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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

derjenige der Frauen – manche Vorgänge und manche hervorragende Persönlichkeiten der alten oder mittelalterlichen Geschichte ebenso warme und lebhafte Sympathien einflößen können, wie solche der neueren Zeiten. Glücklicher Weise kommt, wenn es gilt, aus der älteren Geschichte dasjenige auszuwählen, was auch von Frauen erfaßt und aufbewahrt zu werden verdient, der Wissenschaft die Kunst zu Hülfe, die bildende wie die Dichtkunst. Ihr erhabener Beruf ist es ja, aus allen Zeiten dasjenige durch ihre verklärenden Schilderungen herauszuheben und zu verewigen, was mehr als eine blos zeitliche, vorübergehende, was eine bleibende, weil allgemein menschliche Bedeutung hat. Wenn sie daher aus der früheren Geschichte (soweit es nicht die unseres eigenen Vaterlandes ist) vorzugsweise das zu bleibendem Besitz sich anzueignen suchen, was Gegenstand entweder der bildenden oder der Dichtkunst geworden ist, so werden sie im Ganzen nicht irre gehen.“

Vor nun fünfundzwanzig Jahren veranstalteten zwei Leipziger Gelehrte, der verewigte getreue Mitarbeiter der „Gartenlaube“, Professor Bock und Professor K. Biedermann, gemeinsam einen Cyclus von Vorlesungen für Frauen und Mädchen – damals noch etwas ganz Neues. Bock sprach über Diätetik und Körperpflege, besonders auch der Kinder, Biedermann über Frauenbildung und was dazu gehört. Der Inhalt dieser damals vor nahezu dreihundert Frauen und Mädchen gehaltenen Vorträge findet sich theilweise aufbewahrt in dem bekannten, vielverbreiteten Buche von Bock „Das Buch vom gesunden und kranken Menschen“ (Leipzig, Ernst Keil) und in dem von Biedermann herausgegebenen „Frauenbrevier“ (Leipzig, J. J. Weber). Ersteres ist seitdem oftmals wieder aufgelegt worden, letzteres war gleichfalls rasch vergriffen, allein der Verfasser, mit andern Arbeiten beschäftigt, fand lange keine Zeit zu der nöthigen Umarbeitung.

Jetzt ist eine neue Auflage des „Frauenbrevier“ erschienen, und zwar eine wesentlich veränderte und verbesserte. Insbesondere hat der Verfasser gewisse Materien, welche gebildeten Frauen und Mädchen nicht ganz fremd bleiben dürfen und deren Verständniß gleichwohl für solche nicht ganz leicht ist, z. B. die sociale Frage und Aehnliches, in zweckentsprechender Weise behandelt. Neu ist insbesondere darin auch die Behandlung der Geschichte. Biedermann hat aus der alten und neuen Geschichte Das herausgehoben, was gebildeten Frauen nicht unbekannt sein sollte, was sie aber auch recht wohl fassen und behalten können, wenn sie übrigens mit dem Ballast von Namen und Zahlen verschont werden, womit man nur zu oft in Mädcheninstituten und sonst die jungen Köpfe überfüllt, ohne daß viel davon haften bleibt. Ferner ist, was hier aus der Geschichte hervorgehoben wird, so weit möglich, mit bildlichen oder dichterischen Darstellungen solcher Geschichtsstoffe dergestalt in Verbindung gebracht, daß Bild oder Dichtung dem Geschichtsstoffe, und umgekehrt dieser jenem zur Erläuterung und gleichsam Führung dient.




Ein Denkmal für Friedrich Rückert in seiner Geburtsstadt. Aus Schweinfurt geht uns folgender Aufruf zu:

„In wenigen Jahren (1888) vollendet sich ein Jahrhundert, seit dem deutschen Volke einer seiner begabtesten Dichter, Friedrich Rückert, geboren wurde.

Noch ein Kind des alten Reiches, dessen schmachvolle Auflösung er mit durchlebte, trat er als ein deutscher Tyrtäus für des Vaterlandes Freiheit ein und zeichnete in seinen geharnischten Sonetten die Bahnen, in welchen nunmehr die deutsche Nation zu Ehre und Größe gelangt ist. Aber Friedrich Rückert ist auch ein Sänger der echten deutschen Liebe, ein Lehrer der Weisheit, wie ihn wenige Völker aufzuweisen haben: sein Liebesfrühling ist ein Muster deutscher Lyrik, wie seine Weisheit des Brahmanen ein Meisterwerk der didaktischen Poesie. Als Gelehrter endlich hat Rückert den Geist orientalischer Sprachen in vollendeter Formengewandtheit unserm deutschen Sprachgeiste zu vermählen gewußt. So ist es eine Ehrenpflicht der deutschen Nation, diesem ihrem ruhmgekrönten Sohne als Liebes- und Dankesopfer ein würdiges Denkmal zu errichten.

Wenn wir als den Standort desselben des Dichters Geburtsstadt Schweinfurt am Main vorschlagen, leitet uns nicht nur der Gedanke, daß zwischen dem Genius des Menschen und der Stätte seiner Geburt ein innerer Zusammenhang besteht, sondern wir haben auch urkundliche Zeugnisse aufzuweisen, wie tief Rückert den geistigen Bezug seiner Heimath zu seinem Dichtergeiste fühlte und wie er sich freute, ihr immer verbunden zu bleiben. Er pries in schönem Liede ‚Berg und Strom‘ in der Umgebung seiner Vaterstadt, und als die Stadt Schweinfurt ihm das Ehrenbürgerrecht ertheilte, schrieb er in seinen Dankesworten:

 ‚Von allen Ehren mir am meisten werth
Ist die, womit die Vaterstadt mich ehrt.‘

So richten wir an die Deutschen aller Stämme die Bitte: All Ihr Männer und Jünglinge, die Ihr je durch des Dichters Gesänge begeistert und erhoben wurdet, all Ihr Frauen und Jungfrauen, deren Herzen je durch seine Lieder entzückt und gerührt wurden, vereinigt Euch im Geben, legt durch reiche Spenden ein Zeugniß ab von Eurer Verehrung und Dankbarkeit und schafft in edlem Wetteifer der Liebe ein würdiges Denkmal für Friedrich Rückert!

Berthold Auerbach (Berlin). Dr. E. Beyer (Stuttgart). Felix Dahn (Königsberg in Pr.). Freiherr v. Dingelstedt (Wien). Georg Ebers (Leipzig). J. G. Fischer (Stuttgart). Dr. Gustav Freytag (Siebleben bei Gotha). Emanuel Geibel (Lübeck). Dr. Gerok (Stuttgart). Dr. Paul Heyse (München). Dr. Fr. Hofmann (Leipzig). Laube (Wien). Dr. Hermann Lingg (München). Dr. Oscar Freiherr v. Redwitz (Meran). Dr. W. H. Riehl (München). Emil Rittershaus (Barmen). Otto Roquette (Darmstadt). Dr. J. Victor v. Scheffel (Radolfzell). Professor J. Schrott (München). Albert Traeger (Nordhausen), Dr. Ernst Ziel (Leipzig).

Zur Ausführung eines solchen Denkmals für Friedrich Rückert hat sich an des Dichters Geburtsorte, wo dasselbe unter werkthätiger Mithülfe der Bürgerschaft seiner Geburtsstadt aufgestellt werden soll, ein Comité gebildet. Geldsendungen und Zuschriften bitten wir an dasselbe zu Händen des mitunterzeichneten Bürgermeisters Karl v. Schultes in Schweinfurt zu richten.

Schweinfurt im October 1880.

Das Comité für dasselbe:

von Schultes,   Dr. Stein,

rechtskund. Bürgermeister.   Vorstand des Gemeindecollegiums.“

Allen unseren Lesern möchten wir obigen Aufruf warm an’s Herz legen. Eine Nation, welche nicht nur den Dichtern ihrer classischen Periode, Goethe und Schiller, Lessing und Jean Paul, Herder und Wieland, sondern auch den Sängern der Befreiungskriege, Körner und Arndt, sowie später Uhland und Platen Denkmäler aus Erz errichtete, kann dem Dichter, welcher die Reihe unserer Classiker schließt und zugleich diejenige der Sänger der Befreiungskriege und des Morgenlandes eröffnet, unmöglich das wohlverdiente Denkmal versagen. – Im Jahre 1863 konnte die „Gartenlaube“ noch von dem Lebenden rühmen: „Wenn er am Fenster seiner ländlichen Wohnung in Neuseß steht und auf die Landstraße hinüberblickt, die der rege Verkehr der Welt belebt, so kann er sagen. ‚Dort zieht Keiner vorüber, der nicht eine Gabe von mir empfangen hätte. Ich gab den Jünglingen Lieder der Ehre, ich gab den Jungfrauen Lieder der Liebe, den Männern und Frauen gab ich Sprüche der Weisheit, ich habe die Greise nicht mit Gebeten voll Trost und Erhebung vergessen, und den Kindern schenkte ich die Märchen zum Spiel.‘“ Ja, so war es: er streute mit beiden Händen seine Schätze aus. Sollte es unter den Tausenden von Beschenkten wirklich Viele geben, welche undankbar zur Seite treten, wenn der Opferstock zur Ehre des Dichters eröffnet wird? Wir freuen uns der Hoffnung, recht bald von den glücklichen Erfolgen des Schweinfurter Comités berichten zu können.

In Schweinfurt also steht der Opferstock. – Dorthin die Sendungen! –

Die Redaction der „Gartenlaube“.




Ein Bild von E. Schulz-Briesen. (S. 84 und 85.) Das große und wohlverdiente Aufsehen, welches das heute von uns reproducirte Bild auf den jüngsten Kunstausstellungen, namentlich auf der Düsseldorfer, hervorgerufen, rechtfertigt wohl die nachfolgende Wiedergabe der Hauptdaten aus dem Leben des talentvollen Künstlers, während die frappante Anschaulichkeit des in Situation und geistigem Inhalt für sich selbst sprechenden Bildes uns von jedem Eingehen auf dasselbe dispensiren dürfte. – Eduard Schulz-Briesen wurde am 11. Mai 1831 auf Haus Anstel bei Neuß in der Rheinprovinz geboren. Bis zu seinem elften Jahre blieb er im elterlichen Hause, wo er von seiner Mutter, einer vielseitig gebildeten und namentlich musikalisch hochbegabten Frau, den ersten Unterricht erhielt. Sein Vater, ein ehemaliger Officier, hatte ihn für den Soldatenstand bestimmt und schickte den kaum herangewachsenen Knaben in’s Cadettenhaus zu Bensberg. Die erste Anregung zu seinem gegenwärtigen Berufe empfing der junge Cadett in Berlin, wo sein Sinn für die bildende Kunst derart geweckt wurde, daß er, achtzehn Jahre alt, die Akademie zu Düsseldorf bezog. Nach zweieinhalbjährigem Aufenthalte daselbst ging er nach Antwerpen, um dort seine Studien fortzusetzen. Mit besonderer Vorliebe wandte er sich hier der Portraitmalerei zu, welcher Specialität er sich lange Jahre hindurch mit besonderem Eifer widmete. Ein längerer Aufenthalt in Paris und Berlin bot ihm Gelegenheit, sich nach der technischen Seite seiner Kunst hin zu vervollkommnen, während er gleichzeitig ein scharfer Beobachter der Situationen des menschlichen Lebens wurde. Schulz-Briesen gehört zu den Wenigen, welche sich ganz aus sich selbst in individueller Eigenart entwickelten, seine Bilder „Verlorene Ehre“, „Die Copistin“, „Im Herrenstübchen“ (welches in einer der nächsten Nummern unseres Blattes im Holzschnitte reproducirt werden wird), „Differenzen“, „Streit auf dem Tanzboden“, „Der Leckerbissen“, „Jugendfreundschaft“ und „Zur Untersuchung“ (unser heutiges Bild) geben vor anderen Werken des Meisters ein beredtes Zeugniß von dessen bedeutender Begabung und hoher Kunstfertigkeit.


Kleiner Briefkasten.

A. v. M. in Esthland. Tragopaneneier! Wie uns Dr. Bodinus, der hochverdiente Director des zoologischen Gartens in Berlin, der die Tragopane direct aus Ostindien bezogen hat, in zuvorkommender Weise mittheilt, kostet ein Paar dieser Vögel mit unausgefärbtem Gefieder, das heißt im ersten Lebensjahre, 300 Mark, während Eier bei so kostbaren und nicht reichlich legenden Vögeln nicht abgegeben werden.

H. H. in Leipzig, W. W. in W. Wiederholen Sie gütigst Ihr Anliegen unter Angabe Ihrer vollen Adresse! Directe Correspondenzen per Postbrief ziehen wir stets vor.

W. S. in München. Als ungeeignet vernichtet.

A. D. in Kappel. Gedichte über Miramare finden Sie im Jahrgang 1869, Seite 439 (von F. Poppe) und Seite 257 (von A. Traeger).

J. V. 22, Breslau. Wir bitten um Ihre Adresse. Anonyme Zusendungen gehören dem Papierkorb.

Mr. D. in Kg. K. S. Commissionsrath Adolf Henze, Redacteur und Director des Central-Bureaus für gerichtliche Handschrift-Vergleichungen, Neustadt bei Leipzig.

Langjährige treue Abonnentin in Schlesien. Ein notorischer Schwindler, wie die „Gartenlaube“ früher öffentlich erklärt hat.

Verein zur Hebung des Gemeinsinnes in Oberammergau. Wenden Sie sich an das Curatorium der Pfennigsparcasse in Darmstadt! Glück auf!

M. U. in Leipzig und M. Ed. in Königsberg. Das Manuscript steht zu Ihrer Verfügung.


Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_088.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)