Ein Besuch der Württembergischen Hauptstadt ist gerade heute sehr lohnend. Die Schwaben, die einst das Reichsbanner dem Kaiser vortrugen, sie halten es wieder hoch auf dem Felde der Arbeit – das zeigt ihre Landes-Industrie-Ausstellung zu Stuttgart. Als Glanzpunkte derselben erweisen sich die Abtheilungen, welche sich mit dem inneren Ausbaue des Hauses und der Zimmereinrichtung beschäftigen. Hier zeigt sich im Anschluß an München und Nürnberg eine Innigkeit und Sinnigkeit in Form und Farbe, die oft geradezu bestrickend wirkt. Aber auch auf anderen Gebieten der Industrie, wenngleich nicht auf allen, leistet Württemberg Vorzügliches; wir wollen da nur noch einer Messing- und Metallwaarenfabrik Erwähnung thun, die, ohne Beeinträchtigung des einzelnen Gegenstandes, die übergroße Menge ihrer Erzeugnisse zu einem überraschenden Tableau aufbaut. Aber genug davon! Machen Sie sich auf, und sehen Sie mit eigenen Augen!

R. A. in Hannover. Militärisches Auskunftsbureau des Premierlieutenants a. D. G. Pavel in Leipzig.

G. B. in Olmütz. Der Verfasser des Artikels „Karoline Bauer als Gräfin Plater“ (vergl. Nr. 27) ist Herr F. Emil Leo Pierre in Wien.

Olga Br. in L. Kammerforst. Pfrdrf. Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Erfurt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_536.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)