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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881)

runde und niedrige Inseln aus der Ebene. Sümpfe und Lagunen, einige von bedeutender Ausdehnung, vertheilen sich im Lande, und eine Anzahl unschiffbarer Flüsse durchkreuzt die Gegend.

Ein Ritt durch dieses Buschland, welches im Norden der Stadt die größte Ausdehnung hat und fast ununterbrochen bis nach San Juan reicht, ist im höchsten Grade anstrengend und ermüdend. Kein Schatten schützt vor der brennenden Sonne; ein graugelber Staubmantel deckt sich über die knorrige, dornige und stachlige Pflanzenwelt, und kein erfrischender Regentropfen scheint diese Gegend jemals benetzt zu habend denn ein fast immer klarer Himmel spannt sich über die regenlose Wüste.

Ermüdet steigt der durstige Reisende vom Pferde, um sich durch den Genuß ewiger Tunas (indianische Feigen) zu erfrischen, welche die stachligen Cactusarten spenden, um so freudiger aber begrüßt er nach langem Ritte durch diese Travesias die frischen

Condormahl in den Cordilleren.
Nach der Natur gezeichnet von A. Goering.

Früchte und Wasser spendenden Niederlassungen in der Umgebung der Flüsse und Lagunen. Zwei Flüsse sind es besonders, welche für die Cultur der Provinz Mendoza von größter Wichtigkeit sind, der Rio Tunuyan und der Rio de Mendoza, welche beide in der nahen Cordillere entspringen. Vermittelst geschickt angelegter Canäle, welche netzartig durch die Gegend gezogen sind, werden die Felder und Gärten zeitweilig, je nach Bedürfniß, überschwemmt. Der Boden verbessert sich durch diese künstliche Bewässerung fortwährend, und so hat man dem ursprünglich unfruchtbaren Boden die ergiebigsten Ländereien abgerungen.

Fast mitten in dem üppigen Grün der alle südeuropäischen Früchte erzeugenden Oase liegt die seit dem großen Erdbeben von 1861 neu aufgebaute Provinzialhauptstadt Mendoza, welche einen der bedeutendsten Handels- und Verkehrsplätze zwischen Argentinien und Chili bildet. Es gewährt einen Hochgenuß, die cultivirte Umgebung der Stadt zu durchstreifen, ein Genuß, der durch das freundliche Entgegenkommen der Bewohner, welche meistens aus spanischen Creolen und Mischlingen von diesen und Indianern bestehen, noch bedeutend erhöht wird. Die das bebaute Land vielfach kreuzenden Straßen und Wege sind größtenteils mit sehr eng an einander stehenden, schlanken italienischen Pappeln bepflanzt, zwischen denen üppige Rosenstöcke zu einer bedeutenden Höhe emporwachsen, sodaß man oft hoch oben in den Zweigen der Pappeln eine Fülle prachtvoll blühender Rosen erblickt, welche im Verein mit den mannigfaltigen Blüten der Fruchtbäume einen wunderbaren Duft verbreiten. Neben der Straße ist fast stets ein Graben gezogen, dessen fließendes, wenn auch meist trübes Wasser nicht selten die Verkehrswege überschwemmt, da schadhafte Stellen der Gräben nur im höchsten Notfalle ausgebessert werden. So kommt es häufig vor, daß man gezwungen ist, durch künstliche Lagunen zu reiten oder dieselben zu Fuß zu durchwaten. Doch Letzteres kann nur ausländischen Jägern passiren, da alle Einheimischen reiten. Selbst dem ärmsten Manne fehlt Pferd, Maulthier oder Esel nicht, und er blickt mit einer gewissen Verachtung auf den ausländischen Fußgänger. Oft bin ich dort von berittenen Bettlern um eine Gabe angesprochen worden.

Einen unvergeßlichen Eindruck machten mir die großen Weingärten (Viñas), der Stolz der Bewohner von Mendoza. Die an Pfählen und Querstangen wuchernden Reben bilden große, üppige, manchmal mühsam zu durchdringende Lauben, deren prachtvolle Trauben den besten Italiens nicht nachstehen sollen. Rosinen werden vielfach ausgeführt, und der dort bereitete Wein ist von besonderer Güte, dem besten Burgunder ähnlich.

Von großer Wichtigkeit sind ferner die Luzernfelder, nicht allein für die einheimische Viehzucht, sondern auch für die Rinder, Pferde, Maulthiere und Esel, welche aus den Pampas über Mendoza nach Chili getrieben werden. Bevor die Thiere die schwierige und oft gefahrvolle Reise dahin antreten, werden sie

längere Zeit in den Luzernfeldern gehalten, um sich durch kräftige

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Leipzig: Ernst Keil, 1881, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_049.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)