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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)


Der Zufluß der Fremden nach Dessau, die sich hier häuslich niedergelassen haben, ist jetzt im Steigen. Wer die Ruhe sucht, dürfte sie in Dessau finden. Auch für geistige und künstlerische Genüsse ist vielfach gesorgt. Capelle und Theater wetteifern mit derartigen Instituten vieler größerer Städte, und die reichen Kunstsammlungen in den herzoglichen Schlössern sind eine wesentliche Zierde der Stadt.

An einer rechten geistigen Regsamkeit und geistig belebten Geselligkeit fehlt es zwar noch in Dessau, aber beides wird aus den erweiterten Verhältnissen, bei den vorhandenen Bildungstraditionen, allmählich sich erzeugen.

Unter den schönen Wegen und Punkten um Dessau herum dürfte das obengenannte „Luisium“ die erste Stelle einnehmen. Die Muldbrücke führt uns in die Muldaue. Hier prangt Alles in lachendem, saftigem Grün. Indem wir die Chaussee links liegen lassen, gehen wir rechts eine schattige Wallpromenade hinaus. Wir freuen uns über die jugendkräftigen Stämme und frischen Wipfel der Scharlacheichen, und über die sich uns rechts erschließende, stundenweit sich erstreckende, wahrhaft herrliche Wiesen- und Waldperspective des sogenannten „Thiergartens“, dessen mächtige uralte Eichenstämme sich im Süden und Südosten scheinbar zu einem Urwald zusammendrängen. Jenseits der bald erreichten Jonitzer Muldbrücke wenden wir uns etwas links und betreten alsbald die nach dem „Luisium“ führende Allee: Linden, Kastanien, Eichen und Buchen in malerischer Abwechslung, rings weiter und breiter Wiesenteppich, rechts das hinter Bäumen versteckte Dorf Jonitz.

Die Wipfel der Bäume verschlingen sich auf diesem Wege zu einem einzigen großen Laubdach und wehren jedem neugierig eindringenden Sonnenstrahl, Frische und Kühlung verbreitend. Es ist uns, als wandelten wir durch die Hallen eines riesigen Domes. Im „Luisium“ selbst empfängt uns Waldeinsamkeit, Waldfrieden. Es lagert wie eine immerwährende Sonntagsruhe über diesem wunderschönen Park, und wer hier mit offenem Auge und empfänglichem Sinne gewandelt, wird niemals ohne die rechte Sonntagsstimmung heimgekommen sein.

So ist auch der Weg von Dessau nach Wörlitz durch den „Vockeroder Busch“ und hinter dem Dorfe Vockerode, den hohen mit blühenden Hecken und gesegneten Fruchtbäumen eingefaßten Elbwall hinauf, ein Edelstein in den Schöpfungen des Herzogs Franz. Auf diesem an lieblichen Durch- und Fernsichten so reichen Walle, links die Elbe, von größeren und kleineren Fahrzeugen mit ihren schwellenden Segeln bedeckt, rechts ein lachendes Landschaftspanorama – hier war es, wo einst Lord Stewart, ein Freund und Verehrer Franzens, vom Anblick all der Schönheiten entzückt, in den Ruf ausbrach: „Goddam! Hier bin ich in England.“

Und Wörlitz selbst? In der That, man braucht es nur gesehen zu haben, um die Wahrheit von Goethe’s Worten zu fühlen, die er von Wörlitz aus an einem Maitage der achtziger Jahre an Frau von Stein schrieb:

„Hier ist’s jetzt unendlich schön. Mich hat’s gestern Abend, wie wir durch die Seen, Canäle und Wäldchen schlichen, sehr gerührt, wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben, einen Traum um sich herum zu schaffen.“

L. Würdig.




Blätter und Blüthen.

Ein Opfer des Winters. (Mit Abbildung S. 45.) Die Jagd- und Waldfreunde – und deren zählen wir viele im Kreise unserer Leser – werden sich gern an einem Bilde erfreuen, welches einen Blick in das Thierleben im Winterwalde eröffnet und dabei, nach der Erzählung des Malers, den Vorzug hat, genau der Natur abgelauscht zu sein. Auf einer schneebedeckten Höhe des Hunsrück-Gebirges war es, wo die froststarre Erde dem Hochwild die Nahrung entzogen und besonders den schon altersschwachen Theil desselben dem Hungertod geweiht hatte. Ein Rudel alter Hirsche ist – so schreibt uns der Künstler – schon von einem Wechsel zum andern gezogen und hat jeden Grashalm, der noch verstohlen aus der Schneedecke sich hervorstreckte, jedes dürre Laub mit Mühe gefunden und abgeäßt. Immer höher steigt die Nahrungsnoth, immer schwächer werden die Kräfte der edlen Thiere. Ein prächtiger Zwölfender bleibt endlich, in mondklarer Winternacht, vom Rudel zurück. Mühsam schleppt er sich allein zwischen den Stämmen hin, bis er zusammenbricht, matt das gekrönte Haupt auf den vom Monde blau beschimmerten Schnee legend. Immer schwerer werden die Athemzüge; immer matter blicken die „Lichter“ wie flehend zum Sternenzelt empor. Da – noch einmal ein Aufflackern der letzten Lebenskraft – das stolze Haupt sinkt zurück – die „Lichter“ sind erloschen. So findet der heranbrechende Tag den todten König der Wälder. Soeben zieht nicht fern von diesem Todtenbette ein Rudel Sauen vorüber. Der vorderste Keiler zieht an; er nimmt eine unerwartete Witterung auf, und bald schlägt das ganze Rudel den Weg des Führers ein, der in wenig Augenblicken die Todtenstätte erreicht hat und hier unverhofft ein leckeres Frühstück findet. Zugleich aber huscht jenseits Etwas geduckt über den Schnee heran, wie unschlüssig dann und wann Halt machend und verdrießlich auf die herbei trottenden Wildschweine schielend: auch Reinecke ist schon auf guter Fährte und sieht mit mißgünstigem Auge, daß Stärkere ihm zuvorgekommen.

So sah ich das Bild im Walde. Zogen sich auch Fuchs und Sauen, als sie mich gewahrten, scheu zurück, so hatten die letzteren doch, als ich den Förster nach zwei Stunden auf den Platz führte, den Hirsch schon „angeschnitten“.




Die Harfe der Königin Marie Antoinette wird uns als dermaliges Besitzthum des Malers F. Madaus in Stuttgart angezeigt, dessen Schwiegermutter sie 1833 von der Gräfin Marbly durch Kauf erworben habe. Als Fabrikant derselben sei „Ousineau Père et fils à Paris“ genannt. Es scheinen somit mehrere Harfen der unglücklichen Königin vorhanden zu sein.



Kleiner Briefkasten.


H. N. in G. Unsere der „Revue internationale des Sciences“ entnommene Nachricht, daß die kreuzweise in der Kirche St. Peter zu Genf ausgespannten Fäden die Akustik derselben merklich verbessert hätten, ist nach einer uns von dem zuständigen Consistorium gütigst gemachten Mittheilung nicht begründet; die Fäden sind vielmehr, weil die erwartete Wirkung nicht eintrat, wieder entfernt worden.

M. F-w in Wien. Die Angabe Ihrer Adresse wird gewünscht.

A. Sch. in M. Nein, aber einem arbeitsfähigen Invaliden, welcher Drechsler oder in Portefeuille- und Etuis-Arbeiten geübt ist, kann sofort Stellung angewiesen werden.

Alter Abonnent in Santo. G. Zechmeyer in Nürnberg.



Für die Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute von Zwickau

gingen ferner ein: L. P. Sterrenberg in Lehe M. 5; ein Freund der „Gartenlaube“ in Warnsdorf M. 20; Ungenannt M. 15; G. F. in Nürnberg M. 10; Th. Scriba in Schotten M. 3; Entschädigung d. K. G. A. in Leipzig an C. Heinze in Dresden M. 8; Frau Adelheid K. in Bocholt M. 3; Rustic. Fris. budjadingensis M. 5; A. Halbreuter in Steinau M. 14,55; gesammelt bei der Abschiedsfeier eines Freundes in Gruhle’s Restaurant in Leipzig M. 15; die Kochlianer M. 3; Postsecretär Poßner in Halle M. 5; F. F. M. 18; Scatpartie in Vorsfelde M. 17; J. H. Sallanus in Burgsteinfurt M. 20; C. H. M. 10; Frau Lindig M. 10; Z. 13. M. 10; Chammensee in Hof M. 10; C. K. M. 5; Gutsbesitzer Kempka in Schwalgendorf M. 3; Henschel und Loche in Hattingen M. 2; W. Opponius in Wittenberg M. 5; Frau Oberförster E. Laschke in Wudeck M. 5; Gutsbesitzer Schönfeld in Kelpin M. 20; Postsecretär W. Schädel in Preußisch-Stargard M. 3; Fräulein Jeanette Claassen in Danzig M. 3; Louis Auler in Bentheim M. 10; R. P. in Danzig M. 10; Familie Levin in Braunschweig M. 12; „Glück auf“ aus Obertraubling M. 10; Ch. Schnittler in Bielefeld M 3; H. Ludwig Eidmann in Naumburg M. 3; Fr. Hirschfeld in Egeln M. 6; Alb. Neumann in Hirschberg M. 3; Fr. Gm. in Neugersdorf M. 5; C. M. in Bitterfeld M. 1; F. W. M. 5; Friedrich Trumpler in Augsburg M. 2; Ideiningos Damenstiftung M. 10; v. H. M. 15; E. G. in A. M. 2; M. in Vetschau M. 3; P. S. B. in Köln M. 10; Ungenannt in Schweidnitz M. 13; Fräulein J. W. M. 10; O. O. in Gotha M. 1; aus Breslau M. 5; Robert Propach in Frankfurt am Main M. 10; Abonnent vom Schwarzwald M. 5; Frau Banquier Hch. Müller’s Wittwe und Frau Amalie Quosig’s Wittwe in Landau M. 15; Lena und Gerta Freudenberg M. 10; L. F. M. 5; ein Unterofficier des vormaligen Kurhessischen Leibgarde-Regiments M. 50; A. M. M. 10; S. S. in Remscheid M. 30; Ertrag einer Sammlung in Langenargen durch Braß M. 25; S. V. in M. M. 10; Karl Brinke in Parchwitz M. 10; N. N. in Oldenburg M. 10; Kataster-Controleur Krüger in Stade M. 3; H. B. in Elsterwerda M. 5; aus der Sparcasse von W. S. M. 1; C. Reuter in Oberndorf M. 2; R. R. in W. M. 5; A. S. in Berlin M. 3; aus Nowawes M. 10; Herm. Unger in Granschütz M. 3; W. N. M. 15; Neue Ansiedelung Königsborn bei Magdeburg M. 10; B. D. in Brüssow M. 3; Fr. Panthel in Ems M. 5; aus Herrnstadt M. 5; W. G. in Schwerin M. 5; A. H. in Greifswald M. 5; Frau Emma Jeppe in Schwerin M. 5; Ad. Pitthahn in Wollstein M. 5; Unbekannt M. 5; Rechnungsrath Schleicher in Pyrmont M. 10; W. M. 5; Albert Grün in Straßburg im Elsaß M. 10.

Die Redaction der „Gartenlaube“.



Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_056.jpg&oldid=- (Version vom 14.2.2021)