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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)

Adolf Erik Nordenskjöld.
Nach einer Photographie auf Holz gezeichnet von Adolf Neumann.

aus zu erreichen, als die Route um das Cap der guten Hoffnung und durch den Indischen Ocean ihn bot.

Die Fährt nördlich um Amerika, die sogenannte Nordwestpassage, hatte sich der Eisverhältnisse wegen als unmöglich herausgestellt, und so bemühte man sich, im Norden der alten Welt durch das Sibirische Eismeer nach dem erstrebten Ziele zu gelangen. In vier verschiedenen Perioden wiederholten sich diese Versuche, bis es endlich Nordenskjöld gelungen ist, diesen Theil des arktischen Oceans zu durchkreuzen.

Zuerst waren es englische Seefahrer, welche China auf diesem Wege zu erreichen hofften; ihnen folgten im siebenzehnten Jahrhundert Schiffe unter der Flagge Hollands, welches damals auf dem Gipfel seiner Seemacht stand und eifersüchtig auf die Erfolge der Engländer wurde. Wenn nun auch diese Bestrebungen nicht zum eigentlichen Ziele führten, so hatten sie doch die Entdeckung von Spitzbergen mit seinen damals an Walfischen noch so reichen Gewässern und mit seinen großen Herden von Walrossen und anderen Thranthieren, sowie die Auffindung der großen Doppelinsel Nowaja Semlja zum Resultat. Weiter vorzudringen gelang den Seefahrern der damaligen Periode nicht; ohne für die Eisfahrt geeignete Schiffe, ohne Erfahrung darin, welche Mittel man bei einer Ueberwinterung in subarktischen Gewässern zu ergreifen hat, um die Gesundheit zu erhalten, fielen sie zahlreich dem Scorbut und der Kälte zum Opfer, unter ihnen auch der größte Seefahrer der damaligen Zeit, Willem Barents, dessen einsames Grab Nowaja Semlja wurde.

Wenige Jahre später begannen nun auch die Russen bei Eroberung Sibiriens an der Entschleierung der sibirischen Nordküste zu arbeiten, wobei sie freilich mehr durch die Sucht nach dem Erwerb der kostbaren Pelzwaaren und der im Boden verborgenen Elfenbeinschätze, als durch die Idee der Auffindung eines Seeweges nach dem Stillen Ocean geleitet wurden. Es finden sich nämlich auf der nordsibirischen Küste und den ihr vorgelagerten Inseln bekanntlich reiche Lager von Mammuthzähnen, die ein werthvolles Elfenbein liefern. Selbst wohlerhaltene Leichname solcher vorweltlichen Elephanten hat man zu wiederholten Malen dem ewig gefrorenen Boden dieser Gebiete entnommen, und das Fleisch, obwohl Jahrtausende alt, wurde trotzdem von Hunden noch gefressen. Wie diese Mammuthreste hier so massenhaft sich ansammeln konnten, das ist freilich noch ein ziemlich ungelöstes Räthsel.

Unter ganz namenlosen Schwierigkeiten drangen kühne Männer theils zu Schlitten, theils mittelst elender Schiffchen an

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)