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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)


leihen würden und daß es uns ebenso gelingen würde, eine Gärtnerinnenschule in’s Leben zu rufen und zur Blüthe zu bringen, wie uns dies mit unserer Handelsschule, Zeichenschule, Gewerbeschule, Setzerinnenschule, Kochschule, Wasch- und Plättschule etc. geglückt ist. Ob wir alsdann das praktische Erlernen nicht doch mit theoretischer Geschäftsbildung verbinden würden, darüber möchten wir für den Augenblick keine bindende Erklärung abgeben; zunächst handelte es sich darum, daß wir das Capital zum Anlauf des nöthigen Grund und Bodens für die Anstalt erhielten. Vielleicht erweckt diese Mittheilung in der ‚Gartenlaube‘ uns einen großmüthigen Helfer. Die Mühe und Arbeit, welche die neue Anstalt erforderte, würden wir zu den Sorgen für die alten gern übernehmen.

Der Vorstand des Lette-Vereins in Berlin.“




Der Nord-Ostsee-Canal. Der schon vielfach erwogene Plan, die Nord- und Ostsee durch einen Canal zu verbinden, ist neuerdings wieder von dem Ingenieur Dahlström aufgenommen und ausführlich erläutert worden („Der Nord- und Ostsee-Canal als Durchstich mit Endschleußen etc.“), doch scheinen sich die Umstände auch jetzt nicht für die Ausführung viel günstiger zu gestalten als früher. Graf Moltke hatte (1873) im Reichstage geäußert:

„Wir bauen den Canal für Schweden und Rußland, für Amerika, Frankreich u. s. w. Nun kann man sagen, in diesem Falle würden diese Staaten sich auch an den Kosten der Anlage betheiligen. Vielleicht, meine Herren, aber dann würde dieser Canal ein internationaler, es würde dann auch der ganze militärische Nutzen verloren gehen; denn im Kriege würden wir den neutralen Canal gar nicht benutzen können, während wir noch im letzten Kriege sehr bedeutende Versendungen nach der Jahde bewirkt, selbst kleinere Kriegsschiffe durch den schon vorhandenen Eidercanal übergeführt haben. Ob der schon vorhandene Canal mit außerordentlich viel geringerer Summe sich nicht in besseren Zustand wird versetzen lassen, das will ich dahin gestellt sein lassen. – Was nun den militärischen Nutzen betrifft, so ist behauptet worden, daß wir durch den Canal die Möglichkeit gewönnen, die Flotte von einem Meer in das andere zu bringen, also in dem einen Meere doppelt so stark aufzutreten. Meine Herren, ganz richtig ist das auch nicht. Zunächst können wir in beiden Meeren engagirt sein. In einem Kriege mit Frankreich, dem Dänemark beiträte, können wir die Ostseeflotte in der Ostsee nicht entbehren. Allerdings könnten wir unter Umständen die Schiffe der Ostseeflotte in der Nordsee verwerthen, aber ich glaube, Schiffe wie den ‚Prinz Friedrich Karl‘ und den ‚König Wilhelm‘ können wir in der Ostsee gar nicht gebrauchen.“

Der projectirte Nord-Ostsee-Canal des Ingenieurs Dahlström.

Der scharfsinnige Stratege schien inzwischen seine Ansicht modificirt zu haben. Zunächst weil jetzt in kaiserlichen Marine mehr mittelgroße und kleinere Schiffe gebaut werden und man von Panzerkolossen zurückgekommen ist, sodaß unsere Flotte jetzt zum größten Theil in beiden deutschen Meeren verwendbar ist. Ferner soll jetzt nicht der Staat den Canal in der Hauptsache bauen, sondern nur die Mehrkosten tragen zu den Anforderungen militärischer Zwecke. Endlich ist seit 1873 die Kauffahrteimarine von Segelschiffen zu Dampfern übergegangen, die jetzt zumeist den Verkehr der Klein- und Küstenschifffahrt in der Nord- und Ostsee unterhalten. Und die Zukunft gehört den Dampfern, die bei ziemlicher Fahrgeschwindigkeit und geringem Kohlenverbrauch auch günstige Winde benutzen und werthvolle Güter expediren können, ohne die normalen Frachtsätze zu überschreiten. England thut das längst, während wir unsere Ein- und Ausfuhr durch Dampfer gegenwärtig nur zum kleinsten Theil selbst besorgen und unsere Küstenschifffahrt arg darniederliegt. Wir brauchen einen Wasserweg, welcher die ganze deutsche Küste verbindet und die ersten See- und Handelsstädte einander näher bringt.

Der Canal fängt bei Holtenau an der Ostsee an, geht über Knoop, Königsförde und Rendsburg bis Wittenbergen, mündet hier in den alten Eidercanal, der nahe bei Brunsbüttel in die Elbe führt, und ist im Ganzen etwa dreizehneinviertel Meile lang, das ist etwas über die Hälfte des Suezcanals. Um ihn auch für die deutschen Kriegsschiffe passirbar zu machen, wird er fünfzig Meter Wasserfläche breit, also mehr als die doppelte Breite des größten Kriegsschiffes, und sechseinhalb Meter tief sein. Diese Tiefe wird nöthigenfalls durch Endschleußen noch vergrößert werden können. Die Kosten sind auf fünfundsiebenzig Millionen Mark veranschlagt, zu denen der Staat etwa die Hälfte beiträgt, während die andere Hälfte in Actien beschafft werden soll, deren Dividende nach Anschlägen der Ertragsfähigkeit fünf Procent erreichen wird. Da der Bau des Suezcanals zehn Jahre in Anspruch genommen hat, so würde der Nord-Ostsee-Canal wohl in fünf Jahren ausgeführt werden können. Dies der Plan des Ingenieurs Dahlström.

Die Regierung dürfte aber nicht geneigt sein, den Plan zu fördern. Wie überhaupt Fluß- und Canalbau in Deutschland unter befremdlicher Gleichgültigkeit zu leiden hat, so hat auch dieser Plan in den maßgebenden Kreisen wenig Freunde. Als im letzten Winter der Verein für Canalwesen das Dahlström’sche Project discutirte, hat sich Feldmarschall Moltke nachdrücklich dagegen erklärt. Es ist also nicht anzunehmen, daß sobald andere Auffassungen sich geltend machen werden. Ohne staatlichen Beistand aber kann hier nichts ausgeführt werden.




Noten-Tonzeiger, erfunden von Organist Bartmuß in Bitterfeld. Leichter dürften die Tonstufen in der Notenschrift dem Nichtmusiker wohl nirgends klar gemacht werden können, als es mit Hülfe dieses Instrumentchens geschieht. Es besteht aus einer langen Pfeife, in der sich ein Stempel oder Pfropfen leicht auf und ab schieben läßt. Dieser Stempel erzeugt durch die Abgrenzung der in Schwingungen versetzten Luftsäule die Höhe und Tiefe der Töne; der Ton selbst entsteht dadurch, daß der das Instrument Benutzende die Pfeife vermittelst eines in dieselbe hineinführenden Schlauches anbläst. Mit der Verschiebung des Stempels ist ein Zeiger in Verbindung gesetzt, der in doppelter Weise die betreffende Note anzeigt, welche den durch die Stellung des Stempels von der Pfeife hervorgebrachten Ton auf dem Papiere markirt: einmal auf Notensystemen, die über einander stehen, um das Verhältniß der Hohe und Tiefe recht deutlich vor die Augen zu führen, sodann auf einem System, die Noten neben einander, wie sie der Sänger beim Singen vor sich liegen hat. Die gleichzeitige Beschäftigung des Auges und Ohres machen das Instrument zu einem vorzüglichen Anschauungsmittel; der Lernende erzeugt den Ton, bestimmt dessen Höhe und Tiefe durch das Versetzen des Stempels und findet an den Scalen die betreffende Note angezeigt. Der Ton des unter Patentschutz stehenden Noten-Tonzeigers ist weich und dient dem Sänger auch nach dieser Seite hin als Muster; der Preis des Instrumentchens, das wohl geeignet ist, den Chorgesangsdirigenten, Gesangs- und Schullehrern eine große Arbeit von den Schultern zu nehmen, und das hier deshalb empfohlen wird, ist ein geringer. Die Firma Edm. Stoll in Leipzig hat für Deutschland den Verlag desselben.




Die künstliche Herbeiführung des Regens. In einem Artikel des vorigen Jahrganges der „Gartenlaube“ wurde (Seite 537) mitgetheilt, wie man beim Vorwalten gewisser Luftzustände durch eine einfache Veranstaltung den Himmel veranlassen kann, seine Schleußen zu öffnen. Wir wissen nicht, was das Genie des Menschen in dieser Richtung noch erreichen wird; vorläufig ist von einem bloßen auf rationellen Grundlagen beruhenden Projecte zu berichten, welches denselben Zweck verfolgt, wie das an genannter Stelle beschriebene Verfahren, nämlich in Zeiten anhaltender Trockenheit und Schwüle das Gleichgewicht der Luftschichten zu zerstören. Die Idee, deren Urheber der virginische General Ruggles ist, beabsichtigt, mittelst Luftballons mehr oder weniger beträchtliche Dynamitmassen in die Region der feuchten Strömungen zu führen und dann, sei es durch den elektrischen Funken, oder durch einen Zünder, der erst wirkt, wenn sie die höchste Steigung erreicht haben, die Explosion herbeizuführen. Es ist freilich die Frage, ob eine momentane Explosion so günstig wirken könne, wie der anhaltende heiße Luftstrom eines größeren Brandes, indessen versuchen ließe sich das Experiment ja wohl ohne erhebliche Schwierigkeiten und Kosten. Natürlich würde ein erfahrener Meteorologe zu Rathe gezogen werden müssen, um den geeignetsten Zeitpunkt abzupassen.



Kleiner Briefkasten.

Treue Verehrerin am schönen Rhein. Die bewußte Erzählung von Levin Schücking finden Sie in unserm Jahrgang 1858, Nr. 6 u. f.

R. R. in Schw. Das beste Mittel, Tintenflecke aus Stoffen aller Art zu bringen, besteht darin, daß man die befleckte Stelle ein bis anderthalb Tag in ungekochte Milch bringt.

Th. I. G. in Philadelphia. Der „Rettungs-Anker“ (Philadelphia, Pennsylvania) mit dem Motto „Hoffe!“ ist ein ebenso nichtswürdiges literarisches Machwerk, wie verwandte deutsche Bücher, nur daß er fast wörtlich aus einem der letzteren gestohlen ist. An der amerikanischen Herausgeberfirma „Deutsches Heil-Institut“ beklagen wir am meisten den Mißbrauch des Wortes „deutsch“ zur Empfehlung so unsauberer Lectüre.

C. in Hannover. In Bezug auf den Broihan-Streit verweisen wir Sie auf zahlreiche Zuschriften im Jahrgange 1878 und 1879 der Berliner Zeitschrift „Bär“.

E. K–z. in Berlin. Hier die gewünschte Adresse: Theodor Kirchhoff, Office of M. Wunsch & Co. 206 Kearny Street N. E. Corner of Sutter. San Francisco.

J. H. in L., Kurland. Innigen Dank im Namen der Unglücklichen!



Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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