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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)

Ernste Kindheit.
Nach seinem Gemälde auf Holz übertragen von O. Rethel.


als ob alle meine Gedanken an Frau Dordona’s Bratspieß steckten und an ihrem Herdfeuer gebraten würden.“

„Das kommt von der Hitze, Paulu,“ sagte ich, durch dieses deutliche Symptom eines herannahenden Deliriums nicht wenig beunruhigt. „Doch gedulde Dich nur! In Rimnik werde ich Dich zum Doctor führen.“

„O lieber, guter Herr, thut das nicht!“ fiel Paulu erschreckt ein und fuhr auf mein „Weshalb nicht?“ eifrig fort:

„Sehet, Herr, mein Vater ließ, so lange er lebte, den Doctormenschen nur einmal holen, das war, als sein Lieblingsschaf erkrankte, während ihn selbst heftige Leibschmerzen plagten; na, und wie meine Mutter vorausgesagt, andern Tages schon streckte das Schaf alle Viere von sich.“

„Aber Dein Vater, Paulu?“

„Meinem Vater wäre es sicher ebenso ergangen, hätte er nicht kluger Weise den für ihn bestimmten Medicintrank eher an dem kranken Schafe probirt und die Flasche, nachdem er gesehen, wie schlecht er diesem bekam, in das nächste Wetterloch geworfen, auf daß kein weiteres Unglück damit angerichtet werde.“

„Dein Vater war in der That ein vorsichtiger Mann.“

„Ja, Herr, und auch ich wüßte ein gutes Mittel gegen die Hitze auf der Heimkehr.“

„Das wäre?“

„Wir dürfen nur die Sonne mit dem Mond vertauschen.“

Die Lösung war freilich höchst einfach und nichts weniger als unvernünftig, da die Hitze in der That äußerst belästigend

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_181.jpg&oldid=- (Version vom 21.8.2021)